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841

Dienstag, 7. November 2023, 17:02

Die Konstruktion des Gordinators stammt aus dem Jahr 2019, und seitdem habe ich kaum damit gearbeitet. Eigentlich so gut wie gar nicht. Und da ich auch damals nur wenige Segel damit hergestellt habe, überdies solche, die dann gar keine Verwendung als Testobjekte gefunden haben, muss ich mich jetzt wieder neu in den Umgang mit dem Gerät einarbeiten.
Sehr heikel ist der Moment, da das getränkte Stückchen Tempo unter die Rah gefriemelt und dort befestigt werden muss. Das scheint am besten zu funktionieren, wenn ich es stumpf erst rechts und dann links (oder umgekehrt) befestige. Neu gelernt habe ich auch, dass ich zur Anschnürung des „Segels“ an die Rah bereits 0,1 mm Morope benutzen kann, das später nur oben auf der Rah zusammengebunden werden muss – und fertig ist die Laube. Vergessen hatte ich auch, dass ich vor vier Jahren schon herausgefunden hatte, dass es besser ist, die Temposegel bereits mit gefärbtem Leim-Wasser-Gemisch (Farbe: Tee) zu behandeln.





Hier die zweite Version der Blinde mit etwas mehr Volumen. Man darf nicht vergessen, dass das Barock das Zeitalter des forcierten Faltenfalls war.





Hier habe ich mich bereits am in Ankerform geborgenen Vormarssegel versucht. Ich fürchte allerdings, hier habe ich zu viel Volumen untergebracht. Und die „Ohren“ dürften um einiges kleiner und dezenter sein.





Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

842

Dienstag, 7. November 2023, 22:08

Immer wenn ich im Modellbau/im Forum solche realistischen Darstellungen/Ergebnisse sehe, gibt es eine gehörige Ausschüttung von Glücksgefühlen, welche in einem leichten Lachen vor dem PC-Bildschirm enden. Mit Taschentuch und Gordinator...ohne Worte... außer :respekt: :respekt: :respekt:
In Bau: H.M.S. Sphinx von Vanguard Models , H.M.S. Agamemnon, Fertig: Russische Brigg Mercury, H.M.S Victory von Heller, USS Kearsarge 1861 von Revell

843

Donnerstag, 9. November 2023, 02:55

Eine kleine Ergänzung zum Thema Ankersegel
Ankersegel ... ihr vermutlicher Sinn und Zweck ... und ihre Herstellung

Da ich nicht so recht wußte wo ich es genau hinstecke ist es im Bereich "Rund um den Schiffsmodellbau"
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

844

Sonntag, 12. November 2023, 17:19

Seitdem ich mit dem Phenix endlich einen Anfang damit gemacht habe, meine mastlosen Modelle zu takeln, mache ich mir Gedanken darüber, in welchen Stellungen man Segel aus verschiedenen Materialien realistisch darstellen kann. Mit den Laminatsegeln im kleinen und im Kleinstformat habe ich schon einige Erfahrungen gemacht. Siehe etwa die Tartane. Beim Phenix aber geht es um größere Segel und um komplexere Stellungen und Zustände. Um die mühsam hergestellte Takelage des Wellenmodells nicht zu gefährden, habe ich auf einem Bastelschrottrumpf einen Testmast aufgebaut. Er ist notdürftig, aber einigermaßen sicher abgestützt. Gesetzt ist das etwas zu klein geratene Großmarssegel. Die Rah kann herabgelassen und ebenso wie die Großrah gebrasst werden. Am Segel selbst sind Schoten, Nockgordings und Geitaue befestigt, die lang genug sind, um außerhalb des Rumpfes auf der Arbeitsplattform belegt zu werden.




Der Föhn macht sich bereits warm. (Kalauer)
Schmidt
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845

Montag, 13. November 2023, 10:13

Nachdem der Föhn auf Betriebstemperatur gebracht war, begannen die ersten Härtetest.
Zunächst einmal das Segel bei leichtem und starkem Wind. Eine Absenkung der Rah und ein Dichtholen bzw. Nachlassen der Schoten verändern die Form des Segels.






Ein back stehendes Segel. Es sollte sich etwas stärker um Mast und Mars schmiegen, aber das würde es vielleicht, nachdem es wieder feucht gemacht wäre.




Hier wird die Rah gefiert, sei es um den Segeldruck zu reduzieren, sei es als Vorbereitung fürs Festmachen. Das wirkt ziemlich unrealistisch, es fehlt der typische Bauch des Segels, also die nach oben gebogene Unterkante. Um ein Segel in dieser Position zu zeigen, müsste es unbedingt unter Verzicht auf eine gerade Unterkante hergestellt werden.








Die nächsten Fotos zeigen die Vorbereitung für das Festmachen des Segels in Ankerform (wie ich sie mir bislang vorstelle). Dazu ist das Segel wieder angefeuchtet worden, damit es sich besser knautschen und falten lässt. Die Seiten des Segels werden mit den Nockgordings an die Vorderseite der Rah gezogen, die Ecken mit den Geitauen an die Hinterseite.







Der vorläufige Endzustand in zwei Versionen. Bei der zweiten sind die Ecken des Segels noch von den Schoten auf halber Höhe gehalten. Das Gros des Segels liegt vor dem Mast und auf dem Mars.








Weiter gehts nicht. Mehr Faltung lässt das Material nicht zu.
Zum Material muss ich jetzt ein Wort sagen. In Ermangelung des Seide/Filmoplast-Laminats und weil ich es einfach mal ausprobieren wollte, bestehen die Segel aus Tempotuch. Ja, in der Tat! Ich habe es in ein Gemisch aus Wasser, Holzleim, Tee und Wandfarbe getunkt und dann tropfnass zum Trocknen aufgehängt und anschließend gebügelt. Danach konnte es wie das Laminat geschnitten und bemalt werden. Es zeigt eine erstaunliche Reißfestigkeit. Man muss nur darauf achten, dass sich die einzelnen Lagen nicht voneinander trennen. Allerdings scheint es mir im wieder angefeuchteten Zustand weniger geschmeidig zu sein als das Laminat. Es fehlt eben die Seide. Das Segel, wie auf den letzten Bildern gezeigt, sieht aus, als hätte der Segelmacher es in 50 Kilo Hoffmanns Ideal Stärke gewaschen. Der Segelstoff war bekanntlich ausgesprochen grob, und die Seeleute rissen sich daran gerne die Hände auf, aber so große Tücher warfen andere, viel geschwungenere Falten. Ein erstes Resultat meiner Tests mit dem Testmast dürfte also sein, dass ich ein fertig geborgenes Segel in Ankerform aus frisch eingeweichtem Tempo werde formen müssen


Schmidt
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846

Montag, 13. November 2023, 12:50

Mit deinen Versuchen triffst du bei mir einen Nerv.
Ich bin nicht mehr weit davon entfernt meiner WvH Segel zu verpassen. Die gerefften Segel will ich diesmal aus Tempo bzw Kosmetiktüchern herstellen. Nur um sicher zu gehen, hast du auf deinen Gordinator schon ein Patent angemeldet?
Was du hier präsentierst ist eine wahre Segelinspiration!

847

Montag, 13. November 2023, 13:22

Meine Empfehlung wäre es erst in einem weniger extremen Maßstab auszuprobieren. Also Besenstiel und Bettlaken. Ich denke da bekommt man einen besseren Eindruck für die Schose.

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
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848

Montag, 13. November 2023, 15:27

Marcus, auf dem Gordinator lastet kein Patent. Ich hoffe, die Fotos hier im Forum reichen für einen Nachbau aus. Die Durchnummerierung der Kerben mag vielleicht ein bisschen übertrieben pedantisch erscheinen, beim Hantieren mit dem klebrigen Material zeigt sie ihre Existenzberechtigung.

Daniel, gute Idee. Allerdings muss ich auch wissen, was mit dem zur Verfügung stehenden Material möglich ist. Stichwort Laminat! (Wink mit dem Zaunpfahl.)
Schmidt
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849

Montag, 13. November 2023, 17:48

... leider noch nicht aufgetaucht. Muss mal im Büro den DAchboden durchwühlen.

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
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850

Montag, 13. November 2023, 17:49

PS: Mein Vorgehen wäre erst die Bergetechnik zu verstehen. Erst danach weiß man, was man imitieren will.

XXXDAn
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851

Montag, 13. November 2023, 19:15

Hallo @Schmidt, mit dem Laminat bekommst Du feinere Stauungen des Segeltuches auf/an der Rah hin und auch die senkrechte Wurst läßt sich gut formen.
Zum Ankersegel noch eine Idee:
Ich glaube nicht das das Segel vor dem Mast eingedreht wird, da die Schoten nicht Lose geworfen werden würde es auch nicht so wirklich funktionieren.
Ich denke das es aufvden Gemälden eine optische Täuschung ist, und das diese Eindrehung eigentlich nur aus einer Verschnürrung mit einem Tau das von der Rah kommend ums Segel uns der Stenge nach unten auf die Mars führt und dort belegt wird.
Dann brauch auch nur dieses Tau losgeworden werden, die Rah gehievt werden und das Segel ist klar.
Sind nur meine Gedanken dazu, die nicht unbedingt richtig sein müssen.
Lieben Gruß Frank

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852

Dienstag, 14. November 2023, 08:53

Moin Schmidt,

ich muss mich mal wieder zu Wort melden, das ist absolut phantastisch, was Du uns hier zeigst. Ich habe bei meinen 1:100 Modellen auch schon mit der von dir beschriebenen "Papiertaschentuchmethode" gearbeitet und finde auch, dass dieses Material in Verbindung mit Weißleim und Farbe sehr gute Ergebnisse bringt.

Ich muss auch gestehen, dass mich das geborgene Segel am meisten interessiert. Ich werde irgendwann, in hoffentlich nicht all zu ferner Zukunft, ein Modell der SMS ELISABETH (1869) bauen, dass ich dann auch mit geborgenen Segeln darstellen möchte. Mit deinen Beiträgen füllst Du grade eine riesige Lücke des Nichtwissens bei mir auf. Herzlichen Dank dafür!

Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich mir bewusst bin, dass auf Schiffen Mitte des 19. Jahrhunderts keine "Ankersegel" mehr gebunden wurden. Aber der "Rest" zeigt mir nun, wie man ein wirklich realistisch aussehendes geborgenes Segel darstellen kann.

LG


Armin

853

Dienstag, 14. November 2023, 09:37

Frank
Ich bin absolut deiner Meinung. Der Eindruck der „Verdrillung“ entsteht, weil das Tau zum Zusammenbinden der großen Masse des Segels wohl spiralförmig (von oben nach unten) verläuft. Es würde der Intention des „Ankersegels“ völlig zuwiderlaufen, wenn Schoten und Geitaue gelöst würden. Außerdem wäre es ein extrem gefährliches Unterfangen, die riesige Segelmasse auf dem Mars zu verwinden.

Armin
Schön von dir zu hören. Ich freue mich immer, wenn andere von meinen Testreihen profitieren.

Ich setze den Bericht über die Herstellung der „Ankersegel“ an dieser Stelle fort.Der Gordinator hat einen Behelfsmars bekommen, und die Rah ist im einigermaßen korrekten Abstand darüber befestigt. Das Segel besteht aus zwei (von vier) Lagen eines Tempotuchs, das auf die Gesamtgröße des Segels zugeschnitten ist. Ich habe es auf eine saubere Glasplatte gelegt und mit dem Leim-Wasser-Gemisch eingestrichen. Anschließend habe ich das Material von dem Punkt an, an dem derdiedas Nockgording angreift, zur Mitte der Rah gezogen. Dann habe ich das Segel von der Glasplatte abgenommen (vorsichtig, vorsichtig) und zunächst mit den innersten und äußersten Zeisigen befestigt. Das ist zugegebenermaßen eine sehr heikle Aktion. Das Segel ist klebrig, die Befestigung ist diffizil und erinnert mich immer an den Schnürboden in einem Theater. Die überlangen Zeisige lassen sich auf dem hinteren Balken des Gordinators leider nicht ganz einfach befestigen, da das 0,1 mm Morope nicht in den Schlitzen festklemmt. Ich hänge deshalb Wäscheklammern an, um Zug auszuüben. Die Wäscheklammern dürften etwas leichter sein, um etwas weniger Zug auszuüben. Als sehr hilfreich erweist sich der Mars, auf dem sich das Segel ablegen lässt. Wie man sieht, bilden sich bei dieser Faltmethode praktisch automatisch sehr glatte seitliche Bereiche und unten die „Hörner“. Es folgt die langwierige und heikle Arbeit, die Zeisige ebenso wie das Segelmaterial an die richtige Stelle an und unter der Rah zu bekommen. Man muss ausgesprochen vorsichtig vorgehen. Die Reißfestigkeit des nassen Tempotuchs ist zwar erstaunlich, aber nicht unbegrenzt. Ich arbeite mit einem nicht allzu spitzen Zahnstocher. Am Schluss wird die Mitte des Segels mit Garn zusammengezurrt. Hier habe ich die Knoten offengelassen, weil nach dem Trocknen des Leims und der Verdunstung des Wassers das Material sich noch einmal in der Masse reduziert. Auch 12 Stunden später ist es teilweise noch formbar, was hier bedeutete, dass sich der senkrechte Teil des „Ankersegels“ noch enger zusammenbinden ließ.








Das abgenommene Ensemble. Vorsicht! Zwischendurch prüfen, ob es irgendwo am Gordinator festklebt. Das darf es natürlich nicht. Jetzt können alle Taue verbunden, verknotet und abgelängt werden.






Meine drei bisherigen Versuche. Oben zwei Vormasrssegel, unten das Großmarssegel. Beim obersten Segel habe ich die „Hörner“ nachträglich angeklebt. Ganz falscher Eindruck! Wo ein Bausch sein sollte, ist ein Loch. Beim mittleren habe ich die Segelmasse komplett zur Mitte geschoben, dadurch ergab sich der Spalt am vertikalen Teil. Unten die Faltung, als hätte es eine Nockgording gegeben. Mir erscheint der Faltenwurf am realistischsten. (Farbe fehlt noch.) Was meint ihr?




Schmidt
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854

Mittwoch, 15. November 2023, 12:12

Aus der Sammlung von Gemälden von Schiffen in schwerem Sturm und wildem Wasser, mit der mich Markus dankenswerterweise versorgt hat, habe ich diese vier als Vorlage für mein Sturmdiorama mit Phoenix ausgewählt.














Fest steht schon, dass alle Marssegel, Blinde und Oberblinde geborgen sind. Außerdem habe ich schon die Voraussetzung dafür geschaffen, die Großmarsstenge in dem Moment darzustellen, da sie gerade bricht. Offen sind noch die Fragen: Sollen beide Untersegel gesetzt sein? Oder ist vielleicht das Großsegel geborgen und die Rah auf Deck gefiert? Sind die Segel drauf und dran, sich loszureißen, oder haben sie das schon getan? Ist der Besan gesetzt? Was sieht am besten aus, was vermittelt am stärksten den Sturm, den ich ja nur in seinen Auswirkungen darstellen kann?
Meinungen und Kommentare sind sehr erwünscht!

Schmidt
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855

Freitag, 17. November 2023, 11:33

Eigentlich bin ich mir noch gar nicht sicher, ob das Modell ein gesetztes Besansegel bekommen soll. Aber weil ich noch auf Material warten muss, habe ich aus den Resten schon einmal einen Besan geschnitten und am Übungsmodell befestigt. Zu dem vielleicht noch ein Wort. Es besteht aus dem allerletzten meiner Phenix Schrottrümpfe und hat nicht den Hauch einer Chance, noch einmal final aufgehübscht zu werden. Es war einmal eine halbfertig gebaute Sirene, und der Farbüberzug war so durabel, dass das Dowanol beim Ablackieren seine Spuren hinterlassen hat. Hier würde mir eine Schleiforgie mit ungewissem Ergebnis bevorstehen, auf die ich wohl lieber verzichte.

Das erste Foto zeigt das an die Rute geschlagene und behelfsmäßig mit Schoten, Halsen, Fall etc. versehene Segel.






Hier wird es vom Föhn in Position geblasen, nachdem es mit Leimwasser eingesprüht wurde. Wichtig dabei ist vor allem, dass es sich an die Wanten schmiegt bzw. dort einen Knick bildet.






Die folgenden Fotos zeigen das wieder abgenommene Segel am eigentlichen Modell. Da alle Maße ziemlich genau übereinstimmen, lässt es sich mit ein paar Handgriffen in die richtige Position bringen. Ich könnte mir eine noch dynamischere Gestalt vorstellen, aber dazu müsste ich händisch eingreifen oder vielleicht mit einem leistungsstärkeren Föhn arbeiten. Mal sehen, was da noch geht.














Schmidt
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856

Freitag, 24. November 2023, 10:54

Das Böse C hat mich leider immer noch nicht so ganz aus
seinen Krallen gelassen. Immerhin war ich gestern Abend imstande, das vor
meiner Infektion hergestellte Focksegel am Übungsschiff festzumachen.











Hier nun eine Reihe von Windversuchen, bei denen der
Luftstrahl immer horizontal auf das Segel traf. Dabei habe ich die Rah
allmählich weiter abgesenkt. Das wurde auf den Schiffen unternommen, um bei
starkem Wind Druck aus dem Segel und damit vom Mast zu nehmen.





























Und nun ein Paradigmenwechsel. Die Windmaschine ist nicht
mehr starr horizontal auf das Segel gerichtet, sondern in einem starken Winkel
von unten, um zu simulieren, dass sich der Druck unter dem Segel aufbaut und es
nicht nur nach vorne, sondern auch nach oben drückt. Jetzt endlich trifft das
Segel auf das Vorstag und wölbt sich darum.



































Das getrocknete Segel habe ich vom Übungsschiff heruntergenommen
und provisorisch am Wellenmodell befestigt. Zusammen mit dem Besan formt sich
ein erster Eindruck.





























Schmidt
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857

Freitag, 24. November 2023, 12:37

Hi Schmidt,
gute Besserung!
Die Szenerie bekommt so dramatische Wirkung.
Das könnte was werden!
:ok:
Grüße, Marcus

858

Montag, 27. November 2023, 21:43

Der Segelplan des Phenix im Album Colbert zeigt vier Stagsegel. Die haben es infolgedessen auch in den Plan des Marinemuseums und in den Heller-Baukasten geschafft. Ich denke, man muss nicht fragen, ob um 1665 solche Stargsegel schon benutzt wurden; die Zeichner des Albums werden sich die nicht aus den Fingern gesaugt haben. Ich kenne aber keine zeitgenössische Abbildung, die gesetzte Stagsegel zeigt. Kann mir da jemand helfen?
Und gleich die zweite Frage: Wäre es sinnvoll, bei starkem Wind oder Sturm solche Stagsegel zu setzen, um das Schiff zu stabilisieren? Ich liebäugelte offen gestanden mit einem Stagsegel am Vorstenge- und einem am Großstengestag. Das wäre immerhin ein nicht so ganz gewöhnlicher Anblick.
Danke für Hilfe und Kommentare.
Schmidt
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859

Montag, 27. November 2023, 22:35

Hi,

schöne Aufarbeitung eines alten Themas. :ok:

Holger hatte ja bereits 2015. lange ist es her, seine Erfahrungen mit Tempo-Segel in seinem Baubericht der Wapen von Edam geteilt. Vielleicht sind seine Erfahrungen ja auch für Leser in diesem interessanten Bericht hilfreich?!
Link'

860

Donnerstag, 30. November 2023, 11:05

So langsam entwinde ich mich den Klauen des Bösen C, bin aber nach 1 Stunde Bastelarbeit so geschafft, als hätte ich den Garten umgegraben. Bei Frost!
Die folgenden Bilder zeigen, was aus all den Erwägungen und Tests bei der Herstellung der Ankersegel (begonnen schon 2019) geworden ist. Die drei Marssegel sind ordentlich festgemacht. Die noch sichtbaren Taue sind verlegt, aber noch nicht fest belegt.








Ich habe mich doch dafür entschieden, zwei Stagsegel zu setzen, einfach aus Gründen der Dramatik. Der junge Kapitän war der Ansicht, dass bei Sturm die Stengestagsegel etwas von der Funktion der riesigen Marssegel übernehmen könnten, die man sicherheitshalber bei Aufkommen des schweren Wetters sicher geborgen hatte. Der steinalte Steuermann (51) hatte abgeraten – und wir werden sehen, wer Recht behalten wird.









Aufmerksame Betrachter erkennen die Sollbruchstelle an der Großstenge, und ihnen sei gesagt, dass das Großstengestag nicht aus Garn, sondern aus geschlagenem Messingdraht besteht.

Später mehr.

Schmidt
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861

Donnerstag, 30. November 2023, 11:53

Moin,

deine Handwerkskunst in allen Ehren, sie kann nicht hoch genug gelobt werden, aber diese Ankersegel ... mir gefallen sie einfach nicht. Nicht deine, sondern allgemein, egal wo.

Gute Besserung wünscht
Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

862

Donnerstag, 30. November 2023, 18:14

Stagsegel … ? Dein junger Kapitän findet sich in guter Gesellschaft und dem richtigen Kurs

Hm … die schiere Masse an Gemälden und Graphiken ohne diese lassen vermuten, daß es sich bei Sturm eher um eine unübliche Vorgehensweise gehandelt hat.
Unüblich bedeutet aber nicht unmöglich oder gar nicht existent.

Um einigermaßen im zu Deinem Modell passenden historischen Umfeld zu bleiben und um gleichzeitig mit großer Wahrscheinlichkeit historisch zuverlässige Darstellungen zu bekommen habe ich mich bei den Van de Veldes umgesehen.

Und siehe da … bei genauerem Hinschauen fanden sie sich … die Ausnahmen, die die Regel bestätigen … sogar in ansprechender Detaillierung.

Drauf klicken und Du wirst mit einer leckeren Vergrößerung belohnt.
Da ist alles mit drauf und mit drin … Sturm, Stag- und Ankersegel, fliegende losgerissene Segel, Trümmerteile, Felsen … die Panik nicht auf letztere aufzulaufen… das volle Programm




Zu finden hier:
https://www.rm-auctions.com/en/european-…a-oil-on-canvas

Und dieses hier ... schau genau in die Mitte .... und draufklicken: ( bei 2x wirds noch besser )
... einzig die Jungs in den Wanten und die weit offenen Stückpforten( darstellerische Prahlerei ? ) lassen unmittelbar den Angsschweiß ausbrechen ...



zu finden sowohl hier:
https://www.timothylangston.com/shop/pic…e-oil-painting/

als auch hier … beide Quellen mit verschiedenen Vergrößerungsoptionen:
https://www.rmg.co.uk/collections/objects/rmgc-object-12394

Viel Spaß !

( ... und wie immer der Rat Bilder rechtzeitig auf die Festplatte zu sichern .. wer weiß wann der nächste Bilderprovider dicht macht )
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

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( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

863

Freitag, 1. Dezember 2023, 12:50

Wenn ich mich auf eins verlassen kann, dann auf den Generalrecherchemeister. Vielen Dank, Markus. Das dürfte ein überzeugender Beweis dafür sein, dass die um 1660 eingeführten Stagsegel von Anfang an auch die Funktion hatten, das Schiff bei schwerem Wetter zu stabilisieren. Die Abdrift mag dabei noch sehr groß gewesen sein, aber es war ja bei schweren Wetterbedingungen ausgesprochen wichtig, genug Fahrt aufrechtzuerhalten, damit das Ruder wirken konnte.
Mein allen Neuerungen aufgeschlossener Kapitän der (imaginären) Phenix muss allerdings für den Versuch büßen, das Großstengestagsegel als Ersatz für das Marssegel einzusetzen. Eine plötzliche und extrem starke Böe hat die Marsstenge ein Stück oberhalb des Eselshauptes schlichtweg durchgebrochen, womöglich weil der Zug des Vorstengestagsegels doch zu stark war.












Dies ist mein erster Versuch, den Wind nicht nur in die Segel, sondern auch in die Takelage „hinein zu basteln“. Die Stenge wird, um den dramatischen Moment zu fixieren, von einem Messingröhrchen gehalten. Das Stag besteht aus geschlagenem Draht, damit es eine realistische Kurve in die Luft schreiben kann. Das Stagsegel steht noch unter Winddruck, rutscht aber gerade nach vorne zum Fockmars und bekommt dabei Falten wie Wäsche auf der Leine. Auch die Stagsegel werden mit Schoten aus geflochtenem Draht in Position gehalten. Nun müssen noch Fock und Gloßsegel unter dem Druck des Windes gebläht werden.



Schmidt wünscht ein schönes und vor allem gesundes Wochenende (hust)
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864

Samstag, 2. Dezember 2023, 10:21

Hallo Schmidt, sieht schon recht dynamisch aus. Den Moment des Berstens eingefroren, "fresh" wie man heutzutage so sagt. :thumbup: Fehlen noch die herumfliegenden Holzsplitter... Grüße!
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865

Sonntag, 3. Dezember 2023, 13:00

Herumfliegende Holzsplitter? Da könnte ich aus dem Handgelenk nicht sagen, wie ich das darstellen soll. Aber vielleicht fällt Photoshop später etwas ein.
Hier eine kleine, aber wie ich finde sehr effektive Maßnahme, um den Sturm ins Modell hinein zu basteln. Zuerst eine Fahne am Großmast, die mit ihm zusammen wie ein Richtbeil fällt.






Weht sie „nach oben", wirkt es gleich realistischer und dynamischer.




So begann am Samstag der Bastelnachmittag: Das mit allen (?) Blöcken und Tauen versehene Focksegel wird mit seinen Fallen am Fockmast hochgezogen.






Drei Bundesligaspiele später: ein Chaos aus Tauen und Blöcken, von dem ich hoffe, dass ich es noch einigermaßen überschauen kann. Jetzt Pause, weil die von mir berechnete Zahl der Blöcke natürlich viel zu klein war und ich neue produzieren muss.







Schmidt








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866

Sonntag, 3. Dezember 2023, 17:46

Hallo Schmidt,

du bist auf einem guten Weg!
Dieses Bock und Tau Chaos mag ich....immer wieder erstaunlich wenn sich dieses Chaos in Ordnung auflöst.

Die Flagge an dem gebrochenen Mast macht das Szenario lebendig.
Weiter so, bitte.

Grüße, Marcus

867

Donnerstag, 7. Dezember 2023, 15:49



Ich fürchte, das größtmögliche Maß an Chaos und Verwirrung ist noch immer nicht erreicht. Noch ist keines der Taue belegt, weil ich bis zuletzt an der Positionierung von Focksegel. Stagsegeln und Großrah arbeiten möchte. In einem nächsten Schritt werde ich die Taue nummerieren müssen, um überhaupt noch durchblicken zu können.



Über die Positionierung der Brassen von Blinde und Oberblinde bin ich mir noch nicht im Klaren.




Die Großrah mit dem geborgenen Segel ist mit nahezu allen Blöcken und Tauen ausgestattet und sollte jetzt hochgezogen werden können. Sollte = Konjunktiv!






Ich sag's ja nicht so gerne, aber das ist seit Jahr und Tag der erste Dreimaster, an dessen Takelage ich mich versuche. Vor etlichen Jahren hatte ich den Weiterbau der Prince abgebrochen, weil ich mit den Segel nicht zufrieden war, die beiden Ludwigs sind nicht über die Untermasten hinausgekommen und die bisherigen Phenixe ebenfalls. Ich komme mir vor, als müsste ich nach dem Abitur die mittlere Reife nachholen.
Was ich bislang gelernt habe:
1. In Zukunft nicht mehr so schlecht übers Plänemachen denken. Pläne sind schon ganz gut. Und eine vollständig ausgestattete Rah an den Mast zu bringen ist irgendwie doch ein ganz kleines bisschen besser, als die Blöcke zwischen Masten und Wanten hindurch zu schmuggeln.

2. Das Verhältnis zwischen ausgerechneter Zahl der Blöcke und der Zahl der benötigten beträgt mindestens 1:3.
3. Das dauernde Arbeiten mit frei in der Luft schwebenden Armen ist anstrengender als Hanteltraining, aber weniger gesund.


Schmidt
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868

Freitag, 8. Dezember 2023, 18:26

Ich habe aus Bordmitteln eine neue Arbeitsplatte mit nummerierten Belegstellen gebaut.








Es hilft!
Schmidt
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869

Donnerstag, 14. Dezember 2023, 14:03

Der Stand der Dinge. Einzig der Besan muss noch montiert und das Segel angepasst werden. Bislang keine schwerwiegenden Havarien, nicht zuletzt weil ich wirklich extrem vorsichtig beim Wegziehen

von Hand/Pinzette war. Nach meiner Erfahrung ist das Hantieren in der Takelage am gefährlichsten dann, wenn man es nach gelungener Anbringung eines Knotens mit einem Stoßseufzer der Erleichterung beendet und dann irgendetwas mitreißt. Oberstes Gebot also: Alle Bewegungen langsam ausführen!






Die dringend notwendige Beleg-Buchführung.





Das ist hoffentlich der letzte Schwung an zwei Millimeter Blöcken, den ich herstellen muss. Immerhin weiß ich jetzt für ein eventuell zu bauendes weiteres Modell des Phoenix recht genau, wie viele von diesen nervigen kleinen Dingern ich brauche.



Um zwischendurch etwas zu machen, das weniger an eine Herz-OP erinnert, habe ich mich an eine zweite Version des Wasserbetts für das Modell gemacht.




Inzwischen habe ich auf YouTube und anderen Plattformen viel über Wassergestaltung gesehen. Leider beziehen die Beiträge sich häufig auf glatte Wasserflächen, die mit durchsichtigen und aushärtenden Materialien gestaltet werden. Ich will aber Wellen, und deshalb bin ich im wesentlichen bei meiner alten Methode geblieben. Der Stellvertreter-Phoenix ist in eine Styrodurplatte gebettet. Dreieckige Schnitze aus demselben Material bilden die Wellen. Ich möchte, dass man den Wind, den ich versuchsweise ins Modell hineingebastelt habe, auch am Wasser ablesen kann. Die Bereiche zwischen den „Wellen“ habe ich mit einem Bunsenbrenner abgesenkt. Das geht ganz gut, vorausgesetzt man vermeidet ein Totalabfackeln der Werkstatt. Eine Angleichung der Strukturen könnte jetzt mit Modellgips erfolgen. Ich hab aus zwei Gründen davon Abstand genommen. Erstens wird die Platte dadurch sehr schwer. Zweitens ergibt die Ausgleichsarbeit mit in leimwassergetränkte Toilettenpapier gleich die feinstrukturierte Oberfläche, die ich so sehr schätze. Es bedarf allerdings mehrerer Lagen, um diesen Ausgleich herzustellen und dabei gleichzeitig Wellenkämme und kleine Gischtberge am Rumpf zu gestalten. Und eine gewisse Erfahrung im Umgang mit dem Material schadet auch nicht.





Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Donnerstag, 14. Dezember 2023, 17:38

Ich bin sehr gespannt wie es hier weitergeht!

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