Für ein Geladensein der Geschütze auch während der Fahrt gibt es noch zwei sehr „gewichtige“ Gründe.
Vor einigen Jahren wurden zwei Stücke der "Victory" von 1737 geborgen. Ein 12 Pfünder und ein 42 Pfünder.
Der Vorgänger von Nelsons Flaggschiff sank 1744 mit Mann und Maus während eines heftigen Sturmes im Ärmelkanal.
Bei der Restaurierung der Funde stellte sich heraus: BeideGeschütze waren mit Pulver und Rundkugel geladen. Ein noch erhaltenes „wadding“ aus organischem Material (Hanfseil) sowie ein Holzpfropfen („tompoin“) hatten
das Rohr damals sicher abgedichtet. (Nach fast drei Jahrhunderten unter Wasser wurde das Pulver allerdings doch irgendwann feucht.)
Ihre desaströse Sturmfahrt wird diese erste „Victory“ kaum mit ausgerannten 42ern oder gar „Feind in Sicht“ unternommen haben.
Quellen (leider nur Englisch):
Portsmouth Historic Shipyard
Bericht Culture24 (2014)
Landratten und Westernfreunde können gelegentlich ähnliches bei Vorführungen von Perkussions-Vorderlader-Colts erleben.
Sitzen die Zündhütchen stramm, verschließt die Bleikugel die Kammer der Trommel sauber und kommt dann noch ein Klecks Fett obendrauf – dann kann man das Schießeisen in einen Wassereimer legen,
triefnass herausziehen und dennoch problemlos alle geladenen Kammern abfeuern. Cowboys trieben ihre Herden ja nicht nur bei Sonnenschein.
Die Altvorderen wussten schon, wie sie lebenswichtiges „Arbeitsgerät“ auch unter schwierigen Bedingungen einsatzbereit hielten. Solange die Zündvorrichtung gesichert und die Mündung abgedichtet ist, bleibt auch ein mit Schwarzpulver geladenes Rohr relativ „betriebssicher“.
Ansonsten möchte ich meine Hochachtung vor der Baukunst aller Schiffbauer im Forum auszudrücken. Ich lese schon seit Jahren mit und bin hellauf begeistert, welche unglaublichen Werke hier entstehen.
Leider bin ich selbst aus gesundheitlichen Gründen kaum noch in der Lage, etwas zu bauen. Doch allein das Zuschauen ist ein Genuss!