Das ist mir aus dem Herzen gesprochen. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Modellbahner Häuser wie die ramponierten Gründerzeitbauten der Firma Pola akzeptierten. Die Modellbahn war eben vorher mehr eine Darstellung der "runden", "heilen" Welt als eine realistiche Abbildung der sichtbaren Wirklichkeit. Überall im Modellbau herrschen solche Intentionen, die auf einen Paradigmenwechsel warten. Ich hoffe, durch einen Baubericht der Kogge noch besser zeigen zu können, wo für mich (persönlich) momentan die Herausforderung im Modellbau liegt. Und wenn dafür Resin-oder Plastikmodelle tauglicher sind als solche aus Holz - ich versuche es zu akzeptieren.
Und damit sind wir beim Thema: Wer ist der schlimmste Feind des Guten? Richtig, das Bessere. Ein bisschen kratzte mich immer im Auge, dass das Deck der Phenix verglichen mit der Bordwand etwas "kalt" wirkt.
In der Bauanleitung zur Kogge schlägt Herbert Tomesen von Artitec eine Farbmischung vor, mit der ich noch nicht gearbeitet hatte. Humbrol 110 (naturholz matt) und 127 (schattengrau), wobei 127 für die Grautönung sorgt. Ich habe sofort damit experimentiert.
Hier vor und nach dem Öldraken auf einem Resindeck:
Hier der Vergleich mit dem von mir bislang benutzten Humbrol 28, ebenfalls vor dem Öldraken.
Also kurzer Entschluss: das Oberdeck wird nochmal neu gestrichen. Um die Maserung und die Fugen nicht zu verkleistern, habe ich zum Retter des Modellbaus gegriffen: Dowanol. Will man so große Teile ablackieren, muss man nicht viel von dem wertvollen Zeug in einem großen Gefäß verschwenden. Die m.E. beste und sparsamste Methode sind getränkte Wattepads, die nur ein paar Minuten auf dem Teil liegen müssen, bis man mit einer kräftigen Bürste die Farbe praktisch restlos herunter bekommen kann.
Mit derselben Bürste wird das Teil schließlich unter fließendem Wasser gereinigt. Spüli schadet nicht. Hier stehen die Teile (verbotenderweise!) zum Trocknen in der Küche.
Schmidt