Das Wettringer Modellbauforum

Mahlzeit!

Zuerst mein kleines Bauchweh: Beim so eingefärbten Holzdeck wird m.E. vor allem die originale Maserung des Materials hervorgehoben, sozusagen die Metamaserung. Das führt hier dazu, dass über die ganze Fläche betrachtet Helligkeitsunterschiede auftreten, die nicht mit Eigenarten des Werkstoffes oder dem Plankenmuster zu erklären sind, sondern höchstens mit dem schwankenden Elan einer virtuellen Deckschrubbercrew nach Ausgabe der (bei der Kriegsmarine damals schon nicht mehr üblichen) Rumration. Man sieht einfach eine Maserung, die um den Faktor 200 zu grob ist.

Jetzt mein größeres, allgemeines Bauchweh, und da ist dieses Modell reine Medizin. Das ist die Drehrichtung der Propeller, die von den Modellherstellern als 50/50-Chance behandelt wird und die leider bei vielen im Netz gezeigten sonst absolut hochkarätigen Modellen auch immer wieder falsch ist. Bei Schiffen ab etwa Stapellauf im Jahr 1900 (vorher wusste man es nicht besser) IMMER so, dass die Propeller, von hinten betrachtet, bei Vorwärtsfahrt von der Reling weg drehen, also backbord gegen den Uhrzeigersinn, steuerbord mit dem Uhrzeigersinn. Das hat den Sinn, dass bei einseitig rückwärts laufenden Propellern der vom Schiffsboden reflektierte Wasserstrom zur Seite statt nach unten abgelenkt wird und damit eine seitliche Kraft erzeugt, die man sich z.B. bei Anlegemanövern zunutze machen kann. Anders wäre es gar nicht möglich, ein Schlachtschiff ohne Schlepperhilfe an eine Kaimauer zu bugsieren.
Bei Schiffen nur mit Mittelpropeller tritt der gleiche Effekt auf und führt dazu, dass das Schiff, abhängig von der Drehrichtung, eine "Schokoladenseite" hat, mit der es anlegt.

Ich bin schwer geschockt, dass Trumpeter das hier nicht berücksichtigt hat. Dass alle drei Propeller die gleiche Drehrichtung haben ist ein Fauxpas, der mir zuletzt bei der 1:350er Bismarck von Academy untergekommen ist, und die ist Nr.1 meines pile of shame, des Stapels der Modelle, die ich niemals bauen werde und hat rund 40 Jahre auf dem Buckel.

Aber gut gelöst, Blätter einfach abschneiden und richtig wieder ankleben hätte ich mich wohl nur unter größten Schmerzen getraut... Einfach machen, gut so.

Servus Markus.
Holz und Modellbau… Baut man in kleinen Maßstäben wird es nie ein Superscale geben. Es bleibt ein Kompromiss. Bei der Wiener Modellbaumesse habe ich zwei riesige Bismarck bestaunt - wohl in 1:100 gebaut. Respekteinflößende Arbeiten. Holzdeck. Dem kritischen Auge fällt auch da das gleiche Maserungsproblem auf. Dir als Tischler brauche ich hier nichts erzählen. Mir gefällt dein gefärbtes Deck und bin mir sicher das es als gesamtes Konzept stimmig wird.
Propeller: Ärgerlich. Konstruktionsfaulheit vom Hersteller. Hast meisterlich behoben. Das Finish denke ich kannst Du besser. Vertiefungen auf den Schraubenblättern. Farbe geht meiner Meinung nach gar nicht. Zu hell, zu glänzend, Korosionsfrei. Ein Nachbessern würde deinem hohen Standard entsprechen.
Die Deckskleinteile am doppelseitigen Klebeband - genau so mach ich das auch

Gruß Gustav

Moin,

ich persönlich finde das Deck auch gut. Die Farbe/Färbung gefällt mir
Ob man bei normaler Betrachtungsentfernung noch die Maserung erkennen kann?

Off-Topic:

Zitat von »Golfkilo«

[..] Bei Schiffen ab etwa Stapellauf im Jahr 1900 (vorher wusste man es nicht besser) IMMER so, dass die Propeller, von hinten betrachtet, bei Vorwärtsfahrt von der Reling weg drehen, also backbord gegen den Uhrzeigersinn, steuerbord mit dem Uhrzeigersinn. [..]

Einspruch euer Ehren
Bei einer geraden Anzahl von Propellern je Schiffsseite drehen nur die außenliegenden nach außen. Innenpropeller dann entsprechend nach innen.

Zusätzlich zu der von Jochen beschriebenen Kraft durch den Schiffsboden kommt noch folgendes hinzu:
Der Propeller arbeitet an seiner oberen Kante gegen einen kleineren Wasserdruck als mit der unteren. Die Propeller der Scharnhorst hatten 4,8m Durchmesser, das macht einen Unterschied von ~0,5bar Wasserdruck an der Ober- und Unterseite. Dadurch ergibt sich der Effekt, dass der Propeller wie ein "Rad" wirkt und das Heck deutlich zur Seite drückt. Am größten ist der Effekt, wenn der Propeller sich zu drehen beginnt. Oben wird das Wasser leichter bewegt als unten, da unten der Wasser-Widerstand höher ist. Ist das Wasser erst in Bewegung, kommt dessen Strömung dazu und der Effekt lässt deutlich nach.
Das haben wir auf den Schnellbooten immer zum An- und Ablegen genutzt, da die Ruder (das gilt auch bei Dickschiffen) erst ab einer gewissen Geschwindigkeit Wirkung zeigen und bei Fahrt achteraus so gut wie gar keine Wirkung haben.

Ingo

Servus die Runde
... der Radeffekt stimmt so, Ingo. Nutzen auch kleiner Boote mit starrer Welle und einem Motor.

Zitat von »feuermann6147«

Bei einer geraden Anzahl von Propellern je Schiffsseite drehen nur die außenliegenden nach außen. Innenpropeller dann entsprechend nach innen.

Einspruch, Euer Ehren!

Die andersherum drehenden Innenpropeller kommen vor bei Schiffen mit glattem Boden, also ohne ausgeprägtem Kiel, wo der Effekt der seitlichen Ablenkung tatsächlich nicht gegeben ist. Als da wären Schnellboote und moderne Flugzeugträger. Bei Schiffen mit ausgeprägtem Kiel, also z.B. praktisch allen Schlachtschiffen, drehen die Propeller jeweils auf jeder Seite gleich. Zumindest nach den ziemlich zahlreichen Dockfotos, die ich mir unter diesem Aspekt angesehen habe.

-Klugscheißermodus off-

Ich glaube allerdings auch nicht, dass die sichtbare Maserung des Holzdecks wirklich stören wird, auch genau deshalb, weil die Fläche ja noch durch zahlreiche Einbauten unterbrochen wird. Man muss schon bewusst darauf achten, um das zu bemerken.
Ich tippe auch auf FiTa als Material, jedenfalls ist es kein Teak... Schade eigentlich. Von Artwox gibt es das Rohmaterial auch in einigen dunkleren Tönen, aber das ist dann nicht ausgelasert und ohne Plankenstruktur, und damit ist natürlich der Witz weg.

Hallo, klinke mich hier etwas verspätet ein, da ich erst jetzt den Baubericht gesehen habe.

finde die Technik mit den Aquarellstiften extrem interessant. Ich habe mir vor kurzem ein Miniset (5 Stifte) von Stiften von Ak für meine Warhammer Figuren gekauft um die Kanten besser betonen zu können. Bei den Figuren ist das Ergebnis meiner Meinung nach extrem gut, da man viel genauer arbeiten kann als mit dem Pinsel.

Deine Herangehensweise mit dem Rost/Algen ist aber genauso toll. Hätte nicht mit so einem Ergebnis gerechnet. Ich habe bisher immer nur washings verwendet. Danke fürs zeigen

LG Manuel

Moin Moin,

Zitat von »Golfkilo«

Die andersherum drehenden Innenpropeller kommen vor bei Schiffen mit glattem Boden, also ohne ausgeprägtem Kiel, wo der Effekt der seitlichen Ablenkung tatsächlich nicht gegeben ist. Als da wären Schnellboote und moderne Flugzeugträger. Bei Schiffen mit ausgeprägtem Kiel, also z.B. praktisch allen Schlachtschiffen, drehen die Propeller jeweils auf jeder Seite gleich. Zumindest nach den ziemlich zahlreichen Dockfotos, die ich mir unter diesem Aspekt angesehen habe.

Mange tak. Das war mir so nicht bewusst, wieder was gelernt
Ich kenne halt nur unsere Sause-Boote, auch von unten aus dem Dock. Flugzeugträger und Schlachtschiffe hatte ich zu meiner aktiven Zeit nur als Fleck auf dem Radar und direkt danach als Zacken im A-Scope vom Feuerleitradar

Ingo

Moin Markus,

beeindruckende Bilder von einem schönen Fortschritt. Das Deck und die Kleinteile sehen klasse aus

Wie hast du die Tarnung aufgebracht? Luft- oder Haarpinsel? (Meine Vermutung: Haarpinsel, erst die dunkle Farbe, dann hell drüber)

Ingo

Mahlzeit!

Zitat von »PickPott«

Denn ich muß ja die ganzen Aufbauten und Bewaffnungen damit belegen.

Alles halb so wild, 0,5% der Fläche hast du schon geschafft..

Weißt du, was die doppelte Drahtöse hinter dem Wellenbrecher darstellt? Die kleineren (weißen) Stäbe darunter sind die Masten für die große Ankerspieren, aber was das ist konnte ich nicht herausfinden.

Fein, fein deine Pinselei auf den kleinen Teilen
Da kannst dir für den ganzen Pott ein paar Heinzelmännchen engagieren

Moin Markus,

einfach genialer Wahnsinn was du hier betreibst, oder wie ein Kollege sagen würde: geiler Scheiß

Einfach toll zu sehen, wie akribisch du recherchierst und dann in den Bau deines Modells einfließen lässt. Da freue ich mich schon, wenn ich bei meiner Scharnhorst dann einfach abschauen kann

Ingo

Mahlzeit!

Habe gerade ein Deja-vu gehabt...
Anderer Hersteller, anderer Maßstab, gleiche Bausatzfehler. Merkwürdig. Und kein Einzelfall. Man fragt sich, ob die Hersteller sich gegenseitig kopieren oder ob sie die gleichen fehlerhaften Quellen benutzen...

Aloha Markus,

Hervorragende Arbeit die du hier zeigst.

Wie bei vielen weiteren Bauberichten hier bin ich gespannt auf weiteres

Sehr gut ist auch die Brücke , die ich schon auf Willi Fraiders Modell im M 1/100 bewundert habe .





LG Jürgen

Moin Markus,

wenn Du immer mit solchen Ergebnissen um die Ecke kommst, darfst Du dir gerne Zeit für jedes Update lassen

Über deine sauberen Ausführungen brauche ich nichts mehr zu sagen, die ist ...

Es ist immer wieder faszinierend zu sehen wie genau du recherchierst und die Erkenntnisse dann umsetzt. Das Versetzen der Bullaugen zum Beispiel, das sind doch höchstens ein paar Millimeter ...
Absoluten

Ingo

Servus Markus
.... schön, mal wieder von Dir zu lesen.
Ingo hat es gesagt: Tolle Recherche.....die Umsetzung:

Gruß Gustav