Mein Urlaub an der nordholländischen Küste neigt sich dem
Ende zu. Zwei Wochen kein Kleber, keine Farbe, kein Schleifpapier – ich erkenne
meine Finger kaum wieder. Natürlich war es keine Zeit ganz ohne Hobby.
Museumsbesuche und dabei unter anderem eindrucksvolle Begegnungen mit Bildern,
die ich bislang nur in ihrer Pixelexistenz kannte. Außerdem hatte ich
Gelegenheit, vom Balkon unseres Apartments aus neue Erfahrungen mit der
Freiluftmodellfotografie zu machen. Davon sicher später mehr.
Nachgedacht habe ich über den Fortgang des
Multi-Phenix-Projektes und beschlossen, zu Hause erst einmal eine „Careening
Hulk“ zu bauen, deutsch vielleicht Krängungshulk, Kranleichter oder
dergleichen. Ich brauche die Modelle, um besser beurteilen zu können, wie der
schiefgelegte Phenix, den ich ja schon entsprechend zugeschnitten habe, mit
ihnen zusammen arrangiert werden kann und sollte.
Nun geht es natürlich mit der Wahl von Vorbildern und
Referenzmodellen/abbildungen los. Ich habe mir etliche zeitgenössische
Abbildungen angesehen. Die sind atmosphärisch manchmal sehr gelungen wie zum
Beispiel diese hier von dem bekannten Marinemaler Ludolf Backhuysen.
https://www.agefotostock.com/age/en/deta…CZ_190328_05889
Aber tauglich als Vorlage für eine Rekonstruktion sind die m.E.
nicht. Das anschaulichste Vorbild, das mir bislang begegnet ist, ist ein
Modell, das (na, wo wohl?) im Rijksmuseum in Amsterdam verwahrt wird. Hier sind
sogar die Maße angegeben.
https://www.rijksmuseum.nl/en/collection…catalogue-entry
Wie der Zufall es will, bin ich dem Typ vor ein paar Tagen
bei meinem jährlichen Besuch im Batavia-Museum in Lelystad begegnet. Dort
befindet sich das Diorama einer Werft aus dem 17. Jahrhundert, das von der
Firma Artitec im selben Maßstab wie das große Diorama der Reede von Texel
angefertigt worden ist. Leider (oder zum Glück) schützt auch hier eine
Glasabdeckung das Modell vor Grabschhänden und ebenso vor der Kamera. Mein Foto
zeigt aber ziemlich deutlich, dass sich Herbert Tomesen (Artitec) beim Bau
dieses Modells an dem Vorbild im Museum orientiert hat. Sein Modell stimmt bis
in viele Details mit dem Museumsmodell überein, dürfte aber, weil im Maßstab
1:87 gebaut, um einiges kleiner sein. Ich vermute, ein weiterer Abguss steht in
der entsprechenden Szene in Texel.
Bin ich also gut beraten, wenn ich mich an dieses Vorbild
halte? Das Länge/Breite-Verhältnis beträgt ziemlich genau 3:1, aber weil bei
dem Museumsmodell kein Maßstab angegeben ist, werde ich mich für eine Länge
entscheiden müssen. Dabei helfen vielleicht die Figur auf dem Modell in
Lelystad und das Verhältnis zu dem Kriegsschiff in der Nähe, wenngleich ich aus
Erfahrung weiß, wie schwer solche Schätzungen sind.
Natürlich könnte ich mich auch an den beiden Gefährten im
Album Colbert orientieren. Sie haben einen etwas schiffsmäßigeren Rumpf, an dem
Vorne und Hinten im gegensatz zum Amsterdamer Modell unterscheidbar sind. Aber
der sichtbare Umstand, dass sie über ein erhöhtes Achterdeck und einen Zugang
zu Räumen unter Deck besitzen, lässt mich ein wenig an ihrer Authentizität
zweifeln – wenngleich ich weit davon entfernt bin, so ein Erscheinungsbild für
ausgeschlossen zu halten.
Vielen Dank für die bisherigen Hinweise! Über Beiträge und
Kritik freue ich mich immer.
Schmidt