Natürlich träume ich von einem ganzen Hafen. Aber der kann nur in Modulen gefertigt werden, weil man dafür selbst im Maßstab 1:150 sehr viel Platz braucht. Die Bausätze für die Schiffe habe ich übrigens alle „vorrätig“, Resultat einer mehrjährigen Sammeltätigkeit.
Und nun zu Haus Nummer drei aus der Reihe der Hafenhäuser von Toulon, an dem ich alle Techniken und Veränderungen ausprobiert habe. Hier zunächst eine Totalansicht.
Und hier ein Dach aus der Serienproduktion mit den typisch provenzalischen halbrunden Schindeln. Mit der Struktur bin ich sehr zufrieden, ich werde es aber nicht dabei belassen können, mit verschiedenen Abtönungen derselben schieferroten Farbe zu arbeiten. Ich werde wohl kaum darum herumkommen, zahlreiche einzelne Schindeln abweichend anzustreichen. Außerdem muss der Gesamteindruck heller und verblichener sein, vielleicht mithilfe eines Verwitterungspuders.
Die Fassadenfarbe. Ich habe die Fassade zunächst mit einem leicht in Richtung beige abgetönten Weiß gestrichen. Der eigentliche Farbüberzug aber stammt nicht aus einem Humbrol oder Revell Töpfchen, sondern – festhalten! – aus der Provence, aus den Sandsteinbrüchen bei Roussillon, berühmt für die Herstellung von Pigmenten in Ocker-Tönen. Ein Maler und Restaurator hat mir gezeigt, wie man aus den hauchfeinen Pigmenten eine sehr dünne, aber erstaunlich gut deckende Lasur herstellt. Ich habe die Farbe am aufrecht stehenden Objekt „laufen lassen“; dadurch ergaben sich Farbunterschiede und Verwaschungen, die mir ganz natürlich erschienen. Die Bereiche unterhalb der Fenster sind mit etwas Umbra Pigmenten in der Farbe versehen worden. Das ist jetzt definitiv kein „Verfahren“ mehr, wie ich es bei den Schiffsmodellen anwende (Öldraking), sondern hier muss ich regelrecht malen.
Die weißen Umrahmungen der Fenster findet man in der Provence sehr häufig. Mir passen sie aber nicht so recht zu den Hafenhäusern. Ich werde sie wohl beseitigen und an den anderen Häusern nicht anbringen.
Die schmalen Balkon haben keine Aufenthaltsqualität, sondern sollen nur dafür sorgen, dass man aus den Fenstertüren nicht gleich auf die Straße fällt. Das hier verwendete Gitter stammt vom Bausatz der Reale und ist meines Erachtens zu massiv und zu verschnörkelt. Weiß jemand, wo ich eine filigranere Alternative in H0 her bekomme?
Ich experimentiere noch mit den Farben der Jalousien. Sie sollten wohl wesentlich heller sein als die im oberen Geschoss von Nummer drei. Die unteren sind heller, das Öldraking ist aber viel zu früh gekommen. Sie hätten besser durchtrocknen müssen
Sehr problematisch ist das Parterre aller Häuser. Tür und Fenster meines Grundmodells sind meines Erachtens viel zu groß. Wer würde schon in der Innenstadt oder am Hafen dunklen Gestalten so viel Zugangsmöglichkeit schaffen. Die Tür habe ich bereits durch ein anderes Bausatz-Teil ersetzt. Dass sie weiter innen liegt, gibt dem Modell mehr Tiefe. Die ausgestellte Jalousie über dem Fenster daneben ist mir zwar farblich gut gelungen, aber der Gesamteindruck befriedigt mich noch nicht.
Schmidt