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Guten Abend allerseits,
wie im letzten Beitrag angekündigt, möchte ich heute Abend noch einmal auf die Block- und Hakengrößen bei der Kanonentakelung eingehen.
Auf Basis der Konstruktionsangaben von den beiden Schiffsbaumeistern Cornelis van Yk (Holland) und William Sutherland (England), lassen
sich in Abhängigkeit zu den Taustärken die Abmessungen der Blöcke in Länge, Breite und Höhe ungefähr ermitteln. Diese Vorgaben beziehen
sich aber auf die Haupttakelage eines Schiffes und nicht auf deren Kanonentakelung, also eine gewisse Unschärfe ist da vorhanden.
Übrigens habe ich die spanische Geschichte im Hinblick auf deren Schiffskonstrukteure durchforstet, leider aber noch ohne Erfolg. Falls jemand hier fündig werden sollte, wäre ich für eine entsprechende Information sehr dankbar.
Man kann unseren spanischen Freunden ja wie uns Franzosen vorwerfen, dass die Seemannschaft vielleicht nicht die beste war, aber vom
Schiffsbau verstanden die Herren etwas. Unabhängig jetzt davon, ob von den Nachbarländern abgekupfert oder selbst entwickelt wurde.
Gerade bei den Modellen im Maßstab M 1:100 ist es von großer Bedeutung, ob bei der Kanonentakelung Blöcke kleiner als 2 mm eingebaut
werden müssen. Da nach meinem Kenntnisstand Blöcke kleiner 2 mm nicht käuflich erworben werden können, wäre eine Eigenproduktion
erforderlich, was schon eine ganz schöne Herausforderung auch in der Menge darstellt.
Nun sollten Modellbaufreunde anderer Maßstäbe aber bitte im Kaminzimmer bleiben, denn die nachfolgenden Informationen können ohne
jeglichen Zusatzaufwand auch auf andere Modellmaßstäbe angewendet werden.
Jetzt gilt es aber nichts „hinzubiegen“ sondern konkret zu prüfen, ob die Konstruktionsvorgaben der beiden zuvor genannten Herren
übernommen werden können.
Also eine mathematisch/konstruktive Ableitung für die Blöcke haben wir. Eine Plausibilitätsprüfung sollte daher auf gänzlich andere Weise
erfolgen, damit man nicht am Ende der eigenen Spur folgt.
Stellt sich die Frage, welche weitere Grundlage es dafür gibt. Da ist nicht viel, ausgenommen jede Menge Aufnahmen von (mit Glück) ungefähr zeitgenössischen Kanonen nebst deren Takelung wie z.B. der Wasa, oder qualitativ wertigen Schiffsnachbauten wie die Batavia. Die Neptun in Genua ist schön, gewiss, aber erhebt nicht den Anspruch auf historische Korrektheit.
Das eine Abhängigkeit zwischen Block und Taustärke besteht dürfte unbestritten sein, und jetzt bringe ich darüber hinaus eine weitere
Abhängigkeit ins Spiel, nämlich dem Längenverhältnis zwischen Lafetten und deren Blöcken bzw. Sturmhaken.
Wenn bei Fotoaufnahmen Lafette, Block und Haken annähernd in einer Aufnahmeebene liegen, lässt sich deren Größenverhältnis untereinander ermitteln, auf jeden anderen Maßstab übertragen und die eingangs erwähnte Berechnung überprüfen.
Damit die daraus gewonnene Aussage einigermaßen belastbar ist, müssen möglichst viele Aufnahmen verschiedener Geschütze ausgewertet werden, um einen (wenn auch kleinen) repräsentativen Mittelwert bilden zu können.
Um Platz zu sparen habe ich nachfolgend in einer Aufnahme all die Fotos nebst Eigenbau für die SR komprimiert und zusammengeführt, die ich dafür untersucht habe. Die Einzelfotos sind natürlich in Qualität und Größe deutlich besser, sonst würde das nicht funktionieren. Die Victory ist dabei gleich mit zwei Aufnahmen vertreten, verfälscht aber nichts, da es sich um zwei verschiedene Geschützgrößen handelt.
Wenn man sich dabei die Zeichnung Nr. 7 von Monsieur Boudriot anschaut wird man schon stutzig, ob die Blöcke wirklich damals so klein
gewesen sind, dies nur mal so am Rande. Ich habe mir gegenüber heutigen Büchern, die sich mit früheren Epochen auseinandersetzen stets
eine gewisse Grundskepsis bewahrt und nehme wenig davon als bare Münze. Das ist auch der Grund, warum ich eher in zeitgenössischer Literatur (falls vorhanden) stöbere. Existiert diese nicht und werden in heutigen Fachbüchern Thesen ohne belastbare Quellen aufgestellt, lege ich diese ohnehin beiseite.
Die zuvor genannten Aufnahmen habe ich auf dem Bildschirm sofern es die Qualität zuließ soweit wie möglich vergrößert, die Längen-angaben danach abgegriffen und in nachfolgender Tabelle dokumentiert:
Die Tabelle ist weitgehend selbsterklärend denke ich. Insgesamt standen mir Aufnahmen von fünf Schiffen zur Verfügung, leider keins davon,
das in die Epoche der Soleil Royal passt. Ich denke aber, dass sich die Bauweise der Blöcke und Haken nicht grundlegend verändert haben.
In Spalte fünf habe ich dann die Blocklänge zur Lafettenlänge ins Verhältnis gesetzt, gleiches in Spalte 9 und für das Verhältnis zwischen Hakenund Lafettenlänge.
In der gelben Zeile habe ich dann wiederum einen Mittelwert gebildet, aus dem hervorgeht, dass bei den ausgewerteten Aufnahmen die
Blocklänge 13,61 % und die Hakenlänge 13,25 % der Lafettenlänge beträgt. Mit diesen beiden Angaben lassen sich jetzt unabhängig eines jeden Modellmaßstabes die erforderlichen Block- und Hakenlängen bequem ermitteln, wenn man die Länge seines Lafettenbauteils kennt.
Ein Beispiel hierzu:
Gleich welcher Maßstab: Lafettenlänge aus einem Bausatz oder Eigenproduktion = 20,83 mm
Dann ergibt sich die Blocklänge mit 20,83 x 0,1361 = 2,84 mm und
eine Hakenlänge mit 20,83 x 0,1325 = 2,76 mm
In Spalte sieben habe ich ferner das Verhältnis zwischen Blocklänge und –höhe eingetragen.
Vergleicht man nun die Durchschnittszeile mit Zeile 9, dann stellt man fest, dass die Dimensionsangaben von YK/Sutherland für die Block-längen etwas größer sind als bei der Fotoauswertung, (14,75 % im Vergleich zu 13,61 %) aber das Verhältnis zwischen deren Länge und Höhe zueinander passt. Einzig in Zeile acht schießt ein gewisser Lourence dort mit 96 % über das Ziel hinaus, ist aber auch kein Wunder, denn der Modellblock am Dummy wurde in der Höhe noch nicht nachgearbeitet und gleicht eher einem Ball, als einem Ellipsoid.
Auf die Heller Soleil Royal angewendet bedeutet dies bei einer Lafettenlänge von 16,00 mm:
Blocklänge 16,00 mm x 0,1361 = 2,18 mm
Blockhöhe 2,18 mm x 0,7332 = 1,60 mm und
Hakenlänge 16,00 mm x 0,1325 = 2,12 mm
Meine derzeit am Dummy ausgeführten Längen sind für den Block wie für den Sturmhaken 2,0 mm, also gibt es dort nichts weiter zu verkleinern. Blöcke mit 2 mm Länge sind danach in Ordnung, jedoch müssen die Blockhöhen auf ca. 70 % deren Länge reduziert werden
Das war’s ihr Lieben. Ich hoffe, ihr könnt damit etwas anfangen.
In diesem Sinne, beste Grüße
Bernd