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4 801

Mittwoch, 26. Juli 2023, 19:50

Ausrüstung der Kreuzrah – Rahhanger und Quarterblock / Suspentes et poulie d´ecoute
Die Kreuzrah der La Créole hatte keine Jackstage und nur einen Quarterblock für die Umlenkung der Schoten in der Rahmitte. Dieser Block war daher als Doppelblock ausgeführt, wie auf dem folgenden Detailfoto vom Pariser Modell zu erkennen ist.


Quelle: Monographie der La Créole von J. Boudriot, Seite 168

Anhand diese Doppelblockes mit einer Länge von 5,6 mm in Modellgröße möchte ich einfach nochmals meine Methode der Blockherstellung näher erläutern.
Die Zeichnung eines Doppelblockes aus dem Atlas du génie maritime skaliere ich auf die erforderliche Größe und klebe den Ausdruck auf eine Birnbaumholzleiste mit den entsprechenden Abmessungen. Da ich bei dieser Blockgröße separate Scheiben einsetze, werden im nächsten Schritt die Scheibgatts gefräst. In diesem Fall mit einer Breite von 0,6 mm.
Nach dem Formgeben mittels Schmirgelfeile werden mit einer Rundfeile die Nuten für die Stroppen angebracht. Der Feinschliff erfolgt mit einer feinen Stahlwolle und das Schlussfinish wird mit einer Ballenmattierung vorgenommen.


Wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist, habe ich zwischenzeitlich die voll gekleideten Rahhanger und dazwischen den Doppelblock für die Kreuzmarssegelschoten mittels Rosenlaschung angebracht.




Weiter geht es demnächst mit der Herstellung des Tauracks.
Fortsetzung folgt …

4 802

Mittwoch, 26. Juli 2023, 21:36

Hallo Johann,
wie immer tolle Arbeit. Was mich manchmal viel mehr ins Grübeln bringt ist, warum wurde manches genauso gemacht? Was waren die Vorteile, dass die Taue, Leinen und Seile genau so geführt wurden und manche Teile genau so montiert. Da steckte aus der Zeit viel Erfahrung drin und bestimmt auch viel Mißerfolg, bis das alles so war, wie du es jetzt haarklein nachbildest.

Du bist bestimmt ein wiedergeborener Schiffskonstrukteur! ^^
Gruß Stefan
Die Intelligenz auf einem Planeten ist eine Konstante. Nur die Zahl der Bevölkerung wächst!

Jean-Luc Picard

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4 803

Dienstag, 1. August 2023, 19:22

Hallo Stefan,
Danke für Dein Interesse und Lob. Hört man gerne.

Die Takelagen von Segelschiffen hat sich über Jahrhunderte entwickelt. Dabei sind länderspezifische Unterschiede gegeben. Auch ist zu beachten, in welchem Zeitraum das Segelschiff getakelt worden ist und von welcher Werft.
Meine "Weisheiten" habe ich versucht aus den verschiedensten Quellen zusammenzutragen. Vieles ist u. a. aus zeitgenössischer Fachliteratur und von zeitgenössischen Modellen abgeschaut sowie natürlich aus der Monographie von J. Boudriot.
Jedoch kann keiner den Anspruch erheben, alles 100 zig richtig zu machen bzw. alles darüber zu wissen; das Thema ist einfach zu komplex.
Manche Details lassen sich selbst nach längerer Recherche nicht eindeutig klären, zumal auch die Takelagen in der Realität von dem jeweiligen Kommandanten nach dessen Vorstellungen angepasst bzw. verändert worden sind.
Ich versuche nur für mein Modell eine möglichst realistische Nachbildung der Takelage zu erreichen.


Ausrüstung der Kreuzrah – Taurack und Blöcke für die Brassen / Drosse d´une basse vergue et poulies du bras de artimon

Auch die Kreuzrah wird am Mast mit einem sogenannten Taurack bzw. Schmierrack angeschlagen, analog der Fock- und Großrah. Die Durchmesser der dazu gekleideten Taue sind natürlich wesentlich geringer.


Die Brassen für die Kreuzrah können naturgemäß nur nach vorne geführt werden. Die feststehenden Parts waren an den Großwanten fixiert. Über einen Umlenkblock, der ebenfalls an den Großwanten befestigt war, liefen sie runter zu den Belegstellen an Deck. Wegen der Pardunen des Großmastes mussten die Blöcke der Brassen an der Kreuzrah näher zur Rahmitte angebracht werden.
Auf der folgenden Bildercollage sind auf Bild 1 die Blöcke der Brassen (l = 4,0 mm), teilweise bestroppt, für die Kreuzrah zu sehen. Dazu legte ich zwei Schotblöcke der Großrah, um einen Größenvergleich zu ermöglichen. Das Bild 2 zeigt einen fertig bestroppten Block der Kreuzbrassen und einen weiteren unbestroppten im Vergleich zu einem Brassenblock der Fockrah.
Mein Maßstabmännchen, das ich in letzter Zeit etwas vernachlässigt habe, soll ein Gefühl für die Maßstäblichkeit der Blockgrößen geben.


Das nächste Bild zeigt die fertig bestroppten Blöcke für die Brassen. Zum einen, die direkt an der Rah installiert werden, und zum anderen die Umlenkblöcke, die an den hintersten Wanten des Großmastes befestigt werden.



Wie ich im „The Boy's Manual of Seamanship and Gunnery“ von C. Burney, 1867 gelesen habe, war die Rosenlaschung die Standardverbindung von Stroppen bzw. Krägen um Rundhölzer wie Rahen und Masten. Nachdem diese Blockstroppen für die Brassen nicht wie bei der Groß- und Fockrah übergestreift werden konnten, macht eine Rosenlaschung für mich Sinn.



Schließlich folgt ein Bild mit einem bereits montierten Brassenblock.


Demnächst geht es mit den Fußpferden für diese Rah weiter.
Fortsetzung folgt …

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4 804

Donnerstag, 10. August 2023, 16:00

Fertigstellung: Ausrüstung der Kreuzrah – Fußpferde, Kreuzmarsschoten,Toppnanten etc. / Marchepieds, ècoutes de perroquet de fougue, balancines etc.
Auf der Grundlage eines älteren Fotos des Pariser Modells der La Créole konnte ich die Ausführung der Fußpferde für die Kreuzrah soweit nachvollziehen (siehe Bildausschnitt).


Quelle: Gallica, Bibliothèque nationale de France, Corvette La Créole [modèle réduit de bateau exposé au musée de la Marine, au Louvre] : [photographie de presse] / [Agence Rol] 1904-1908


Quelle: Gallica, Bibliothèque nationale de France, Corvette La Créole [modèle réduit de bateau exposé au musée de la Marine, au Louvre] : [photographie de presse] / [Agence Rol] 1904-1908 - Bildausschnitt

Die entsprechende Größe der Kreuzrah einer Korvette erforderte offensichtlich bei den Fußpferden keine Springpferde, wie auf dem vorstehenden Bildausschnitt zu erkennen ist. Insofern orientierte ich mich bei der Ausführung meines Modells an dieser Vorgabe.

Vor den Fußpferden wurden auf die Rahnocken der Kreuzrah des Modells als Scheuer die Grummets, die Rahnocklegelkauschen und schließlich die Toppnanten aufgelegt.
Das nächste Bild zeigt Details zu den 4 mm langen Blöcken der Toppnannten, die dann später am Eselshaupt des Kreuzmastes an entsprechenden Augbolzen befestigt werden.
DSC00889_wett.jpg

Auf dem nächsten Bild ist eine Rahnock mit den vorgenannten Takelelementen und der bereits eingezogenen Kreuzmarsschot zu sehen.


Und schließlich zwei weitere Bilder der fertig aufgetakelten Kreuzrah:




Bis demnächst …

4 805

Donnerstag, 10. August 2023, 18:32

Moin Johann,

auch wenn ich mich wieder und wieder wiederhole ... was Du hier zeigst, ist einfach grandios!

Von der Recherche, über Planung und Ablaufgestaltung bis hin zur Anfertigung der Takelarbeiten ... traumhaft :ok:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


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4 806

Donnerstag, 10. August 2023, 23:03

Eine derart filigrane, perfektionierte Arbeit wo man nur staunen kann....

Gruß
Andreas
Im Bau:
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4 807

Sonntag, 20. August 2023, 09:27

Für eure netten Kommentare vielen Dank.
Mit neuer Motivation geht es hier mit einem Update weiter:

Ausrüstung der Marsrahen – Rahrack und Drehreepsblock / Racage d´une vergue et poulie d´itague
Die Zutakelung der Marsrahen unterscheidet sich von den Unterrahen insbesondere durch folgende Eigentümlichkeiten:
Refftaljen, Racks und Drehreeps mit Marsfallen.
Die Racks der Marsrahen hatten die Aufgabe die Rah fest an der Marsstenge zu halten, aber zugleich musste so viel Spiel vorhanden sein, um ein scharfes Anbrassen der Rah zu ermöglichen. Außerdem sollte das Rack ein Auf- und Abgleiten der Rah an der Stenge gewährleisten. Die Racks der Marsrahen waren weniger komplex gestaltet, wie die der Unterrahen und somit nicht verstellbar.
Zum Zeitpunkt der Ausrüstung der La Créole kamen die Racks mit Schlieten und Klotjes so nach und nach aus der Mode. Wie schon mehrfach erwähnt hatte diese Korvette bereits viele „moderne“ Ausrüstungselemente, nicht nur in der Takelage.
Entsprechend der Beschreibung in der Monographie von J. Boudriot in Verbindung mit dem folgenden Bildausschnitt vom Pariser Orginalmodell kommt klar zum Ausdruck, dass es sich hier um ein reines Taurack, ohne Schlieten und Klotjes, handelte. Dabei war der hintere Bereich um die Stenge zum Schutz vor Abnutzung mit einer Lederummantelung geschützt.


Quelle: Monographie La Créole von Jean Boudriot, Seite 169

Die weitere Detailausführung für mein Modell leitete ich wie nachfolgend dargestellt aus Seamanship von G. S. Nares ab, mit dem Unterschied, dass auf einer Seite ein geschlossenes Auge ausgebildet wurde. Dies geht aus der Beschreibung in der Monographie hervor.


Quelle: Seamanship, G. S. Nares, 1868

Diese Korvette führte doppelte Drehreeps zum Heißen und Fieren der Marsrahen. Bei den Drehreepsblöcken handelte es sich bei der La Créole um drei große einscheibige Blöcke. Das Drehreep fährt dann durch den einen Block in der Rahmitte und jeweils durch die Blöcke, welche unter der Bramsaling angebracht wurden. Am Ende der Drehreeps waren die Blöcke der Marsfallen eingebunden, welche auf den Rüsten fixiert wurden.


Quelle: Monographie La Créole von Jean Boudriot

Die folgenden Bilder zeigen die Umsetzung dieser Takelelement für die Großmarsrah:









Zur weiteren Zutakelung der Großmarsrah habe ich noch verschiedene Details zu klären, wie z. B. Refftaljen, Jackstage, Blöcke für Schoten, Geitaue, Bauch- und Nockgordings.
Fortsetzung folgt …

4 808

Dienstag, 22. August 2023, 22:45

Was für eine unfassbare Arbeit, die du hier ablieferst! Da kann man nur staunen!

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4 809

Donnerstag, 24. August 2023, 20:45

@yann

Danke für den lieben Kommentar.

Und hier geht es mit ein paar Kleinigkeiten weiter:

Fortsetzung: Ausrüstung der Marsrahen – Quarterblöcke / Poulies d´ecoute et Poulies de cargue de point
Die Quarterblöcke, in der Regel zweischeibige Blöcke, wurden bei den Engländern auch als thick-and-thin-blocks bezeichnet. Die Scheiben für die Bramschoten waren dicker und über die dünneren Scheiben führten die Geitaue. Bei den Unterrahen wurden für die Schoten und die Geitaue getrennte einscheibige Blöcke verwendet.
Für mein Modell der französischen Korvette fertigte ich die 4 mm langen Doppelblöcke nach der bereits mehrfach beschriebenen Methode an. Da die Großbramschoten und die Vorbramschoten mit ø 19 mm bzw. ø 17 mm keinen großen Unterschied aufweisen, ist der die Dickenunterschied der Blockscheiben nur marginal.




Bei den Blockstroppen erschien mir der erste Versuch zu mächtig (links im Bild). Den zweiten Versuch mit dünneren Stroppen fand ich wesentlich passender.


Die letzten beiden Bilder zeigen die festgezurrten Quarterblöcke in Position.




Mit den Recherchen zur Ausführung der Refftalien bin ich noch nicht weitergekommen. Möglicherweise habt ihr Informationen, wie diese bei den Franzosen ausgesehen haben.
Bis dann …

4 810

Freitag, 25. August 2023, 09:25

Wie immer oberherrlich!

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

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4 811

Montag, 28. August 2023, 11:00

@dafi

Hallo Daniel,

Danke für das Kompliment, dass ich nur zurückgeben kann.

Fortsetzung: Ausrüstung der Marsrahen – Bauchgordingsblöcke / Poulies de cargue de fond
An den Marsrahen waren auch eine Reihe von Blöcken für die Brassen, Bauch- und Nockgordings montiert. Aufgrund der Durchmesser dieser Taue ergeben sich hierzu die Blockgrößen mit einer Länge von 3,4 mm. Um die Einkerbungen für die Blockstroppen besser in das Holz feilen zu können, habe ich in eine neue Nadelfeile investiert und sie mit einem schönen Heft aus Elsbeere ausgestattet.
Zugegeben nicht ganz billig, aber diese Feile verfügt oben am Heft über einen Durchmesser von nur 1,0 mm und verjüngt sich bis zur Spitze auf 0,5 mm.


Natürlich gibt es für dieses filigrane Werkzeug weitere Einsatzmöglichkeiten. Allerdings bedarf es eines äußerst vorsichtigen Umgangs mit diesem filigranen Werkzeug, denn es kann wohl sehr leicht beschädigt werden.

Entsprechend der nachfolgenden Skizze statte ich die Großmars- und Vormarsrah aus.


Zwischenzeitlich wurden weitere Blöcke für die Marsrahen angefertigt. Unter anderen auch die Bauchgordingsblöcke, die bereits am Stropp des unteren Drehreepsblock der Großrah zu getakelt wurden, wie auf den nächsten beiden Bildern zu sehen ist.




Fortsetzung folgt …

4 812

Montag, 28. August 2023, 21:22

Werkzeug, das schon anmutet, im Maßstab 1:10 zu sein! :D

Meine volle Bewunderung für die Geduld, so kleine Arbeiten so präzise auszuführen.

Gruß Stefan
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Jean-Luc Picard

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4 813

Montag, 4. September 2023, 19:05

Hallo Stefan,

vielen Dank für Deinen lieben Kommentar.

Fortsetzung: Ausrüstung der Großmarsrah – Jackstag, Blöcke für Bauch- und Nockgordings / Filière d`envergure, poulies de cargue de fond et poulies de boulin
Auch die Marsrahen waren bei der La Créole bereits mit Jackstagen ausgerüstet. Analog der Ausführung, wie bereits bei der Groß- und Fockrah gezeigt, wurde das zweiteilige und vollgekleidete Jackstag für die Großmarsrah angefertigt. Das folgende Bild zeigt einen Teil des Jackstages mit dem Taljereep.


Auf dem nächsten Bild zeige ich nochmals die Blöcke für die Marsrahen im Größenvergleich (Drehreepsblock der Großmarsrah, Drehreepsblock der Vormarsrah etwas kleiner). Die Blöcke für die Brassen sind entgegen meiner gezeigten Skizze 4 mm lang.


Zwischenzeitlich habe ich das Jackstag auf der Großmarsrah installiert und verzurrt sowie auch die Blöcke für die Nockgordings daran festgezurrt.




Somit fehlen noch die Toppnannten, die Blöcke für die Brassen und die Fußpferde. Auch die Schoten und die Geitaue werde ich dann noch soweit einziehen.
Fortsetzung folgt …

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4 815

Samstag, 9. September 2023, 12:37

Hallo Frank,
Danke für den Zuspruch.


Fortsetzung: Ausrüstung der Großmarsrah – Blöcke für die Brassen und Toppnanten / Poulies de bras et balancines
Die Blöcke für die Brassen der Großmarsrah der La Créole hatten laut der Tabelle in der Monographie im Original eine Länge von 190 mm, was im Maßstab 1:48 einer Länge von rd. 4 mm entspricht.
Wie die Brassenblöcke der Unterrahen wurden diese auch ohne Tauschenkel, sondern direkt über Kauschen ( „Dog and Bitch“ – Verbindung) an den Rahstroppen befestigt.




Die einfachen Toppnanten wurden mit gekleideten Augspleißen über die Rahnocken gestreift.





Entgegen der Anordnung der Fußpferde bei den Unterrahen werden diese bei den Marsrahen erst weiter am Ende der Rahnocken aufgelegt. Aber davon demnächst mehr.
Zudem muss ich noch klären, ob und wieviel Springpferde an den Fußpferden der Marsrahen angebracht waren. Am Pariser Originalmodell sind keine Springpferde vorhanden, soweit ich das auf Grund des mir zur Verfügung stehenden Bildmaterials sehen kann. Tendenziell bin ich trotzdem der Meinung, dass zumindest ein Springpferd pro Seite nicht falsch wäre.

Bis demnächst …

4 816

Mittwoch, 25. Oktober 2023, 21:24

Der Johann spannt uns gerade wirklich auf die Folter!

Johann, so get das nicht! Uns trocknet schon der Mundwinkel aus vor lauter Hecheln nach Nachschub! :) :thumbsup: :abhau:
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Jean-Luc Picard

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4 817

Donnerstag, 26. Oktober 2023, 14:53

Hallo Kollegen,

leider kann ich nur mit etwas Unspektakulärem aufwarten.
Aber ich gelobe Besserung ... :D

Herstellung einer Staubschutzhülle
Seit dem letzten Beitrag hat sich in meiner Modellbauwerft sehr wenig getan.
Wenn am Modell nicht gearbeitet wird, man es sozusagen nicht ständig im Blick hat und somit ersten Staubansätzen nicht entgegenwirkt werden kann, dann ist es ratsam es unter eine Schutzhaube zu stellen.
Da ich sicherlich auch noch einige Zeit mit der Ausrüstung der Rahen beschäftigt sein werde, trug ich mich daher schon länger mit dem Gedanken, das Modell gegen Staub zu schützen.
Eine Vitrine wäre zu unpraktisch, da man von Zeit zu Zeit wieder am Modell arbeiten muss. Insofern habe ich mir überlegt, eine günstige Staubschutzhülle zu bauen, die es ermöglicht die Frontseite zu öffnen, um das Modell entnehmen bzw. an ihm arbeiten zu können.
Mit Fichtenleisten 20/20 mm und Metallwinkeln wurde der Rahmen hergestellt, der auf der Rückseite mit Molton-Stoff bespannt worden ist. Das sorgt für einen neutralen Hintergrund und ggf. für mögliche Detailaufnahmen. Die restlichen Flächen erhielten eine Bespannung aus einer glasklaren PVC-Folie. Die Vorderseite kann mittels einer Längsleiste nach untern verspannt bzw. noch oben aufgerollt werden.








Demnächst kann ich hoffentlich wieder dort weitermachen, wo ich vor fast 2 Monaten aufgehört habe.
Also bis dann…

4 818

Donnerstag, 26. Oktober 2023, 15:25

Hallo Johann,

ein nicht unwichtiger Gedanke und alles andere als unspektakulär finde ich.

Schöne tolle Idee mit dem Holzrahmen und der Folie und sauber gelöst. Wobei wir das von dir eben so gewohnt sind :ok:

Gruß
Andreas
Im Bau:
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4 819

Sonntag, 26. November 2023, 21:16

@Cpt.Barbossa

Vielen Dank für Dein Interesse.


Fortsetzung: Ausrüstung der Großmarsrah – Fuß- und Springpferde – Marchepieds et étriers usw.
Der Garten wurde „aufgeräumt“ und für den Winter bereit gemacht. Auch im Haus ist soweit alles erledigt. Die Tage sind kürzer geworden und die Motivation ist auch wieder auf einem hohen Level.
Somit geht es hier weiter, womit ich vor nun gut 2 Monaten aufgehört habe und zwar mit den Fußpferden der Großmarsrah.
Zur Ausführung der Fuß- und Springpferde für diese Rah führte ich zwischenzeitlich nochmals Recherchen durch und entschloss mich daher entgegen meiner bisherigen Annahmen (siehe Skizze in vorhergehenden Berichten) doch je Rahhälfte zwei Springpferde anzubringen. Die äußeren Befestigungspunkte der Fußpferde werde ich dementsprechend weiter nach innen verlegen.
Was mir in diesem Zusammenhang als wichtige Anmerkung erscheint, ist die Tatsache, dass das es auch bei so unscheinbaren Details wie den Fußpferden folgenden Grundsatz zu beachten gilt: Je höher in der Takelage, desto filigraner werden die Takelelemente, wie auch Taue, Kauschen und Blöcke.
Deshalb zeige ich auf folgendem Bild den Unterschied zwischen den Springpferden der Großrah (oben links im Bild) und der Großmarsrah, der durchaus erkennbar wird.


Auf der nächsten Abbildung sind die fertiggestellten Fußpferde mit den Springpferden der Großmarsrah zu sehen und das ein oder andere Detail in einer Vergrößerung. Die Fußpferde haben fürs Modell einen Durchmesser von 0,54 mm (Originalgröße ø 26 mm), die Springpferde ø 0,48 mm (ø 23 mm).


Nach dem Anbringen der Fuß- mit den Springpferden sowie der restlichen Ausrüstungsteile, wie die Brassenblöcke und die Toppnanten, schor ich auch schon die Bramschoten, Geitaue und die Taue für die Refftakel ein.
Die Länge der Geitaublöcke beträgt für die Großmarsrah fürs Modell 4 mm, wie auf dem nächsten Bild zu sehen. Daneben liegen bereits die Blockstroppen, vorbereitet zum einbinden.


Da ich an meinem Modell keine Segel anbringe, verbinde ich die Schotenenden (Augspleiße) mit den unteren Geitaublöcken mittels Knebel, so wie am Pariser Modell und diversen zeitgenössischen Modellen gesehen. Scheinbar verwandten die Franzosen zum Verbinden der Schothörner mit den Schoten vorzugsweise Knebel (Cabillot d´armarrage). Hingegen war hierzu bei den Engländern der Stopperknoten offensichtlich weit verbreitet, zumindest so meine Beobachtung. Belegen kann ich das leider nicht.


Diese kleinen Knebel fertigte ich aus Hartriegelholz, einem der härtesten einheimischen Hölzer, was sich sehr gut zum Drechseln und Polieren eignet, also ideal für diesen Zweck.
Folgende Abbildung zeigt den Augspleiß einer Großbramschot (0,40 mm), welcher später dann mittels Knebel mit den Geitauen des Großroyalsegels verbunden werden.


Momentan arbeite ich noch an der Großmarsrah, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist.


Das letzte Bild zeigt den rückwärtigen Teil meiner „Takelwerkstatt“. Zum einen sind hier die noch nicht ausgerüsteten Rahen und Spieren zu sehen, zum anderen verschiedenes Takelgarn und ein paar Takelutensilien, immer griffbereit.


Mit dem Anbringen der Leesegelspieren wird dann die Großmarsrah letztlich vollständig ausgerüstet sein.
Fortsetzung folgt …

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4 820

Mittwoch, 29. November 2023, 13:19

Fortsetzung: Ausrüstung der Großmarsrah – Augspleiße für Schoten
Wenn ich mich recht erinnere, bezeichnete einmal ein lieber Modellbauerkollege vor einiger Zeit das Webleinenknüpfen als „komplentative Meditation“.
Mit dem Herstellen von Augspleißen habe ich eine weitere Leidenschaft entdeckt … ????.
Aber im Ernst, es ist echt entspannend Spleiße anzufertigen. Auch das Gefühl, das Ergebnis zu betrachten, vermittelt zumindest für mich eine gewisse Erfüllung.
Nach vielen Versuchen gelingt es mir mittlerweile mehr oder weniger in fast jeder Taustärke brauchbare Augspleiße ausführen.
So habe ich zwischenzeitlich die Enden der Großmars- und Großbramschoten mit Augspleißen ausgebildet, um später die bereits beschriebene Verbindung mittels Knebel an den Geitaublöcken bzw. an den Geitautauen herstellen zu können.





Bis demnächst …

4 821

Mittwoch, 29. November 2023, 13:36

Guten Tag Johann!

Wunderschönes, bis aufs kleinste perfekt ausgeführtes Schiffsmodellhandwerk!

Deine Fortschritte und die gezeigten Bilder deines Werks entfachen bei mir immer wieder eine gewisse Demut!

Es macht Spaß dir über die Schulter schaun zu können!

Gruß
Andreas
Im Bau:
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4 822

Donnerstag, 30. November 2023, 10:11

Johann, deine Leidenschaft sieht man am Ergebnis! Einfach klasse. Und dein Werk ist immer Motivation, es selber auch zu probieren!
Gruß Stefan
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Jean-Luc Picard

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4 823

Donnerstag, 30. November 2023, 17:37

@Cpt.Barbossa
@Toyo-Jacko

Hallo Kollegen,

vorab vielen Dank für euer Interesse und die netten Anmerkungen.

Vor Längerem fertige ich mir diese Hohlspieker aus Injektionsnadeln in zwei Stärken an. Mit dem dünneren Hohlspieker führte ich z. B. bei den Webleinen
die Bändselspleiße aus.


Mit diesen "Modellspiekern" funktioniert es nach einiger Übung ganz gut.
Einfach mal ausprobieren.
Es ist zu empfehlen, die scharfen Spitzen der Nadeln etwas rund und stumpf zu machen, damit nicht die dünnen Taukardeele zerschnitten werden.

Und hier gleich mal eine Anleitung.
Los geht´s:

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4 824

Donnerstag, 30. November 2023, 22:00

Positiv verrückt...

nennt man das wohl, was Du hier machst. Ich bin erst seit ein paar Tagen im Forum angemeldet, aber als ich Deinen BB fand, der ja eigentlich schon fast ein Buch ist, habe ich glatt bereut, nicht schon vor 11 Jahren eingestiegen zu sein. Naja, Zeit zurückdrehen geht nicht, aber den Bericht in Ruhe studieren - das ist jetzt definitiv ein Muss für mich... :ok:

4 825

Freitag, 1. Dezember 2023, 06:35

Moin Johann,

während meiner aktiven Zeit habe ich ab und an mal Taue spleißen dürfen (müssen). Um ehrlich zu sein: Das ist kein Spaß und ... ich habe es gehasst 8)

Daher habe ich vor deiner Arbeit umso mehr Respekt (1:48!)

Tief verneigend
Ingo
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4 826

Freitag, 1. Dezember 2023, 17:29

@Thore Stenfalk
@feuermann6147

Hallo Kollegen,

vielen Dank für euere "Anteilnahme" ... :D


Fertigstellung: Ausrüstung der Großmarsrah
Mit dem Anbringen der Leesegelspieren wurde die Ausrüstung der Großmarsrah komplettiert.
Somit kann diese Rah bis zur endgültigen Installation am Modell auf die Seite zu den anderen gelegt werden. Zum Abschluss noch Bild, das die gesamte Rah mit einem Detailausschnitt zeigt.


Alles was möglich und sinnvoll erschien, wurde an der Rah angebracht, was die späteren Takelarbeiten am Modell doch um einiges erleichtern wird.
Als nächstes werde ich die Vormarsrah ausrüsten, analog der Großmarsrah. Jedoch in angepasster Form, was die Taustärken und Blockgrößen anbelangt. Viele Takelelemente wurden bereits mit den Teilen für die Großmarsrah angefertigt. Insofern kann ich davon ausgehen, dass der neue Arbeitsabschnitt etwas zügiger voran gehen wird. Zudem ist auch die Recherche für die Detailausbildung soweit abgeschlossen.
Fortsetzung folgt …

4 827

Samstag, 2. Dezember 2023, 08:23

Hallo Johann!

Ich könnte nun wieder einmal schreiben, wie toll ich Deine
Baufähigkeiten und Fortschritte finde. Ich möchte aber etwas anderes dazu
sagen. Du strahlst seit Anbeginn mit Deinem Baubericht hier und in anderen
Foren Ruhe und Unaufgeregtheit aus, was sich in Deinem Modell widerspiegelt.
Vielleicht bewundere ich deshalb nicht nur Dein Modell an sich, als vielmehr
Deine Arbeitsweise und Deine Fähigkeiten zur langfristigen Planung und
Umsetzung. Ich kenne diese Akribie bei mir nur von meinen Kompositionen, meist
Klavier & Cello. Im Modellbau aber verhalte ich mich eher wie ein kleines
Kind, dass gerade unterm Christbaum seine Pakete aufmacht und allen zeigen
will. Ich gestehe: Wenn ich einmal groß bin, will ich auch so im Modellbau
arbeiten können und ein Modell von Grund auf selbst erbauen… Und Deine Herangehensweise
verleiht Mut, es vielleicht doch mal selber zu versuchen… Viele Grüße!
In Bau: H.M.S. Sphinx von Vanguard Models , H.M.S. Agamemnon, Fertig: Russische Brigg Mercury, H.M.S Victory von Heller, USS Kearsarge 1861 von Revell

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4 828

Dienstag, 5. Dezember 2023, 14:58

Hallo Stefan,

Danke für Deinen netten Beitrag.
Es freut einen natürlich, wenn das was man macht gefällt.
Ich gehe davon aus, dass Deine Kompositionen der klassischen Musik zuzuordnen sind, oder?

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4 829

Donnerstag, 7. Dezember 2023, 12:54

Ausrüstung der Vormarsrah – Rahrack, Drehreepsblock und Bauchgordingsblöcke, Jackstag/ Racage d´une vergue, poulie d´itague et poulies de cargue fond, filière d`envergure

Entsprechend meiner Ankündigung befasse ich mich derzeit mit der Ausrüstung der Vormarsrah. Wie bereits erwähnt erfolgt dies analog der Ausstattung für die Großmarsrah, jedoch eben in angepasster Größe.
Mit der folgenden Darstellung soll gezeigt werden, wie das Rack der Vormarsrah mit einer Lederummantelung versehen wird und wie die einfachen Blockstropps der Reihenfolge nach gekleidet werden. Weiter sind darauf der Drehreepsblock mit den angestroppten Bauchgordingsblöcken (L=3,5 mm) abgebildet, wie auch in vergrößerter Abbildung auf dem nächsten Foto.




Mittels Rosenlaschung wurde der Drehreepsblock (L= 7 mm) an der Vormarsrah zwischenzeitlich angebracht und das Rack vorerst provisorisch festgezurrt.


Und wie auf dem letzten Bild zu sehen habe ich auch die Jackstage bereits angefertigt und befestigt. Lediglich das Reep in die Kauschen muss noch eingezogen werden, was natürlich erst nach dem Festmachen der Doppelblöcke für die Geitaue und Schoten Sinn macht.


Aber davon demnächst mehr …

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Donnerstag, 7. Dezember 2023, 17:50

Hallo Johann,
ich kann es kaum glauben, Augspleiß in 1:48 ! Ich wäre schon froh überhaupt einen Augspleiß herstellen zu können und dann deine Ausführungen in dem Maßstab...einfach unglaublich. Ich staune immer wieder mit welcher Präzision du alles fertigst und mit welcher Geduld du hunderte von Blöcken und Taue herstellst. Ich hätte schon lange die Geduld verloren. Anderseits entsteht hier ein Modell was seinesgleichen sucht und an Ende sicher einen Teil der mühseligen Arbeiten vergessen lässt. Deshalb vielen Dank für deinen Baubericht der allen Leser zeigt was im historischen Schiffsmodellbau alles möglich ist.
Gruß Peter
Historische Motorräder als scratch - bau. Mehr Infos unter www.bk350.wordpress.com

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1:48, Holz, J. Boudriot, Korvette, Segelschiff

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