Das Wettringer Modellbauforum

Hallo!
Heute auch von mir noch ein klitzekleines Update zum Wochenende, z. T. im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe an den Feierabenden der letzten Woche schon mal die Fallen der Marssegel angebracht. Diese bestehen bei der Mayflower nicht aus galeonentypischen Spinnenweben mit gefühlten 778 Hahnepoten, die auf irgendwelchen Stagen ansetzen, sondern sind eher schlicht funktional. Genaugenommen sogar „doppelfunktional“: Bei Schiffen aus der Ära: „Pardunen- ja, ähh, weiß ich jetzt auch nicht so genau- gibt’s eigentlich noch gar nicht so, wären aber notwendig“ hatten die Marssegelfallen nämlich oft mehrere Funktionen. Zum einen natürlich, um die Marssegelrahen abfieren zu können, zum anderen waren sie gleichzeitig aber auch „Quasi-pardunen“, d. h. sie setzen am Deck relativ weit hinten an, so dass sie beim Durchholen gleichzeitig den Mast bzw. die Marsstengen nach achterwärts abstützten. Demzufolge bestehen sie aus einem Hanger(?), der durch das Scheibgatt unter den Salingen fuhren und in einem Einfachblock endeten, der ca. in Marshöhe hing. Durch diesen fuhr ein Manteltakel, der vom Schanzkleid an einem Augbolzen seinen Anfang nahm und auf der anderen Seite eine Talje zum Steifsetzen hatte. Zwar hat die Mayflower auch rudimentäre Pardunen, die waren aber zum ausgehenden 16. Jahrhundert noch recht neu und –glaubt man den unterschiedlichen Quellen- noch nicht so der absolut letzte Schrei. Da vertraute man offensichtlich noch weitaus mehr den bewährten Falls. Ich hab die Fallhanger (?) oben in den Scheibgatts festgeklebt, damit ich sie schon mal steifsetzen und belegen konnte. Der bugwärtige Überstand wird dann später an der Rah zur Katzenpfote des Drehreeps gebunden. Hier mal ein Bild. Viel sieht man nicht, da es nicht viel zu zeigen gibt:

Dass am Modell der gleiche Effekt wie in Natura zum Tragen kommt, habe ich daran gemerkt, dass ich durch die Marssegelfalls die Stegen noch etwas nach achtern hin trimmen konnte: Durch die Stage hatten Fock- und vor allem Großmast eine leichte Wölbung nach vorn bekommen, da der Gegenzug fehlte. Jetzt sind Stengen und Untermasten glücklicherweise in den gewünschten geraden Linien. Sehr schön!

Dann habe ich mich mal um die noch fehlenden Racks für Marsrahen und Besanrute gekümmert. Gemacht werden muss es eh . Der Größenvergleich mit dem 1 Centstück ist jetzt nicht um rumzutönen, wie klein sie sind, ich hatte keinen Fünfer zu Hand . Sie sind allerdings wirklich sehr klein (also doch!). Allein bei den Schlieten bin ich da an meine wurstfingerbedingten Grenzen gestoßen: Man kann sie eigentlich kaum festhalten, um sie mit einer Schlüsselfeile in Form zu bringen und vor allem, alle gleich hinzubekommen. Irgendwas brach immer weg und musste angeklebt und neu verschliffen werden. Nach dem Auffädeln wurden sie dann lackiert, vorherige Versuche scheiterten, da sie permanent am Pinsel festklebten, auf Klebeband pappen half auch nicht zufrieden stellend. Hier also die Ergebnisse. Was hier eventuell ungleichmäßig aussehen könnte, sieht man hinterher, wenn sie rund um die Stenge geführt sind, nicht mehr, das hab ich schon ausgetestet.

Im Prinzip sind diese Zwerge immer noch maßstäblich zu groß: Laut Quelle sind die Racks nämlich über die Schlieten gemessen ungefähr so hoch wie der Durchmesser der dazugehörigen Rah (vielleicht etwas höher, aber nicht viel). Hätte ich das versucht einzuhalten, hätten die Schlieten mehr als die Hälfte kürzer gemusst!!!! Außerdem hätten noch mehr Schlieten und noch kleinere Korallen/Klotjes (also Perlen) drangehört. Ich bin doch nicht bescheuert...
(Da mach ich mir doch lieber neue Marsrahen, auch wenn die dick wie Bleistifte werden ...)

Schönes Wochenende und

schöne Grüße

Chris

Ich wollt einfach mal sehen wie sich das anfühlt, was Du so treibst...
Nee, im Ernst: Die Mayflöte verlangt es. Deshalb hab ich in der Übreschrischft das "große" ja auch in Anführungszeichen gesetzt!

Schöne Grüße

Chris

Hi Jan!
Dreimal ist mir eine runtergefallen. Und da die abgezählt waren- war ich froh, als ich sie doch wiedergefunden hatte, die kleinen Ausreisserchen...!

Chris

Hi Andreas!
Macht nix, you're wellcome!
@Dafi und Jan!
Da seht ihr mal, wie man auf Fotos tricksen kann! Der Ausschnitt zeigt ja nur die hintere Tischkante und das Fenster, wie's davor wieder aussieht- reden wir nicht drüber, es ist jedenfalls schlimm. Und so viele Garnschnipsel überall: Ich komme mir teilweise vor, als ob ich Fellsocken anhätte, wenn ich ab und zu den Rest der Wohnung wiedermal aufsuche...

Ich werd doch meinem Werftschlampenruf nicht untreu!

Schöne Grüße

Chris

Nabend!
Auch ich wollte Euch heute noch mal einen derzeitigen Wasserstandsbericht abgeben. Es gibt ein paar Neuigkeiten zu berichten.
In den vergangenen Tagen habe ich mich mal verstärkt um Mast numero 3, nämlich dem lütten Nachzügler namens Besanmast gekümmert. Dieser wurde ja bislang nur zu Demonstrationszwecken für Fotos und interne Recherchen bemüht und immer mal wieder mehr oder weniger dekorativ in den Rumpf gesteckt. Das sollte sich nun dauerhaft ändern. Also wurde er endlich fest eingeklebt und mit seinen schon lange heiß ersehnten Wanten versehen.
Das Problem, mit dem ich schon länger gerechnet (dies aber bis jetzt erfolgreich verdrängt ) habe, war dabei folgendes: Die Rüstjungfern und somit auch die Wanttaue liegen sehr eng beieinander. Ich hatte bereits bei den Marsstengewanten die Erfahrung gemacht, dass diese sehr eng beieinander liegen und demzufolge beim Ausweben mit Webleinen ihre eigenen Tücken haben: Nach oben werden sie so eng, dass man nicht so ohne weiteres dazwischen kommt, um einigermaßen realistische Webleinen darstellen zu können.. Half aber nix, ausgewebt werden mussten sie ja nun mal. Mit dem Ergebnis bin ich nicht völlig zufrieden aber ich lass das jetzt mal so, besser geht’s nicht, jedenfalls nicht von mir. Hinzu kommt noch, dass der Besanmast sehr instabil ist, weil er nicht verstagt oder sonst wie stabilisiert ist, zumindest im Rohbau nicht. Also habe ich zwar versucht, die Wanttaue so straff wie möglich zu spannen, wobei sich der Mast aber nach achtern bedenklich verzog . Okay, durch das später angebrachte Besanstag ließ sich das ausgleichen, aber erst mal musste ich zusehen, dass er nicht völlig verzog oder sogar brach. Im Ergebnis ist die spätere „Schokoladenseite“ fast gut geworden, auf steuerbord haben sich die Wanten aber durch die Webleinen zusammengezogen. Alles noch vertretbar, aber ich hätte es mir eben anders gewünscht. Aber das Modellbauerleben ist ja bekanntlich kein Ponyhof! Vor dem Ausweben der Wanten hab ich erst mal abgestagt um einigermaßen Stabilität zu erhalten. Hier also mal die Ergebnisse im Bild:

Der fertige Besanmast mit seinen engen Jungfern. Die geflügelte Redewendung „wie kommst Du denn auf das schmale Brett??“ hat vermutlich hier seinen Ursprung. Wusste ich gar nicht...

Hier mal ein Blick über das Halbdeck von Backbord auf die Poop. Einfach nur, weil ich’s schön finde aber auch, um Euch das Besanstag mit seinen Jungfern zu zeigen. Die selbstgeschnitzten Jungfern haben mich noch nie enttäuscht, auf die kann man sich im Ernstfall echt verlassen!

So, Tusch!!! Tatahtataaaah! Und damit ist nun das gesamte stehende Gut angebracht und komplettiert. Und so sieht die Mayflower derzeit aus:

Der krumme Besanmast ist ein Kamerahoax! Der ist in natura gerade, bzw. gerade- mit Fall nach hinten!!
Was liegt als nächstes an?? Ich muss nun noch diverse Blöcke vorbereiten und im Rigg verteilen für die weitere Takelage des laufenden Guts. Außerdem müssen lange Meter Taue aufgeschossen und an den bereits belegten Stellen drapiert werden. Auch mache ich mir derzeit schon Gedanken über den zukünftigen Modellständer, der Plastikkamerad von Revell wird es aber definitiv nicht werden! Aber dazu mehr, wenn es soweit ist.
Außerdem werde ich mich demnächst ausgiebig den Segeln widmen, stimmt, da war doch noch was...?! Es gibt noch einiges zu wuppen!

Schöne Grüße

Chris

Hi Roland, hi Schmidt!
Danke Euch! Ich sag's mal so: Ich schau schon mal vergleichend in unseren Küchendurchbruch und -ähnlich wie Du bei Deiner Vic, Roland- immer noch (leicht verliebt) auf meine Madre. Und ich stell immer wieder fest, okay, manches hast Du (vielleicht in einer der wenigen Sternstunden??) gut hinbekommen, manches hättest Du heute besser gemacht (vielleicht??). Auch stell ich, Selbstkritik lässt grüßen, immer noch Fehler und Unsauberkeiten fest, die eigentlich nicht hätten sein müssen. Genau so geht's mir aber auch mit meinem derzeitigen Projekt. Manches ist besser, an manche Details hab ich mich rangewagt, die ich früher tunlichst vermieden habe, bzw. von deren Existenz ich noch nix wusste, manches ist aber auch hier im Vergleich zur Madre nicht optimal, die Schwachstellen benenn ich ja auch zumeist im aktuellen Baubericht. Aber unterm Strich find ich beide Modelle durchaus fast gleichwertig vergleichbar in ihrer Umsetzung. Schön aber trotzdem, dass Du noch keine andere rockin' plasticflower gesehen hast, aber "a bit more sexy" finde ich die Madre schon noch, vielleicht auch, weil's objektiv betrachtet, von seiner Stabilität und Qualität her der bessere Bausatz ist. Damit arbeitet es sich natürlich leichter. Aber 'ne Menge Spaß hab ich mit meiner Blumenbutze trotzdem.
Aber man soll ja den tag nicht vor dem Abend loben...
p.s.: Zur Gewinnprämie: Ich bin schon mit ner Dose Erdnüssen oder ner Tube Senf zufrieden...aber das ist jetzt bitte keine Bestellung, ich finde die Nachfrage nur sehr aufmerksam von Dir!

Schöne Grüße

Chris

Nabend!
Vielen Dank, Sascha!
Ich wollte Euch heute eine verbesserte Version meines bereits bekannten Lieblingstakelwerkzeugs vorstellen! Vielleicht erinnert sich der ein oder andere noch an meine „Popel“ (kurz für Pope-styled Takelgabel). Der Name ist nicht zufällig gewählt, kann man doch damit in Nullkommanix laufendes Gut festpopeln, also an schwer zugänglichen Klampen und Nägel anständig mit Kreuzschlag belegen. Nun gibt es also die produktgepflegte Variante als Weltpremiere, die neue, absolut verbesserte „Popel Mach II“!! Die musste ich mir konstruieren, da an der Mayflower Nagelbänke an den Schanzkleidinnenseiten liegen, die man echt nur schwer bis gar nicht erreichen kann. Selbst mit der alten Popel ging da nix, da ständig irgendwelche Spanthölzer im Wege waren. Hier aber mal ein Bild:

Das Neue: Der „Popelkopf“ samt Bohrung ist viel kleiner und flacher: Nur 2mm breit, die Bohrung 0,5mm. Das bedeutet: Kein Spiel bei der Handhabung, das Tau lässt sich astrein unter den Nägeln durchführen und oben das Tau hinter den Nagel wieder herumführen usw. Einfach das Tau durch die Bohrung fädeln, mit einer Hand die Popel als Führung verwenden, mit der anderen das Tau leicht straffen und vorsichtig nachgeben.
Für anspruchsvolles Popeln in allen Lagen und Belegsituationen! Und so sieht das „Herzstück“ aus, der sogenannte „Popehead“:

Und das Beste daran: So ein kleines Wunderwerk lässt sich aus einem einfachen Stück 2 mm breiten Flachmessing in ca. 5min. selbst herstellen!! Und es funktioniert besser als sein Vorgänger. Ich hab es grad selbst ausprobiert und kaum glauben können, wo man damit überall hinkommt.

„Ihre Freunde und Nachbarn werden Sie beneiden- nur noch sauber aufgeschossenes Tauwerk, kein liebloses Rumfruddeln oder mit Litern von Sekundenkleber irgendwo festgepapptes Tauwerk mehr, die Zeiten sind vorbei...!“

Ohne Scheiß und jetzt mal im Ernst: Probiert’s aus, dann werdet Ihr es selber nicht mehr aus der Werft wegdenken wollen...

Schöne Grüße

Chris

Okay- das war natürlich ein Marketinggag , obwohl ich nichts dran verdiene. Nur, um Euch neugierig zu machen und -bestenfalls- zu überzeugen, in eurem eigenen Interesse...

Schöne Grüße

Chis

Nabend!
So, die letzten Wochen habt Ihr hier relativ wenig von meiner Baustelle mitbekommen. Der Grund ist so einfach wie schmerzhaft: Zerstochene Finger vom Segel- bzw. Liektauannähen! Auaaaa!
Die ersten Segel sind nun bereits nahezu fertig, es fehlen natürlich noch diverse Legel für Bulins und (Demp-, Sprut-, Schlapp-, Bauch- und was weiß ich noch für)Gordings. Auch fehlen noch die Gatchen (Gatches??), die Löcher zu Anschlagen. Heute wollte ich Euch schnell mal die ersten Ergebnisse präsentieren: Vormarssegel, Großmarssegel, Besansegel und Blinde.
Ich weiß, hier wird immer wieder eifrig diskutiert, ob Seidenpapier oder Stoff als Material. Beides find ich super, obgleich ich immer wieder auf Stoff, genauer gesagt auf meinen geliebten Balloon Plus zurückkomme. Ich find ihn einfach schön, da er so dünn und gleichzeitig so dicht gewebt ist. Mit einer dünnen neuen Nadel lässt er sich mit der Maschine sogar ganz gut nähen. Außerdem lässt er sich gut mit schwarzem Tee und Plakafarbe färben und mit Stoffversteifer in Form bringen.
Aber der wirklich einzigartige Vorteil, den man mit Seidenpapier wohl nicht so gut hinbekommt, ist, dass man die Segelbahnen(bzw. –kleider) durch beherztes senkrechtes Ziehen in sich wölben kann. Was ich damit sagen will: Das Segel bekommt dadurch eine Struktur, wie man sie z. B. auch heute an prall gefüllten Heißluftballons noch sieht: Durch den Windruck bläht sich das Material insgesamt bauchig, jede einzelne Bahn aber auch noch in sich, da die Naht steifer als das Material ist. Kurz: Schaut Euch die Bilder an, dann wird’s deutlich, was ich mein!

Das Besansegel hat ein „Fakebonnet“, d. h. es ist nicht angesetzt, sondern nur durch eine waagerechte Naht angedeutet. Damit’s dann aber doch realistisch rüberkommt, wurde es gefaket angeschlagen, sprich mit einer Reihleine versehen.
Auf die Rückseiten der Marssegel habe ich Stoßlappen mit aufgezeichneten Konturen aufgeklebt. Das ist aber das einzige, was ich an Verstärkung und Dopplungen andeute, sonst werden mir die Segel zu dick. Reffe gab’s in der Epoche noch nicht, ebenso wie Reffbändsel etc.
Hier aber mal erste Bilder:

Das Vormarssegel...



...das Großmarssegel...


...die Blinde...


...und das Besansegel:


Klar, Papiersegel sind in diesem Maßstab feiner, aber ich mag das Material einfach, es lässt sich gut takeln, ohne zu zerreissen und die kleinen Falten (sieht auf den Bildern aber viel dramatischer als in Wirklichkeit aus!) finde ich durchaus realistisch. Immerhin wurden die Segel ja ganz schön und nicht gerade zimperlich gewalkt und zerknittert, wenn sie –z.T. naß- geborgen wurden. Außerdem war der Segelstoff damals um einiges dicker als heutzutage Nylonsegel.

Schöne Grüße

Chris

Vielen lieben Dank Euch!
@pollux: Schön, dass Du wieder mal ein Lebenszeichen gibst, ich brenne ebenfalls auf ein Update Deinerseits. Zu Deiner Frage:
Na sischä!!!

Schöne Grüße

Chris

Morgen!
Ich hab den Stoff über einen lokalen Raumausstatter bestellt. Da war er natürlich etwas teurer. Gibt es als Meterware in 1,50m Breite, sprich: das reicht erstmal für's ein oder andere Modell, auch wenn mich der Spaß so zwischen 60 und 70€uronen gekostet hat. Aber wer schon ein Vermögen für Takelgarne und Blöcke ausgibt...
Beziehen könnte man ihn auch hier .
Für die Liektaue habe ich 0,4mm Gondesengarn verwendet, für die Untersegel 0,6mm. Ob das realistisch ist?? Ich wollte aber verschiedene Stärken verwenden und wenn ich für die Untersegel 0,4mm verwendet hätte, hätte ich für den Rest 0,25mm verwenden müssen und das lässt sich wohl kaum annähen, da es zu dünn ist. Zum Nähen hab ich ganz normales Nähgarn von Amann (Polyester) verwendet, sowohl zum Liektauannähen per Hand als auch für die Maschine. Für letztere allerdings super dünne Nähnadeln, sonst zieht der Stoff Fäden und/oder zieht sich zusammen.

Schöne Grüße

Chris