Nachdem der Föhn auf Betriebstemperatur gebracht war, begannen die ersten Härtetest.
Zunächst einmal das Segel bei leichtem und starkem Wind. Eine Absenkung der Rah und ein Dichtholen bzw. Nachlassen der Schoten verändern die Form des Segels.
Ein back stehendes Segel. Es sollte sich etwas stärker um Mast und Mars schmiegen, aber das würde es vielleicht, nachdem es wieder feucht gemacht wäre.
Hier wird die Rah gefiert, sei es um den Segeldruck zu reduzieren, sei es als Vorbereitung fürs Festmachen. Das wirkt ziemlich unrealistisch, es fehlt der typische Bauch des Segels, also die nach oben gebogene Unterkante. Um ein Segel in dieser Position zu zeigen, müsste es unbedingt unter Verzicht auf eine gerade Unterkante hergestellt werden.
Die nächsten Fotos zeigen die Vorbereitung für das Festmachen des Segels in Ankerform (wie ich sie mir bislang vorstelle). Dazu ist das Segel wieder angefeuchtet worden, damit es sich besser knautschen und falten lässt. Die Seiten des Segels werden mit den Nockgordings an die Vorderseite der Rah gezogen, die Ecken mit den Geitauen an die Hinterseite.
Der vorläufige Endzustand in zwei Versionen. Bei der zweiten sind die Ecken des Segels noch von den Schoten auf halber Höhe gehalten. Das Gros des Segels liegt vor dem Mast und auf dem Mars.
Weiter gehts nicht. Mehr Faltung lässt das Material nicht zu.
Zum Material muss ich jetzt ein Wort sagen. In Ermangelung des Seide/Filmoplast-Laminats und weil ich es einfach mal ausprobieren wollte, bestehen die Segel aus Tempotuch. Ja, in der Tat! Ich habe es in ein Gemisch aus Wasser, Holzleim, Tee und Wandfarbe getunkt und dann tropfnass zum Trocknen aufgehängt und anschließend gebügelt. Danach konnte es wie das Laminat geschnitten und bemalt werden. Es zeigt eine erstaunliche Reißfestigkeit. Man muss nur darauf achten, dass sich die einzelnen Lagen nicht voneinander trennen. Allerdings scheint es mir im wieder angefeuchteten Zustand weniger geschmeidig zu sein als das Laminat. Es fehlt eben die Seide. Das Segel, wie auf den letzten Bildern gezeigt, sieht aus, als hätte der Segelmacher es in 50 Kilo Hoffmanns Ideal Stärke gewaschen. Der Segelstoff war bekanntlich ausgesprochen grob, und die Seeleute rissen sich daran gerne die Hände auf, aber so große Tücher warfen andere, viel geschwungenere Falten. Ein erstes Resultat meiner Tests mit dem Testmast dürfte also sein, dass ich ein fertig geborgenes Segel in Ankerform aus frisch eingeweichtem Tempo werde formen müssen
Schmidt