Hallo Bastelgemeinde!

So, nachdem ich nun umgezogen bin und mich in der letzten Zeit mehr mit Modellbau im Maßstab 1:1 beschäftigt habe (Wohnungsrenovierung, Ikea...ächz!), habe ich nun wieder mein eigenes Reich mit Werft! Immerhin baue ich jetzt nicht mehr im Wohnzimmer, sondern kann mal alles über Wochen stehen und liegen lassen (naja, hab ich früher auch gemacht!

).
Ich möchte Euch nun an meinem zweiten Baubericht teilhaben lassen, der "Elizabethan Man 'o War" im Maßstab 1:83 von Revell. Der Bausatz ist aus dem Jahre 1980 (laut Karton). Ich habe ihn vor einiger Zeit im Online-Auktionshaus für relativ kleines Geld geschossen, zum einen, da es ja bekanntlich relativ wenig (schöne) Modelle einer Galleone aus dieser Ära als Plastikmodellbausatz gibt, zum anderen, da mir das Foto auf dem Karton sehr vielversprechend erschien und mir schon lange sehr gefiel. Zumindest viel mir sofort die sehr detailfreudige Takelage auf, was hoffen ließ!
Zum Bausatz:
Tja..! Leider etwas zu spät im Internet recherchiert und die Rechnung ohne Revell und seine chamälenhaften Bausatzrecyclefähigkeiten gemacht

: Um es gleich vorweg zu nehmen, was viele oder zumindest manche von Euch wahrscheinlich bereits wissen: Es handelt sich hierbei mitnichten um ein eigenständiges Modell! Es ist vielmehr eine Modifikation des Mayflower-Bausatzes im gleichen Maßstab, ätsch!!
Nunja: Decals auf die Segel gepeppt, 'n paar Kanonen auf's Deck gestellt, hinten am Spiegel das Blümelein weggekratzt und das Ganze auf'n Displayständer mit neuer Namenstafel geflanscht: Passt schon! Dann das ganze stilecht im Renaissance-Ornamentik Stil bemalt, amtliche Tudorflaggen an die Masten geschraubt und feddisch ist der Eli 1 ihr Kriegsschiff..? So könnte man es jetzt ketzerisch (sorry an den jungen Kollegen gleichen Namens hier im Forum: Nicht persönlich nehmen, ich will nicht wieder seitenlangen Diskussionen vom Zaun brechen!!!) sagen- aber mitnichten: So doof ist das von Revell eigentlich gar nicht gewesen: Zum einen ist es natürlich praktisch und wieder mal ökonomisch fast genial, das gleiche Produkt zweimal auf den Markt zu werfen, zum anderen scheint es sich jedoch um einen wirklich gelungenen Bausatz zu handeln, der mit ein bißchen guten Willen durchaus ein Schiff aus dem elisabethanischen Zeitalter wiedergibt: Die Siluette ist stimmig, die Detaillierung ist -gemessen an der Veröffentlichungszeit- wahrhaft gut: Sehr filigrane Holzstrukturen überall, wenig Gußfehler und Auswurfmarken und schöne aber wichtige Details wie Kreuzhölzer usw.! Darüberhinaus das erste Modell in dieser vergleichsweisen Minigröße, dass eine derartig realistische Takelage mit Anleitung aufwartet! Jetzt mal Hände hoch: Hat jemand bereits vergleichbare Modelle (dieser Größe) gesehen, an denen sogar an Bulins und Sprutgordings(!) gedacht wurde?? Und diverseste Takelblockarten in ausreichender Menge? Ebend! Respekt! O.K.: Die Mayflower war nun mal kein Kriegsschiff, sondern ein Kauffahrer, wissen wir ja alle. Und man kann aus einem Huhn keinen Adler machen, nur indem man den Schnabel mit 'nem Hammer krummnietet

. Aber alles in allem ist es, so die Teile passen, ein schöner Bausatz! Da gab und gibt es von anderen Herstellern wie Airfix gaaanz andere Prunkstücke mit viel weniger Liebe zu Detail (ahoi Endeavour!)!! Also unter dem Strich empfehlenswert, auch wenn das Schiffchen zusammengebaut noch nicht mal 40cm Länge ü.a. haben dürfte!
Ziel meiner Version soll sein, die bereits gegebene Detailtreue noch ein bißchen zu verbessern: Ich möchte sie mit echten Segeln, Holzblöcken, Stoffflaggen und echten Wanten bauen, mal schauen, ob's hinhaut. Und da es sich sowieso mehr um ein Prototyp-Schiff einer Epoche handelt, habe ich ihm vorab den Fantasienamen "Lyon's Whelp" gegeben. Kurioserweise gab es tatsächlich grob in dieser Zeit ein sehr ähnliches Schiff mit gleichem Namen wie ich rausgefunden habe, daher auch die altertümliche Schreibweise! Ich fand den Namen einfach passend für ein kleines Kriegsschiff: Klein, schön und schnell! Und außerdem ist es für Foren ein eher mal seltener und, wie ich finde, unterbewerteter Bausatz.
Aber genug des Prologs, jetzt geht's gleich auf die Werft:
Ich habe mich in den letzten Tagen, um nicht zu sagen Wochen, mit der sehr aufwendigen Rumpflackierung beschäftigt. Natürlich gibt's der Zeit entsprechend ohne Ende Dreiecke, Dreiecke, Dreiecke! da diese, da's ja eigentlich die Mayflower war, nicht vorgezeichnet waren, habe ich diese mit einem Stechzirkel in gleichen Abständen vormarkiert, damit sie gleichgroß und symmetrisch werden. Durch die geschwungene Rumpflinie hat das nicht immer ganz geklappt! Schweinearbeit, hat sich aber, wie ich finde gelohnt! Abkleben wäre unmöglich gewesen. Lediglich die hellere Farbe als Grundton, dann mit der dunkleren darauf die Ornamente. Und tausendmal korrigiert bis die Linien gerade und nix verlaufen war. Und bei Enamelfarben kommt noch hinzu, dass man höllisch aufpassen muß, die erste Schicht nicht wieder anzulösen. Schwierig war auch, die Kunststofforiginalfarbe in lebensbejahend-schwarz ausreichend abzudecken, um klare leuchtende Farben zu erhalten,ohne die Strukturen völlig überzujauchen. Aber das kennt ihr ja alle wohl!
Hier also die ersten Bilder von den Rumpfhälften und dem Spiegel:
Schon ganz schön soweit aber noch ziemlich bunt und unrealistisch und vor allen Dingen- viel zu neu...
Deshalb habe ich alles, wie bereits von mir in anderen Beiträgen beschrieben, nochmal patiniert: Alles mit schwarzer Plakafarbe dick übergetüncht und hinterher mit Mottorradpoliertüchern (da sie nicht fusseln!) wieder abgewischt und so lange drauf rumgerieben, Wasser drauf gemacht, erneut gerieben, wieder Farbe drauf, wenn's wieder zu hell wurde, wieder abgewischt usw....bis mir das Ergebnis gefallen hat, und vor allem, beide Rumphälften gleich "verranzt" aussahen (was nicht einfach ist!).
Das Ergebnis war dann folgendes (Die Fotos sollen so gleich aussehen, um den Unterscheid zu zeigen!)
Der geneigte Betrachter wird zudem feststellen, dass ich bei der patinierten Version bereits Bohrungen im Rumpf bzw. in den Pfortendeckeln angebracht habe, da sollen dann später diverse Augbolzen rein, u. a. für die Pfortenzüge.
So, ich hoffe, dass Euch der bisherige Stand meines Modellprojektes soweit gefallen hat. Ich bitte Euch um Kritik, Anregungen oder auch Kommentare, wenn's Euch gefällt oder Ihr Fragen habt. Jetzt seid ihr dran!
Schöne Grüße
Chris