Hallo Michael und Werner, hallo Thorsten, hallo alle Interessierten,
ich versuche, Eure Fragen sozusagen komprimiert zu beantworten.
Fahrerhausaufbau
Da der Bau einige Zeit zurückliegt und ich beim Bau weder Fotos noch Notizen gemacht habe, sind mir naturgemäß nur noch die wesentlichen Schritte erinnerlich. Diese lassen sich hier, wie eigentlich immer, folgendermaßen beschreiben:
- Grundsätzlich so massiv und stabil bauen wie es das gewünschte Ergebnis zuläßt; wenn sich am Fahrerhaus irgendetwas biegen oder verwinden kann, wenn sich Winkel unter Belastung verändern können, wird das Ergebnis krumm und schief, und Klebe- und Spachtelstellen brechen auf. Deshalb, wo es optisch keine Rolle spielt (Fußboden oder Dach), 3 oder 4mm starkes PS verwenden.
- Immer mit den planen Teilen mit vorher ausgeschnittenen Fensteröffnungen ( idR Fahrerhausseiten, Rückwand und Fußboden) beginnen.
- Nie versuchen, längere Karrosserierundungen durch Schleifen selbst herzustellen, da dies sogar mit einem großen Stirnschleifer idR nie gleichmäßig gelingt. Stattdessen fertige PS-Viertelrund-Profile (z. B. für die Rundung zwischen Seitenteil und Rückwand) an plane Teile ansetzen.
- Wenn nötig, in Höhe der Regenrinne ein erstes Dach (sozusagen eine Zwischendecke) zur Stabilität einsetzen. Hierauf wird später das richtige Dach aufgebaut.
- Ebenso vorn ein planes Bugteil mit ausgechnittenen Fensteröffnungen aufsetzen. Hierauf wird später das richtige Bugblech aufgesetzt.
- Große, gewölbte Flächen (Dach, Bugblech) sind nur äußerst schwierig symmetrisch herzustellen. Deshalb nach Plastikteilen suchen, die irgendwie passen oder passend gemacht werden können: Nach meiner Erinnerung ist das Bugblech des Büssing das abgetrennte Dach eines uralten 1:8 E-Type aus der Schrottkiste; das Dach des Büssing sind mehrere in Segmente geschnittene Revell-Krupp-/Büssingdächer, die durch Aufsetzen auf eine dicke PS-Platte auf passende Größe und Höhe gebracht wurden; unter dem Dach des Mercedes steckt ein Melitta-Kaffeefilter aus Acrylglas.
- Der Rest besteht im Prinzip aus Spachteln, Schleifen, Spachteln, Schleifen, Spachteln, Schleifen,... . Als hausgemachten Füllspachtel für Löcher und grobe Unebenheiten nehme ich wechselnde Schichten von Sekundenkleber und zerspanten Gießästen. Das gibt zusätzlichen Halt, ist immer sofort verwendungsfähig und läßt sich viel leichter schleifen als als das handelsübliche Sekundenkleber-Füllmaterial. Sind Oberflächen aus vielen Teilflächen zusammengesetzt (die Oberseite der Mercedes-Motorhaube besteht z. B. aus zahlreichen Segmenten von 540K-Motorbauben) kann man ggfs.durch Aufkleben von 0,5mm-Sheet ohne viel Arbeit eine saubere Oberfläche herstellen.
- Wer so weit gekommen ist, wird auch mit dem Rest fertigwerden.
Ich hoffe, daß die Beschreibung auch ohne Bilder verständlich ist.
Klebstoffloses Einsetzen von Fensterverglasungen
Auch wenn etwas arbeitsaufwendig, ist dies nicht nur dort, wo es keine fertigen Verglasungen gibt (Scratch und Gießharz) für ein sauberes Modell m. E. ein Muß, sondern ist auch bei Bausätzen oftmals äußerst nützlich, wenn wieder einmal die im Bausatz enthaltene Verglasung miserabel aussieht oder nicht paßt, wenn das Einsetzen mit Klebstoff von außen sichtbar sein könnte oder wenn das Risiko ausgeschlossen werden muß, das bei unachtsamer Berührung beim fertigen Modell plötzlich ein Fenster im Innenraum liegt.
Ich würde mich hier auf den allereinfachsten Fall eines planen Fensters beschränken, um das Prinzip zu verdeutlichen. Wenn nichts dazwischenkommt, werde ich in den nächsten Tagen bei der Vorstellung eines Gießharzbausatzes bei den US-Lkws nochmals auf die Sache eingehen; sollte daraufhin Interesse an einer ausführlicheren Darstellung erkennbar sein, würde ich vielleicht einen ganz separaten Text einstellen.
Das Grundprinzip ist eigentlich das gleiche, nach dem man (zumindest als Laie) ein Bild selbst rahmen würde: Man würde 3 mit einer Nut versehene Holzleisten U-förmig zusammenleimen und das Bild von der freien 4. Seite einschieben und dann die 4. Leiste anleimen.
Da natürlich niemand in ein Modellauto eine mikroskopische Nut einfräsen kann, muß man eine Nut aufbauen:
- Zuerst schneidet man aus einer möglichst schlierenfreien Klarsichtpackung (man kann auch Geld für klares PS-Sheet ausgeben) eine Verglasung, die oben und an den Seiten etwas, unten aber sehr viel größer ist als der zu verglasende Fensterausschnitt. Man kennzeichnet auf dieser neuen Verglasung auf einem Stückchen Klebeband, was oben und unten und was rechts und links ist.
- Man schneidet nun aus Pappe oder anderem Abfall, der etwas dicker( ca. 0,3mm) ist als unsere neue Verglasung, ein Dppel, indem man die neue Verglasung als Schablone benutzt. Man befestigt die "Pappverglasung" provisorisch (z. B. mit Klebeband) am Fensterausschnitt in exakt jener Position, in der sich später die Verglasung befinden soll.
- An den oberen Rand und an die Seitenränder der "Pappverglasung" klebt man an die Innenseite des Fensters Streifen oder Stückchen PS von der Dicke der Pappe. Damit ist die "Pappverglasung" nach oben und nach den Seiten fixiert.
- Damit sie nicht ins Fahrzeuginnere fallen kann, schneidet man sich aus Sheet eine passende Fahrerhausinnenverkleidung mit Fensterausschnitt. Man entfernt die "Pappverglasung" und klebt unsere Fahrerhausinnenverkleidung auf die unter 3. beschriebenen Streifen PS.
- Von unten läßt sich nun unsere neue Verglasung nach Belieben ein- und ausführen.
- Fertig!
- Bei der Endmontage nach der Lackierung sollte man am langen, von außen unsichtbaren unteren Ende die Verglasung ggfs. durch Kleber gegen Herausrutschen sichern.
Dieses Prinzip läßt sich auch bei gebogenen Scheiben anwenden und auch dort, wo noch nicht einmal ein Fensterrahmen (= Fenstergummi) am Modell vorhanden ist, sondern hergestellt werden muß (einige Gießharzfahrerhäuser).
Auf den Fotos des Büssing ist zu sehen, daß das (tiefgezogene) Klarsichtmaterial viel bessere optische Eigenschaften hat als klarer Spritzguß und daß die Befestigung innen wie außen absolut sauber ist.
Außerdem ist die Verglasung nur mit Gewalt nach innen zu drücken.
Ich hoffe, daß auch diese Beschreibung ohne Bilder verständlich ist.
Gruß
Jürgen