Ok, danke schonmal.
Die nächsten Bilder.
Von der Seite war die Form ja praktisch schon "fertig", aus den anderen Richtungen sieht man aber nur einen Block. Das wurde nun geändert: senkrecht zur ersten Sichtrichtung die Kontur aufmalen und wegschneiden. Und lieber erstmal einen cm mehr stehenlassen.
Damit anzufangen, dazu gehört irgendwie jedesmal etwas Überwindung, da man ziemlich viel Material abnehmen muss und noch relativ wenige Anhaltspunkte hat. Aber wenn man mal ins kalte Wasser gesprungen ist und einen Anfang gefunden hat, dann läufts und sieht immer "richtiger" aus.
Wenn das meiste Material ab ist, werden die eigentlichen Winkel des Oberflächenverlaufs festgelegt. Ich schnitze hier nur Facetten und Streifen ab, schichtweise, wie beim Apfelschälen. Es bleiben aber immer deutliche Flächen und Konturen stehen.
Wenn z.B. etwas kugelförmig werden soll, werden vom Würfel erstmal nur die 45-Grad-Kanten so abgeschrägt, dass überall etwa gleich viel Fläche stehenbleibt. Damit hat man viel mehr Kontrolle über die endgültige Form und gesamte Proportion, als wenn man sofort die Ecken rundschnitzt oder
-raspelt. Letzteres verleitet schnell dazu, dass man die Oberfläche gleich zu sehr perfektioniert und den Blick für's Ganze verliert. Wenn man merkt, das müsste noch ein wenig ab, fängt man nämlich von vorne an und hat viele Stunden Detailarbeit verloren.
Bei meiner Methode muss ich nur einen Schnitt neu setzen und damit sozusagen eine Kantenlinie verlegen, die ich sogar direk auf der anderen Seite spiegelbildlich sehr einfach kontrollieren und nachbessern kann. Dabei hilft auch der Schichtaufbau der Platten wie ein Raster.
Weiter gehts ganz nach dem alten Bildhauerspruch: einfach alles abschneiden, was nicht zur Figur gehört.
Hört sich wie ein Witz an, aber es ist tatsächlich so: Ein Kreis hat keine Ecken, also schneiden wir die Ecken ab. Ein Quadrat wird so zum Achteck. Wenn man das nochmal wiederholt (zum 16-Eck), hat man bei Styropor schon so viel Rundung drin, dass man nur noch leicht drüberschleifen muss. Aber man muss sich echt dazu zwingen, für eine ganze Form erstmal nur den ersten groben Schritt zum "Achteck" zu machen, und dann erst den zweiten.
Original und Fälschung - hier sieht man nochmal ganz gut die erwähnte Facettentechnik sozusagen im 8-Eck-Status, und kann mit wenigen Schnitten sehr schnell anhand der Konturen beurteilen wo es langgeht.
Hier ist z.B. links unten vom Konturenverlauf her eher eine Beule zu erkennen, wo im Originalfoto eher eine Delle unter dem Flügel vermutet werden kann. Man sieht sofort, wie der Verlauf korrigiert werden muss.
Hier ist schonmal die Brust rausgearbeitet, als Vorlage dafür diente ein anderes Foto. Sieht hier auf dem Foto schon runder aus als es tatsächlich ist. Und könnte evtl. noch etwas flacher zur Bauchmitte hin verlaufen, aber das muss ich nochmal in Natura prüfen, kann auch sein dass das Foto hier täuscht. Und das ist das was ich meine: wäre das tatsächlich schon rundgeraspelt, würde es schwerfallen, nochmal einen großzügigen Schnitt zu setzen. Wenn das an mehreren Stellen passiert, würde man ein Vielfaches der Zeit und vor allem Motivation brauchen. Bzw. selbige schnell verlieren!
Kommen wir zum Detaillieren des Kopfes. Für die wichtigen Positionen von Auge und Schnabel wird die Schablone aufgeklebt und beidseitig angezeichnet.
Nicht wundern über den blassen Ausdruck - ich spare gerne Toner, wenn ich keine Fotoquali brauche.
So siehts schonmal ganz gut aus...
Naja, wohl eher Pinguin als Specht?
Oder doch Breitmaul-Ente?

Aber das ist kein Unfall

Den Kopf habe ich bis zu diesem Schritt insgesamt breiter gelassen, damit ich nun die Oberflächenwinkel anpassen kann und trotzdem noch genug Material über den Augen habe.
Was mit aufgemaltem Auge nun sofort auffällt: an dieser Stelle ist positive Steigung, ein Vogel hat dort aber eher senkrechte oder negative Steigung, entsprechend unseren Wangenknochen unter den Augen spitzer zum Kinn hin wenn man so sagen will.
Und von oben gesehen ist der Kopf auch nicht rund, sondern eher eine stromlinienförmige Verlängerung des Schnabels. Schnipp Schnapp und ab, was nicht hingehört. Der Bildhauerspruch ist gar nicht so dumm...
Damit ich die Augen nicht dauernd nachmalen muss, während ich Material abnehme, habe ich "Tunnel" geschnitzt. Augen werden sowieso noch extra eingesetzt, vermutlich durchsichtige Plastik-Halbschalen aus dem Bastelbedarf, die von innen lackiert werden.
Zum Abschluss dieses Bautages noch eine Gesamtansicht.
Die Reste auf dem Boden werde ich dann übrigens mit mehreren Leim-Wasser-Schichten fixieren und hier als Packeis-Diorama einstellen. Man finde den aus Styropor geschnitzten Eisbär im Maßstab 1:72...
Btw, ich sehe zu diesem Zeitpunkt genauso nach Schneemann

aus, wie gut dass kein Spiegel am Garagentor hängt
Als nächstes werden noch Schnabel, Flügelkanten, Beine, Schwanzfedern fertig modelliert/angesetzt.
Als Farbe kommt Fassadenweiß und Acrylfarbe zum Einsatz, darüber dann noch eine sinnvolle Versiegelung, die ich gerade suche.
Die Farbe würde auch direkt auf dem Styropor keine Probleme machen und versiegeln, aber ich brauche eine glattere Oberfläche, porös "säuft" zu viel, Plattenfugen und Schnitzfehler müsste ich teilweise verspachteln und hätte dort eine andere Struktur, "Teiche" brauchen ewig zum Trocknen und neigen dann zum Schmieren wenn der Rest schon trocken ist, und Pinselstriche, z.B. für angedeutete Federn, sehen darauf zu ruppig aus. Für Fell wäre es noch ok, aber nicht gerade angenehm zu bemalen.
Also kommt natürlich noch eine einfache Laminierung zwischen Styro und Fassadenweiß. Die Laminierung ist schon geplant und getestet, sollte auch die 10 Tage überstehen. Das werde ich zum entsprechenden Zeitpunkt dann hier vorstellen.