Jetzt ist wieder Zeit für eine große Szene.
Um den höchst problematischen Charakter dieser ästhetisch so ansprechenden Schiffe zu betonen, habe ich einen Teil der Zwangsbesatzung an Bord geholt, bzw. gelassen. Ihre Herstellung war aufwendig. Es sind allesamt „Sitzende“ der Firma Preiser. Die oberflächlichen Merkmale ihrer modernen Bekleidung sind abgeschliffen, der untere Teil der Beine und der Arme ganz freigelegt. Um den Kopf tragen sie Tücher aus Spachtelmasse bzw. pastoser Wandfarbe. Die Bemalung ist ebenso schlicht wie uniform. Es ging mir weniger darum, individuelles kulturelle Meisterwerke zu schaffen, als darum, ein Ensemble herzustellen, das eine gewisse innere Dynamik zeigt

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Die Ketten, an denen diese armen Leute Tag und Nacht lagen, damit sie nicht wegliefen oder einfach über die Besatzung herfielen, habe ich versuchsweise sichtbar gemacht.
Die Szene bezieht sich außerdem auf Passagen aus dem einzigen Buch, das uns von einem der Galeerensträflinge (Jean Martheile) überkommen ist. Der mit sechzehn Jahren zu lebenslanger Galeere verurteilte junge Protestant schildert darin, dass seine Glaubensgenossen und er permanent Bekehrungsversuchen ausgesetzt waren. Die betreffenden Agitatoren stammen vom Preiser Mittelaltermarkt und mussten nicht umständlich umgestaltet werden. Vielleicht wird es ihnen gelingen, zum Beginn des Galeerenfestes als besondere Attraktion einen bekehrten Protestanten vorführen zu können. Nun ja. Der Aufpasser mit der Peitsche stammt ebenfalls vom Mittelaltermarkt.
An die Ruder hatte ich vor zehn Jahren, als ich mit dem Abgießen gerade begann, besonders viel Mühe gewendet. Nun gehen diese besonderen Schmuckstücke der ersten Fassung von Bord. Immerhin lasse ich das zwei Besatzungsmitglieder machen, damit man wenigstens ein bisschen von den umgestalteten Rudern sieht. Außerdem schafft die Diagonale des großen Ruders eine optische Verbindung zwischen den beiden großen (und sehr verschiedenen) Szenen. Womöglich werden im Hintergrund noch ein paar weitere Ruder auf Böcken lagern.
Durch das Öffnen des Laufgangs wurden die Schienen sichtbar, die die Heller Konstrukteure dort korrekterweise gezeigt hatten, ohne dass es in der Bauanleitung einen Hinweis darauf gegeben hätte, dass man die große Kanone im zurückgezogenen Zustand zeigen könnte. Das mache ich jetzt.
Zum Abschluss ein ziemlich massives Problem. Bisher missfallen mir alle Varianten der Farbgebung des Wassers. Zu dominant, zu strahlend. Ich werde weiter experimentieren.
Schmidt