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1

Donnerstag, 21. Juli 2011, 13:15

Möglicher Griff nach den Seesternen: Heller Occident 1:400 als RC-Modell

Hallo Allerseits,

nachdem viele Grundlagen bezüglich dieses Modells ja schon in der Bausatzvorstellung durchgekaspert wurden, wage ich nun mal den
Baubericht. Zunächst mal galt es, Gewicht in Schleifstaub umzuwandeln. Hier die Ausgangslage:



Beim gleichmäßigen Dünnerschleifen war dann der Leuchttisch sehr hilfreich.



Danach wurde die Wasserlinie mit einer Stecknadel perforiert.





Hier das Endergebnis unter Schwerkrafteinfluß. Anfangs kamen beide Hälften auf zusammen 3,2 g. Die Gewichtsabnahme entspricht
immerhin dem Gewicht von zwei AG3 Knopfzellen. Irgendwie beneide ich Johannes, der in wenigen Stunden mal eben das Gesamtgewicht
der Occident aus den Aufbauten und Decks seiner Hermi schabt, während ich mir hier einen Wolf schleife.



Und nun endlich vereint:



Als nächstes wird die Perforierung provisorisch abgedichtet, um mal mit allen Techikteilen im Rumpf die Schwerpunktlage im Wasser zu
ermitteln, da voraussichtlich kein Spielraum für zusätzlichen Ballast bleibt.

Bis dahin,
Martin

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Realname: Johannes

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2

Donnerstag, 21. Juli 2011, 14:25

Hi Martin,

ein superinteressantes und zugleich verflixt anspruchsvolles Projekt, was ich natürlich gespannt verfolgen werde!
Ohne Dich allzu sehr frusrieren zu wollen, aber die 1,21 Gramm, für die Du vermutlich Stunden brauchtest, hole ich Dir mit einer geschickten Handbewegung in Sekundenbruchteilen aus dem linken Nasenloch...

Und nun mal im Ernst: Deine gesparten 1,21 gr. entsprechen 37,5% Einsparung - das deckt sich exakt mit meiner Erfahrung, dass man bestenfalls 40% rauskitzeln kann.
Ein Tipp, den Du vermutlich schon längts kennst: Bei den nun extrem dünnen Bauteilen nur seeeehr wenig Kleber einsetzen, da ansonsten die äußere Oberfläche Wellen schlägt. Der Kleber diffundiert selbst bei 0,3 mm leicht durchs Material.

In Sachen erforderliche Rumpferhöhung gibts zwei Möglichkeiten:

Variante A: Den Rumpf mit Tesastreifen abdichten und in eine Tupperwareschale mit Wasser setzen. Mit Blei (oder Sand) beladen, bis er auf Wasserlinie liegt. Wiegen. Dann zuladen bis beispielsweise 4 mm mehr Tiefgang erreicht werden. Erneut wiegen, Differenz bilden und durch 4 teilen. Ergibt Verdrängungsgewinn pro mm. Ist ja logo.

Variante B: Den Rumpf kopfüber auf Millimeterpapier legen und die Silhouette abzeichnen. Dann Kästchen zählen (jeweils Quadratzentimeter). Nun gilt Anzahl Quadratzentimeterkästchen mal 1 mm Bordwannerhöhung mal 0,1 ergibt gewonnene Verdrängung in Gramm.

Meine Empfehlung: lieber auf die sichere Seite gehen - solche Projekte neigen dazu stets schwerer zu werden als geplant.

Sorry, wenn ich hier Dummlall erzähle, den Du all schon kennst - ist aber vielleicht für den einen oder anderen Mitleser interessant.

Gruß,
Johannes

3

Donnerstag, 21. Juli 2011, 16:59

Hallo Jo,

wie immer hast du wertvolle Tipps parat. Ich werde die Millimeterpapierversion anwenden, sobald die Rumpfteile getrennt sind und ich so
die Wasselinie auf's Papier übertragen kann. Geplant ist zunächst mal eine Erhöhung um 1,6 mm, die sich aus zwei Lagen 0,3er Sheet
sowie 1 mm starkem Moosgummi ergibt.

Doch jetzt geht es erstmal hiermit weiter:

Zunächst wurden alle Technikkomponenten in ihrer geplanten späteren Lage im Rumpf auf einem Stückchen Sheet fixiert. Da es hier
erstmal ausschließlich um die Ermittlung des Schwerpunktes ging, habe ich die später mittig liegenden Teile wie Zahn- und Schaufelräder
weggelassen. Links der gestrippte Multiplex - Empfänger, mittig die Motoren samt Regelelektronik, ganz rechts die Knopfzellen.




Dann durfte das Böötchen in die Dessertschale.



Durch Verschieben der Technik konnte nun die optimale Schwerpunktlage ermittelt werden.



Hier ist noch etwas Luft. Ich denke, inclusive der Rumpferhöhung sollte beim fertigen Modell die Wasserlinie erreichbar sein.



Hier mal kurz ein Zwischeneinschub. Von der Aufteilung entspricht die Occident haargenau der großen Sirius des gleichen Herstellers,
welche noch als Wiederauflage von Zvezda erhältlich ist. Diese wiederum hat relativ wenig mit dem Original gemein.
Abgesehen vom völlig anders gestalteten Heck fällt vor allem die Lage der Schaufelräder auf, die sich beim Original viel weiter vorn
befinden (siehe auch hier, runterscrollen: Klick)

Da der Rumpf der Occident zudem aufgrund seiner Formgebung hinten eh nicht so viel trägt, kam es mir sehr entgegen, daß ich das
ganze Zeug etwas nach vorne schieben mußte. Die Achse der Schaufelräder wandert also von schwarz nach rot:



Auf den Bauaufwand wird diese Änderung keinen großen Einfluß haben, da ich die meisten Teile aus Gewichtsgründen eh scratchen werde.

Soweit erstmal, demnächst mehr!

Viele Grüße,
Martin

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Realname: Johannes

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4

Donnerstag, 21. Juli 2011, 18:09

Noch ens hallo,

Sirius: Warum in die Ferne schweifen, wenn die Sirius doch so nah ist? => <<hier>>

Zu Deiner Ammöse: Wenn ich richtig gerechnet habe, dann bist Du jetzt bei 8,27 Gramm - unglaublich! Mir ist im Moment schleierhaft, wieso mein Schlepperchen bei nahezu gleicher Länge das Fünffache wiegt???
Wenn Du den Gewichtskurs beizubehalten schaffst, dann gäbs echt ne Chance - wäre genial!

Hast Du ne Ahnung, welche Kapazität die Knopfzellen haben?

Jo.

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5

Donnerstag, 21. Juli 2011, 19:52

wenn es sich um AG3 Zellen handelt je 38mAh
Wo bekommt ihr denn diese kleinen Motoren incl. Reglern her?

Ich überleg auch schon seit ich den kleinen Minischlepper von Johannes gesehen habe, ob ich ma so ein Kleines Böööööötchen versuche...
werd gespannt hier mit verfolgen! ach Modellbau is halt genial

so, weiter machen
Das klappt schon - Hat ja immer irgendwie geklappt! :!!

6

Donnerstag, 21. Juli 2011, 21:52

@ Johannes:

Ich denke, daß dein Schlepper etwas pummeliger ist: gleiche Länge, doppelte Breite, doppelter Tiefgang = vierfaches Volumen (die
Occident ist 23 mm breit).
Den Link aus der Ferne hatte ich angehängt, weil dort weiter unten 3-Seiten-Ansichten sowohl der originalen Sirius als auch der
von Heller/Zvezda zu finden sind.

@ Benito:

Richtig, 38 mAh. Motor, Regler und später auch die Zahnräder sind aus einem 3,7 g China-Servo, für das ich 3 Euro mehr bezahlt habe als
Johannes, dafür war es nach zwei Tagen da:



Viele Grüße,
Martin

7

Freitag, 22. Juli 2011, 21:05

Willkommen zur nächsten Runde!

Diesmal mit einem kleinen Experiment. Da die Ox mit Einwegbatterien fahren wird (wenn sie denn fährt), sollte ein flinker Wechsel der
selben möglich sein. Damit ich beim Öffnen des Schiffs nicht mit der Takelage in Konflikt gerate, ist eine Trennung im Bereich der
Wasserlinie vorgesehen. Und da die Elektronik einschließlich der Batterien komplett offen liegt, muß das ganze natürlich absolut dicht
werden. Für das angekündigte Experiment liegen bereit: 0,5er PS-Platte, selbstklebendes Moosgummi der Stärke 1 mm sowie einige
Neodym-Magnete:



Daraus entstand ein surreales Objekt, welches ganz entfernt (zumindest in der Draufsicht) an ein Schiff erinnert.



Durch das Moosgummi entsteht ein 1 mm hoher Hohlraum, von dem ich im Idealfall erwarte...



... daß er trocken bleibt.



Nachdem ich mit zwei laufradfahrenden Kleinkindern ca. eine Stunde in der Stadt unterwegs war, um Sushi zu kaufen, wurde der
Versuchsaufbau dem Wasserbad entnommen und geöffnet:



Selbst die glänzenden Bereiche um die Magnete sind erfreulich trocken, da es sich bei diesen um Klebstoff handelt. Aus der Nähe betrachtet
ist festzustellen, daß das Wasser die Dichtfläche zwar komplett benetzt hat, aber nicht in den Hohlraum eingedrungen ist: Experiment
geglückt. Zur Sicherheit könnte man die Dichtfläche noch leicht einfetten.



Inzwischen ist auch der Rumpf getrennt, hier im Größenvergleich mit einem handelsüblichen Lachs-Nigiri:



Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Setzen, weiterbasteln!

Martin

8

Freitag, 22. Juli 2011, 22:17

Pass auf, dass das Joachim nicht sieht - sonst baut er demnächst ein RC-Lachs-Nigiri ...

Zu euer aller Projekte hätte ich ein bekanntes Zitat: Faszinierend.

Lieber Gruß an euch Verrückte :-)

Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



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10

Freitag, 22. Juli 2011, 23:06

@ Martin:
Das erste, was mir bei Deinem Seafood-Versuch einfiel, war: Mann-oh-mann - ist das ein lecker Böötchen!
Mit der Dichtheit des Moosgummis bin ich schwer beeindruckt - hätte ich zugegebenermaßen nicht gedacht. Kompliment!

@ Daniel:
Die Erläuterung mit dem Namen "Johannes" statt "Joachim" hatten wir schon an anderer Stelle. Ich glaub das ist jetzt das dritte Mal mit Verwechselung. Kostet normalerweise ein Bier'chen :prost:

11

Freitag, 22. Juli 2011, 23:29

Sorry-Sorry-Sorry - Zahl ich gerne :-)

XXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



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12

Donnerstag, 28. Juli 2011, 01:12

So, nachdem sich Jürgen und Dieter wieder versöhnt haben, geht es hier mit einem kleinen Update weiter. Zunächst wurde die
Rumpftrennstelle auf Millimeterpapier übertragen, eingescannt, im Photoshop mit Innenleben versehen, ausgedruckt und mit
verdünntem Bastelkleber auf 0,3er Sheet geklebt.



Sodann ging es ans Ausschneiden...





...und Wiegen.



Anschließend ging es auf Messers Schneide weiter. Das Gitterteil wurde mit Magneten plan auf dem Metall fixiert und sodann mit dem
Rumpfoberteil verklebt.



Inzwischen kam auch etwas stabilisierende Innenstruktur hinzu, zudem wurde der ehemals recht dickwandige und deshalb komplett
rausgefeilte Heckbereich mit dünner geschliffenem 0,3er Sheet verschlossen. Auch wurden schon mal die Bohrungen für die
Schaufelradachsen an der Rumpfwand angebracht.



Jetzt heißt es, die Rumpftrennung fertigzustellen und dicht zu bekommen. Falls das nicht gelingt, kann da immer noch ein prima
Wasserlinienmodell draus werden.

Viele Grüße,
Martin

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13

Donnerstag, 28. Juli 2011, 02:02

Servus Martin,

große, große Klasse! Ein mächtiger Aufwand - ich drück Dir so sehr die Daumen, dass es am Ende gewichstmäßig fluppt.
Immer wieder gute Ideen - wie beispielsweise die Fixierung der Platte mit Magneten.

Nebenbei:
Eigentlich ist man ja (gilt für Dich gleichermaßen wie für mich) reichlich bekloppt! Es gibt für wirklich kleines Geld hauchdünnes Carbon-Plattenmaterial mit einem vielfach besseren Gewichts-/Festigkeitsverhältnis als Polystyrol.
0,3er Sheet so wie Du setze ich kaum noch ein, da es so wabbelig ist, dass der Begriff "Verstärkung" etwas deplaziert wirkt.

Nun denn - weiter so! Ich bin unverändert begeistert dabei!

Gruß,
Johannes

14

Donnerstag, 28. Juli 2011, 02:44

Hallo Jo,

du hast natürlich recht, Polystyrol ist für diese Zwecke denkbar ungeeignet und hat eigentlich nur zwei
Vorteile: leichte Bearbeitbarkeit und gute Verklebungseigenschaften. Und die Gitterstruktur hat (wie
du schon prophezeiht hast) inzwischen leichte Unebenheiten durch zu reichlichen Klebstoffauftrag, so
daß ich im Bereich der Dichtfläche nochmal eine Lage 0,5er aufkleben werde. Gewichtsmäßig wird
das eine untergeordnete Rolle spielen, da durch die zusätzliche Rumpferhöhung eher an Zuladung
gewonnen wird. Grundsätzlich hat aber 0,3er in diesem maßstab ausreichend Stabilität, ich stelle mir
immer vor, ich hätte ein 1,10-Meter-Boot und würde mit 3mm-Platten arbeiten (wobei ich den Kleber
gleich eimerweise draufkippe).

Grüße,
Martin

15

Sonntag, 31. Juli 2011, 20:04

Hallo Martin,

ich finde deine Versteifung extrem gelungen.
wenn sie noch besser werden soll, dann könntest du ganz feine (ca. 1 - 1,5mm breite) Stücke aus 0,3mm PS zwischen Steuerbord und Backbordseite unter die Verstärkung kleben.
Da bräuchtest du nur zwei oder drei Stege und die Haltbarkeit wäre um einiges besser - kostet auch so gut wie kein Gewicht.

Gruß,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
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16

Montag, 1. August 2011, 18:29

meine güte! das ist ja winzig!!

da muss man ja angst haben, das die farbe das schiff versenkt später :)

unglaublich was da gebaut wird, da muss ich sagen, hätte ich nie gedacht das man das ncoh mit RC ausstatten kann. die trennung des schiffes war der hammer!

wieviele mm ist das noch hoch?

sehr gespannt was da noch rauskommt!
Viele Grüße :ahoi:
markus
(der Captain)

17

Dienstag, 2. August 2011, 00:23

@ der Captain

Wenn die Farbe in getrocknetem Zustand leichter wäre als Wasser, dann könnte man noch Auftrieb rausholen...
... man denke an die Arrow - die kennst du ja...

Gruß,
Frank
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18

Dienstag, 2. August 2011, 11:40

davon bin ich nachwievor nicht überzeugt, und das gewicht der farbe kommt ja zum gesamtgewicht des schiffes hinzu,. also wenn das schiff 50 gramm ohne farbe wiegt, wiegt es mit als beispiel 55 gramm, da sich´der körper aber nicht wesentlich verändert in der breite usw, geht es tiefer ins wasser. zumal das gewicht der farbe ja auch nicht nur unter wasser hängt, und das überdeck und alles weitere dazu kommen.



aber ich kann mich auch irren, und stelle das mal ein :) vielleicht kann das einer der cracks hier erklären :) ?
Viele Grüße :ahoi:
markus
(der Captain)

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19

Dienstag, 2. August 2011, 14:23

Hallo zusammen,

betrachte mich zwar nicht als "Crack", gebe aber dennoch gerne meinen Senf dazu:
Nehmen wir mal an, dass getrocknete Farbe ungefähr dem spezifische Gewicht von Wasser entspricht. Dann wiegt ein Würfelchen mit Kantenlänge 1 cm genau 1 Gramm.
Frei übersetzt: ein Revell-Farbtöpfchen würde etwa ein Gramm ausmachen, so man es komplett verpinselt.
Nun gilt aber erstens, dass reichlich viel des Lacktöpfchen-Inhaltes im Sinne von Verdünnung verfliegt und zweitens, dass man für solch ein kleines Modell maximal in Summe ein Fünftel eines Lacktöpfchen verstreicht.
Würde heißen: Farbauftrag in etwa von 0,2 Gramm bei einer gewissen Volumenzunahme des Unterwasserschiffs - verbleiben geschätzte 0,12 Gramm Negativeffekt.

"Quod errat demonstrandum" würde der Lateiner oder Mathematiker nun zum Besten geben...

Gruß,
Johannes

20

Dienstag, 2. August 2011, 17:31

hmm das klingt das meine Meinung gar nicht so schlecht war, und sich Farbe zwar nicht wirklich, aber dennoch negativ auswirkt 8)
Viele Grüße :ahoi:
markus
(der Captain)

21

Freitag, 5. August 2011, 01:56

Liebe Gemeinde,

kurz vor dem unvermeidlichen Familienurlaub hier noch ein flinkes Mini-Update.

Da die Zahnradkaskaden einer präzisen Lagerung bedürfen, die Servogehäuse jedoch zu dickwandig und deshalb auch nach Heraustrennen
der entsprechenden Bereiche immer noch zu schwer sind, sollen die Lagerchassis aus 0,3er Sheet entstehen. Dazu ist es wichtig, die
genauen Abstände der einzelnen Bohrungen, welche die Zahnradachsen aufnehmen, ins Plastik zu kriegen, und das geht so:

Zunächst wurde das Servogehäuse hochauflösend gescannt, um im Photoshop die Abstände der Bohrlöcher ausmessen zu können.




Als nächstes wurde ein Stück 1mm-Polystyrol auf eine gewagte Holzkonstruktion getaped, welche sich in den Meisselhalter der Drehbank
einspannen ließ.




Mit dem Skalenrad läßt sich das Ganze jetzt auf den hundertstel genau (und auch wiederholbar) verstellen. Das Ganze ersetzt einen
Koordinatentisch, den ich leider nicht habe.




Im ersten Arbeitsgang werden die Löcher mit dem Zentrierbohrer (links im Bild), der im Gegensatz zu normalen Bohrern nicht ausweichen
kann, angekörnt. Es folgen dann verschieden große Löcher mit den ermittelten Abständen.




Und fertig ist die Bohrschablone. Hier mal mit probeweise eingesteckten Bauteilen:



Und auch wenn es so aussieht: die Räder blockieren sich nicht gegenseitig, der Kranz des Zahnrads der ersten Getriebestufe paßt am Ritzel
der Stufe 2 vorbei.

Und nach dem Urlaub geht es wieder mit Baugruppen weiter, die an ein Schiff erinnern.

Bis dahin!
Martin

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Realname: Johannes

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22

Freitag, 5. August 2011, 11:46

Servus Martin,

ich bin zugegebenermaßen ziemlich reichlich begeistert angesichts der Präzision in Deinen Arbeiten!
Jeder, der sich schon mal in dieser Größe an Getriebeaufbauten gewagt hat, weiß, wie unglaublich exakt man arbeiten muss, damit die winzigen Zähne sauber und reibungsfrei ineinander greifen.
Dass 0,3er Sheet als Montagebasis für ein Getriebe taugt, hätte ich nicht geglaubt.

Jetzt warte ich nur darauf, dass Du im nächsten Schritt zur weiteren Gewichtsreduktion die Laufwellen hohl bohrst...
Vielleicht gibt es ja Spritzen-Kanülen im richtigen Durchmesser, die hätten dann auch gleich eine tolle Oberfläche.

Gruß vom nicht allzu stillen Bewunderer,
Johannes

P.S.: Dir und den Deinen einen tollen Urlaub! Magst Du sagen, wo es hin geht?

23

Freitag, 5. August 2011, 12:05

Hallo Jo,

ob 0,3er Sheet als Basis taugt, muß ich auch erst noch rausfinden - das beschriebene Teil ist
ja erst mal die Bohrschablone (1mm stark). Eventuell werde ich im Bereich der Achsen einen
schmalen Streifen aufdoppeln.

Über Kanülen als Achsen habe ich schon nachgedacht, die gibt es in jedem erdenklichen Durchmesser.
Alternativ habe ich noch Messingrohr, allerdings brauche ich für den Preßsitz der Abtriebszahnräder
1,1er Wellen, vielleicht nehme ich dort doch Kanülen (die es dann gut einzufetten gilt, da sie
sonst rosten).

Und danke noch für deinen Tipp an anderer Stelle wegen architekturbedarf.de, bin dort fündig
geworden, was das Material für Deck und Aufbauten betrifft (0,13er Sheet).

Viele Grüße,
Martin

P.S.: Eine Woche Ostsee.

24

Freitag, 5. August 2011, 13:01

Hallo Martin,
ich habe bereits mehrfach kleine Getriebe versucht.
Bei der Benutzung von PS Sheets habe ich bei den Achsen ein wenig Verformung bekommen.
Es scheint, dass bei schnell laufenden Zahnrädern die Vibration das Material verformt (denke ich zumindest).
Bei stärkerer Belastung hilft ein Trick:
Zuerst an den Stellen, wo die Löcher hin sollen etwas Platinenmaterial einfügen - liegt ja meist irgendwo was rum...
Die Flächen außen glatt schleifen und innen die Bohrung machen.
Das hält dann ´ne Weile.

Gruß,
Frank

P.S.: Laß mal was schwimmen und mach ein paar Bilder! Ostsee ist doch ideal dafür...
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25

Donnerstag, 18. August 2011, 23:01

Hallo Frank,

an Schiffchenfahrenlassen ist im Urlaub nicht zu denken, wenn die Kinder dabei sind - die kleinen Radaubrüder kann man einfach nicht aus
den Augen lassen. Zudem würde ich mit meinen Booten eher an die Nordsee fahren und sie ins Watt legen, da können sie nicht sinken :ok:

Jetzt aber weiter mit dem BB der O von H. Erstmal aber noch ein wenig graue Theorie zur Rumpferhöhung. Hier am Beispiel einer
ungerenderten 3D-Grafik die Trennstelle...



... und die Lage unter Berücksichtigung der geplanten Rumpferhöhung von 2mm:



Da merkt man sofort: wenn man mit dem Rumpfoberteil der Schräge des Vorderstevens folgt, fehlt hinten was. Ursprünglich wollte ich den
hinteren Bereich mit Schaumstoff auffüllen und in Form bringen, was aber recht plump ausgesehen hätte:



Also kam ich auf die Idee, das Oberteil einfach zu trennen...



...und das Schanzkleid (sowie später das Deck) mit Einsätzen aus Sheet zu verlängern. Schraffiert ist hier die Moosgummischicht
dargestellt, welche abdichtet und für die Rumpferhöhung verantwortlich ist.



Schade ist nur, daß die Rumpfverlängerung keine Erhöhung der Nutzlast mit sich bringt, da sie komplett über der Wasserlinie stattfindet.

Als nächstes habe ich mir eure zahlreichen Ratschläge bezüglich der Nachteile von Polystyrol in Sachen Festigkeit und Verformung durch
Klebstoff zu Herzen genommen und das Chassis aus Eintrag Nr. 12 komplett entfernt (auch wegen der Rumpfverlängerung).

Anschließend besorgte ich eine 0,25er Carbon-Platte. Dazu etwas Theorie: Polystyrol hat eine Dichte von knapp über 1, ist also ganz
geringfügig schwerer als Wasser. GFK kommt auf eine Dichte von 2, CFK immerhin noch auf 1,5. Natürlich ist die Stabilität gegenüber
PS gigantisch höher, und bei den Dichtflächen kommt es nun mal existenziell darauf an, daß sie Formhaltig sind.

So habe ich in meiner Küche zunächst mal lecker Sandwich zubereitet, bestehend aus besagtem 0,25er CFK und Polystyrol, ebenfalls 0,25 mm
dick. Die Lagen wurden gut angeschliffen, sorgfältig entstaubt und mit UHU plus verklebt:



Der Sinn der Aktion ist einmal, daß ich so auf die angestrebte Rumpferhöhung von 2mm komme (die beiden Sandwichs á 0,5 und das
1mm starke Moosgummi) und sich zweitens das Sandwich dank der PS-Schicht besser mit den Rumpfteilen verkleben läßt.

Jetzt wurde weiter gestapelt: 5er Sperrholz, Sandwich 1, 1mm Sheet als Platzhalter für das Moosgummi, Sandwich 2, 5er Sperrholz sowie
ein Ausdruck meiner ersten Gehversuche nach 15jähriger Adobe-Illustrator-Abstinenz:



Das Ganze wurde gebohrt und mit der Dekupiersäge ausgeschnitten, erstaunlicherweise ohne die Komplikationen, vor denen bezüglich
der Verarbeitung von CFK immer gewarnt wird (stumpfe Bohrer, reißende Sägeblätter):



Die Inenausschnitte folgen später, erstmal wird die Außenseite bearbeitet. Hier nach dem Sauberfeilen der Kontur:



Hier mal getrennt (das Foto entstand noch vor dem Arbeitsgang im Bild oben):



Und hier der Grund für die Platzhalterlage aus 1er Sheet: Die Schrägen, die sich bei der Rumpferhöhung ergeben. Eine Herausforderung
dürfte später das entsprechende Beschneiden der der Moosgummischicht werden...



Soweit also die ersten Nachurlaubsfortschritte.

Bis zum nächsten Mal!

Martin

26

Donnerstag, 25. August 2011, 15:36

Hallo alle,

hier flink das nächste Update.

Vom im letzten Artikel beschriebenen Kohle-Poly-Sandwichrahmen hatte ich an einem heißen Tag einen ersten Innenausschnitt ausgesägt,
um beim Trennen der Lagen folgendes festzustellen:



Offensichtlich dehnen sich Thermoplast und Duroplast bei Wärme unterschiedlich stark aus. Das könnte für die Dichtigkeit des Bootes
schwerwiegende Folgen haben (von unten das kalte Wasser, von oben die Sonne...). Also schien es mir sinnvoller, den kompletten Rumpf
doch aus einer Materialsorte zu bauen. Also wieder von vorne: 0,25er Sheet genommen...



...und zu einer weiteren Plastikstulle verklebt (ich bilde mir ein, daß zwei verklebte 0,25er Lagen geringfügig stabiler sind als eine einzelne
0,5er Lage). Dann wieder geschichtet und gesägt:





Die untere Trennlage erhielt auf der Unterseite kleine Sheetstücke...



...damit die Magnete später beim Einkleben nicht zu weit durchrutschen.



Jetzt ging es mit Hilfe süchtigmachender Neodym-Magnete wieder auf des Messers Schneide weiter. Die Trennlage wurde soweit fixiert...



... und das Rumpfunterteil aufgeklebt.



Jetzt wurde die aus dem letzten Artikel bekannte Platzhalterebene (welche später dem Schaumstoff weicht) sowie die obere Trennlage
aufgesetzt...



...und das Ganze mit etwas Tape abgedichtet.



Die Oberkante entspricht nun der späteren Wasserlinie. Jetzt mal schauen, was das Boot so trägt. Der Rumpf wurde ganz optimistisch
bis zum Erreichen der angepeilten 13-Gramm-Marke mit teurem Geld und kostbarem Neodym gefüllt und zu Wasser gelassen.



Schwimmt. Wir erinnern uns: die ursprüngliche Tragkraft des Rumpfes lag bei 10 Gramm, nach der Erhöhung von 2mm sind es deren 13.
Die Trennlagen kommen inclusive der Magnete und geschätzten 0,2 Gramm für das Moosgummi zusammen auf etwa 1,4 Gramm. Demnach
hat die Rumpferhöhung netto 1,6 Gramm gebracht. Dadurch läßt sich der weitere Bau doch etwas entspannter angehen.

Bis demnächst!

Martin

27

Freitag, 26. August 2011, 12:01

Du bist echt ein Freak. Und das meine ich in dem Falle positiv.
Ich finde es immer wieder beeindruckend, wie ihr in den kleinen Maßstäben um jedes Gramm kämpft und das alles am Ende auch noch funktioniert.

Gruß Jan

28

Freitag, 26. August 2011, 12:37

Wow,
erst durch die Münzen im Rumpf wird mir bewusst, wie winzig das ganze Schiff ist.
Respekt! Ich bin gespannt, wie es weiter geht.
Gruß
Markus
Im Bau:
REVELL 04851 -- Perry Rhodan Spaceship SOL
REVELL 04300 -- Focke-Wulf 'Flitzer', 1:72
LINDBERG - AMERICAN PRESIDENT LINER - RC Umbau

Next:
mal schauen

Lager:
viel zu viel (Stand 27.07.2011)

29

Donnerstag, 1. September 2011, 22:51

Nächste Runde.

Hier nochmal die einzelnen Lagen der Trennebene: unten 0,5er Sheet, verklebt mit dem Rumpfunterteil, darüber das 1mm starke
Polystyrol als Platzhalter für die Moosgummidichtung, darüber die Lage 0,5er Sheet, auf welche die obere Rumpfhälfte geklebt wird:



Das Ganze wurde mit einem vom Aussägen übriggebliebenen Restholz plan angedrückt und mit Klebeband fixiert.



Nun schnitt ich aus 0,3er Sheet die Rückwände der Radhäuser und verband diese mittels leicht wieder lösbarem Bastelkleber vorüberghend
mit einem Stützgestell...



... um sie paßgenau aufkleben zu können.





Jetzt wurde das Rumpfoberteil zerschnitten, die einzelnen Teile angepasst und aufgeklebt:



Wer selbst schon mal einen Rumpf getrennt hat, wird festgestellt haben, daß die Teile danach nicht mehr so recht passen - offensichtlich
leiden größere Spritzgussteile unter einer starken inneren Verspannung. Hier ein Beispiel, wie man die Teile besser nicht richtet (nämlich
indem man sie zu lange unter eine heiße Lampe hält):



Da die Rückwände der Radkästen einen Teil des Schanzkleids ersetzen und so beim Anpassen der übrigen Abschnitte Reststücke anfielen,...



...konnte mit diesen die Fehlstelle aufgefüllt werden (was im Makro noch viel schlimmer aussieht als in der Realität)



Um der Rumpfschräge im Heckbereich folgen zu können, ergab sich zwangsweise eine kleine Lücke...



...welche mit Alufolie verschlossen wurde...



...damit die Spachtelmasse nicht durchquillt.





Hier nun der aktuelle Bauzustand...



...und hier mal mit aufgelegtem Radkasten.



Soweit für diesmal!

Martin

30

Donnerstag, 1. September 2011, 23:15

Der dekonstruierte Schiffsbau ...


DICHNEHMICHAUSEINANDERUNDSETZDICHWIEDERZUSAMMENDASSDICHAUCHDEINEMUTTERNICHTWIEDERERKENNT!!!

sagt schon mein Spieß damals, jetzt weiß ich erst wie bös das wirklich gemeint war.

Einfach toll gemacht!

Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



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