Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Das Wettringer Modellbauforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

451

Donnerstag, 12. März 2015, 15:24

Wäre es dann nicht am besten, die Masten in Holz nachzubauen?
Er nun wieder! Wenn es auf das Toppgewicht nicht ankommt, ist vor allem bei modernen Schiffen Messing jedenfalls für mich das Material der Wahl.

452

Samstag, 14. März 2015, 18:04

Im Moment quäle ich mich mit zwei Dingen: 1. Kleine Lebensmittelvergiftung. 2. Die Gefechtstücher.
Fotos der Prince im Gefecht gibt es ja leider nicht, und überhaupt ist die Quellenlage eher dürftig, wie Holger schon angemerkt hat. Ich möchte aber auch nicht drauf verzichten, zumal die gerafften oder wehenden Tücher ein besonders "barockes" Element sind. Ich habe jetzt beschlossen, sie so aufzustellen, wie ich es für sinnvoll halte, also so, dass sie die Mannschaft nach Möglichkeit schützen. Vermutlich hatte da jeder Kapitän sein eigenes Konzept.
Demnächst Bilder.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

453

Samstag, 14. März 2015, 23:41

Also. Ich habe zunächst die Gestelle gebaut:









Der uninteressiert wirkende Herr mit Stöckchen ist übrigens einen halben Kopf größer als der durchschnittliche Seemann von 1670.


Und hier habe ich unendlich vorsichtig schmale Streifen Tempotuch über die Gestelle drappiert. Und zwar möglichst barock. Aber auch nicht zu barock. Sondern eher realistisch. (War ja selbst oft genug dabei, wenn unsere Gefechtstücher vom feindlichen Kugelhagel ausgeklopft wurden.) Und endlich vorsichtig, wie gesagt. Nasses Tempo ist nämlich ein ver... heikles Material. Morgen ist das getrocknet und wird bemalt. Und dann schauen wir mal. Hoffentlich habe ich mir nichts damit verdorben!






Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 2 569

Realname: Michael

Wohnort: Rheinland-Pfalz

  • Nachricht senden

454

Sonntag, 15. März 2015, 09:30

Guten Morgen
Schaut ja jetzt schon super aus. Gibt dem Modell einen wirklich realistischen Aspekt. War eine absolut gute Idee und die Ausführung ist perfekt.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771

455

Sonntag, 15. März 2015, 10:45

So richtig verstanden habe ich das mit den Tüchern
ehrlichgesagt nicht.


Die halten doch keine Kanonenkugel auf. oder ?
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß, weiß mehr als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

Plastik: Royal Soleil vom Anfänger Incl. Fehler

456

Sonntag, 15. März 2015, 11:24

Nein, die halten nun wirklich keine Kanonenkugel auf. Nicht einmal eine Musketenkugel. Aber sie können die Schützen auf gegnerischen Schiffen daran hindern, auf konkrete Ziele anzulegen. Außerdem bilden sie einen gewissen Splitterschutz. Ganz sinnlos können sie tatsächlich nicht gewesen sein, da man bis zum Ende der Segelkriegsschiffzeit an dieser und ähnlichen Methoden festgehalten hat. Später traten an ihre Stelle die Finknetze, in denen die zusammengerollten Hängematten verstaut wurden. Und selbst auf den Eisenschiffen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts wurden z.B. Kokosmatten als Splitterschutz angebracht. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die Gefechtstücher einen psychologischen Effekt hatten, indem sich die Mannschaft dahinter sicherer fühlte.
Ne, Quatsch! 17. Jahrhundert! Da war die Psychologie ja noch gar nicht erfunden...
Was mich allerdings am meisten an den Tüchern reizt, ist der barocke Faltenwurf.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 2 569

Realname: Michael

Wohnort: Rheinland-Pfalz

  • Nachricht senden

457

Sonntag, 15. März 2015, 11:44

Jetzt verstehe ich nicht was Du unter barocken Faltenwurf verstehst?
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

458

Sonntag, 15. März 2015, 11:59

Schaut klasse aus. :ok:
Allerdings wird es nun mit dem Bemalen schwierig, die sollten ja rot werden. Bei den Engländern eventuell sogar mit einem schmalen weißen Rand.
Hier zwei Detailaufnahmen der Prince



An den Stellen, an denen die Bordwand hinter den Tüchern sehr niedrig ist, wurden gewöhnlich noch Taupakete als zusätzlicher Schutz aufgehängt.
Wie hier am mittleren Teil. Weiter hinten auf der Hütte machte man das nicht, davor sind gar keine Tücher aufgehängt, da das Schott zum nächsten Deck dahinter liegt. Die Bordwand hier ist also übermannshoch.
Das Schiff ist die Montague


Holger

459

Sonntag, 15. März 2015, 12:04

Im Zeitalter des Barock liebten die Leute (die es sich leisten konnten) einen Luxus, dessen Kennzeichen das VIEL und MEHR war. Bis heute verwenden wir den Ausdruck barock ja häufig synonym (gleichbedeutend) für schwülstig und überladen. (Gelsenkirchener Barock, 50er Jahre) Zu den Ausstattungsstandards des Barock gehören besonders die Vorhang- und Dekorationsstoffe, die nie glatt, sondern immer in üppigen, dekorativen Falten lagen. Diese Mode reichte bis in die Kleidung und in die Haartracht. Reste davon sieht man noch im Industriezeitalter, wenn etwa einer neuen Lokomotive fürs Werksfoto eine Drapperie aus Stoff umgelegt wird. Bei den zeitgenössischen Gemälden von Segelschiffen verwandten Maler stets großes Geschick und große Anstrengung darauf, den Segeln ein dramatisches und dem Zeitgeschmack entsprechendes Aussehen zu geben. Locker aufgetuchte Segel wirken da oft wie die Vorhänge und Dekorationen in einem Schloss oder die Hintergrunddekoration in einem Theater.
Na, und dazu passt natürlich ganz gut das Gebausche und Gewedel der Tücher an der Bordwand.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

Beiträge: 2 569

Realname: Michael

Wohnort: Rheinland-Pfalz

  • Nachricht senden

460

Sonntag, 15. März 2015, 12:14

Nochmals meinen Respekt wie Du das umgesetzt hast und vielen Dank für die wirklich interessante und lehrreiche Antwort. Das sind so Dinge die man X-mal schon gesehen hat, die einem auch sehr gefallen haben, aber das dahinter ein richtiger Grund liegt, ein warum und deshalb, ging bei mir zumindest bisher unter.
Was hat der arme Horatio verbrochen dass ihr ihn, diesen Hänfling zur See schicken wollt? Suckling 1771

461

Sonntag, 15. März 2015, 12:15

Bei sehr vielen Darstellungen mit Tüchern sind diese nur über die normale Bordwand gehängt.
fast überall blicken die Mannschaften drüber hinweg
Die Erhöhung ist viel mehr nur eine Ausnahme.

Diese Tücher hatten sehr wohl einen brauchbaren Schutzeffekt ... Deswegen die lange Verwendungszeit.
natürlich nicht wenn sie straff gespannt waren ...
Denn sobald sie straff gespannt sind geht die Wirkung verloren und natürlich eine Musketenkugel durch ...

Das Wichtige war ja, daß sie eben nicht straff gespannt waren.
Der nachgebende Stoff nimmt enorm viel Energie aus so einer Kugel raus,
so daß sie entweder komplett im Gewebe aufgefangen wird oder alternativ fast wirkungslos ist.
Obendrein waren Musketenkugeln noch wesentlich langsamer als heutige Projektile.

Es gab eine Untersuchung zu den wehenden, superdünnen Kugelfangtüchern der Samurai ...
diese flatterten beim Reiten gleich einem Segel hinter ihnen her ...
wurde so auch getestet und im Fernsehen gezeigt, daß weiche wehende Tücher tatsächlich in der Lage
sind Geschosse entweder aufzufangen oder weitgehend wirkungslos zu machen
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

462

Sonntag, 15. März 2015, 12:27

Das stimmt, manchmal hingen die Tücher wohl auch nur über der Bordwand als Splitterschutz. Ich habe mich in meiner Darstellung im Wesentlichen an den Recherchen von Holger (Wappen von Edam) orientiert, der für mich in Sachen alte Holländer mittlerweile DIE Autorität ist.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

463

Sonntag, 15. März 2015, 12:30

Zitat

Es gab eine Untersuchung zu den wehenden, superdünnen Kugelfangtüchern der Samurai ...

diese flatterten beim Reiten gleich einem Segel hinter ihnen her ...

wurde so auch getestet und im Fernsehen gezeigt, daß weiche wehende Tücher tatsächlich in der Lage

sind Geschosse entweder aufzufangen oder weitgehend wirkungslos zu machen
Joop, hab ich auch gesehen. Aus heutiger Sicht vielleicht erstaunlich, aber es scheint funktioniert zu haben.

464

Sonntag, 15. März 2015, 12:37

Genau Markus!

Ich hatte auch gleich wieder die Fangtücher der Samurai im Sinn.
Wobei allerdings bei Denen, der Stoff aus Seide bestand und das Ganze nur mit Pfeilen funktionierte. Sei es, dass die Pfeile abgefangen ider eben umgelenkt wurden.
So unglaublich das auch klingt, das funktioniert tatsächlich.

Somit hatte ich bei Schmidts Erklärung auch keinen Zweifel, dass Splitter, Kartätschen oder auch Musketenkugeln weitestgehend aufgefangen wurden.

Wie auch immer, ist die filigrane Ausführung mit dem nassen Tempo beeindruckend.
Hatte auf meiner Pearl ja auch bereits mehrfach meinen Spaß damit gehabt.

lg Mickey
Im Bau: Black Pearl
Im Bau: H.M.S. Triton

465

Sonntag, 15. März 2015, 14:19

Holger, vielen Dank für die beiden Bilder (DIE ICH NOCH NICHT KANNTE!!).
Auf dem unteren ist die Sache wirklich sehr ordentlich undsauber mit doppelter Bordüre. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Tücher hier ebenso idealisiert dargestellt sind wie andere Details. Das Ganze sieht ja mehr nach Paradetag aus als nach Seeschlacht. Oder sage ich das nur, weil ich es so exakt nicht hinkriegen werde? Nun ja. Im oberen Bild ist mehr Dynamik. Und für die spricht ja auch, was wir hier schon diskutiert haben: Je mehr Falten das Tuch wirft, desto größer seine Wirkung. Du hattest in deinem Baubericht einmal nach der Funktion der doppelten Tücher gefragt. Ich könnte mir vorstellen, dass ein doppeltes Tuch (mit Luft dazwischen) eine erheblich gesteigerte Abfangleistung erbringt. Unter diesem Aspekt wirken die Bordüren des unteren Bildes eher unwirksam.
Was das Bemalen der Tücher angeht, habe ich womöglich eine Überraschung in petto.
Ach ja. Könntest du mir noch die Quellen für die Bilder nennen? Danke!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

466

Sonntag, 15. März 2015, 16:16

@Mickey
ich hatte es so verstanden, daß es auch bei Kugeln funktioniert haben soll ..
aber im Test gab es nur waagemutige Reiter die sich mit den Pfeilen getraut hatten ...
aber aus verständlichen Gründen nicht mit Kugeln ...
dann hatten sie es doch noch so getestet und mit Kugeln gabs mehr Durchschläge aber nur noch wenig Kraft der Kugel und die wiederum wurden vom Panzer aufgehalten ...
aber genau weiß ich das auch nicht mehr
auf jeden Fall effektiv


@Schmidt
ich habe wenigstens ein, na eher zwei dutzend Bilder alter Meister mit den Tüchern gespeichert ...
überwiegend Gefechtsszenen ... meistens Holländer .. . und überwiegend ohne Erhöhung
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

467

Sonntag, 15. März 2015, 16:55

Danke für die ausführlichen Erklärungen. Wenn man bedenkt
das die Geschosse damals kugelrund waren und entschieden langsamer, klingt es
einleuchtend.
Wer nichts weiß und weiß, dass er nichts weiß, weiß mehr als der, der nichts weiß und nicht weiß, dass er nichts weiß.

Plastik: Royal Soleil vom Anfänger Incl. Fehler

468

Sonntag, 15. März 2015, 17:49

Trotz des ganzen Zusatznutzens hinsichtlich des Kugel- und Splitterfangs denke ich,
daß dennoch der einfache Sichtschutz gleichzeitig das beste Sicherheitsmerkmal war.
Konnte man hinter offenen Geländern noch mehr oder weniger genau sein Ziel anpeilen so ist das hinter Stoff deutlich schwieriger.
Auf vielen Schlachtenbildern sieht man aber die Stoffbahnen reichlich mitgenommen herunterhängen.

Und von verschiedenen Nationen wurde auch verschiedene Farben benutzt ...
bei all dem Pulverqualm vielleicht auch eine brauchbare Orientierung wer Freund und Feind ist.

Da dieser Stoff aber sowohl bei holländischen als auch bei englischen Schiffen in rot zu beobachten ist kann das wohl nicht in jedem Fall zufriedenstellend geholfen haben.

Ein weiterer Zweck der Stoffe war es ja gewesen zum Beispiel bei Rückkehr nach langer Fahrt ein halbwegs präsentables Schiff zurück zu bringen.
Ich vermute das mal so ... denn die schönen aufgepinselten Farben von der Abfahrt dürften zwischenzeitlich reichlich gelitten haben ...
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

469

Sonntag, 15. März 2015, 17:58

Hallo Schmidt,

die beiden farbigen Abbildungen sind Fotos von mir, die ich im Schiffahrtsmuseum Amsterdam gemacht habe.
Die Bilder sind diese hier
https://www.allposters.com/-sp/The-Engli…s_i9974720_.htm
https://collections.rmg.co.uk/collections/objects/11807.html

Der Ausschnitt der Montagu ist aus dem Museumskatalog vom National Maritime Museum, da findet sich auch etliches online.
https://collections.rmg.co.uk/collection…cts/149291.html

Der Einwand zur Höhe der Gestelle von Showrodder ist durchaus berechtigt. Da kann es Unterschiede zwischen England und den Niederlanden geben.
Bei der Kampveere hier sind die auf Back und am Großmast annähernd mannshoch.
https://collections.rmg.co.uk/collection…cts/144959.html

In Kriegsteinsammlung gibt es noch sehr schöne Beispiele dafür, die konnt ich aber im netz nicht finden.
Allerdings gibt es diese schöne Darstellung der Brederode mit Verhüllung und auch vorgehängten Taubündeln in den Wanten.
https://4.bp.blogspot.com/-89HmgLmAvlA/U…e+Brederode.jpg

Wie in meinem Baubericht gesagt, sind mir diese Tücher noch immer etwas rätselhaft. Auch die mehreren Tuchlagen, wie die befestigt wurden und auch wie die Gestelle selbst befestigt wurden. Lediglich achtern waren sie oft permanent aufgebaut.

Der Anstieg der Reling nach achtern ist ja gestuft, das obere Ende einer Stufe bildet dabei das untere Ende der nächsten Stufe. Wahrscheinlich fährst du gut, wenn du die Aufhängung der Tücher einfach nach dem gleichen Schema draufsetzt.
Hier sieht man ganz gut was ich meine.
Plymouth
Resolution
Swiftsure nach Gefecht
Swifture Nachfolger von obiger S.

Nahe beim Besan konnte ein Sonnensegel gesetzt werden, dann ist der Gestellaufbau hier deutlich höher. Das hat aber mit den Tüchern erst mal nichts zu tun.
Vielleicht reduzierst du das Gestell über der Back etwas in der Höhe, etwa so hoch wie sie achtern durch die Abstufung auch ausfallen.

Ich hoffe das hilft dir weiter.

EDIT, daß die Tücher Geschosse aufhalten konnten glaube ich eher nicht, zumal die Gefechtsdistanz meist gering war. Aus meiner Sicht packte man deswegen die Taubündel zusätzlich an besonders gefährdete Stellen.

470

Sonntag, 15. März 2015, 18:01

Hier noch Bilder der HAlter am zeitgenössischen Modell der Royal Oak 1674 aus dem wiener Museum ...

https://modelshipworld.com/index.php/gal…ia-130309-6250/

https://www.segelschiffsmodellbau.com/t1…um-Wien-1.html#

... und vor der Restaurierung noch mit Tüchern.



Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

471

Sonntag, 15. März 2015, 18:10

Hi Daniel,

an dieses herrliche Modell hatte ich gar nicht mehr gedacht!
Dummerweise sieht man beim zweiten Link die Bilder aber nicht, wenn man bei Segelschiffsmodellbau nicht angemeldet ist ;)

472

Sonntag, 15. März 2015, 18:48

Ich gehe davon aus, daß es sowohl Schiffe mit erhöhtem Gestell als auch ohne gegeben haben muß.
Anders sind die vielen Bilder ohne Erhöhung einfach nicht zu erklären.
Nachfolgend nur eine kleine Auswahl :

Da in den folgenden Bildern die Mannschaften fast überall mit dem Oberkörper über die mit Tüchern verhüllten Brüstungen schauen gehe ich mal davon aus, daß die nicht wirklich so hoch waren ...
sowohl Holländer als auch Engländer

Die Bilder lassen sich übrigens am Bildschirm ganz akzeptabel vergrößern

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…l_Prince%27.jpg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…tle_mg_0504.jpg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…_Dutch_War.jpeg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…e_-_WGA7474.jpg

https://2.bp.blogspot.com/_0vhyQjYMZaA/T…33662636632.jpg

hier meine ich die Gestelle zu erkennen
https://collections.rmg.co.uk/mediaLib/3…87574/large.jpg

Und man beachte übrigens auch superklar frei stehende Türmchen in den Seitentaschen !
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

473

Sonntag, 15. März 2015, 19:10

Hat jemand ein Kind im richtigen Alter? Das könnte jetzt über das Thema promovieren. Genug Material ist ja da.
Im Ernst. Vielen Dank für die Hilfestellungen. Mal sehen, vielleicht kann ich heute Abend noch zeigen, was ich mir aus all dem zusammengeklaubt und -gebaut habe.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

474

Sonntag, 15. März 2015, 21:25

Diesen Ausschnitt aus einem alten Holländer hatte ich ja schon mal in anderem Zusammenhang gezeigt ...
allerdings sehe ich jetzt anhand der Diskussion die Details der Brüstungen in einem anderen Licht ..
vielleicht hilfts Dir ja

Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

475

Montag, 16. März 2015, 09:41

Der Ausschnitt ist aus einer Grisaille der Eendracht, die ist klasse, da man sehr viele Details erkennt.
Eine Hochauflösende Darstellung findet sich hier:

https://www.modelships.de/Museums_and_re…m/gEL4A3753.jpg
Es ist das gleiche Schiff, das du hier verlnkt hattest.
https://collections.rmg.co.uk/mediaLib/3…87574/large.jpg

Der unter Teil der offenen Reling nenn sich "Borstbank", da stecken die Belgnägel drin. Kann man auch auf der Abbildung erkennen. Das Geländerteil darüber bringt die Reling hier auf normale / Hüfthöhe.
Den Namen dieser Brüstung kenne ich nicht, wurde aber auch bei der Vasa gefunden. Bei etlichen Darstellungen sind die Tücher an dieser Stelle befestigt, so wie du es auch korrekt angemerkt hast.

Allerdings ist die Sache komplizierter als man auf de ersten Blick meint. Schaut man sich die Zeichnungen der Brederode an, ist über diesen Handlauf hinaus nochmals eine Stellage aufgebaut.
Habe das mal markiert. Unten ein Link, wieder zur Brederode, bei der man die Tücher aufgewickelt sieht, man kann also alle Etagen unterscheiden.

https://lexikon.freenet.de/Brederode_(Schiff,_1646)

Für England kenne ich so ein Arrangement für die Constant Reformation, das ist aber aus den Bürgerkriegszeiten um 1648. Also etwas vor der Zeit des 3. Englisch-Niederländischen Krieges, um den es hier speziell geht.

Eine klare Linie wann man die Tücher wohin hängt kann ich nicht erkennen. Da mir auch keine schriftliche Quelle dazu bekannt ist, ist das für mich im Detail auch nicht so leicht nachvollziehbar.
Eventuell spielt auch eine zeitliche Entwicklung eine Rolle, aber wie gesagt - keine Ahnung...

Egal, mal schauen was Schmidt draus macht
:wink:
Holger
_______________________________________________________
Fertig: holländische Fregatte "Wapen van Edam" 1644 in 1/160
Im Bau: englisches Linienschiff "Royal Katherine" 1664 in 1/160

476

Dienstag, 17. März 2015, 02:08

Das sind ja tolle weitere Details ... stimme Dir voll zu .. eine klare Linie ist da wirklich nicht erkennbar

Ich habe den Eindruck, daß da auf verschiedenen Schiffen und zu verschiedenen Zeiten ganz einfach
sehr viele unterschiedliche Varianten ausgetestet wurden ...
vielleicht auch abhängig davon wieviel Geld für welches schiff zur Verfügung stand ...

von Hüfthoch bis Halshöhe ... und dann sogar noch übermannshoch ...
nach dem Motto was braucht wieviel Stoff ?
Wie lange braucht der Aufbau ?
Wieviel kostbaren Stauraum braucht der notwendige Stoff unter Deck ?
Ist kopfhoch sinnvoller als hüfthoch ? und und und ...

Wie gut läßt es sich als Kampfschiff handhaben wenn alle auf Deck einerseits nicht gesehen werden ...
was ja toll ist ... aber man selbst andererseits auch nur wenig oder gar nicht sehen kann ?

Auch diese offene Reeling mit Borstbank etc scheint eher den Linien des Schiffes als den Decks zu folgen ...
gerade anhand der Geschützrohre läßt sich gut ablesen, daß das zuweilen erst über Hüfthöhe oder gar Halshöhe losging ...
in anderen Bereichen aber schon ums Knie ...

Was mir früher auch schon aufgefallen war ... ich zuvor aber als unwichtig beiseite gelassen hatte ...
ist besonders auf diesem Bild und auch auf der zusammengeschossenen Brengerode sehr auffällig ...
nämlich die praktisch vollflächige Stoffabdeckung eines oder mehrerer Decks ..
mit rundem Ausschnitt um den Mast ... es muß sich also um perfekt angepaßte "Persennings" gehandelt haben.

War diese aufwendige und prachtvolle Ausstattung gar nur einem Flaggschiff wie der Brengerode vorbehalten ?

Schade, daß das Bild nicht farbig ist ... hätte mich interessiert ob die Zeltbahn über Deck auch rot war ... ?
das könnte auf Modellen sehr interessante Darstellungsmöglichkeiten ermöglichen.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

477

Dienstag, 17. März 2015, 13:17

Ich bin ganz Showrodders Meinung. Man wird da wohl keine Regeln finden. Schiffe waren damals noch viel mehr als heute kleine Welten für sich, auf denen eigene Regeln herrschten. Einleuchtend finde ich auch die Überlegung, dass ein Admiralitätsschiff womöglich aufwändiger geschützt war als andere. Schließlich bedeutet der Verlust des Oberkommandierenden bei der schwachen Kommunikationslage der Zeit ein verheerendes Manko. Als Tromp fiel, wurde dies geheim gehalten, um nicht ein Chaos ausbrechen zu lassen.

Auch in der Solebay (siehe das besagte Foto) hatte man der Prince sicher größtmöglichen Schutz zukommen lassen. Vergebens allerdings, da Kapitän Cox fiel und der Admiral (der spätere König) auf ein anderes Schiff übersetzen musste.

Hier noch einmal das Making of. Die Gerüste (äußerst filigran, Evergreen Profile):




Hier wird das genau ausgeschnittene zweilagige Tempo-Stück nach vorheriger Tränkung in Wasser/Leim auf dem Gerüst drapiert. Das ist schwieriger als es klingt!. Nasses Tempo ist ein äußerst heikles Material. Es gefällt sich auch darin, im falschen Moment an der falschen Stelle kleben zu bleiben (z.B. an den Fingern).



Während das Tempo in möglichst realistischem Faltenwurf antrocknet, muss man unbedingt darauf achten, dass es nicht an der Bordwand anklebt. Auch das ist leichter gesagt als getan! Wenn es aber gelingt, kann man nach dem vollständigen Antrocknen das komplette Gebinde wieder herausnehmen und extern bemalen!





Hier Aufnahmen vom weitgehend vollständig drappierten Schiff. Ein große optische Leistung erbringt m.E. die dünne weiße Bordüre an der Unterkante der Gefechtstücher.
An euch die Frage, ob ich die Tücher farblich noch weiter dem Rumpf (durch Öldraken) anpassen oder ob ich den Unterschied so belassen soll:
















Die letzte Aufnahme zeigt, dass und wie man selbst bei den getrockneten und bemalten Tüchern noch flicken und ausbessern kann, diemal mit einlagigem Leimtempo. Das muss natürlich nach dem Antrocknen noch bemalt werden.




Schmidt bittet um Kommentare
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

478

Dienstag, 17. März 2015, 13:44

:thumbsup: :respekt: :thumbsup:
:wink:
Es rauscht wie Freiheit, es riecht wie Welt.
Naturgewordene Planken
sind Segelschiffe. Ihr Anblick erhellt
und weitet unsere Gedanken!
Joachim Ringelnatz

479

Dienstag, 17. März 2015, 14:43

Mein Gott, sieht das geil aus !
Das haucht dem Modell Leben ein ... wunderschön !

Und die Bordüre, die es vermutlich nur bei den "reicheren" Schiffen gab, setzt ein wunderschönes Detail dazu.
Echtes Eyecandy ... wie hast Du die Bordüre so gleichmäßig gemacht ?

Nachdem sie nur zur Show bei der Rückkehr von einer Reise, der Repräsentation oder auch im Kriegsfall benutzt wurden
gehe ich davon aus, daß sie Wind und Wetter weit weniger ausgesetzt waren und die Farbe nicht sehr darunter litt.
Bleiben also nur Kugellöcher und Stockflecken bei feuchter Lagerung.

Ansonsten kann ich mir bei Stoff im Gegensatz zum Holz viel eher ein Ausbleichen vorstellen ...
oder Fadenscheinigkeit an Knickstellen und Reibungspunkten ...
wie bei Jeans ... nur eben in rot ...

Wenn die Tiefe der Fältelung für ausreichenden Schattenwurf nicht reicht dann könntest Du tatsächlich Schatten setzen ...
vielleicht aber nur mit einem dunkleren Rot ... lasierend ?
Nach jetzigem Stand eher nicht notwendig ...

Wäre das Einfärben des Kleisters eine Option ? wie mit Wasserfarbe ... oder gibt das ne Sauerei ?
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

Beiträge: 437

Realname: Holger

Wohnort: bei Limburg / Lahn

  • Nachricht senden

480

Dienstag, 17. März 2015, 18:13

Die Handtücher sehen klasse aus :ok:
Da der restliche Rumpf dezent gealtert ist, würde ich das hier auch so halten.
:wink:
Holger
_______________________________________________________
Fertig: holländische Fregatte "Wapen van Edam" 1644 in 1/160
Im Bau: englisches Linienschiff "Royal Katherine" 1664 in 1/160

Ähnliche Themen

Werbung