Nabend zusammen!
Heute auch mal wieder ein kleines Update von meiner einer. Ich habe nun auch die Blinderah ans Schiff respektive den Bugspriet gebracht. Diese wird flexibel über eine Rackschlinge gehalten. Richtung Bugsprietende befindet sich ein Violinblock, mittig an der Rah ein Einfachblock, zusammen mit dem dort eingeschorenen Tauwerk ist dies die Vorholertalje der Rah. Belegt ist diese
seitlich am Spriet an einer Klampe.
Die Rackschlinge besteht aus einer Endlosschlinge aus gekleidetem Tauwerk, in das ich zwei Augen eingebunden habe. Dieses Konstrukt wurde dann über den Spriet gelegt und die Rah vorsichtig durch die Augen geprokelt. Und zwar so, dass ich die Rahklampen nicht wieder abgerissen habe. Dies hat viele Versuche gedauert, da ich die Rackschlinge mehr oder weniger freihändig nach Gefühl anfertigen musste, ob sie passte (oder viel mehr, ob nicht…) zeigte dann der praktische Versuch. Aber Versuch macht ja bekanntlich kluch…
An der Schlinge wurden dann anschließend noch kleine 2mm Blöcke angebändselt, durch die später die Buggordings der Blinde verlaufen sollen. Am Spriet fehlten auch noch zwei weitere Leitblöcke als Umlenkung/Führung für die späteren Oberblindeschoten. Ich hätte also die Rah
mit Segel in diesem Falle gar nicht komplett später an den Spriet bringen können, daher kommt das Segel erst später dran.
Dann habe ich die Rah nach bugwärts hin mit Konterbrassen versehen und leicht angebrasst, so, wie später auch die übrigen Rahen ausgerichtet stehen sollen. Und dann habe ich ihr noch die Epochen-spezifischen englischen Achterbrassen spendiert. Diese verlaufen etwas anders, als man das so im Allgemeinen kennt: Sie nehmen jeweils ihren Ausgang etwas rahmittiger, laufen
dann zunächst durch untere Leitblöcke am Vorstag, von dort durch Blöcke an Schenkeln an den Rahnocken und zurück zum Stag, wo sie wiederum zwei Leitblöcke an etwas längeren Hangern durchlaufen. Aber nun kommt der Clou

: Sie laufen von dort ausnicht Richtung Vorschiff an Belegstellen, sondern parallel weiter am Stag zur Vormars, durchlaufen dort hängende Leitblöcke an der vorderen Marsunterseite, dann weiter nach achtern und erneut durch hängende Leitblöcke an der hinteren Marsunterseite und von dort dann endlich runter an die jeweilige Belegstelle/Nagelbank
am hinteren Backschott. Sieht etwas spacig aus, ist aber original die Brassenführung, wie sie auch auf dem zeitgenössischen Modell der H.M.S. Royal George von 1715 bei uns im Museum zu finden sind und auch bei Andersson so beschrieben werden. Die Oberblinde habe ich noch nicht angebracht, ich hadere noch mit mir, ob ich sie mit geborgenem oder gesetztem Segel darstellen soll. Hiervon hängt ja auch letztendlich ab, wie ihre höhenmäßige Position sein muss. Mal schauen. Was denkt ihr? Würde mich interessieren

. Die Untersegel, die Blinde sowie der Besan
sollen später auch geborgen bzw. aufgegeit dargestellt werden. Eine geborgene Oberblinde ist aber nicht leicht darzustellen, da sie sehr eigentümlich „zusammen-origamiet“
wird.
Was mir noch Sorgen macht

: Die Buggordings des Voruntersegels haben einen ähnlich oppulenten Verlauf entlang der Marsunterseite durch Doppelblöcke weiter innen unter der Mars. Allerdings ist es da so ätzend eng durch die Fallenblöcke, Wanten und anderem im Weg stehenden und hängendem Firlefanz, das wird wieder eine Herz-OP mit dem Einfädler da die Leinen ein- und vor allem durchzufädeln.
Das wird nicht so einfach mit gewünschtem Freilauf ohne Schamfielen gehen, soviel ist wohl sicher. Aber bei dem ganzen Leinenwust wird man das später wohl sowieso nicht so genau sehen können, aber immerhin stimmt es historisch vom Prinzip her.
Nächste Problematik

: Ich werde wohl zig Versuche machen müssen, wie ich das vom Bugspriet in Schiffsrichtung führende laufende Gut „verlegen“ werde: Ich habe einen Leitkragen mit acht Bohrungen, und am Backschott ca. 14 Belegstellen.
So viele Leinen werden es wohl auch werden mit all dem Gestripp von Ober- und Unterblinde sowie Buliens von allen drei Vormastsegeln: Doch wie das alles einigermaßen sortiert und logisch durch bzw. am Kragen vorbeiführen. Hier muss ich mir echt einen eigenen Belegplan entwickeln. Ich kenne das zwar schon, aber eben nur ohne Oberblinde.
So, das war wieder viel Fachchinesisch, ich weiß

, ich hoffe, man versteht spätestens anhand der Bilder, was der Autor damit eigentlich sagen wollte…?
Schöne Grüße
Chris