@Reissdorf
Tja, das wäre schön. Aber auch zum Thema Zeitreisen habe ich eine gesunde Skepsis. Ich versuche mal, das zu begründen.
Zunächst muss man grundsätzlich unterscheiden zwischen Reisen in die Zukunft und Reisen in die Vergangenheit.
Ersteres ist gemäß der bisher nicht widerlegbaren Relativitätstheorie theoretisch möglich. Der Vollständigkeit halber: Es gibt zwar Theorien aus dem Bereich der Quantenphysik, die nicht mit der Relativitätstheorie gemeinsam korrekt sein können, bis jetzt sieht es aber eher so aus, dass Einstein Recht behalten wird, da die Theorien der Quantenphysik im Gegensatz zu den Einsteinschen auch nicht mit anderen Theorien unser Weltbild betreffend koexistieren können. Sehr vereinfacht beschrieben: Solange wir mit eigenen Augen sehen, dass der Ball immer wieder auf die Erde fällt, kann jede noch so gute Theorie das Gegenteil behaupten oder sagen, es sehe nur so aus, als tue er das. Und bleiben wir bei vereinfachten Darstellungen: Zeitreisen in die Zukunft sind ganz einfach deshalb wahrscheinlich möglich, weil die Zeit abhängig von der Geschwindigkeit ist, mit der sich ein Objekt (oder eben Subjekt) bewegt. Je schneller sich ein Objekt bewegt, desto langsamer relativ zu einem langsameren Objekt vergeht für das schnellere Objekt die Zeit. Wenn ich mich also schneller als die Erde bewege und wieder zu ihr zurück kehre, ist die Zeit auf der Erde weiter fortgeschritten als für mich selbst, ich lande also relativ zur Erde in der Zukunft. Dumm nur, dass für einen relevanten Effekt eine Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit erforderlich ist und das wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir die erreichen und auch überleben...
Reisen in die Vergangenheit sind im Gegensatz dazu mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit niemals möglich. Theorien dazu sind überschaubar. Im Prinzip haben sich zwei als gängig heraus kristallisiert, wobei die Theorie des Wurmlochs sicher dank Star Trek & Co. die bekannteste ist. Sie paßt auch gut zur allgemeinen Relativitätstheorie und ist recht anschaulich zu erklären, deshalb die mal zuerst: Raum und Zeit hängen ebenfalls untrennbar zusammen. Den meisten wird der Begriff Raum-Zeit-Kontinuum schon mal zu Ohren gekommen sein. Wenn man nun in der Lage wäre, den Raum zu falten, könnte man sich mittels eines Wurmlochs in eine andere Zeit wechseln, ohne sich vom Ort weg zu bewegen. Anschaulich stelle man sich die Raumzeit als ein Bogen Papier vor, den man faltet. Wären wir nun zweidimensionale Lebewesen, benötigten wir nur die zweifellos existente, aber uns als zweidimensionale Wesen unbekannte oder zumindest nicht nutzbare dritte Dimension, um uns einfach auf die andere Seite des Blatt Papiers zu begeben. Diese dritte Dimension entspräche dem Wurmloch. Auf unsere dreidimensionale Welt übertragen fehlt uns also eine vierte. Die Existenz solcher Wurmlöcher läßt sich sogar mathematisch beweisen. Was aber noch lange nicht heißt, dass wir irgendeinen Einfluß darauf hätten, sprich: eines erzeugen könnten. Zu allem Überfluß können wir sogar beweisen, dass ein solches Wurmloch viel zu instabil wäre, um es als Abkürzung in eine andere Zeit oder einen anderen Raum zu benutzen. Man benötigt hypothetische Materie mit negative Energiedichte, um ein Wurmloch zu stabilisieren. Soweit bisher bekannt, steht die dazu erforderliche Menge aber im gesamten Universum nicht zur Verfügung.
Die zweite, gängige Theorie, die eigentlich keine mehr ist, weil man sie schon anhand von Versuchen, naja: "nachweisen" konnte, ist das superluminare Tunneln. Man stelle sich eine elektromagnetische Welle vor, also einfach mal eine Sinuskurve. Nun schickt man diese durch ein "Rohr", das im Durchmesser exakt so gewählt ist, das die Welle in ihrer Amplitude genau hinein passt. Wenn man auf halbem Weg nun einen Tunnel einbaut, der enger ist als die Amplitude der Welle und dieser Tunnel exakt an einem Nullpunkt der Welle beginnt und die Länge des Tunnels exakt einem beliebigen Vielfachen der Wellenlänge entspricht, dann kommt, man glaubt es kaum, die Welle an der anderen Seite des Tunnels heraus, BEVOR sie in den Tunnel eingetreten ist. Nur leider gibt es auch hier ein Problem: bei diesen Experimenten wurde eine sehr umstrittene Definition des Signalzeitpunktes verwendet.
Wie man es auch dreht und wendet: Reisen in die Vergangenheit sind wahrscheinlich niemals möglich. Wenn überhaupt, dann kann man Licht aus der Vergangenheit wieder "einfangen", indem man es sozusagen überholt, also so ähnlich wie im Film Deja Vu, Ereignisse in der Vergangenheit exakt betrachten. Aber man kann ja einfach mal logisch denken: Selbst wenn eine Geschwindigkeit jenseits der Lichtgeschwindigkeit existiert (was möglicherweise so ist und was eben genau der Punkt ist, warum Quantenphysik und Relativitätstheorie nicht koexistieren können), müsste man 1 Jahr lang mit doppelter Lichtgeschwindigkeit reisen, um Ereignisse zu betrachten, die 1 Jahr in der Vergangenheit liegen. Und wenn wir dann wieder zurück von unserer Reise sind, davon ausgehend, dass wir schlagartig die Richtung wechseln könnten, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren, kämen wir dann auch noch 4 Jahre in der Zukunft, relativ zur Erde gesehen natürlich, wieder dort an.
Aber der gesunde Menschenverstand und die Logik finden noch zwei weitere Fehler in deiner Theorie:
Neben so beliebten Paradoxen wie das Großvaterparadoxon, das du erwähnt hast, gibt es noch zwei viel entscheidendere. Zunächst ist es natürlich völlig unmöglich, die Vergangenheit NICHT zu verändern, wenn man sich dorthin bewegt, egal wie sorgsam man auch mit Kontakten umgeht. In dem Moment, in dem ich "lande", hinterlasse ich einen Fußabdruck, der vorher nicht da war und ich fange an, Dinge zu tun, die ich nicht getan habe, bevor ich die Zeitreise unternommen habe. Es ist also absolut unmöglich, in dem selben Zustand zurück zu kehren, in dem ich aus der Zukunft aufgebrochen bin. Mindestens weiß ich nachher, dass ich in die Vergangenheit gereist bin. Und das weiß ich also auch schon in der Zeit zwischen der Zeit in der Vergangenheit und der Zeit aus der ich komme. Wenn also schon jemand aus der Zukunft hier gewesen wäre, müsste es einen Zeitpunkt geben, an dem er weiß, dass er hier war und Dinge tun, die er ab dann genauso tun müsste, wie er es ab dem Zeitpunkt seines Erscheinen in der Vergangenheit getan hat, egal ob er nun eine Zeitreise gemacht hätte oder nicht, womit wir nicht nur ein Paradoxon, sondern sogar ein Absurdum hätten. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Reisende ein Instrument oder eine Technik benutzen müßte, die es noch gar nicht gibt. Es wäre also eine Einbahnstrasse. Reisen in die Vergangenheit wären also schon deshalb erst möglich, nachdem man dieses Instrument erfunden hat und damit auch nur in eine Vergangenheit zurück, ab der es das Instrument bereits gegeben hat. Es kann also noch niemand aus der Zukunft hier gewesen sein, es sei denn, die geheimen Regierungsstellen verstecken in der Area 51 ein solches Gerät und wir wissen nur noch nichts davon
Das zweite Problem, das ich mit deiner Theorie habe, ist das gleiche wie bei den Ufos: Wenn der Zeitreisende die Vergangenheit nicht beeinflussen darf und Kontakte zu vermeiden sind, was tut er dann hier? Seine Reise könnte keinem Zweck dienen, nur Selbstzweck sein. Er könnte weder Adolf Hitler vor seiner Machtergreifung töten noch einen Mord verhindern, noch die Ausrottung der Buckelwale. Es gäbe absolut nichts sinnvolles für ihn zu tun. Er setzt sich und der Menschheit lediglich einem enormen Risiko aus, denn was immer auch passiert, es könnte die Zukunft ungeheuer beeinflussen, erst Recht, wenn der allererste Zeitreisende beim allerersten Versuch in der Vergangenheit ums Leben kommt, und sei es nur, weil er sich zufällig neben einem Braunbären materialisiert, von dem man in der Zukunft leider nicht wußte, dass er sich gerade dort aufhielt
Also: da kommt mir sogar die UFO-Theorie wahrscheinlicher vor