Masten & Spieren
Viel Zeit habe ich im vergangenen Jahr mit dem Konstruieren der Bemastung & Besegelung verbracht.
Ich habe mich dabei an die Angaben von van Yk gehalten. Mit Fertigstellung des Rumpfes war die Arbeit für den Schiffsbaumeister getan. Bemastung und Ausrüstung war die Aufgabe anderer Spezialisten und der Mannschaft.
Dementsprechend sind die Angaben bei van Yk stellenweise lückenhaft.
Auch das Masten und Spierensystem ist proportional, aus der größten Breite des Rumpfes lassen sich prinzipiell alle Masten und Spieren ableiten. Aus der größten Breite des Rumpfes leitet sich ebenfalls die Großmars und das Großeselhaupt und darüber auch alle anderen Marse und Eselhaupte ab.
Schleicht sich hier ein Fehler ein, wird dieser meist sehr spät sichtbar, wenn nämlich bei den Bram- und Flaggenstengen nichts mehr passen will. Hier z.B. das Großtop. Bei (A) sind die Spieren zu dick, bei (B) zu dünn, bei (C) stimmten die Proportionen. Insgesamt habe ich den Plan viermal gezeichnet.
Zieht man noch andere zeitgenössische Quellen hinzu, schwankt die Höhe des Großmastes zwischen 76 Fuß und 82 Fuß (21,51 m – 23,21 m).
Ich habe mich schließlich für die 76 Fuß Masthöhe entschieden, da so die Lage der drei Marsen zueinander am Besten herauskam. Diese sollten etwa auf gleicher Höhe liegen, die Großmars eventuell etwas höher.
Der Mast wurde in Sektionen unterteilt, die Sektionsdurchmesser lassen sich über einen Kreisbogen ermitteln. So wie hier schematisch dargestellt (eine ältere Version mit 80 Fuß Masthöhe):
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Über die Eselhaupte des Groß- und Fockuntermastes werden die Fallen der Unterrahen geführt. Aus diesem Grund waren oben Rillen eingeschnitten. Das Eselhaupt war zweigeteilt , beide Hälften wurden mit Bolzen zusammengehalten.
Alle übrigen Eselhaupte waren einfach, mit einem Metallbügel zum Fixieren der Spiere. Es gab auch keine Rille zur Tauführung.
Bei Ketting findet sich ein Hinweis, daß das Hirnholz des Eselhauptes zum Schutz mit dünnen Hölzern abgedeckt war. Ähnlich den Stückpfortendeckeln waren die Hölzer mit einem rautenförmigen Nagelmuster befestigt. Da ich so einen Schutz einleuchtend fand, habe ich es auch so gehalten.
Der Großmars orientiert sich an Zeichnungen von van der Velde.
Zunächst richtete ich die Marse alle parallel zur Wasserlinie aus. Später ergab sich aber noch der Hinweis, daß zumindest Groß- und Besanmars schräger gestellt wurden. Auf 8 Daumen Länge einen Daumen Neigung. Das ergibt einen Neigungswinkel von etwa 7°. Groß- und Besanmast sind etwa 5° nach hinten geneigt, bleiben also 2° Gefälle nach vorn für die Marse. Der Vormast war komplett senkrecht. Bei der Vasa stehen die Marse deutlich schräger, für die Zeit zwiswchen 1640 und 1670 konnte ich so ein Extrem anhand von Zeichnungen und Gemälden aber nicht finden. Ich habe mich daher an der obigen Angabe orientiert.
Segel
Bei den Segeln gab es holländisches Tuch und französisches Tuch. Letzteres war leichter, schmaler und in Kriegszeiten schwer zu bekommen. Da die Angaben zum französischen Tuch spärlich sind, wurde es gleich über Bord geworfen

und die Edam komplett mit holländischem Tuch ausgestattet.
Holländisches Tuch war 30 Daumen (771 mm) breit. Bei van Yk findet sich ein Hinweis, aus dem hervorgeht, daß nach dem Vernähen eine Segelbahn 28 Daumen (720 mm) breit ist.
Die Rahlänge teilte man durch 30 Daumen, dadurch erhielt man die Anzahl der Bahnen für das Segel. Das Segel wurden bauchig geschnitten. Dies erreichte man, indem man die Nähte der einzelnen Bahnen an den Enden stärker überlappen ließ als in der Mitte. Zusätzlich wurde Lose in die Lieken genäht. Dies bedeutet, daß man z.B. 10 m Segel an 9 m Liektau nähte. Der Segelstoff mußte also gerafft werden.
So etwas ist zeichnerisch kaum darzustellen. Ich habe daher vereinfacht und den finalen Umriß der Segel gezeichnet. Die Segelbahnen wurden gleichmäßig darauf verteilt.
Bonnets an Besan und Fock sind die Regel. Am Großsegel findet man beides, mit und ohne Bonnet. Reffeinrichtungen wurden um 1660/1670 vereinzelt wieder eingeführt, ich habe sie für die Edam noch nicht angenommen.
Anders ist es mit den Leesegelspieren an den Unterrahen. 1644 gab es diese noch nicht, aber zur Zeit von Lowestoft 1665 waren sie zu finden. Ich werde sie als Option konstruieren.
An den drei Masten sind Wimpelstöcke gesetzt. Da das Schiff bei Lowestoft Teil eines Geschwaders war, führte es lediglich Wimpel aber keine Flaggen am Mast. Nach van Yk ist ein Flaggenstock länger als die zugehörige Bramstenge, ein Wimpelstock hat aber nur ¼ der Bramstengelänge. Da der Wimpelstock aber an die Stelle des Flaggenstocks passen muß, mußten die Durchmesser der beiden Stöcke identisch sein.
An Gösch und am Heck fuhr die Edam eine Flagge, daher hier die vollen Flaggenstöcke.
Gefechtsschäden
Bevor ich nun daranging die Zeichnungen am Modell umzusetzen, noch ein kleiner Schlenker zu den Gefechtsschäden.
Ursprünglich war die Idee, daß das Schiff stärker beschädigt sein sollte und eher "Beiwerk" zur Eendracht und Royal Katherine ist. Inzwischen habe ich umgeplant. Durch dieses Gemälde im "Prince" Baubericht im modellboard inspiriert, soll die Edam die Rolle des kleinen Schiffes am rechten Bildrand übernehmen.
Im Hintergrund kommt das niederländische Flaggschiff auf. Die Prince fährt ein Manöver, um es abzufangen. Das kleine englische Schiff rechts vorn muß ebenfalls manövrieren, um der Prince auszuweichen. So in etwa möchte ich es im Dio auch halten, nur mit vertauschten Rollen. Prince wird Eendracht, das kleine englische Schiff wird die Wapoen van Edam und das niederländische Flaggschiff wird zur Royal Katherine.
Ein paar Gefechtsschäden sollen sein, so wie in diesem Beispiel
ganz so kaputt soll es aber nicht werden. Ich hatte mir ausgerechnet, welchen Durchmesser Vollkugeln aus Eisen so hatten. 0,6 mm Durchmesser in 1/160 wäre ein mittleres Kaliber und machte am Modell die beste Wirkung. In Realität reagiert Holz wohl teilweise elastisch, das Loch ist nach dem Durchschlag kleiner als die Kugel, die es gerissen hat. Das habe ich aber nicht mehr berücksichtigt
Die Ränder habe ich mit einer Skalpellklinge angekratzt.
Sehr viel schwieriger sind Schäden innen, da hier das Holz beim Austritt der Kugel splittert und ausreißt. Das wollte ich an einem zerstörten Geschütz zeigen. So ganz zufrieden bin ich damit noch nicht, das muß ich noch weiter überarbeiten. Die restlichen Einschüsse sind unten im Rumpf, da stellt sich das Problem dann nicht.
Bemastung des Modells
Die Masten sind klassisch aus Holz. Und wie man hier am Fockmast sehen kann, wurde auch die Vormarsstenge weggeschossen.
Marse und Sailinge sind aus unterschiedlichen Materialien wie Holz, Papier oder Kunststoff hergestellt.
Beim Papier habe ich bei den Kartonmodellbauern abgeschaut. Tränkt man das Papier gut mit Sekundenkleber franst es nicht mehr aus und läßt sich sogar schleifen. Die diversen Kleinteile hatte ich als Schablone ausgedruckt.
Für die Beschläge am Eselhaupt kam wieder Magic Sculp zum Einsatz.
Der Sprietmast mit Sprietmars. Die Sprietmars ist die kleinste der vier Marsen. Die Ringe bestehen aus Kunststoff 0,3x0,3 mm bzw. 0,5x0,3 mm Stäbe. Mit einem speziellen Kunststoffkleber lassen sich diese einfach über die Stützkeile kleben.
Bemalt wurde alles mit Ölfarben. Hier die Großars, mit einem Preiserlein Spur N beim Probestehen.
Hier sind die Masten probeweise eingesteckt. Weitere Ausrüstung wie Püttingsjungfern, Wuhlinge, Klampen etc. fehlen noch.
Holger