Hi Stephan!
In der Annahme, dass du mit "Big E" Bernie Ecclestone meinst: Ich glaube da hast du ein ganz falsches Bild bekommen. Wenn es jemanden in der Formel 1 gibt, dem es definitiv nicht um den Sport geht, dann ist das Ecclestone. Denn für Ecclestone ist die Formel 1 eine Goldgrube, eine riesige Marke zum Geld machen. Du regst dich darüber auf, dass das letzte Rennen doppelte Punkte einbringt. Das ist sportlich vollkommener Schwachsinn, aber aus Sicht des Managements hat das einen ganz einfachen Effekt: Das letzte Rennen wird spannender, die Quoten steigen, und damit auch die Einnahmen. So einfach ist das. Übrigens, bei den anderen scheinbar unsinnigen bzw. sinnlosen Regeländerungen steckt der genau gleiche Gedanke dahinter. Wenn immer nur Vettel gewinnt, das ist doch langweilig, und damit sinken die Quoten. Dem wirkt man dann eben mit künstlich erzeugter Spannung entgegen, auch wenn das mehr Geld kostet für die Teams. Aber der Marke Formel 1 geht es damit besser, wobei man sagen muss dass der schmale Grad hin zur Pleite der kleinen Teams, und damit natürlich langfristig auch der Formel 1, in den letzten Jahren nur gerade so gehalten werden konnte.
Die Entwicklung der Motoren einzufrieren ist übrigens bestimmt nicht das erklärte Ziel von Motorsport. Im Motorsport geht es unter anderem auch besonders darum, die Technik voranzubringen. Ich bin einfach mal so frech und vergleiche den Motorsport mit der Raumfahrt, denn da stellen sich viele ja auch die gleiche Frage: "Wozu überhaupt? Das kostet doch nur Geld, und bringen tut es uns schon gar nichts!" Das stimmt, aber auch nur wenn man sich das Geld anschaut. Guckt man mal dahinter wird man gleich feststellen, dass es doch wohl um wesentlich mehr geht, und das sind unter anderem auch die "Spin-Offs" der (Motorsport-/Raumfahrt-)Technik. Natürlich wird nicht alles irgendwann einmal in Serie gehen, was heute so in einem Formel 1 Boliden oder einem Satelliten verbaut wird, aber hin und wieder gibt es eben doch etwas, was die Technik in anderen Bereichen ganz weit nach vorne bringt und wesentlich verbessert. Mit dem Einfrieren der Motorenentwicklung wäre dieser wesentliche Aspekt verloren, und Motorsport nicht das was es heute ist. Die Entwicklung eines alten Motors mit dem eines Aktuellen zu vergleichen halte ich übrigens doch für sehr gewagt, es ist im Grunde aber ganz simpel: Was komplexer ist, das dauert länger..und mehr kosten tut es das meistens auch noch. Ist das ein Grund, den Fortschritt aufzuhalten? Bestimmt nicht, und in diesem Zuge ist es auch ganz richtig, dass die Formel 1 grüner wird. Der heutige technische Fortschritt besteht eben nicht mehr nur darin, einen Motor stärker zu machen und damit noch mehr PS (oder heute auch Watt
)aus dem Aggregat rauszuholen. Das ist zu einfach. Herausfordernd wird es dann, wenn es um die Effizienz geht, das ist wirklich schwer. Als Königsklasse des Motorsports ist es aber die Pflicht der Formel 1, sich dieser Herausforderung zu stellen und gerecht zu werden. Nicht nur in Anbetracht moralischer Bedenken bezüglich Umwelt, sondern vor allem auch angesichts dessen, dass man als Formel 1 Technologieträger ist - und hoffentlich noch lange bleibt. Denn Helden sind keine Leute, die mit veralteten Autos um Rennkurse rasen. Helden sind Leute, die sich der Herausforderung stellen besser zu werden. Und das wird man vor allem in der Technik.
VG Tom