Markus, ich danke dir für dein „Vermittlungsvorschlag", habe mich aber entschieden, die Fenster wegzulassen. Sollte ich noch einmal eine Reale bauen, werde ich sie von Anfang an einplanen. Der nachträgliche Einbau erscheint mir nun doch zu heikel, nicht zuletzt weil das gesamte Achterkastell wegen der Beleuchtung nur locker aufgelegt werden kann, damit die Batteriekästen zugänglich bleiben, dabei aber über einen extrem dünnen Draht mit dem Rumpf verbunden ist. Den habe ich jetzt einmal reparieren können, einen zweiten Bruch will ich nicht riskieren.
Bevor es nun endlich an das Stützgerüst für das Sonnensegel ging, mussten noch ein paar Einbauten erledigt werden. Hier zunächst die Fallen der großen Rute. Andere Modelle zeigen nur eines, Heller hat zwei vorgesehen, und ich bin dabei geblieben. Die Blöcke habe ich überarbeitet, das Bodenteil ist eine Eigenkonstruktion. Die Fallen funktionieren. Hängt man statt der leichten Rute ein Bleigewicht an, kann man es hoch und runterlassen. Sehr befriedigend für Spielkinder. Im Original liefen die Fallen wohl unter der Coursie nach hinten und wurden dort wieder nach vorne umgelenkt, so dass die Mannschaft in ausreichender Stärke auf dem hinteren Teil der Coursie die Rute hochziehen und fieren konnte.
Vorbildgerecht ist die Coursie jetzt mit Planken abgedeckt, die sich abnehmen lassen. Das mittlere, große Geschütz zeige ich in der Rückstoßposition. Dazu musste ein Gutteil der Planken weggenommen werden. Man möchte sich gar nicht vorstellen, welch chaotische Zustände bei einem Gefecht dort vorne herrschten. Zeitgenössische Maler haben Galeeren Gefechtsszenen dargestellt, und die entsprechenden Partien sehen aus wie Breughelsche Höllengemälde.
Das neue „Achterdeck" mit seinem Vierecksparkett ist montiert, auch die Geländer sind wieder an ihrem Platz. Besonders der Niedergang sorgt für einen stärker räumlichen Eindruck. Es fehlen noch die Abdeckklappen. In dem Gitter zum Achterkastell, das ich dazu abformen musste, um neue Teile zu gewinnen, sind jetzt die Türen geöffnet.
Und dann ging es endlich an die Stützen. Ich muss zugeben, dass meine tödlich geniale Stellprobe mit dem gebogenen ABS-Röhrchen weitestgehend verlorene Liebesmühe war. So genau ließen sich die Maße einfach nicht abgreifen und übertragen. Ich musste mehr oder weniger so vorgehen, wie man es auch beim Original gemacht haben wird. Zunächst habe ich ein starkes Tau am Mast befestigt und über das erste und letzte Stütz-V gespannt.
Danach habe ich jede einzelne Stütze geschätzt, gemessen, anprobiert, weggenommen, verändert, wieder anprobiert, weggeworfen, neu gebaut oder nochmals verändert und eingesetzt. Kein wirklicher Spaß. Ein halber Millimeter zu viel abgeschnitten, und das Ding war zu klein. Anfangs konnte ich es dann womöglich noch anderswo einsetzen, aber mit jeder zusätzlichen Stütze wurde der Spielraum für die nächste kleiner und kleiner. ich habe insgesamt fünfzehn Stützen eingebaut und dafür ca. fünfundzwanzig gebaut.
Als die ganze Konzeption zum ersten Mal fertig war, durfte ich bemerken, dass ich mich irgendwo bei den Abständen verrechnet und eine Stütze zu wenig eingebaut hatte. Das Problem ließ sich noch einigermaßen leicht in den Griff kriegen, indem ich auf einer Seite die Stützen alle ein wenig nach hinten rücken ließ. Zum Glück ging das rechnerisch auf.
Vorgestern Abend dann der Weg in die gnadenlose „seitwärts vor weißem Hintergrund-Position“:
Schön geworden, nicht wahr?– Ne, Richtung Bug ist die obere Linie ein wenig gerader. Womöglich nur für Nerds sichtbar, aber die stört es. Alles neu machen? Zum Glück nicht, ich konnte ein bisschen tricksen. Am fertigen Modell werden sicherlich an manchen Stellen mehr oder weniger motiviert unordentliche Taurollen liegen...
So besser:
In den nächsten Tagen wird es dann richtig ernst, denn dann folgt das eigentliche Sonnensegel. Es wird nach der üblichen Methode aus Tempo-Tuch plus Leim-Wasser-Gemisch hergestellt. Da es sich beim Trocknen stark zusammenzieht, besteht hier die Gefahr, dass die Konstruktion dabei verzogen und verzerrt wird. Mal sehen, was mir einfällt, um das möglichst zu verhindern. Wer Tipps hat, bitte her damit!
Schmidt