Nach einigen Worten zu den Modellbaubögen allgemein jetzt noch etwas spezielleres. Neben der großen Auswahl an Modellen und Maßstäben gibt es auch Unterschiede in der Herstellung solcher Bögen.
Da wäre der althergebrachte Offsetdruck, sehr aufwändig und wird daher heutzutage kaum mehr angewandt. Bei diesen Bögen besteht eine sehr gute und stabile Verbindung von Farbe und Karton, da die Farbe recht tief in das Material eindringt. Eigentlich wären solche Bögen die erste Wahl, würde es noch neue Bögen geben.
Durchgesetzt, da wesentlich einfacher und schneller, hat sich heutzutage der Digitaldruck. Den kennen wir alle von unseren eigenen Druckern. Und genau wie zu Hause gibt es zwei grundsätzliche Möglichkeiten - Laser oder Tinte. Beides produziert sehr schöne und gestochen scharfe Ausdrucke. Wird auf einem Bogen nicht darauf hingewiesen mit welchem Druckverfahren er hergestellt wurde, kann man selbst es kaum erkennen. Der entscheidende Unterschied zwischen beiden Druckverfahren liegt in der Art des Farbauftrags. Beim Laserdrucker wird der Toner auf der Oberfläche des Kartons als zusätzliche Schicht quasi "aufgebacken". Der Nachteil ist, dass diese Farbschicht sich kaum mit dem Karton verbindet und beim Bearbeiten wie dem Rillen oder Knicken, also unter mechanischer Beanspruchung sich gern mal wieder vom Karton löst. Zusätzliche Fixierung mit einem Klarlack kann helfen, ist aber aufwändig. Bei Laserdruckmodellen ist also erhöhte Vorsicht angebracht und mit Mehraufwand zu rechnen. Beim Druck mit einem Tintenstrahldrucker dringt die Tinte leicht in die oberste Schicht des Kartons ein und erzielt so eine bessere Haftung auf dem Material. Der Nachteil hier liegt darin, dass die Tinten in der Regel nicht so grifffest und lichtecht wie der Toner sind. Während ersteres durch verbesserte Tinten gemildert werden konnte, und eigentlich nach meiner Erfahrung kaum ein Problem darstellt (es sei denn, man schwitzt an den Händen), sollte letzteres unbedingt im Hinterkopf behalten werden. Diese Modelle sollten daher nach Zusammenbau mit einem UV-Schutzlack überzogen werden.
Und dann gibt es im Zusammenhang mit Neuauflagen ein richtiges Problem. Da das Offsetdruckverfahren heute als zu teuer von den Verlagen nicht mehr angewandt wird, werden die alten Modellbaubögen kurzerhand digitalisiert. Dies geschieht das meist duch einen Scan. Und da beginnt das Problem. Jeder Scanner/Kopierer verzieht den Ausdruck gegenüber dem Original mehr oder weniger, und wenn es der Teufel will sogar um beide Achsen verschieden. Je nach dem, wie sehr sich ein Verlag die Mühe macht diese Bögen nachzubearbeiten fällt das Ergebnis aus. Meine Erfahrung in dieser Richtung ist eher negativ, da diese Modelle wohl in großer Eile auf den Markt geschmissen wurden. Ich möchte hier einmal ein Beispiel zeigen. In meinem Fundus liegen zwei Bögen des gleichen Modells, einmal als Offsetdruck und einmal als Digitaldruck des eingescannten Bogens.

Der Bogen aus dem Jade-Verlag ist der Offsetdruck, während der eingescannte Bogen als Digitaldruck von dem Nachfolgeverlag Möwe-Verlag stammt. Was bei der Gegenüberstellung auffällt, ist die relative Unschärfe des letzteren und die zusätzlichen schwachen Linien, die wahrscheinlich von einem Neuarrangieren der ausgeschnittenen Teile stammen. Auch auf den folgenden Bilder ist dies gut zu erkennen.
Gerade die Unschärfe auf dem letzten Bild ist sehr deutlich und hat nichts mit meinem Fotografiertalent zu tun. Diese Unschärfen lassen zudem auf eine Verzerrung der Teile durch das Scannen schließen. Diese mag zwar nur sehr gering sein und daher bei kleinen Teile nicht ins Gewicht fallen, bei langen Teile reden wir hier aber durchaus von 1 - 2 mm. Und die sind dann auch durch noch so akkurates Bauen nicht auszugleichen. Interessierte können sich davon ein Bild in meinem BB zur Eisenbahnfähre Deutschland machen. Persönlich habe ich daraus für mich den Schluss gezogen: Finger weg von gescannten Modellbaubögen!
Übrigens tritt das Problem auch bei unseren eigenen Scannern auf. Da ich schon mal Ersatzteile herstellen musste ist mir aufgefallen, dass mein Scanner/Drucker die Teile um beide Achsen annähernd gleich verkleinert. Also gescannt und ausgedruckt ergibt ohne Anpassung ein etwas kleineres Teil.
Das soll es nun auch zu den Modellbögen gewesen sein, jetzt geht es ans Eingemachte, dem Bau. Stay tuned.