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Mittwoch, 22. Dezember 2010, 01:29

Antike Arbeitsweisen im Schiffsmodellbau?

Hallo erstmal

Hab hier im Forum und auch sonst in den Weiten des WWW schon so einige tolle Schiffsmodelle gesehen :ahoi: . Einige sind schon hunderte von Jahren alt :respekt: .

Da ich mich für alte Werkzeuge und Arbeitsweisen, bevorzugt aus dem Mittelalter interessiere, stellt sich bei mir die Frage ein:

"Wie haben die das damals gemacht.?"

Es gab ja noch keine Dremel, keine Dekupiersägen und sonstige elektrischen Helfer :( . Ausserdem gabs damals noch keine Baumärkte... :nixweis:

Und woher hatten die Zeichnungen von den Schiffen :pc: :%: :kaffee: ? Was waren das für Leute, die Zeit hatten solche Modelle zu bauen ?

Könnt ihr mir da Bücher empfehlen, Internetlinks oder sogar selbst was zu sagen :doof: .

Danke vorab

Holger
Es ist demütigend für die menschliche Vernunft , dass sie in ihrem reinen Gebrauch nichts ausrichtet, und sogar noch einer Disziplin bedarf, um ihre Ausschweifungen zu bändigen, und die Blendwerke, die ihr daherkommen, zu verhüten.

Immanuel Kant

2

Mittwoch, 22. Dezember 2010, 16:45

Hi Holger! :wink:
Genau kann ich Deine Fragen nicht beantworten. Aber was für Dich vielleicht interessant sein dürfte (falls Du s nicht bereits weißt): Viele Modelle waren schlicht Modelle, die als Entwürfe zur Vorlage beim Auftraggeber (Admiralität) dienten. Als Erklärungs und Demonstrationsobjekte.
Andere waren sogenannte "Votivmodelle", das waren im weitesten Sinne Modelle mit religiösem Hintergrund, z. B. um der gebeteten Bitte Nachdruck zu verleiehen, also eine Art "Opfergabe".
Wieder andere entstanden auch oft in der Gefangenschaft, oftmals sogar hergestellt aus Knochen oder sonstiger "Abfallmaterialien". Wenn man sich solche Modelle mal z. B. in der "Tammen-Ausstellung" in Hamburg/ Speicherstadt anschaut, kann man nur staunen, wie damals ohne großartige technische Hilfsmittel so absolut naturgetreue und handwerklich prefekte Modelle entstanden sind.
Aber wie sowas gemacht wurde? Keinen Ahnung!
Auf jeden Fall haben sich die Erbauer offensichtlich noch mehr Zeit gelassen, als wir das heute gemeinhin tun. Anders ging das wohl nicht...?! :nixweis:

Schöne Grüße

Chris :ahoi: :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



3

Mittwoch, 22. Dezember 2010, 22:55

Hallo Chris

Das ist ja schon mal was. Danke dir!

Das waren also Modellbauer die auf Auftrag gebaut haben. Somit ist Zeit natürlich anders zu betrachten. Wir gehen ja noch normalen Berufen nach. Andererseits könnte ich mir vorstellen das der Schiffszimmerman solche Modelle in seiner Freizeit, sofern er welche hatte :nixweis: , zusammengebaut hat. Der hatte ja wahrscheinlich auch Pläne von seinem Kahn. Ein paar Handwerkzeuge aus der Zeit kenne ich. Auch wie sogenannter Knochenleim und Kasein gemacht werden ist mir bekannt. Mal sehen was ich noch alles herausfinde. Ich hab es ja nicht eilig.



Gruss Holger
Es ist demütigend für die menschliche Vernunft , dass sie in ihrem reinen Gebrauch nichts ausrichtet, und sogar noch einer Disziplin bedarf, um ihre Ausschweifungen zu bändigen, und die Blendwerke, die ihr daherkommen, zu verhüten.

Immanuel Kant

4

Donnerstag, 23. Dezember 2010, 10:03

Hi Holger! :wink:

Zitat

Der hatte ja wahrscheinlich auch Pläne von seinem Kahn.
Nein. Pläne verwendete man zumeist nicht. Es gab einige Schriftwerke, in denen die Verhältnisse im Schiffbau aufgeführt waren. Aber das waren auch zumeist tradierte "Fausregeln". Ein Beispiel für so ein Werk ist das bekannte von M. Baker, der sich sehr mit Schiffskonstruktionen englischer Galeonen beschäftigte. Auch gab es Tabellen oder Berechnungsgrundlagen bezügl. der Spantenmaße und -abstände usw. Aber wie gesagt: Pläne waren den Bauern damals fremd, der Schiffbauer hat sich an seinem Wissen, der Erfahrung anderer (oftmals tradiert von einer Generation zur nächsten und von Nation zu Nation) und dem jeweiligen Zeitgeist/ Mode orientiert.
Ich finde, das macht es um so unbegreiflicher, wie so wunderschöne und oftmals unter dem Aspekt, was wir heute "Design" nennen, gebaute komplexe Schiffe entstehen konnten, die immer (oder meistens jedenfalls- von einigen Irrungen des Barock mal abgesehen) ein gesundes Maß an "Form folgt Funktion" aufwiesen, oder?!

Schöne Grüße

Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

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5

Freitag, 24. Dezember 2010, 18:15

Das wuste ich nicht :doof: . Ist ja wahnsinnig interessant :cracy: . Ich werd mal weiter recherchieren :pc: . Vieleicht geb ich mich mal daran ein Modell mit den damaligen Mitteln zu bauen :nixweis: . Aber das wird noch dauern. Danke für deine Informationen.



Frohe Weihnachten euch allen!

Holger
Es ist demütigend für die menschliche Vernunft , dass sie in ihrem reinen Gebrauch nichts ausrichtet, und sogar noch einer Disziplin bedarf, um ihre Ausschweifungen zu bändigen, und die Blendwerke, die ihr daherkommen, zu verhüten.

Immanuel Kant

6

Sonntag, 26. Dezember 2010, 22:09

Hallo Modellbaufreunde :wink:

Dem stimme ich bei, man sollte diesen Konstrukteuren und Erbauern hohen Respekt zollen, genau so den Handwerkern, die mit einfachen Werkzeugen und viiiil Augenmaß diese Visionen verwirklichten. Auch in der Architektur entstanden auf dieser Art und Weise die imposanten Bauten. Es wurden bestimmte Regeln und vor allem aber Erfahrungen der Alten angewendet. Heute ist eine Herrschar von überbezahlten Architekten und Ingeneuren damit beschäftigt, sich selbst zu beschäftigen; versuche auch das Rad neu zu erfinden. Ich mußte leider auch die Erfahrung machen, daß einige von ihnen nicht in der Lage sind wirklich zweckmäßig zu bauen.

Tja Chris, wenn du wirklich so rangehen möchtest, Respekt !!! Leg mal gleich alles bei Seite was ein Kabel hat (Innen oder Außen), schärfe deine Sägen und Messer selbst, hast du auch genug Kerzen gekauft?
Nein, ich will dich nicht veralbern. Ich kann mir die Bedingungen andeutungsweise vorstellen und möchte sie nicht so haben. Aber andersherum, was sagen die Modellbauer von übermorgen über uns? Beim RC-Bau haben schon so einige Drehmaschine, CNC-Fräse, Computersteuerung in den Modllen und was weiß ich noch.

Nun denne dann, Gruß Torsten die Landratte :pc:
Gruß, Torsten die Landratte :pc:

Im Bau: Steampunk: Valortanica und Geheimer Hafen, Krabbenkutter, DUKW 1:35 RC

7

Montag, 27. Dezember 2010, 01:33

Zitat


Dem stimme ich bei, man sollte diesen Konstrukteuren und Erbauern hohen Respekt zollen, genau so den Handwerkern, die mit einfachen Werkzeugen und viiiil Augenmaß diese Visionen verwirklichten. Auch in der Architektur entstanden auf dieser Art und Weise die imposanten Bauten. Es wurden bestimmte Regeln und vor allem aber Erfahrungen der Alten angewendet. Heute ist eine Herrschar von überbezahlten Architekten und Ingeneuren damit beschäftigt, sich selbst zu beschäftigen; versuche auch das Rad neu zu erfinden. Ich mußte leider auch die Erfahrung machen, daß einige von ihnen nicht in der Lage sind wirklich zweckmäßig zu bauen.

Das ist wohl war. Ingeneure sind heute fast nur noch Fachidioten.

Zitat

Tja Chris, wenn du wirklich so rangehen möchtest, Respekt !!! Leg mal gleich alles bei Seite was ein Kabel hat (Innen oder Außen), schärfe deine Sägen und Messer selbst, hast du auch genug Kerzen gekauft?

Thorsten, da hast du dich wohl verlesen :kaffee: . Keiner will so noch arbeiten. Mich interessiert das Thema. Aber so bauen? :verrückt: :gegen:

Chris war nur so nett mir ein paar von vielen Fragen zu beantworten denn :doof: .



Zitat

Nein, ich will dich nicht veralbern. Ich kann mir die Bedingungen andeutungsweise vorstellen und möchte sie nicht so haben. Aber andersherum, was sagen die Modellbauer von übermorgen über uns? Beim RC-Bau haben schon so einige Drehmaschine, CNC-Fräse, Computersteuerung in den Modllen und was weiß ich noch.

Ich hab nach meiner Ausbildung in einem ganz kleinen Betrieb gearbeitet. Dort wurde noch viel in Handarbeit gemacht. War vom Arbeitsklima und von der Abwechslung her die beste Berufserfahrung die ich in über 25 Jahren gemacht habe :thumbsup: . Und CNC war zu meiner Lehrzeit noch mit einem Hauch von Magie behaftet :roll: . Und warum nicht bei Kerzenlicht basteln. Passt doch zur Jahreszeit :rrr: .

Steinzeitliche Grüsse :wink:

Holger
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Immanuel Kant

8

Montag, 27. Dezember 2010, 08:17

Hallo Holger :wink:

Entschuldige bitte, muß doch irgendwie was falsch aufgefaßte haben :rot: . Hoffe es ist nicht so schlimm... :trost: .

Hab da das goßr Lexikon der Schiffstypen, da sind auch Werkzeuge und Arbeitsweisen abgebildet. Muß doch mal in meinen alten Modellheften blättern, irgendwie war da mal ein Artikel über Bootsbauer am Roten Meer (?).., ja also weiß nicht mehr wo genau, aber die haben auch was drauf. Aus Holz haben die wirklich super Yachten aufgebaut und die Arbeitstechniken waren schon irgendwie Mittelalterlich. Ich war irgendwie baff.

Ja, eine Ausbildung, die auch mit dem Urschleim anfängt, ist mit Sicherheit die Beste. Man sollte schon verstehen, wie das Wasser oder der E-Strom in die Wand rein und wieder raus kommt.

Ich finde die Improvisation so Spitze, oder der Selbstbau von Werkzeugen, oder solte ich besser sagen "Hilfsmittel", um andere Dinge zu basteln. Ja, kaufen kann man sich alles. Aber wie heisst es so schön:

Ein Gesell' ist,
der was kann.
Ein Meister ist,
der was ersann


Ha! Steinzeitliche Grüße! Wo ist den nur mein schweizer Faustkeil hin???

Gruß, Torsten die Landratte :pc:
Gruß, Torsten die Landratte :pc:

Im Bau: Steampunk: Valortanica und Geheimer Hafen, Krabbenkutter, DUKW 1:35 RC

9

Montag, 27. Dezember 2010, 23:29

Hallo Torsten :wink:

Schlimm ist nur das Wetter da drausen :motz: .

Ich befasse mich seit meiner Ausbildung mit alten Handwerkskünsten. Mein Lehrmeister entfachte dieses Interesse mit einem Besuch im Freilichtmuseum Hagen. Zum Abschluss schenkte er mir ein Buch mit dem Titel "Der junge Metalwerker" von 1802. Ein Buch was ich sehr in Ehren halte. Mittlerweile hat sich das eine oder andere Buch dazu gefunden. Über Schiffe hab ich leider fast garnichts. Sollte sich aber bald ändern. Als Anfang hab ich jetzt mal den Mondfeld gekauft. Das von dir erwähnte Lexikon der Schiffstypen klingt auch interessant. Hast du da ne ISBN Nr?

Vieleicht überkommt es mich ja doch irgendwann mal ein Schiff so zu bauen wie die alten Meister es vor ein paar hundert Jahren gemacht haben :nixweis:

Zitat

Ein Gesell' ist,
der was kann.
Ein Meister ist,
der was ersann



Das ist ein wahrer Spruch! :thumbsup:

Gruss Holger
Es ist demütigend für die menschliche Vernunft , dass sie in ihrem reinen Gebrauch nichts ausrichtet, und sogar noch einer Disziplin bedarf, um ihre Ausschweifungen zu bändigen, und die Blendwerke, die ihr daherkommen, zu verhüten.

Immanuel Kant

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