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Beiträge: 3 443

Realname: Johann

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511

Sonntag, 7. Februar 2016, 10:51

Hallo Denis,

das wird ein klasse Modell. Sehr schöne Detailarbeit.
:respekt: :respekt: :respekt:

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Realname: Dennis

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512

Sonntag, 7. Februar 2016, 14:58

So, jetzt hab ich etwas mehr Zeit zum Schreiben und bin nicht so kurz angebunden. Ich musste gestern spontan weg, wollte aber das fast fertige Update samt hochgeladener Fotos nicht verwerfen.

Erstmal vielen Dank fürs Feedback. Freut mich, dass die Consti gut ankommt :)

Ein paar Worte zum letzten Update:
Die Pardunen sind vermutlich nicht ganz historisch korrekt ausgeführt. Ich hatte mir ja schon bei der Herstellung des Rüstbretts einen gewissen Weg vorgegeben, da ich dort schon die Jungfern und die Ringbolzen einbauen musste. Damals hab ichs aber versäumt, schon jedes Tau, welches am Rüstbrett befestigt wird, zu recherchieren und zu planen.

So hatte ich jetzt halt nicht mehr alle Freiräume in der Planung - dort, wo ich eine Jungfer frei gelassen hatte, musste eine stehende Pardune hin - und wo ich einen Rinbolzen frei hatte, musste eine fliegende Pardune hin.

Ich hab aber glaube ich das Beste draus gemacht. Am Fockmast gibt es jetzt auf jeder Seite zwei stehende und zwei fliegende Pardunen. Die stehenden sind mittels Jungfern und Taljereeps befestigt, genau wie die Wanttaue. Die Ausführung der fliegenden Pardunen mittels Blöcken ist auf dem letzten Bild des letzten Updates gut zu sehen.
Das waren natürlich nur die Pardunen, die am Stengetop befestigt wurden. Die weiteren, die weiter oben angebracht werden, kommen später.

Erstmal werde ich den Groß- und Besanmast auf den aktuellen Stand des Fockmasts bringen. Sprich, alles was ich in den letzten Wochen geschafft habe, kommt jetzt noch zwei mal :pinch:


LG
Dennis

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Realname: Gustav Stefan

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513

Sonntag, 7. Februar 2016, 15:16

Hallo Dennis

Nun hatte mich Dein Baubericht derart gefesselt, das ich eine glatte Stunde darin verbracht habe...... :kaffee:

Ein sehr beeindruckendes Modell, was Du hier zauberst!!! :respekt:

All die Details......wow..... sehr sauber gemacht.....kurz: Vom Feinsten!

Weiterhin gutes Gelingen......

Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
Ausführung die Kunst! Wobei die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


Im Bau: U-505 Revell 1:72

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Realname: Dennis

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514

Freitag, 25. März 2016, 14:33

Hallo liebe Schiffbau-Gemeinde,

nach viel zu langer Zeit hätte ich wieder ein paar neue Bilder anzubieten. Ich hab mich nun endlich durch sämtliche Webleinensteks gekämpft.

Zuerst hat es noch großen Spaß gemacht, die Webleinen Stück für Stück nach oben wandern zu sehen. Aber jeder, der schon mal einen Dreimaster mit Webleinen bestückt hat, kennt das vermutlich... irgendwann wird es langatmig und man muss sich ein wenig aufraffen, ein Webleinenstek nach dem anderen zu knüpfen. Deshalb hat dieses Update länger auf sich warten lassen, als ich wollte.

Aber jetzt kann ich endlich vermelden, dass ich mich durch die 395 Webleinen mit 2396 Webleinensteks gekämpft habe :tanz:

Was die Bilder angeht, ist es eigentlich nicht viel Neues. Den Fockmast habt ihr ja schon gesehen ;)











Übrigens... auf den ersten Bildern mag aufgefallen sein, dass es da Taue gibt, die ich vom Groß- & Besanmast bis zum Bug geführt habe. Historisch gesehen quatsch, ich weiß, aber das sind bloß Hilfstaue, die die beiden Masten ein Stück nach vorne ziehen sollen. Sie stehen durch den starken Zug der Wanttaue nämlich schon so weit nach achtern ab, dass es schon grenzwertig ist.
Sboald die Stage dran sind, kommen die Hilfstaue dann ab.

Apropos Stage... die kommen als nächstes dran. Zusammen mit den Pardunen. Ich hoffe, das dauert nicht so lange, wie die Webleinen ;)

Bis dahin,

Dennis

Beiträge: 702

Realname: Olaf

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515

Freitag, 25. März 2016, 14:49

Aber jeder, der schon mal einen Dreimaster mit Webleinen bestückt hat, kennt das vermutlich... irgendwann wird es langatmig und man muss sich ein wenig aufraffen, ein Webleinenstek nach dem anderen zu knüpfen. Deshalb hat dieses Update länger auf sich warten lassen, als ich wollte.

Aber jetzt kann ich endlich vermelden, dass ich mich durch die 395 Webleinen mit 2396 Webleinensteks gekämpft habe :tanz:


Dennis



Hi Dennis,

toll gemacht.

ich kann mich noch daran erinnern, als ich als Jugendlicher dieses Schiff gebaut habe.
Um Gottes Willen.......

Also, von mir .... vollen Respekt!! :hand:

Skorpi1211

516

Freitag, 25. März 2016, 15:46

Herrlich geworden - aber nur noch wahnsinniger als Wantenknüpfen ist das Mitzählen dabei ;-)

Und der Profi merkt, du musst alles SOFORT wieder runterreißen, denn die Webeleinen müssen eine gerade Anzahl haben, da spiegelbildlich! 395 kann nicht sein.

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

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Realname: Dennis

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517

Freitag, 25. März 2016, 17:02


Und der Profi merkt, du musst alles SOFORT wieder runterreißen, denn die Webeleinen müssen eine gerade Anzahl haben, da spiegelbildlich! 395 kann nicht sein.

XXXDAn
War ja klar, dass du Fuchs wieder den einen Fehler findest... :cursing: Ein Glück für mich, dass ich kein Profi bin :pfeif:

Aber hast natürlich recht... irgendwo bei den Püttingswanten gab es eine Ungenauigkeit, aufgrund derer ich nach oben hin eine Reihe weniger machen musste.

Und was das Mitzählen angeht...
Ich hab nach jedem Abschnitt einmal durchgezählt, um mir vor Augen zu halten, was ich bislang schon geschafft habe... vielleicht als kleine Motivationshilfe...

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Realname: Gustav Stefan

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518

Freitag, 25. März 2016, 17:14

Hallo Dennis.

Ob gerade Anzahl der Webeleinen oder nicht..... die meisten werden es nicht nachzählen!!

Die Arbeit die Du hier verrichtest hast ist ohnehin "Meisterklasse!! :respekt: :respekt:

Ich bin beeindruckt!!

Gruß, Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
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Realname: Matthias

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519

Freitag, 25. März 2016, 20:12

Ob gerade Anzahl der Webeleinen oder nicht..... die meisten werden es nicht nachzählen!!

Wieso, macht das nicht jeder :huh: bei meiner Prince waren es z.B. 2266 :cracy:

Spaß bei Seite, wunderbare und vor allem ausdauernde Arbeit :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
Einfach mal machen! Könnte ja gut werden.


Fertig:
H.M.S. Prince 1670 , Millenium Falcon von mpc

Im Bau:
Soleil Royal Holzmodell 1:140

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Realname: Dirk Wörner

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520

Samstag, 26. März 2016, 09:53

Hi Dennis... :wink:

Zitat

Aber jetzt kann ich endlich vermelden, dass ich mich durch die 395 Webleinen mit 2396 Webleinensteks gekämpft habe

Yuuuuup.... das mit dem zählen mache ich auch...... "nur noch 2000.... nur noch 1000......nur noch 500 Webleinensteks.... :D Allerdings waren es bei meiner Batavia nicht ganz so viele, in etwa 1400... für die unteren Webeleinen... die oberen habe ich gefakt, bzw. geklebt wegen zu kleinem Maßstab. Auf jeden Fall hast du meinen :respekt: für diese vermeintliche never ending Story.... und... echt gut geworden :thumbsup:

Gruß, Dirk. :ok:

521

Samstag, 26. März 2016, 10:26

Hallo Dennis,

große Klasse, was du da so baust, ich liebe es dein Schiff anzusehen :ok: :ok:

Gruß

Stefan
Denn die Dinge,die wir erst lernen müssen,bevor wir sie tun,lernen wir beim Tun -Aristoteles

Fertiggestellt: Diorama Ford Mustang 1967
In der Werft: U.S.S. Constitution(1:96)

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522

Donnerstag, 14. April 2016, 15:36

Hallo zusammen und lieben Dank an der Stelle nochmal fürs Feedback,

ich melde mich mit Bildern zurück. Zum Glück habe ich nicht wieder 7 Wochen gebraucht. Aber Pardunen und Stage setzen macht auch mehr Spaß, als Webleinen zu knüpfen ;)

Ich habe nun die nächste "Etage" fertig bekommen: In Fachchinesisch müsste das wohl heißen: Stengewanten, -pardunen und -stage sind angebracht. An allen drei Masten. Als nächstes kommt die nächsthöhere Etage, nämlich alles, was an die Bramstenge gehört.

In der Zwischenzeit konnte ich auch etwas bzgl. des stehendes Guts am Bugspriet recherchieren und planen. Die Taue dort werden wohl noch vor den Bramstagen etc. drankommen, da der Bugspriet vermutlich durch den Zug der Stage weit nach oben gezogen wird. Bei den Plastikteilen geht das ja sehr schnell. Und den würde ich vorher lieber nach unten abstützen.

Aber nun, meine Fortschritte der letzten Wochen. An Fock- und Großmast jeweils vier Paare Pardunen, zwei zu jeder Seite. Am Besanmast zwei Paare. Außerdem kamen alle Stage dran, die an den Stengetops angeschlagen waren. Weg fielen endlich die lästigen Hilfstaue, die ich angebracht hatte, um die Masten leicht nach vorne zu biegen. Das übernehmen jetzt die Stage.







Hier noch ein nettes Detail: Die sog. Schwichtungsleine (zumindest nennt Mondfeld sie so), die die beiden Klüverbäume zusammen hält. In zu Mondfeld hab ich erstmal von ihr gelesen und das Hull-Modell hat dieses Tau ebenfalls. Einfach gemacht und doch recht detailspendend :)







Auf den nächsten beiden Bildern ist nochmal zu sehen, was gekleidete Taue für einen Unterschied machen. Auf den ersten Blick mag es vielleicht gar nicht so auffallen, aber die gekleideten Taue wirken meiner Meinung nach wesentlich schwerer, störrischer und realistischer. Natürlich muss jeder Segelschiffbauer für sich selbst entscheiden, ob es ihm die Mühe, die Zeit und der immens hohe Tauverschleiß wert sind. Aber ich finde die gekleideten Taue immer wieder schön anzusehen...





So, fertig geupdated. Mal sehen, wie weit ich bis zum dritten Geburtstag dieses Bauberichts am 1. Mai komme...
Bis dahin,
Dennis

523

Donnerstag, 14. April 2016, 22:34

Großartig! :respekt: Sieht echt super schön und wie immer supersauber gebaut aus :ok: . Und ich sehe: Du hast aktuell mit ähnlichen Problemem zu kämpfen wie ich :five: . Eine Nachfrage: Die Talje auf Bild 4 unter dem Klüverbaum: Wird die echt mittig zwischen beiden Blöcken belegt? Ich hätte jetzt gedacht unterhalb/bugwärts des Einfachblocks. Aber Du wirst da Deine Quellen haben, schätze ich. Nur aus Interesse, keine Kritik!

Schöne Grüße

Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



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524

Freitag, 15. April 2016, 09:10

Erstmal danke fürs Feedback drake,

Wenn ich mir deinen Baubericht und deinen offensichtlichen Wissensstand angucke, werden dir in nächster Zeit vermutlich noch öfter Unstimmigkeiten oder kleinere Fehler auffallen. Aber umso mehr Grund für mich, gründlich zu recherchieren und zu planen. Ich nehms immer gerne an :)

Aber diesmal habe ich sogar eine Quelle dafür! :D
In Marquardts AOTS-Buch ist es in einer Zeichnung recht deutlich so dargestellt, wie ich es umgesetzt habe. Ist natürlich auch keine Garantie für historische Korrektheit, aber das schien mir sinnvoll und sah ganz nett aus.

525

Freitag, 15. April 2016, 09:37

Zitat

In Marquardts AOTS-Buch ist es in einer Zeichnung recht deutlich so dargestellt, wie ich es umgesetzt habe.
Ich denke, diese Quelle ist mehr als vertrauenswürdig :ok: . Danke Dir für die Erklärung! :thumbsup:

Bin schon sehr gespannt auf Deinen Weiterbau! 8o

Chris :ahoi:
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526

Dienstag, 3. Mai 2016, 18:42

Hallo liebe Gemeinde,

Ich bin in den letzten Tagen recht flott weiter gekommen an meiner Consti. Das nächste Update möchte ich mir aber für das dreijährige Jubiläum dieses Bauberichts aufheben. (Ja, lange ists her...)
Stattdessen möchte ich diesen Beitrag einmal ein paar Rechercheergebnissen meinerseits widmen.

Während ich in den letzten Tagen / Wochen so meine Taue knüpfte machte ich mir ein paar Gedanken zu dem, was danach kommt. Genauer gesagt zur Anzahl und zur Positionierung der Rahen und der Segel.
Dieses Thema ist bei der Constitution nämlich keineswegs ohne offene Fragen.

Folgende Gedanken und Recherchen habe ich angestellt.



Das hier ist der aktuelle Bauzustand. Betrachten will ich hier der Einfachheit halber nur den Fockmast. Das Geschriebene gilt natürlich gleichermaßen alle drei Masten. Mit der Ausnahme, dass der Besanmast natürlich kein Untersegel besitzt.

Nun bin ich bereits beim ersten Durchblättern meines Marquardt-Buches vor Langer Zeit über eine Zeichnung gestolpert, die oberhalb der obersten Rah noch ein merkwürdig aussehendes Segel vorsieht. Das sogenannte "Skysail" oder Himmelssegel. Auf mein Schiff bezogen würde das in etwa so aussehen:



Diese Himmelssegel waren mir vorher nie begegnet. Und auch jetzt, wo eine Menge Bauzeit verstirchen ist, bekomme ich zum Skysail praktisch keine Rechercheergebnisse. Googelt man das Wort in unterschiedlichen Kombinationen, kommt nur Blödsinn heraus. Modelle, die das Skysail in der dreieckigen Version zeigen, habe ich in den Weiten des Internets noch NIE gesehen. Und wie schon gesagt, etwas merkwürdig und ungewohnt sieht es schon aus.

Deshalb habe ich damals die Idee des dreieckigen Skysails schnell verworfen.

Will man sich nun in seinem Bauen einigermaßen an historischen Quellen orientieren, kann man diese komischen Skysails aber anscheinend nicht ganz außer Acht lassen. Marquardt scheint es da relativ ernst zu meinen. Gleich an mehreren Stellen und in mehreren Zeichnungen werden diese Segel erwähnt. Anscheinend besaß die Constitution die Skysails ab einem Umbau im Jahr 1803. Im Jahr 1815 wurde wohl erneut umgebaut und das Skysail wurde an einer fünften Rah befestigt (siehe nächtes Bild). Und da ich mich ja dem Bauzustand von 1812 annähern möchte, wären die Skysails eigentlich etwas, was ich darstellen sollte, wenn ich das Schiff unter Vollsegeln zeigen will.

Nur leider ist dieses Buch im Grunde die einzige Quelle, die die Himmelssegel zeigt. Kein Gemälde oder Modell zeigt sie, zumindest nicht in der dreieckigen Form. In zu Mondfelds Buch werden die Himmelssegel zwar erwähnt, allerdings nur in der Version an der Rah angeschlagen.



Das von mir vielzitierte Hull-Modell ist ja komplett ohne Segel dargestellt. Und mit vier Rahen. Marquardts Darstellungen mit dreieckigen Skysails wäre wohl also möglich. Zumindest widespricht das Hull-Modell dem nicht.

Folgendes sagt übrigens Wikipedia in seinem Artikel über Royalsegel:
"Über ihm [dem Royalsegel] wurde an manchen, vor allem US-amerikanischen Rahschiffen, noch das Himmelssegel (Skysegel) geführt."
Nur leider ohne Quellenangabe und ohne Präzisierung, ob das Himmelssegel an einer fünften Rah angeschlagen wurde oder dreieckig war.

Jetzt meine Frage(n) an alle Experten:

Macht das dreieckige Himmelssegel wirklich Sinn? Sollte man es anbringen, wenn man den Bauzustand von 1812 darstellen möchte? Habe ich bei der Recherche etwas übersehen? Habt ihr noch Quellen?

Einen Vorteil hätte das Ganze ja: Ich hab bisher, wie gesagt, kein Modell mit solchen Segeln gesehen. Ein Alleinstellungsmerkmal für meine Consti hätte ich mit diesem Detail dann :D

Ich hoffe auf den einen oder anderen Tipp. Euch eine schöne Woche! :tanz:

527

Mittwoch, 4. Mai 2016, 21:25

Die dreieckigen Skysails, die Marquardt in seinen schönen Planzeichnungen skizziert sind übernommen aus einem Aquarell von Comodore John Rodgers. Es ist in Marquardt Buch auf S. 45 unten abgebildet. Ich glaube mich zu erinnern, dass auch Tyrone Martin das Bild erwähnt.

Rodgers Aquarell scheint das einzige Bild mit solchen Segeln zu sein. Edit: Habe gerade mal gegoogelt - aber das Bild ist leider digital nicht im Netz gespeichert. Edit-Ende. Aber T. Martin erkennt an der Skizze noch andere "Unstimmigkeiten". .. er ist sich nicht ganz sicher, wie authentisch die Abbildung ist. .. aber andererseits: würde ein Kapitän eines Schiffes solch einen Unsinn zeichnen.. Oder war es etwa nur eine Idee, ein Plan, den er vielleicht hatte - aber der niemals umgesetzt wurde? .. Oder vielleicht war die Besegelung in Rodgers Aquarell die Abbildung eines Versuches, der aber gescheitert ist und nicht weiter verfolgt wurde... Wir wissen es nicht.

Die "klassischen" Skysails dagegen sind wohl Realität. Es sind Rahsegel, die aber nur bei Bedarf samt der zugehörigen Rah nach oben gezogen wurden - und wenn wieder gerefft gleich komplett abgebaut wurden.

Mein "Lieblingsautor" für die Takelage der Constitution um 1815 Olof A. Eriksen zeigt das Schiff mit klassischen "Squared Sky Sails"..



Ich glaube, ich würde die Dreieckigen Segel als eher "unwahrscheinlich" nicht darstellen. Eine einzige Quelle einer solchen Besonderheit - ohne eine Erwähnung sonst wo.. selbst wenn es sie gab: es hat sie offenbar nicht lange gegeben!

Nebenbei: auch wenn ich mich nicht oft "melde": ich bewundere und "begleite"* Deinen Bau. Sehr, sehr schönes Ergebnis! Ganz tolle Arbeit!

*"Begleite" heisst hier natürlich: "schau immer wieder rein!" Normalerweise ist eine Begleitung ja eine eher auch aktivere Teilnahme :lol:


........................................
Edit II: habe gerade noch mal bei T. Martin nachgesehen: es ist DOCH im Netz: hier ein Link:

https://captainsclerk.info/archives/visu…r_18031807.html


Ganz nach unten scrollen!

Hier auch der Text:



Zitat

Photograph of a sketch of Constitution said to have come from "Commodore John Rodgers' Sketchbook" in the collections of the Naval Historical Foundation. The original cannot be located. The sketch evidently was done in 1809-10, the period of Commodore Rodgers' second tour in command. It is the earliest depiction of the ship with her forecastle bulwarked and her waist open.

Hatte mich also geirrt, es sind keine Unstimmigkeiten, die Martin entdeckt hatte - es ist die erste Darstellung der offenen Mitte und des geschlossenen Back-Decks.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

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528

Donnerstag, 5. Mai 2016, 08:53

Nebenbei: auch wenn ich mich nicht oft "melde": ich bewundere und "begleite"* Deinen Bau.

Du, wenn bei einem "Hilferuf" meinerseits eine so gute und hilfreiche Antwort bei herum kommt, bin ich der letzte, der da was gegen hat. Ich bin ja selbst in vielen Bauberichten nur der stille Mitleser ;)

Erstmal vielen Dank. Die Aquarellzeichnung, die du erwähnst, habe ich tatsächlich auch schonmal gesehen, allerdings irgendwo als Google-Ergebnis und ohne Angaben zu Autor und Zeit. Deshalb konnte ich das Bild noch nicht so richtig einordnen. Jetzt kann ichs :ok:

Ich hätte noch zwei Argumente beizusteuern, die FÜR die Darstellung der dreieckigen Segel sprechen würde.

1. Ich hab noch keine Quelle gefunden, die eindeutig die Jahre 1803-1815 darstellt und eindeutig GEGEN die Skysails spricht. Auch wenn die von dir verlinkte Aquarellzeichnung möglicherweise nur einen "Versuch" oder einen kurzfristigen Bauzustand zeigt, der einige Jahre danach wieder abgeändert wurde... es passt ja perfekt in die Zeit, die ich darstellen möchte. Auch Marquardt ist da ja, wie gesagt, relativ deutlich:
-vor 1803: Vier Rahen, vier Segel pro Mast
-1803-1815: Vier Rahen, darüber ein dreieckiges Skysail
-nach 1815: Fünf Rahen, davon das Skysail als Rahsegel als oberstes
Mein "Lieblingsautor" für die Takelage der Constitution um 1815 Olof A. Eriksen zeigt das Schiff mit klassischen "Squared Sky Sails"..
Von ihm kenne ich leider zu wenig. Aber auch das würde in das Gesamtbild der AOTS-Darstllungen passen. Skysails als Rahsegel gerne, aber halt erst ab 1815. Aber auch hier... Nichts genaues weiß man nicht ?(


2. Wenn ich mir nochmal das Hull-Modell anschaue... Das zeigt das Schiff ja bekanntlich ohne Segel, kann also zu den dreieckigen Skysails weder "ja" noch "nein" sagen, da für die ja keine Rah benötigt wird. Hier ein (nicht mir gehörendes) Foto:



Man sieht, dass oberhalb der Stelle, wo das Fall der Royalrah durch den Mast geführt wird (sprich: Die Stelle, wo die Royalrah sich befinden würde, wenn sie Segel trüge, siehe Pfeil), noch relativ viel Mast übrig ist. Das müsste doch einen Sinn haben?
Es werden ja sogar noch extra Pardunen und Stage zur äußersten Spitze des Masts geführt. Es geht also nochmal eine "Etage" üben die Royalrah hinaus. Das spricht für mich irgendwie dafür, dass da noch etwas hingehört...

Auch hier nochmal: Das Modell soll das Schiff im Bauzustand von 1812 zeigen... Passt auch wieder in die Ausführungen von Marquardt.

Oder liege ich da falsch? ?(

529

Donnerstag, 5. Mai 2016, 22:18

"Falsch?" .. :nixweis:

Wer kann das sagen!?

1. AOTS-Band als Basis

Ich habe vor einiger Zeit mit der "Chef-Historikerin" vom USS Constitution-Museum ... korrespondiert, heisst das hochtrabende Wort, gell? .. Sie meint: als Historiker kann sie eine Beschreibung erst dann "ernst" nehmen, wenn es zwei unabhängige Quellen hat, die die Sache beschreiben. Also z. B. gilt kein Gemälde, das von einem anderen Gemälde abgeschaut sein könnte! .. Damals wurden sehr oft Gemälde als "Basis" für Stiche für Zeitungen und Veröffentlichungen benutzt. Wenn also in einem Buch oder einer anderen Quelle ein Stich war, der einem - sagen wir - Cornè-Gemälde sehr ähnelt, muss das nicht heissen, dass das Dargestellte jetzt zwei Quellen hat - da ja eine von der anderen abhängen könnte.

Langer Rede kurzer Sinn: es gibt nur ein Gemälde, das die Constitution mit solchen Dreiecks-Sky-Segeln zeigt. .. ich kenne überhaupt kein anderes Bild, das solche dreieckigen Sky-Sails zeigt. Aus "professioneller Historiker-Sicht" müsste man also sagen: "nette These, aber noch kein Gewicht!"

Marquardt ist in seinem Buch sehr bestimmt. Er zeigt Bilder und Zeichnungen und gibt ihnen Daten. Er listet zwar eine Menge Quellen - aber es ist nicht nachvollziehbar, woher bei der Darstellung einer Einzelheit sein diesbezügliches Detailwissen hat.

Die Dreiecks-Skysegel können - nach unserem heutigem Kenntnisstand - nur auf dem Rodgers-Bild beruhen. Marquardt gibt uns keinen anderen Hinweis - und das Rodgers-Bild ist das einzige uns bekannte. Das ist aber eben sehr dünnes Eis. Die Tatsache allein, dass ein Marquardt (der ein anerkannter Experte ist!) diese Segel zu einem Faktum macht, reicht mir mittlerweile nicht mehr aus. Unbestritten hat er große Kenntnisse - gerade von Takelagen. Aber für die Constitution gibt es in seinem - sonst sehr, sehr schönen - AOTS-Band schon die ein oder andere fragwürdige Darstellung. Die von ihm dargestellte Takelage ist unter Kennern als eher "britisch" erkannt worden. Es gibt aber mittlerweile die Meinung, dass es in der frühen US Navy durchaus deutliche .. oder sagen wir zumindest erkennbar - Unterschiede zur britischen Weise gibt. Erikson hat das - wenn auch sonst eher hemdsärmlich - auf doch sehr wissenschaftliche Weise herausgearbeitet. Er hat das gemacht, was eigentlich der professionellste Weg ist: ein Vergleich zwischen dem Hull-Modell (das ER im Gegensatz zu Marquardt als "Primary" Quelle anerkennt - Marquardt erwähnt das Modell nicht einmal), einem Standard-Handbuch der US-Navy für Takelagen von - ich glaube ca. 1820, dem entsprechenden britischen Standard-Handbuch und einem Midshipmen-Logbuch, das er von Tyrone Martin erhalten hatte und in dem die Wiederherstellung der Takelage - ich glaube 1835 - erkläutert wird, in der die Navy vorgab, man möge sie wie im letzten Krieg (also 1815) wiederherstellen. Weiterhin macht er Takelversuche für jede der Quellen und untersucht daran sehr Constitution-spezifisch, welche Weise der "Takelei" zum sinnvollsten Ergebnis führt.

Seine spannende Erkenntnis: Hull-Modell, US-Standardhandbuch und Mitschrieb des US Midshipmen decken sich zu größten Teilen und scheinen für die Constitution das passendste Ergebnis zu liefern. Britische Takelage scheint nicht angebracht.

Marquardt hat nicht nur das Hull Modell offenbar nicht berücksichtigt. Er erwähnt in seiner auch eher kurzen "Sources"-Liste kein einziges Werk des im allgemeinen als DEM Kenner des Schiffes anerkannten Cmd. Tyrone Martin. Für mich wirkt sein handwerklich sehr sauberer und auch inspririerendes AOTS-Buch über die Constitution als eine Arbeit, die gerade in Bezug auf die Möglichkeiten zum Quellenstudium sehr flüchtig und schnell erstellt wurde. Ich habe beim Betrachten immer mehr den Eindruck, dass er sich nicht sehr viel Zeit für das Schiff genommen hat - und sehr viel mit Erfahrung und vorhandenem Allgemeinwissen ergänzt und "aufgefüllt" hat. Das (sein Allgemeinwissen) ist sicher sehr beträchtlich - aber eben gerade unter Berücksichtigung der doch vielfältigen Möglichkeiten etwas dünn.

Ergo: ich misstraue den schönen AOTS-Skizzen ein großes Stück weit.

2. Technische Überlegungen

Ich bin kein Segler - ich habe nur theoretische Überlegungen diesbezüglich. Aber eins ist sicher: die Sky-Sails an den Mastspitzen wurden genutzt, wenn das letzte Lüftchen genutzt werden sollte - also bei nicht zu starkem Wind. Sie machen Sinn, weil die Windstärke - je weiter oben man ist - im allgemeinen zunimmt. Auch die Beständigkeit, die Abwesenheit von Böen ist in der Höhe besser. Das wissen z. B. die Kite-Surfer, die ihre Kites in ca. 30 m Höhe halten wollen. Also: je höher ein Segel, desto mehr Wind fängt es. Dem entgegen steht die Hebelkraft, die ein Hohes Segel auf den Mastfuß ausübt. Je länger der Hebel, desto dicker muss der Mast werden. Daraus ergibt sich die abnehmende Größe von Segeln nach oben - obwohl der Wind dort oben ja der bessere wäre. Aber daraus ergibt sich eben auch das streben nach ganz oben, nach hohen Masten und Segeln weit oben.

Schauen wir uns die Segelform eines Rahsegels an, so ist zu erkennen, dass es bei achterlichem Wind den Segel tatsächlich eher "einfängt". Bei schräg achterlichem Wind soll das Segel eher wie moderne Segel Vortrieb über die gebauchte Form, das "Flügel-Profil" erreichen.

In beiden Fällen ist ein spitz zulaufendes Dreieckssegel eher schlecht - denn gerade an der Spitze, wo rechte und linke Kante sich sehr nah sind, kann die Luft, die an der Vorderseite des Segels einen Unter- und an der Rückseite einen Überdruck erreichen soll (das gibt den Vortrieb) über den kurzen Weg an der Spitze leicht am Segel vorbei sich "kurzsschliessen". Diese Bereiche werden keinen großen Effekt mehr auf den Vortrieb haben - und das an der höchsten Stelle, wo der Wind am stärksten bläst.

Den selben Effekt kennt man nebenbei von den klassischen Flügelspitzen moderner Flugzeuge. Dieser "Kurzschluss" (das Strömen von hinten um die kurze Kante herum nach vorn) sorgt für bremsende Wirbel und für verlust an Effizienz. Ein Rahsegel dagegen hält die rechte und linke Kante des Skysegels schön weit auseinander - ein "Kurzschluss" ist zwar am Rand immer noch möglich, aber dem gegenüber steht jetzt dennoch ein weites Segel, in dem Unter- und Überdruck Vortrieb erzeugen.

Bei modernen Flugzeugen wird das übrigens verhindert, in dem man die sogenannten Winglets am Ende des Flügels anbringt - diese vertikalen "Flossen" am Ende des Flügels.

Ich denke, dreieckige Segel an der Mastspitze wären nicht so effizient, wie die vorher wie nachher üblichen (also bekannten) Sky-Segel als Rah-Segel.

3. Was will ich als Modellbauer darstellen

Als Modellbauer bin ich bestrebt, eine möglichst "wahrheitsgetreue" Abbildung meines historischen Originals zu zeigen. Wo ich ein Bild, ein Photo, einen Beweis habe, werde ich versuchen, mein Modell dem Vorbild anzunähern (z.B. bei den schönen Photos von Walfängern). In den früheren Zeiten muss ich mich auf Beschreibungen, Pläne (wo verfügbar), Risse nach Vorbild (häufiger), Gemälde (schon mit Vorsicht: wer hat das Gemälde zu welchem Zweck beauftragt - kannte der Künstler das Schiff, wie ist sein Werg generell einzuschätzen, etc.), etwaige Modelle aus der Zeit?.. Aber all solche Quellen sind relativ indirekt. Ein jedes kann von Fehlern behaftet sein, von Verfälschungen die Bewußt oder unbewußt eingeflossen sind. JA sogar von Fehlinterpretationen der damals gebräuchlichen Fachbegriffen, .. Auch fallen wir oft auf Erwartungen herein, die wir durch Lesen von Literatur als "Faktum" in unserem Kleinhirn so verinnerlicht haben, dass wir´s im Großhirn gar nicht mehr hinterfragen! .. Beispiel: Die Wasa war natürlich überwiegend blau angemalt - klar - ist ja auch ein Schwedisches Kriegsschiff! .. Überraschung dann nach Analyse der Farben: die war ja ROT!?!?

Ich werde also in so einer Epoche nur ein Modell bauen, bei dem die Details aufgrund von bestimmten Informationen lediglich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit "treffen". Es kann kaum einen Beweis oder Gegenbeweis geben.

Wie weit man das jetzt wieder treiben möchte ..

Drum gilt für mich als Hauptregel: wenn der Erbauer es gern so hätte, so sei es das, was er darstellen möchte! Fertig.

Ich würde also in Zukunft nie wagen zu sagen: "Das ist das Schiff xyz zum Zeitpunkt abc!" .. Ich würde höchstens sagen: "Das ist meine Interpretation des Zustandes!"...

Mach die Dreiecks-Segel - dann ist Dein Modell eine Interpretation auf Basis des Rodgers-Aquarell und der Marquardt-Zeichnungen! ... und es wird eine sehr gute Interpretation!

:respekt:
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

530

Freitag, 6. Mai 2016, 00:04

Das letzte von Dir eingestellte Bild ist - gerade auch mit dem Pfeil - eine ganz besonders spannende Darstellung. Wenn man sich das Bild genau ansieht, stellt man fest, dass die von Dir angesprochene längere Stenge oberhalb der vermeintlich Royalsegel-"Stenge", die Flagpoles oder Flaggstenge, nicht, wie sonst eigentlich in Masten immer üblich vor dem darunter liegenden Mast angebracht sind, sondern - sehr spannend - eine Verlängerung des unter der Royal-Stenge befindlichen Mastes, der Bramstenge sind. D.h. die Stenge, die das Royal-Segel trägt, ist lediglich ein kurzes Stück, das "vor" der darunter liegenden Bramstenge "klebt". Das bildet das Revel-Modell 1:1 ab.

Ich habe eine solche Konstruktion aber noch an keinem Schiff sonst gesehen. Auch der Sinn des ganzen ist mir nicht wirklich klar.

Schaut man sich Mastkonstruktionen z. B. bei Mondfeld an, so sitzt immer die nächst höhere Stenge vor der darunterliegenden. Unsere Consti hat hier eine kleine Besonderheit. Vielleicht hat das seine Ursache in möglicherweise entsprechend langem geradem Holz, das die ehemaligen Kolonien in ihren Wäldern noch verfügbar hatten? Aber warum das Royalsegel noch eine eigene kurze Royalstenge bekommt, obwohl doch die Bramstenge offensichtlich deutlich höher ist, das habe ich noch nicht verstanden.



Um aber nochmal auf Deine Argumentation einzugehen (sorry wenn ich mich gerade so wortreich hier ausbreite!) ..

Du schreibst sinngemäß: Du findest keine Quelle die GEGEN Deine These (dreieckige SkySails) spricht - daher ist Deine These unwiderlegt - also gültig.

Das ist aber im Prinzip eine etwas unlogische Argumentation. Nur weil mir noch keiner die nicht-Existenz von Nessie beweisen kann, ist das noch kein Beweis für ihre Existenz. .. Du kehrst damit die Beweisführung um. Damit kannst Du aber so ziemlich jede krude Behauptung "beweisen".. Constitution war so schnell, weil sie eine Schiffsschraube hatte! Dass keine Quelle gegen eine Schraube spricht, heisst eben nicht, dass meine Schraubenthese Gültigkeit hätte.

Aber: völlig zu Recht verweist Du auf die recht hohen Flagpoles / Flagg-Stengen. Und nach meiner Ansicht spricht das - völlig zu recht - für die Anwesenheit bzw. zumindest für die geplante Anwesenheit - von Skysegeln. Auch schon vor 1815 - denn das Hull-Modell ist ja von 1812.

Ich bin völlig einig mit Dir: das Schiff hatte sehr sicher im Krieg gegen Großbritannien zumindest ab 1812 Skysails. Aber wie schon erwähnt: die waren - zusammen mit ihrer Rah - nur oben, wenn sie auch gebraucht wurden. Ansonsten wurden die nicht einfach gerefft, wie die anderen Rahsegel - nein, die wurden dann wieder abgebaut und verstaut. Daher sieht man sie auch nicht am Hull-Modell, das ja Masten mit komplett geborgenen Segel zeigt. Also etwa so, wie das Schiff im Hafen gelegen hätte. Vermutlich wurden sie auch nur selten gesetzt - nur wenn man Vollzeug geben musste/wollte - und das Wetter nicht zu heftig war.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

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531

Freitag, 6. Mai 2016, 12:25

(sorry wenn ich mich gerade so wortreich hier ausbreite!) ..
Aber immerwieder gerne! Danke für die ausführlichen Hinweise :)

Im Grunde ist es ja gut, dass ich mich jetzt "schon" mit diesem Thema befasst habe. Bis ich tatsächlich zu den Skysails komme, ist es noch lange hin. Und bis dahin muss ich keinerlei Vorbereitungen treffen oder mich in der Positionierung von Stagen oder Pardunen danach richten, ob da später mal Segel hinkommen oder nicht.

Wie so oft lassen sich die Positionen "Segel dran" und "Segel ab" beide historisch durchaus begründen. Sogar ungeachtet des (vollkommen richtigen) Arguments "Es ist mein Modell, also kann ich Dinge interpretieren, wie ich möchte".

Ein Punkt darf natürlich auch nie vergessen werden. Nämlich die Frage: Gefällt es mir, sieht es gut aus?

Die dreieckigen Segel fand ich beim ersten Betrachten schon etwas befremdlich und das hat sich im Grunde nicht geändert. Selbst wenn es die Segel zu dieser Zeit gab - in diesem Augenblick, den ich darstelle, waren sie eben gerade nicht gehisst - fertig. So zumindest mein jetziger Stand.



Bezüglich der Konstruktion der Bram-, Royal- und Flaggstene, die du ansprichst. Dass es da offenbar Unterschiede zwischen dem Hull-Modell und Marquardts Ausführungen zu diesem Thema gibt, fiel mir auch schon mal auf. Aus irgendwelchen Gründen bin ich aber nicht weiter drauf eingegangen.

Ich hab mich diesbezüglich gerade etwas durch meine Quellensammlung gewühlt. Dabei fielen mir einige Sachen auf:

Einige Dinge, die das Hull-Modell zeigt, hatte ich bisher noch überhaupt nicht bedacht! Nicht nur die von dir beschriebene Royalstenge, die vor die Bramstenge gesetzt wurde. Auch die Tatsache, dass es über der Bramrah noch eine Saling samt Eselshaupt gab, an dem die Royalstenge natürlich "anfangen" muss, ist völlig an mir vorbei gegangen. Und große Augen machte ich auch, als ich gesehen hab, dass es Royalwanten gibt :cursing:

Jetzt mag man denken "Die Royalstenge inklusive Saling waren doch im Bausatz enthalten, wie Marcus schon schreibt. Wie kann man das übersehen?"
Nun ja, die Teile sind mMn etwas klobig und nicht so schön verarbeitet. Aus diesem Grund und weil ich die vorgeschobene Royalstenge irgendwie für sinnlos hielt (ziemlich blöd eigentlich...), hab ich die Teile komplett aus meinen Plänen verworfen. Nun werde ich wohl scratchen müssen.

Nun bin ich selbst dran Schuld, dass mir die Fehler erst jetzt auffallen. Jetzt befinden sich an der Stelle, wo die Saling (Royalsaling, oder?) hin soll, bereits die komplett befestigten Bramwanten. Am Fockmast sind da sogar schon die Brampardunen und das Bramstag. Konkret: Anbringen einer gescratchten Saling dürfte kompliziert werden, wenn alle Taue schon am Mast sind.

Aber auch diese Baustelle werde ich irgendwie hinbekommen.

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532

Freitag, 6. Mai 2016, 13:10

Ein Nachtrag zum Thema Royalstenge...


Das letzte von Dir eingestellte Bild ist - gerade auch mit dem Pfeil - eine ganz besonders spannende Darstellung. Wenn man sich das Bild genau ansieht, stellt man fest, dass die von Dir angesprochene längere Stenge oberhalb der vermeintlich Royalsegel-"Stenge", die Flagpoles oder Flaggstenge, nicht, wie sonst eigentlich in Masten immer üblich vor dem darunter liegenden Mast angebracht sind, sondern - sehr spannend - eine Verlängerung des unter der Royal-Stenge befindlichen Mastes, der Bramstenge sind. D.h. die Stenge, die das Royal-Segel trägt, ist lediglich ein kurzes Stück, das "vor" der darunter liegenden Bramstenge "klebt". Das bildet das Revel-Modell 1:1 ab.

So lässt sich, denke ich, am Besten in Worte fassen, wie der Mast des Revell-Bausatzes aussehen soll.



Hier nochmal anhand einer Zeichnung zu sehen. Zwecks besserer Übersicht hab ich nur die rechte Seite, den Fockmast, beschriftet. Quelle ist die hier,allerdings ohne Jahresangabe. Der Originallink funktioniert mittlerweile nicht mehr. Entspricht aber genau dem, was Revell vorsieht und Marcus beschrieben hat.

Jetzt stellt sich mir aber beim Betrachten des Hull-Modells noch eine Frage...



Würdest du den Mast nun immernoch so beschreiben, Marcus? Für mich sieht es beim Heranzoomen eher so aus, als würde die Bramstenge bis zum Befestigungspunkt der Royalrah führen und dann aufhören. Eine mögliche Royalstenge scheint mir bei diesem Bild an der Royalsaling zu beginnen und hinter der Bramstenge zu liegen.

Das wiederum hab ich ebenfalls noch nirgends gesehen. Und damit hätte die hinten liegende Royalstenge ja lediglich den Zweck, als mögliche Befestigung für Pardunen und Stage sowie das Skysegel zu tragen. Eine Rah würde die Royalstenge nach dieser Vorstellung ja nicht tragen. Die wäre ja an der Spitze der Bramstenge befestigt.

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533

Samstag, 7. Mai 2016, 09:04

Mal ne ganz dumme Frage.

Das Schiff sieht ja nun jetzt wirklich toll aus. Meinen Respekt hast du. :respekt: :respekt:

Willst du wirklich alle Segel anbringen?
Die hängen ja dann einfach runter, Wenn du nicht mit dem Fön von hinten anbläst, und das Schiff befindet sich ja auf einem Ständer......also kein Diorama auf See.

Ich, also meine Persönliche Meinung, finde es immer passender wenn die Segel verstaut sind.
Als wenn das Schiff im Hafen liegt.
Man sieht dadurch auch viel mehr Details.

Und wenn du jetzt noch eine Mannschaft zauberst die eventuell gerade ein Segel verstaut.,......
Das wäre klasse,

Aber durch mich nicht unnötig ablenken lassen.....

Skorpi1211

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534

Samstag, 7. Mai 2016, 10:26

Hi Olaf,

Willst du wirklich alle Segel anbringen?
Die hängen ja dann einfach runter, Wenn du nicht mit dem Fön von hinten anbläst, und das Schiff befindet sich ja auf einem Ständer......also kein Diorama auf See.

Ich, also meine Persönliche Meinung, finde es immer passender wenn die Segel verstaut sind.
Als wenn das Schiff im Hafen liegt.
Man sieht dadurch auch viel mehr Details.

Na wer sagt denn was von "kein Diorama auf See"... das ist fest eingeplant :ok:

Geplant ist ein Zustand bei voller Fahrt, wo das Schiff auf ein Gefecht vorbereitet wird. Deshalb auch die ausgerannten Kanonen.
Und das Ganze eben in einem Wasserdiorama.

Ich, also meine Persönliche Meinung, finde es immer passender wenn die Segel verstaut sind.

Als wenn das Schiff im Hafen liegt.

Man sieht dadurch auch viel mehr Details.
Das stimmt wohl.
Aber ich finde, der Charme eines Schiffes unter Vollsegeln bei voller Fahrt auf peitschenden Wellen, die sich am Bug brechen... gefällt mir glatt noch besser :)

Ein Szenario, bei dem die Mannschaft die Segel verstaut, ist natürlich auch reizvoll. Aber wie sowas aussehen sollte, davon hab ich leider zu wenig Vorwissen...

535

Samstag, 7. Mai 2016, 13:16

Hallo Dennis,

Deine Zeichnung kann ich auf der verlinkten Seite leider nicht finden - sie ist aber sehr interessant!! Da sieht es nämlich einfach so aus, wenn ich das richtig interpretiere, als seien die Royalstengen einfach in die Bramstengen von oben eingesteckt. Dann wären sie also nicht ein irre langes Stück Holz - sondern ebenfalls "gebaut". Das käme dem, was man am Hull Modell sehen kann (auf den Photos, die ich kenne zumindest) und dem Revellmodell recht nahe und wirkt auch relativ stimmig.

Mein guter Olof Erikson macht die Royalstengenbefestigung komischerweise eher "klassisch", zumindest was ich in den Planseiten so gesehen haben. Habe jetzt die Abschnitte diesbezüglich nicht gelesen - aber ich wundere mich jetzt ein wenig.

Hast Du irgendwie eine Chance, diese Zeichnung deren direkt-Link nicht funktioniert nochmal im gesamten zu finden? Wer hat das gezeichnet und wann - das wäre jetzt die spannende Frage.

Die einzigen Zeichnungen, die so detailliert darstellen, die ich kenne, sind die der 1920-30iger Jahre Restaurierung. Aber die sind natürlich schon sehr stark verfälscht gegenüber dem 1800er Zustand und insofern sehr kritisch zu bewerten.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

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536

Samstag, 7. Mai 2016, 22:05

Hi Marcus,

leider finde ich die richtigen Links auch nicht mehr. Die Seite wird mir mit "404 - not found" angezeigt.

Das war mal eine Sammlung von vielen pdf-Dateien, die man sich herunterladen konnte. Insgesamt waren es mindestens 39 Dateien, hauptsächlich aus Zeichnungen bestehend. Sie stammten aus unterschiedlichen Zeiten und zeigten viele Bereiche des Schiff, mal detaillierter, mal weniger. Dazu gab es auch eine Art virtuelle Tour durch alle Decks der Constitution, quasi im Google-StreetView-Stil. War sehr interessant. Schade, dass ich die Seite nicht mehr wiederfinde. Veröffentlicht wurde das Ganze eben durch die von mir verlinkte "Naval History and Heritage Command". Also von "Offizieller Seite", wenn man so will.

Zur von mir gezeigten Zeichnung:
Laut Bildunterschrift stammt die von einem G.F. Campbell.
Eine Jahreszahl steht nicht dabei. Jedoch würde ich aufgrund der Art und Qualität der Zeichnung (sie lässt sich als pdf sehr stark heranzoomen) sagen, dass es sich nicht um abgescannte Zeichnungen aus der Zeit der Restaurierung in den 1920er Jahren handelt. Die Zeichnungen, die diese Jahreszahlen tragen, haben allesamt einen dünnen, geschwungenen Rahmen. Diese scheint mir deutlich älter zu sein.


Zusätzlich zu der oben von mir gezeigten habe ich unter denselben pdf-Dateien (ebenfalls durch das Naval History Command" veröffentlicht) noch drei weitere gefunden. Ich habe zur besseren Übersicht mal an die wichtigen Stellen herangezoomt und sie beschriftet. Ich dachte mir, ich drösel alles mal auf.



Zunächst eine offenbar neuere Zeichnung. Keine Originalzeichnung, sondern offenbar in maschineller Präzision von einer altertümlichen abgekupfert.
Sie trägt keine Namensangabe, soll jedoch den Bauzustand von 1797 zeigen.
Man sieht gut, dass es eine Royalsaling gibt. Die Bramstenge wird jedoch einfach verlängert und "wird zur" Royalstenge.



Diese Zeichnung trägt ebenfalls keinen Namenszug, dafür den Schriftzug "C & R No. of the Original" samt einer Nummer. Vermutlich zur Identifizierung der Zeichnung innerhalb eines Archivs o.Ä. Bauzustand soll der von 1817 sein.
Es ist etwas schlechter zu erkennen, aber ich würde behaupten, dass die Zeichnung der vorherigen entspricht. Mit dem einigen Unterschied, dass es ein fünftes Segel, nämlich das Skysail in Rahsegelform gibt.

Eine weitere Zeichnung mit der Bildunterschrift Charles Wave (Glaube ich, schlecht zu lesen) und der Jahresangabe 1817 entspricht in diesem Thema genau den beiden vorherigen.



Dieses letzte Bild trägt eine unlesbare Bildunterschrift, dazu Seriennummern und Notozen, die die Zeichnung mMn als Teil eines Archivs der US-Navy zeigt. Als Jahreszahl ist das Jahr 1906 hinterlegt, wobei das auch das Jahr des Einscannens und der Aufnahme in ein Archiv sein könnte.
Man sieht das, was meines Erachtens auch das Hull-Modell zeigt. Zumindest auf der herangezoomten Varienta der Totalen, die ich oben geposted habe. Bessere Fotos habe ich leider nicht.
Und zwar geht die Royalstenge über die Bramstenge hinaus, liegt aber dahinter. Die Royalrah ist anscheinend trotzdem am oberen Ende der Bramstenge befestigt.

So, jede Menge Referanzmaterial. Recherche im Segeleschiffmodellbau kann echt anstrengend sein...
Morgen werde ich mich mit dem Thema weiter befassen. Was sagt ihr zu dem Material?

537

Sonntag, 8. Mai 2016, 07:45

Hy Dennis,

hatte gerade meinen Beitrag fertig, da bin ich aus der Seite geflogen! Also nochmal:

Mit der Takelage habe ich mich - abgesehen vom Erwerb des Erikson-Buches und einem kurzen Überfliegen desseblen - noch nicht intensiv beschäftigt.


So, jede Menge Referanzmaterial. Recherche im Segeleschiffmodellbau kann echt anstrengend sein...
Das ist wohl war. Für mich allerdings ist genau der Teil das Salz an der Suppe! Ich finde es ungenmein spannend, wie man - beginnend mit der Vorgabe eines Bausatzes - durch Lesen und Studieren ein immer präziseres Bild eines Vergangenen bekommt. Es ist anstrengend und frustrierend manchmal. Mehr Detailwissen führt oft zu noch mehr Fragen und oft auch zu Verwirrung, da sich die Quellen scheinbar und tatsächlich manchmal widersprechen. Aber dennoch bin ich bei der Constitution mittlerweile so weit, dass ich auch bisher scheinbar "fest stehendes" hinterfrage und manchmal persönlich zu anderen Antworten komme. Aber immer im Bewußtsein: es handelt sich dann nur um MEINE Interpretation einer Ansammlung von Wahrscheinlichkeiten - nicht mehr.


Das war mal eine Sammlung von vielen pdf-Dateien, die man sich herunterladen konnte. Insgesamt waren es mindestens 39 Dateien, hauptsächlich aus Zeichnungen bestehend. Sie stammten aus unterschiedlichen Zeiten und zeigten viele Bereiche des Schiff, mal detaillierter, mal weniger. Dazu gab es auch eine Art virtuelle Tour durch alle Decks der Constitution, quasi im Google-StreetView-Stil. War sehr interessant. Schade, dass ich die Seite nicht mehr wiederfinde. Veröffentlicht wurde das Ganze eben durch die von mir verlinkte "Naval History and Heritage Command". Also von "Offizieller Seite", wenn man so will.
Es wird sich im Wesentlichen um den Inhalt der CD handeln, den man mittlerweile kaufen kann. Dort sind allerdings zu 90% die Zeichnungen der "John Lord Restaurierung" von 1929-33 enthalten. Dazu ein paar historische Zeichnungen.
Zur von mir gezeigten Zeichnung:
Laut Bildunterschrift stammt die von einem G.F. Campbell.
Eine Jahreszahl steht nicht dabei. Jedoch würde ich aufgrund der Art und Qualität der Zeichnung (sie lässt sich als pdf sehr stark heranzoomen) sagen, dass es sich nicht um abgescannte Zeichnungen aus der Zeit der Restaurierung in den 1920er Jahren handelt. Die Zeichnungen, die diese Jahreszahlen tragen, haben allesamt einen dünnen, geschwungenen Rahmen. Diese scheint mir deutlich älter zu sein.
Campbell war ein Zeichner und Historiker, der in den 1960-70ern viele sehr gute Zeichnungen von historisch bedeutsamen Schiffen gefertigt hat. USS Constitution, Cutty Sark, Yacht Amerika, ich glaube auch die Charles W. Morgan. .. interessanterweise basieren viele der Revell-Baustätze auf Campbell-Zeichnungen - was aber andererseit nicht wundert: er war in genau jener Zeit das Maß der Dinge.
Zunächst eine offenbar neuere Zeichnung. Keine Originalzeichnung, sondern offenbar in maschineller Präzision von einer altertümlichen abgekupfert.
Sie trägt keine Namensangabe, soll jedoch den Bauzustand von 1797 zeigen.
Man sieht gut, dass es eine Royalsaling gibt. Die Bramstenge wird jedoch einfach verlängert und "wird zur" Royalstenge.

Die finde ich auf der CD nicht - aber da es von 1797 keine historischen Zeichnungen gibt, kann das hier nur eine Rekonstruktion auf Basis der bekannten Listen über Abmaße von Spieren und Stengen sein.

USS Constitution hatte anfangs eine eher klassische Takelage - nur mit eben größeren Segeln. Sie wurde zu Beginn Ihrer Karriere aber offenbar nicht sehr geschätzt. Sie war langsamer als ihre Schwesternschiffe und häufig brach etwas im Gebälk. So beschreibt Tyrone Martin die ersten Jahre. Bilder gibt es erst ab den Gemälden von Corné - den 1803er Seitenriss oder die 1804er Schlachtengemälde.


Diese Zeichnung trägt ebenfalls keinen Namenszug, dafür den Schriftzug "C & R No. of the Original" samt einer Nummer. Vermutlich zur Identifizierung der Zeichnung innerhalb eines Archivs o.Ä. Bauzustand soll der von 1817 sein.
Es ist etwas schlechter zu erkennen, aber ich würde behaupten, dass die Zeichnung der vorherigen entspricht. Mit dem einigen Unterschied, dass es ein fünftes Segel, nämlich das Skysail in Rahsegelform gibt.
Das ist der Charles F. Waldo Segelplan. In der CD steht, er sei vermutlich 1929 kopiert worden. Wir sehen also die Kopie der Waldo-Zeichnung. Das Original wäre ein Abbild von 1817. Waldo war Zeitzeuge und Navyangestellter. Ernst zu nehmen! Von Waldo gibt es auch Zeichnungen der Decksbalken und der Decksausrüstung der USS United States, die einen guten Eindruck über die Decks gibt - allerdings eben der USS United States.
Eine weitere Zeichnung mit der Bildunterschrift Charles Wave (Glaube ich, schlecht zu lesen) und der Jahresangabe 1817 entspricht in diesem Thema genau den beiden vorherigen.

Charles Ware war Segelmacher im Dienst der Navy und hat von sehr vielen Schiffen Segelpläne erstellt - ebenfalls eine wichtige Quelle (zumindest für Segelpläne!). Die Zeichnung ist in meiner CD erwähnt, aber an ihrem Platz liegt eine falsche Datei! (oder habe ich beim Kopieren auf Festplatte einen Fehler gemacht - WO IST DIE CD!!!) .. macht aber nix, denn mit der Google-Bildsuche nach "Charles Ware Sailplan USS Constitution" und der Auswahl "Große Bilder" bekommt man genau das richtige!

Die Kritik an diesen beiden Quellen: 1817 war die Constitution ausgemustert und trug vermutlich nur eine Rumpf-Takelage. Was also stellen diese beiden Segelpläne dar? Den Zustand vorher? Einen geplanten Zustand später? Die 1817 übliche Takelage?


Dieses letzte Bild trägt eine unlesbare Bildunterschrift, dazu Seriennummern und Notozen, die die Zeichnung mMn als Teil eines Archivs der US-Navy zeigt. Als Jahreszahl ist das Jahr 1906 hinterlegt, wobei das auch das Jahr des Einscannens und der Aufnahme in ein Archiv sein könnte.
Man sieht das, was meines Erachtens auch das Hull-Modell zeigt. Zumindest auf der herangezoomten Varienta der Totalen, die ich oben geposted habe. Bessere Fotos habe ich leider nicht.
Und zwar geht die Royalstenge über die Bramstenge hinaus, liegt aber dahinter. Die Royalrah ist anscheinend trotzdem am oberen Ende der Bramstenge befestigt.




Auch diese Datei fehlt in meiner CD - aber es ist offenbar eine Navy-Yard-Zeichnung von 1906. Man weiss, dass die spätere Lord-Restaurierung sich sehr stark am Hull-Modell orientiert hat. Diese Zeichnung könnte eine Zeichnung nach dem Hull-Modell sein (wäre damit aber keine Primär-Quelle mehr und eben "abhängig" von der Quelle "Hull-Modell". Sie hätte also damit keine Anspruch auf "zweite Quelle". Wenn man aber den Zustand am Hull-Modell ernst nimmt, hilft diese Zeichnung sicherlich beim Verständnis.

Erikson hat - ich habe nochmal reingesehen - doch die Sky-poles / Flagpoles hinter den Brahmstengen angebracht. Er zeigt, wenn ich das richtig interpretiere - keine spezifischen Royalstengen. Auch er bezieht sich dabei auf das Hull-Modell. Aber wenn das alles so ist, dann liege ich mit meiner Beobachtung "die Sky-Stengen sind Verlängerte Bramstengen" - wie es auch das Revell-Modell wieder zu geben scheint - wohl doch ziemlich falsch!

Ich glaube, im Moment würde ich der letzten Zeichnung folgen, die Du dargestellt hast: die Royals hinter den Bramstengen. Warum Revell da noch eine Royal-Stenge VOR die sehr lange Bramstenge (die damit auch noch zum Sky-Pole) wird gemacht hat.. ich verstehe es nicht.



Hier noch ein Link zu einer schönen Sammlung von Bildern und Gemälden, die weiteren Eindruck machen ;-)

https://www.segelschiffsmodellbau.com/f2…dergalerie.html
Beste Grüße
Marcus

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538

Sonntag, 8. Mai 2016, 10:19

Auch diese Datei fehlt in meiner CD - aber es ist offenbar eine Navy-Yard-Zeichnung von 1906. Man weiss, dass die spätere Lord-Restaurierung sich sehr stark am Hull-Modell orientiert hat. Diese Zeichnung könnte eine Zeichnung nach dem Hull-Modell sein (wäre damit aber keine Primär-Quelle mehr und eben "abhängig" von der Quelle "Hull-Modell". Sie hätte also damit keine Anspruch auf "zweite Quelle". Wenn man aber den Zustand am Hull-Modell ernst nimmt, hilft diese Zeichnung sicherlich beim Verständnis.

Erikson hat - ich habe nochmal reingesehen - doch die Sky-poles / Flagpoles hinter den Brahmstengen angebracht. Er zeigt, wenn ich das richtig interpretiere - keine spezifischen Royalstengen. Auch er bezieht sich dabei auf das Hull-Modell. Aber wenn das alles so ist, dann liege ich mit meiner Beobachtung "die Sky-Stengen sind Verlängerte Bramstengen" - wie es auch das Revell-Modell wieder zu geben scheint - wohl doch ziemlich falsch!

Ich glaube, im Moment würde ich der letzten Zeichnung folgen, die Du dargestellt hast: die Royals hinter den Bramstengen. Warum Revell da noch eine Royal-Stenge VOR die sehr lange Bramstenge (die damit auch noch zum Sky-Pole) wird gemacht hat.. ich verstehe es nicht.

Der Meinung bin ich nach jetzigem Stand auch. Hauptgrund: Das gute alte Hull-Modell ist da (sobald man herangezoomt hat) doch recht eindeutig, finde ich.
Das einzige, was dann in meinen Augen noch etwas merkwürdig ist: Die nächsthöhere Stenge wurde ja eigentlich immer VOR den darunter liegenden Mast gesetzt. Bis zum nächsten Abschnitt mit Saling, Eselshaupt und der nächsten Stenge, die wieder davor gesetzt wird.
Weshalb nun die Royalstenge laut Hull-Modell HINTER die Bramstenge gesetzt werden soll... nun ja, auch das wird seine Gründe haben...

Für mich hieße das natürlich, dass ich ein Stück meines Revell-Masts kappen muss, damit ich nur noch die Bramstenge habe. Dann müsste ich die Royalstenge scratchen. Wie ich das mit meiner sehr dürftigen Werkzeugsammlung hinbekommen soll, weiß ich noch nicht. Aber ich werde ein bisschen herumprobieren.

Zuerst werde ich aber eine Royalsaling für jeden Mast herstellen müssen. Da wird die Anbringung aufgrund der bereits vorhandenen Taue schwierig, aber das Scratchen wird eine schöne Abwechslung geben :)

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539

Sonntag, 8. Mai 2016, 10:40

ich habe da mal eine Frage: wie sind die Matrosen an das Skysegel rangekommen und zu reffen? sind die an der Stenge hochgezogen worden?
Fertig:RC U-Boot der Gato Klasse 1/72 - Sea Tiger
Fertig:RC: DH 2 Airco von MICROACES 1/24 mit Flugvideo
Fertig:RC:
HMY Britannia 1893

540

Sonntag, 8. Mai 2016, 11:27

ich habe da mal eine Frage: wie sind die Matrosen an das Skysegel rangekommen und zu reffen? sind die an der Stenge hochgezogen worden?
Na das ist ja der Trick bei den Sky´s.. da die so wieso nur selten hoch kamen (nur bei wirklich gutem Segelwetter und nur wenn Vollzeug gesetzt werden musste - also wenn man auch ein nasses Taschentuch gesetzt hätte!), aber bei schwerem Wetter auch noch (auch gestaut) unnötige (Wind-) Last weit oben im Mast gewesen wären, wurden sie, wenn benötigt, samt der Rah hochgezogen wie eine Fahne. Wenn sie wieder "gerefft" werden sollten, wurde sie mit der Rah wieder komplett herunter geholt. Ein Reffen im Sinne "stauen an der Rah" gab es also bei Skysails nicht.

Aber dennoch: in die oberen Mastteile führte (möglicherweise über das Tau zum Flagge setzten hochgezogene) Jakobsleitern - das genügte. Ist allerdings, selbst wenn von beiden Enden gesichert, sicherlich kein Honigschlecken, so ein gagliges Ding in der Höhe hoch zu steigen.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

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