Hi Jürgen!
Oha! Das sind ja mal 'ne ganze Menge Fragen auf einmal! Ich versuche jetzt mal zu beschreiben, was ich möglicherweise zur Klärung beitragen kann. Kann sein, dass dieser Beitrag vielleicht deshalb etwas länger wird, es ist schwierig, mit Worten Dinge zu erklären, die auf einem Bild sich vielleicht von allein erklären.
Also erstmal kann ich Dich beunruhigen: Der Verzug ist ein Riesenproblem speziell bei Plastikteilen. Und: das wird am Bugspriet, wenn Du nicht trickst und aufpasst sogar noch schlimmer: Sieh Dir meine Maria in der Galerie an- Auhaua, krumm wie Hund, was hab ich mich geärgert. Da gibt's nur ein ganz paar wenige (Vielleicht-)Korrekturmöglichkeiten.
Die erste, so wenig Zug wie möglich- was sehr schwierig ist: Auch der geringste Zug pro tau summiert sich und es wird wieder krumm. Da kann man vielleicht Roland's indischen Tapetenkleister Seiltrick versuchen: Den Bugspriet nach unten provisorisch verstagen, vielleicht sogar ganz wenig Verzug nach unten, den man anschliessend mit dem versteiften aber zumindest geraden Tau wieder ausgleicht, aber das ist ein ziemlicher Eiertanz und ob's funktioniert?? Aber anders wird es wohl immer Verzug geben, fürchte ich, es sei denn, Du ersetzt den Spriet durch einen aus Buchenholz. Bei meiner Pinta (auch inna Gallerie) hat's hingehauen. Aber denk auch dran, dass jedes weitere Tau sich auf alles bereits getakelte mitauswirkt: Entweder verzieht sich alles weiter nach oben oder die Kräfte verändern den Bugspriet und irgendwas hängt wider durch usw. Ich kenne da kein Patentrezept außer: So wenig Zug wie möglich, ehrlich!! Oder scheiß drauf und zieh so wie bei meiner Maria ein vielleicht nicht korrektes aber hilfreiches Wasserstag ein. Aber das hilft nur bis zu seinem Ansatzpunkt am Spriet, danach geht der Verzug u. U. weiter, wenn Du zu fest spannst!
Zu Deiner Stagtalje: Du kannst den Läufer (das Seil, dass durch den Doppelblock führt)am oberen Block befestigen. Wenn Du dann beide Blöcke durchlaufen hast, kommt er am oberen wieder raus, dann belegst Du ihn entweder zwischen beiden Blöcken mit halben Schlägen an den Tauwindungen oder aber unter dem unteren mit halben Schlägen, wenn da noch Platz ist. Beides wurde so gemacht. An der Mastbeting (die Du Gording getauft hast, würde ich das Stagkardeel nicht belegen, das erscheint mir unrealistisch, so wie auf deinen Bildern.
Zu dem Besanstag: Du könntest es, wie bei späteren Galeonen, teilen: Ein Stag rechts, eins links. Die führen dann an das hintere Wanttau durch einen dort befestigten Block an Deck (Belegnagel, Reeling oder so) Das ist historisch jedoch nicht 100pro!
Zu den Blöcken: Da hab ich mir auch schon oft den Kopf zerbrochen und die Frage sogar hier schon mal gestellt, jedoch keine Antwort bekommen.
Ich mach das auf verschiedene Weise: Bei großen Blöcken: Schlinge knoten, Block rein, zuziehen, Doppelknoten und das Ende um das lange vier/fünfmal rumwickeln, zum Schluß halber Schlag damit es nicht wieder aufribbelt. Sekundenkleber vorsichtig auf's Ende: Fertig! dann sieht das aus wie "eingezurringt"- ist es ja auch beinahe.
Bei kleinen Blöcken nehme ich ein Stück Garn und knick das in der Mitte, so das es doppelt wird. dann mach ich in dieses doppelte Garn einen normalen Knoten, ziehe aber noch nicht zu sondern schiebe den Knoten soweit, bis das Auge gerade noch groß genug für den Block ist, lege ihn in dieses und ziehe zu. das hält gut und sieht auch fast aus wie ein Stropp/ Zurring. Beide Enden knote ich dann entweder (je nachdem, wo der Block sitzen soll um die Rahe/ Bugspriet/ Wante/ Stag. Bei Geitaublöcken mach ich's manchmal auch so: Aus den beiden Enden mach ich rund um die rah einen Webleinensteg: Ziehe ich dann an beiden Enden, zieht der sich zu und das ganze sieht ganz schön aus, wenngleich das Tau des Bkocks dann doppelt ist, aber das stört mich nicht sonderlich!
Wenn ich zwei Blöcke am Mast auf einer Höhe anknoten will, mach ich das nicht mit Webleinensteg sondern mit (wie heissst der richtig??) Kreuzknoten (Zwei "U", die , der eine vor dem mast der andere dahinter gegenseitig ineinander gefädelt sind. Zieht man dann zu, halten die sich gegenseitig (wie Artisten am Trapez, wenn sie sich gegenseiteig an den Händen halten, denk ich mir dabei immer

...).
Ein
Tauauge am Block erreichst Du, indem Du vor dem Einbinden des Blocks mit einem Stück Nähseide eine kleine Bucht abbindest und mit Sekundenkleber sicherst. dann bindest Du den Block ganz normal ein, aber achtest drauf, dass das Auge mittig am Block sitzt.
Uff! Konnte ich Dir irgendwie helfen??
Ich hoffe mal!
Schöne Grüße
Chris