Manchmal entsteht aus kreativem Unfug etwas brauchbares - die Idee für Daniels Barocklok (bei der FLEURON Beitrag-N°100) brachte vor der Rauchkammertür ein Detail auf, welches ich zu einem
dreiachsigen Lafettenwagen für die überschweren 64er und schweren 56ig Pfundrohre weiterentwickelt habe - diese Details sammle ich hier.
Auch die Idee die 64er mit vier Achsen zu versehen, um die Decks zu schonen, ist da - soll ich noch handgeschmiedete Gleißketten anbauen und dann nicht gleich noch die 72-Pfünder an Bord nehmen???
Übrigens war die ROYAL LOUIS weltweit das erste Schiff mit 48-Pfündern an Bord, die sich aber als zu unhandlich und personalintensiv herausstellten, daß man sie an die Küstenfortifikationen abgab, kaum nachdem das Deck vollständig bestückt war.
Die Schlittenlafette

(Chapman AM-N°XXXIII)
Auch geistert der Gedanke durch meinen Kopf, das ganze Schiff mit Rutschlafetten zu versehen, die zwar nur in den obersten drei Artilleriestellungen zu sehen wären, aber massiv Personal einsparen und das Deck schonen würden - gerade angesichts des gewaltigen Rückstoßes der Unterdecksgeschütze.

Also zu sehen wären die Enden der Rutschlafetten im Mitteldeck durch
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die Grätings und Niedergänge, im oberen Oberdeck und unteren Oberdeck direkt,

da es keine Voll- sondern nur noch leichtere "Rahmendecks" sind.

Da muß dann die Lafette an der

Bordwand mit einen Pivotschanier angebracht sein und

dieses ikonische Teil - genannt "Redout" bestimmt den gesamten Rumpf in seiner Erscheinungsform durch das auffällige Muster.
Repräsentativ wird das Eisen zur Schau gestellt - Schmiedeeisen war teuer.
Das Deck nimmt mittels Knien das Gewicht auf. Aber dann muß die Konstruktion ja stabiler sein, als gedacht bislang und komplexer als erwartet...

Die Geschütze des oberen Oberdecks waren abwärtsgerichtet, um die gegnerischen Decks zu beschießen - in dieser Höhe hätten die kleinen Rohre kaum Schaden in der Takelage des Gegners anrichten können - aber gegen die Decksbesatzungen wurden diese Achtpfünder als sehr effektiv angesehen.

Aber durch die Rohrneigung und den kleinsten Geschützkaliber an Bord* entschied man sich riesige Drehbrassen gießen zu lassen, die als Hinterlader ausgeführt wurden und vorne mit Korken gegen das Herausfallen der Schrotladung gesichert werden mußten.
Außerdem müssen in den unteren beiden Decks (
unteres Unterdeck und
oberes Unterdeck, um der komplexen baroquen Normenklatur zu folgen) mit Kugelkränen/-talljen versehen werden, um die Massivkugeln überhaupt in das Rohr zu bekommen.

Eine Art Makrameeampel mit zweischeibigem "Flaschenzug"

So stelle ich mir das ganz naiv für die nicht alleine zu hebenden 56 Pfd (27kg) und 64Pfd (32kg) Pfundkugeln vor.

Nur wenn so eine Kugel runterfällt ist sie - obwohl der Seemann opferwillig seinen Fuß drunterhält - dann doch flugs mindestens ein Deck tiefer (vermutlich tat das auch schon, bevor I. Newton die Schwerkraft erfand, weh...
... hätte er nicht die weniger peinigende "Leichtkraft" in Entwicklung nehmen können???**).
Das waren meine kreativen Aus-, Ab- & Herumschweifungen für heute Nacht.
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*die Drehbrassen waren als fünfläufige Orgelgeschütze von 6Pfund ausgelegt und kamen aus der Gießerei Henri Hotchquise
**..aber vermutlich hat sie als Waffe gegen genau diesen frz. Seemann*** ausgearbeitet im Geheimauftrag der Royal Navy!
***...sonst hätte alles, was heute herunterfällt, ja lediglich das Gewicht eines Apfels.