Hallo zusammen!
Ich weiß, ich habe hier länger nix von mir hören lassen- beruflich einfach zu viel um die Ohren, da meine Betriebsteile extern auditiert wurden, das ist ’ne Menge Arbeit. Aber egal. Auch auf die deutliche Gefahr hin, Euch eventuell erneut mit lange Meter Kleinscheiß auf den Wecker zu fallen,
hier einfach mal einige brauchbare Ergebnisse auf dem Weg weg von der Pearl und hin zu einem etwas eigenständigerem Schiff. Gebaut bzw. irgendwas dran gemacht, habe ich trotzdem die ganze Zeit über, zumeist aber sehr zeitfressende Dinge wie Formen Bauen und Modellieren.
Die Pfortendeckel sind nun alle abgegossen. Hier war das Problem, dass mein Formentrennmittel leider die Silbe „trenn“ nicht so ganz verstanden hatte, also musste ich mich erst mal nach einem professionellen Formentrennwachs umschauen

. Das hat dann super hingehauen. Jetzt hab ich
allerdings erst mal das Problem, das Zeug wieder runterzukriegen

. Mit Bremsenreiniger, Prilwasser, und Color-Mix hab ich’s nun soweit ganz gut
runtergeschrubbt. Zur Sicherheit werde ich vor dem lackieren aber noch mal grundieren, was ich sonst eigentlich nicht mache. Aber- sicher ist sicher. Die fertigen Deckel habe ich erst mal einsortiert, um nicht durcheinander zu kommen

.
Von dem Heckspiegelzierrat habe ich mir ebenfalls eine Abformung gemacht: In der Mitte befindet sich eine Art Dämon/Faun. Diesen möchte ich vervielfältigen zurecht und vor allem kleiner feilen und damit später die Deckelinnenseiten dekorieren. Hiervon brauchte ich auch erst mal 22
Stück- und habe ebensoviel Ausschuss dabei produziert:
Dann habe ich noch mal die spätere Gallionsfigur überarbeitet, sprich: ihr einen schöneren unteren Abschluss in Form einer breiten Krulle spendiert. Dafür musste Kollege Sensemann untenrum etwas umoperiert werden, damit er noch passte. Hier werde ich noch etwas fein nacharbeiten müssen, aber ich denke, wenn später alles lackiert ist, sieht er eigentlich ganz charming aus:
Dann habe ich mir schon mal Gedanken über die spätere Dekoration der Seitentaschen gemacht. Da kam mir eine Idee: Ich hatte ja noch die überschüssigen ursprünglichen Hackbordfigurinen, barocke Delphine- oder was man damals dafür gehalten hat. Diese habe ich freigeschnitten, zersägt, Unterkiefer amputiert und neu zusammengeklebt. Die beiden Schwanzflossen (eine davon gehörte eigentlich ursprünglich Neptun daneben) habe ich dann wieder in einer eingefeilten Nut eingeklebt. Das zweiflossige Modell war durchaus häufig im Barock anzutreffen, wenngleich bar jeder biologischen Logik, wie das ganze Fabelwesen eigentlich. Dann wurde alles verschliffen und so angeglichen, dass es später als Dachreiter für die Seitentaschen passt. Das ganze wurde dann abgeformt und vervielfältigt. Das dauerte, da ich wieder ’ne ganze Reihe Ausschuss produziert hatte, die Flossen sind eben sehr filigran.
Das sieht angehalten schon ganz schick aus, lasst Euch mal überraschen, wenn es später an die Seitentaschen geht.
Als hinteren Abschluss an der Ecke zum Heckspiegel habe ich mir noch zwei schnörkelige Zierratstücke modelliert. Da diese auf Vorder- und
Rückseite identische Verzierungen haben sollten, habe ich erst die Vorderseite modelliert, dann trocknen lassen, und dann die Rückseite mit frischem Sculp ergänzt. Anschließend wurden auch diese verschliffen und angepasst. Feiner bekomme ich sie einfach nicht hin, man kann sie beim Modellieren kaum festhalten oder fixieren:
Dann habe ich noch Abgüsse von den Klüshölzern gemacht, da diese falsch positioniert sind und versetzt werden sollte. Diese habe ich dann aus Resin erstellt und an den neuen Stellen über den barkhölzern angebracht.
Anschließend wurde sie aufgebohrt. Die ursprünglichen wurden vorsichtig abgetrennt und die Wunde verschlossen. Da nach dem Schleifen die Holzstruktur fehlte, habe ich diese nachgraviert und mit Dafis Trick (Prägebuchstabenklebeband als flexibles Lineal! ) die Plankenverläufe neu
nachgeschnitten. Das geht super!
Und abschließend noch eine schöne Panoramaaufnahme meines zumeist über kurz oder lang immer so aussehenden Werftarbeitsplatzes. Sorry,
aber das wollte ich Euch nicht vorenthalten, da es regelmäßig zu Anfällen von Gelächter kommt, wenn ich Besuch bekomme, und jemand das „Sacra sacrorum“ sehen möchte. Bitteschön

:
Zum Lackieren werde ich dann jetzt endlich nach Ostern kommen. Ich will auch mal wieder richtig was am Schiff machen und nicht nur immer solche Setzkastenzwergenteile produzieren...
Schöne Grüße
Chris