Dafi:
Heller halt ;-)
Ich muss jetzt mal was sagen:
Wir schimpfen gerne über die Hersteller von Bausätzen. Das ist okay so. Die haben nämlich nicht unbedingt und immer die Weisheit mit Löffeln gefressen, und wir selbst stellen unser Verbesserungslicht ja auch nicht so gern unter den Scheffel.
Aber mal bitte so gesehen: Im Jahr 73 oder 74 entscheidet sich eine Firma für Plastikbausätze (Heller), ein überhaupt nicht populäres Schiff als Riesenbausatz im Maßstab 1:50 aufzulegen. Das Vorbild ist ein Modell im Pariser Marinemuseum, und zusammen mit den "Freunden des Museums", die dem Modell schon einen Plan abgezogen haben, konstruiert man die Schebecke. War das ein Projekt, um steinreich zu werden? Wohl kaum. Eher spüre ich so etwas wie einen pädagogischen Anspruch. Die großen Heller-Modell kopieren ja durchweg den Pariser Museumsbestand und regen den Modellbauer an, sich eine ähnliche Schatzkammer der nautischen Geschichte einzurichten.
Ich war unlängst in Paris und habe die Vorbilder erstmals in natura gesehen. Gut, die Heller-Modelle mögen da und dort "falsch" sein, und die prominente Maserung geht bei HiEnd-Freaks schon mal gar nicht durch - aber die Absicht und die Grundsubstanz sind doch einfach großartig.
Man vergleiche dazu die Gegenwart. Erscheinen überhaupt noch neue Plastikbausätze? Und dann noch solche mit pädagogischem Impetus? Die Batavia und die Neukonstruktion der Wasa bauten auf die Popularität der existenten Originale; aber was gibt es sonst? Dabei ist die Planlage heute dank der Vernetzung der Archive besser denn je; die Konstruktionsmöglichkeiten sind dank Computertechnik erheblich erweitert. Aber die Investition ist dennoch immens hoch und scheint nirgendwo mehr als rentabel erachtet zu werden. Ich kenne aus der jüngsten Vergangenheit eigentlich nur noch eine innovative Quelle für Kunststoffbausätze aus der Segelzeit, und das ist Artitec in Amsterdam. Zum Glück scheint es zu gelingen, die Firma zu einer Edition zu bewegen.
Heller ist mittlerweile x-mal verkauft. Und niemanden wird man dort mehr dazu bewegen können, z.B. ein 1:70 Modell der "La Creole" oder der "Sphinx" oder eines der Dreidecker aus dem 18. Jh. zu konstruieren. Die würden einem nicht mal den Vogel zeigen.
Das Modell der Schebecke ist für mich ein Dinosaurier aus der Zeit, als (Pathosmodus ein) Spielzeug und Kulturgut sich berührten (Pathosmodus aus).
Genug.
Noch ein paar Worte zu meinem Projekt: Nachdem ich die erste Schebecke der Royal Navy eingegliedert, es aber bei dem "Look" eines (halbwegs gut gebauten) Plastikmodells belassen hatte, möchte ich die zweite Schebecke der Vorlage im Pariser Museum möglichst angleichen. Besonders baue ich dabei auf die für mich noch neue Technik des Öldrakens. Dabei werde ich natürlich Kompromisse machen, immer da, wo mir eine Mehrarbeit nicht zur Verbesserung des Gesamteindruckes beizutragen scheint. Ihr habt aber auch schon gesehen, welche Mühe ich mir mit dem "missinterpretierten" Heckspiegel gegeben habe. Das sind prominente Teile, die anderes überstrahlen. Demnächst neue Fotos von weiteren Versuchen am "Holz"rumpf. Danke schonmal für den Injektionsnadeltipp. Das hatte ich schon wieder vergessen!
Schmidt