Sires,
das mit der Tradition...ist so eine Sache.
Und da widerspreche ich Dir.
Oft steckt bei Geschichtsforschung Wunschdenken und Tradition unter einer Decke.
Das ist bei Schiffen auch so- denkt nur an die "Santa Maria" oder die Wasa /Vasa.
Und die Macht der Tradition ist nicht zu unterschätzen.
Siehe z.B. die Rekonstruktion der Galeone durch Kirsch (Feature: Die Vorderkante der Back, die Grätings)
oder die Rekonstruktion der Santa Maria durch Xavier (nur 1 Beispiel: Das vorderlichste Barkholz an der Hütte).
Da bringen die Leute Bildbeweise noch und noch und folgen dann... der Tradition. Oder was auch immer.
Oder denkt an die "Vasa"... Was gabs VOR dem Fund für Modelle - was nach dem Fund- und was heute!
Für mich gibts eine klare Reihenfolge:
Artefakte vom Schiff /das Schiff selbst
Photos.
Inventarlisten und Berichte
Dann Bilder (Gemälde). Und da gibts GENIALE- auch von der Inneneinrichtung der "America". Aber eben auch... "traditionelle" mit "den" Fehlern.
Photos darf man nicht unterschätzen.
Ich erinnere an meine Arbeit über die
CSS Alabama.
Die hatte hinten neben dem Horseblock
Heckklappen- und die waren außen durch das Fensterdekor getarnt.
Das sieht man auf den Bildern von Kapstadt.
Aber sonst findet das in keiner Publikation oder modernen Modellen Ort; es hat sich bislang noch nicht herumgesprochen.
Dito die Frage der "Ansteuerung" des Quadranten bei dem selben Schiff. Das kann kein Seemann ignorieren.
Aber da gibt es Antworten.
Und das wäre mein letztes Kriterium: Funktionalität
Zum Düvel. Wie z.B. bekomme ich die
Topsegel der "America" aufs Deck, wenn die mit Ringen angeschlagen sind?
Das KANN nicht sein- erst recht nicht bei einem Boot,
das abnehmbare
Reelings und
Davids hat, weil es Rennen fährt.
Das eine gehört zum Anderen.
Eine Auswertung der Bilder (bitte die HOCHAUFLÖSENDEN) ergibt:
Eben das Anschlagen der Topsegel an Rahen (Annapolis)
Reeling (Annapolis) dort weiß, extrem filigran am Heck.
Den "Turm" des runden" Oberlichts- (Boston und Annapolis)
Davids (Boston): Nur einer, der achterliche, aber eben dort, wo er in der Regel erscheint- bei der Hecktreppe ( hier logisch)
Auch das Rigg des Bugsprits ergibt ein zweifelsfreies Bild:
4 Taue liefen über den "Dolphin-Striker",
der Wasserstag hat eine Talje/Jungfern kurz nach dem Beschlag am Steven.
Auch logisch:
Denn diese sacklange Spiere brauchte das.
Denn nun wurden keine Rennen gefahren, sondern Blockadebrecher gejagt.
Und..
die Höhe der Decksaufbauten
Und da sind die meisten Modelle schlicht aberwitzig.
ALLE Photos der America zeigen flache Aufbauten.
Aber die Tradition der Modellbauer zeigt gerne Aufbauten wie beim Fischerboot in der Vendee.
Und eine postmoderne Beliebigkeit beim Anordnen... wie Versatzstücke.
Aber spätestens seit der Zeit der Photos sind ein paar Dinge nicht mehr diskutabel.
Auch wenn da gelegentlich Retouschen vorkamen.
Manchmal hilft auch
Wissen:
Das Seitenbild von Annapolis zeigt z. B. eine Box vor dem Mast.
Und ein Geschütz.
Nun kann die Box ein Niedergang sein.
Oder eben die typische Munitionsbox für die Haubitzen.
(Vgl. exakt das selbe Geschütz UND die Box auf der USS "Nipsic"
Man beachte den rechten Winkel des "Roofs".)
Und- man beachte die Drehkreise der Geschütze.
So wenig wie ein Capstan hinter einer HOHEN Hütte stand und stehen kann,
werden Luken im Drehkreis einer Lafette stehen. Oder?
Aber versetzt daneben kann eine Munitionskiste schon stehen.
(Da war das vielleicht ein Geschütz zum Üben; in Annapolis hatte die USS "America" schon solche Aufgaben)
Hier noch mal ein Bild für den Raum HINTER dem Drehkreis,
hier durch eine "Laufschiene" dargestellt.
(da bin ich NOCH unschlüssig... sie sind überhaupt nicht zwangsläufig,
aber... bei den Strukturen der "USS America" nicht unplausibel.)
Man sieht sie selten- Aber z.B. bei UMGERÜSTETEN Schiffen, wie bei einem Raddampfer
schon. Kriegsschiffe hatten andere "Decks")
Aber eine Luke geht NUR dort.
Und bedenkt: Am Mast fehlt noch... der Kranz für die Belegnägel.
Wurde beim "Umbau" zur "USS America " auch vergessen.
Aber da wirds knapp für eine Luke.
Aber ein Ring mit Belegnägeln war wohl notwendig:
Denn das Topsegel muss ja auch dort belegt werden.
Und die Gaffel.
Und die vorderen "Fore&Aft" Tücher...
]
Und das hier ist der Niedergang achtern...
Nun schaue ich auf das Ding als Seemann.
Da fehlen 2 Dinge.
Der "Tritt" vor dem Niedergang.
Und die Matte.
Die 2 Dinge sind aber kein "Muss", ich habe die nur mal hingearbeitet,
wo die bei dem Maßstab sein könnten.
Aber es wird auch klar: Dieser Aufbau ist zu hoch.
Denn ein Photo des Modells zeigt- im Vergleich zu den Photos der Zeit den Wiederspruch.
Einen Vorteil hats: Die unschöne Breite (Höhe /Height) des (schiebbaren) Lukendeckels verschwindet so oder so.
Und...
ich kann noch ein bißchen feilen.
Für die Optik werden Modells gerne aufgehübscht.
Das ist nicht nur auf dem Laufsteg so.
Das, was Ihr hier seht- auch die Griffe der Türen-
wird angepaßt und auf die Realität zugeschnitten.
Das ist dann anders wie auf dem Laufsteg.
Montag bekomme ich die Glasfaserpinsel...
fürs Make-Up...
Yours
with all due respect
Bibi