Nabend!
So. Hier also der angekündigte kleine Workshop zum Thema „seeehr kleine Belegnägel selber herstellen – Tja, aber wie?“ und „Relingstützen kaltgeschmiedet“.
Wie schon gesagt, brauchte ich von beiden Teilen 'ne ganze Menge. Fangen wir mal mit den Belegnägeln an:
Man vergleiche die heimischen Messingdrahtbestände mit den bereits vorhandenen Nagelbänken und Betings und ermittle, dass diese eine Stärke von ziemlich genau 0,8mm haben. Dann wurden kleine ca. 3cm lange Stücke abgelängt und auf Halde produziert. Diese wurden dann mit dem einen Ende für einige Milimeter in Uhu Hart gedippt, so dass ein länglicher Tropfen am Draht hängen blieb. Zum Trocknen wurde das Ganze dann in einen ausrangierten Schleifschwamm gesteckt. Bei der ersten Versuchsvariante wurde hierfür flüssiger Sekundenkleber verwendet,
der bildet gleich formschöne birnenförmige Tropfen

, wenn man sie über Kopf trocknen lässt. Hatte aber den immensen Nachteil, dass der Sekundenkleber nach dem Trocknen zumeist eher die Form eines klassischen Gallensteins angenommen hatte – mit spitzen Verkrustungen,die so gar nichts tropfenförmiges mehr hatten, sondern eher nach frühmittelalterlichem Streitkolben aussahen.
Daher Variante B mit Uhu hart. Das ging sehr viel besser. Nach dem Trocknen wurden die Messingstücke mit der unbeklebstofften Seite in den Dremel eingespannt und die Nagelköpfe
vorsichtig mit niedriger Drehzahl und 1000er Schleifpapier in Form geschliffen.
Da das Werkstück durch den transparenten Klebstoff nicht gut zu beurteilen war, ob es umlaufend homogene Form und ohne Löcher ist, zeigte sich dies erst nach demeinheitlichen Lackieren.
Auch ließen sich nur annähernd egale Belegnägelköpfe herstellen, da jedes Ergebnis unterschiedlich zum jeweiligen Referenzvorgänger war. Ich weiß, Belegnägel sehen in Real immer nochmal ein wenig anders aus, aber dem Vergleich zu den im Bausatz mitgelieferten Pilzen können sie allemal Stand halten, zumal sie deutlich stabiler sind und nach dem Belegen und mit
aufgeschossenem Tauwerk durchaus echt aussehen, jedenfalls der Teil, der noch zu sehen sein wird.
Anschließend wurden alle Nägel auf 4mm abgelängt und die Schnittstelle vorsichtig entgratet undabgeflacht.
Dann wurden die unteren Nagelhälften lackiert und nach dem Trocknen in die Bohrungen der Relings gesteckt. Wo sie nicht passten, bzw. zu weit oben rausstanden, da der obere
Teil ein Müh zu dick war, wurden die Bohrungsaufnahmen vorsichtig mit einem größeren Bohrer geweitet, bis sie so exakt wie möglich eingepasst werden konnten, ohne jedoch zu tief zu sitzen oder ganz durchzufallen. Auf der Unterseite wurden sie dann mit ganz wenig Sekundenkleber gegen Herausfallen gesichert. Die dargestellte Lackierung ist übrigens noch überhaupt nicht fertig, da wird noch vieles passieren. Erstmal geht’s nur um das Bauen, letzte Farbe gibt’s später dann noch.
Zu den Relingsstützen:
Hierfür habe ich kleine Kupfernägel aus dem Modellbaubedarf genommen.
Da sie am oberen Ende einen Ring erhalten sollten, wo später das Handlauftau durchgeführt werden soll, musste ich mir überlegen, wie man das am besten umsetzen kann:
Einen Drahtring Auflöten oder Aufkleben schied von vornherein aus, da ich keine Ringe in der Größe herstellen kann. Zwar hätte ich Draht um einen kleinen Bohrer spiralförmig wickeln können,
allerdings kommt man zu Aufschneiden der Wendel nicht mit dem Seitenschneider in die Spirale hinein. Den Nagel mit der Schmuckspitzzange zu einem Auge Biegen wäre zwar gegangen,
allerdings hätte ich somit Augen in Augbolzengröße erhalten, durch deren Öffnung man umgerechnet locker ein Tau von ca. 7-10cm hättedurchfädeln können. Das war's also auch nicht.
Somit kam mir eine weitere Idee: Wenn man den Kupfernagelkopf mit einer unprofilierten Schmuckflachzange in einem ungefähren Winkel von 45° flachquetscht (was aufgrund der Tatsache, dass Kupfer ziemlich weich ist, sehr gut geht) und wieder fluchtend gerade biegt, erhält man soetwas ähnliches wie einen flachen Löffel.
Die runden und breiteren Enden wurden dann mittig mit einer spitzen Feile angekörnt und mit einem 0,4mm starken Bohrer durchbohrt. Anschließend wurde das ganze mit dem
Nagelschaft in das Dremelbohrfutter eingespannt um das Werkstück gut zu fixieren. Dann wurde in Handarbeit das durchbohrte Ende vorsichtig mit der Feile per Hand weiterbearbeitet, bis nur noch ein kleiner Ring übrigblieb. Abschließend wurde alles mit 1000er Schmirgelpapier etwas poliert und ab ging's damit in die Brünierplörre. Am nächsten Tag
– Tatatataaa

–
konnte ich dreißig formschöne und maßstäblich passende und fertig brünierte Relingstützen aus dem Marmeladenglas angeln, die nun entsprechend abgelängt in die Bohrungen der Spantköpfe eingesetzt und geklebt werden können.
Das Problem war allerdings massiv das Ankörnen und Durchbohren: Immer wieder lief der Bohrer aus dem Ruder oder der Bohrer bog sich beim Aufsetzen zu Seite

. Somit hatte ich
mindestens einen Ausschuss von 70% - bei einem Bedarf von dreißig Stützen also ohne Ende Kupferschrott

. Aber jetzt sind sie ja fertig,
ich darf sie jetzt nur nicht beim Verbauen versauen.
Die Makrobilder sind übrigens mal wieder gnadenlos, wir kennen das ja (fast) alle, in Natura sieht das alles irgendwie stimmiger aus. Vor allem die Belegnägel wirken nicht so bullig bzw. gedrungen.
Schöne Grüße
Chris