Ihr habt natürlich völlig recht - die Fotos waren falsch. Hier mal die richtigen. Ich hatte keinen Cent zur Hand, deshalb habe ich meinen normal großen Zeigefinger genommen, um die Größenverhältnisse zu veranschaulichen:
Dass die ausgewebten Wanten in dieser Vergrößerung etwas steril wirken - das sehe ich auch so. Aber bei normalem Betrachterabstand wirken sie eigentlich überhaupt nicht mehr. Womit ich mich allerdings noch befassen werde, das ist die Farbe. Sie sind mir noch zu schwarz, ich werde mit etwas Bräunlichem nachstreichen. Allerdings erst, wenn alle fertig sind.
Noch ein Wort zur Methode. Ich habe leider eine fundamentale Abneigung gegen sich wiederholende Routinearbeiten. Bei der Restaurierung der Kaiser Franz Joseph ist es mir gelungen, in eine Art Trance zu fallen, wenn ich z.B. Hunderte von Relingstützen putzen musste. Bei diesen Kleinprojekten aber droht so ein Wantenauswebtag zu einem verlorenen Tag zu werden. Die Methode, die ich jetzt noch einmal verbessert habe (nix angeklebt!) ermöglicht es bei guter Vorbereitung, das ganze Schiff an einem kurzen Nachmittag auszuweben. Mehr möchte ich in Zukunft für diese Arbeit an ähnlichen Objekten auch nicht opfern. Dazu finde ich als Zimmermannianer das Ergebnis okay. Die Wanten werden nicht aus der Vertikalen gezogen oder gar zusammengeschnürt, schließlich sind sie sogar so stabil, dass man Leitblöcke daran befestigen kann, dabei ist das Morope Garn selbst bei strammem Durchsetzen ansonsten immer noch erkennbar flexibel, was bei Wanten Probleme machen kann. Auch die Methode, die Wanten durch die Bordwand zu fädeln, werde ich sicher weiter anwenden. Auch das ist eminent zeitsparend und garantiert ein solides Ergebnis.
Ich weiß, wenn man nah rangeht, sieht man den Fake. Aber ich habe mittlerweile vielfach erfahren, dass ein Sich-Versenken in die Details zu Ergebnissen führen kann, die man später selbst nicht mehr wahrnimmt. Ein überzeugender Farbanstrich ist mir daher erheblich wichtiger als die originalgetreue Ausführung von Details. Immer wenn ich in mein Arbeitszimmer komme, freue ich mich am (wie ich finde) überzeugend gealterten Rumpf und den stockfleckigen Sonnensegeln der Napoleon sowie an dem Wasser, das mir ein Fachmann gemalt hat. Dass ich die Wanten, die Bootstaljen und dies und das und jenes gefakt habe, sehe ich schon gar nicht mehr.
Aber wie oben schon gesagt: Das wichtigste Wort in diesen Debatten lautet immer wieder: Geschmackssache!
Schmidt (der jetzt Fußball guckt. Glückauf!)