Schönen guten Morgen!!
Daniel, ich hoffe, die Freude bleibt auch weiterhin bestehen. You’re wellcome. Danke Dir!
Wochenendzeit- Updatezeit! Um es gleich vorwegzunehmen:
Vieles was ich hier im Baubericht beschreibe, kennt man vielleicht in ähnlicher Form bereits aus meinem Madrebaubericht. Sei’s drum. Ich möchte allerdings in diesem Bericht alles noch mal etwas genauer beschreiben, vielleicht hilft’s ja dem einen oder der anderen, falls sich jemand auch in diese Epoche verirrt.
Deshalb bitte ich um etwas Nachsicht! Aber zurück zum Schiff:
Ich hab mich ja dazu entschlossen, beim Auftakeln –soweit möglich- Mast für Mast vorzugehen. Demzufolge geht’s nun nach dem Bugspriet mit
dem Fockmast weiter, genauergesagt zunächst mit dem Voruntermastsegel. Das ist nun mittlerweile an der Rah angeschlagen. Zuvor habe ich allerdings die Sprutgordings an den Legeln der Seitenlieks angebracht, jeweils backbord und steuerbord sowie hinten und vorne. Das ist immer eine sehr friemelige Angelegenheit, da ich immer versuche, sie so darzustellen, wie zumeist auf Skizzen oder Gemälden dargestellt, nämlich fächerförmig und mit natürlichem Durchhang. Dazu klebe ich sie auf der Segelvorderseite fest. Das heißt, erst fädele ich die Spruten in die Jungfer ein, so dass sie unter Spannung keinen Durchhang haben und alle schön gerade verlaufen. Danach fixiere ich sie mit Sekundenkleber an den Bohrungen der zusammenfassenden Jungfer, um sie gegen Verrutschen zu sichern. Dann klebe ich die Jungfer so auf das Segel, dass sie
den gewünschten Durchhang haben und „natürlich“ aussehen. Die einzelnen Spruten werden dann jeweils separat noch einmal mit etwas Sekundenkleber bzw. Stoffversteifer abschließend in Form gebracht und fixiert. Auf der Segelrückseite mache ich das genauso, löse allerdings hinterher wieder vorsichtig die Jungfer, da die Spruten ja –der Schwerkraft zufolge- lose und mehr oder weniger lotrecht runterhängen sollen.
Hier mal beide Segelseiten. Die Spruten musste ich allerdings insgesamt dreimal neumachen, da sie einmal nicht richtig lagen, das andere Mal zu lang waren usw.. Das Geheimnis: Man muss sie beim Anbringen in ihren Längenverhältnissen so ausrichten, dass sie unter leichtem Zug überall
straff sitzen und die Jungfer bereits in der gedachten Verlängerungslinie nach schräg oben und nicht etwa zur Segelmitte zeigt. Das setzt allerdings
unterschiedlich lange Spruten voraus! So werden sie vermutlich wohl auch in Real angebracht gewesen sein, da sie die Seitenlieks ja beim Durchholen unter die Rah ziehen sollten, um ein Bergen der Segel zu erleichtern.
Zusammengefasst werden jeweils vordere und hintere Gordings durch einen durchgehenden Hanger. Zuerst befestige ich den an den hinteren
Gordings und führe ihn anschließend über die Rah nach vorne, wo er, nachdem ich einen Zwillingsblock eingezogen habe, vorne leicht straff befestigt wird (so, dass man den Zwillingsblock noch ein klein wenig von der Rah weg anheben kann).
Durch das andere Loch des Zwillingsblockes läuft dann jeweils back- und steuerbordig der Takel, mit denen die Gordings angehoben bzw. abgefiert werden können. Diese Takel sind am Stagauge mit einem Gordingstek befestigt, durchlaufen die frei auf der Rahe liegenden Zwillingsblöcke sowie
weitere Leitblöcke am Stag und führen dann an Deck zu ihren Belegpunkten. Hier ein paar erklärende Detailansichten:
Dann habe ich schon mal die drei Buggordings getakelt. Diese sind jeweils an den unteren Legeln mit Gordingsteks befestigt, laufen auf der
Segelforderseite nach oben, durch Leitblöcke am Stagauge und wieder hinunter an Deck, wo sie an Mastklampen belegt werden. Das ist zwar alles ziemlich eng aber mit der Popel ein Kinderspiel und dauert bei drei Gordings keine halbe Stunde. Schwierig ist nur der letzte halbe Schlag, um die Belegung zu sichern.
So, das war’s dann auch schon wieder. Die Geitaue lasse ich diesmal so lange wie möglich vorerst nicht belegt, sondern nur eingeschoren:
Durch das Wechselspiel der Zugkräfte von Schoten, Halsen, Bulins und Brassen verändert sich die Segelform jedes Mal so sehr, dass sich die Geitaue permanent wieder aus der Form bringen lassen. Den Fehler mach ich nie wieder. Auch überlege ich ernsthaft, ob ich bei zukünftigen Modellen die Untersegel von vornherein aufgeie oder geborgen darstelle, diese gesamte Strippenarie ist nicht gerade nach meinem persönlichen Gusto und im Ergebnis nie so 100%ig zufriedenstellend! Komischerweise sieht man das sogar auf ganz vielen Museumsmodellen, warum wohl nur?? Wohl nicht nur, um einen besseren Blick auf das Deck zu gewähren! Ich wette, davon sind sogar schon professionelle Modellbauer extremst genervt gewesen, aber das ist nur meine Vermutung...
Schöne Grüße
Chris