Mahlzeit allerseits!
DKM Scharnhorst
Scharnhorst war das erste nach dem ersten Weltkrieg in Deutschland gebaute Schlachtschiff, und sie war, als sie Weihnachten 1943 versenkt wurde, das letzte einsatzbereite Schlachtschiff der Kriegsmarine.
Baubeginn war ursprünglich 1934 als Weiterentwicklung der Deutschland-Klasse, aber schon nach wenigen Monaten wurde der angefangene Bau wieder abgebrochen und das Schiff noch einmal neu konstruiert, weil es nun statt zwei drei Drillingstürme 28cm bekommen sollte. Erwogen wurde auch, stattdessen Zwillingstürme 38cm einzubauen, das hätte aber das Projekt noch einmal verzögert und außerdem England provoziert, was man zu dem Zeitpunkt noch vermeiden wollte. So blieb es bei dem ungewöhnlich kleinen Geschützkaliber. Trotzdem war es konstruktiv ein echtes Schlachtschiff und keineswegs ein Schlachtkreuzer, wie man öfter liest. Für einen Schlachtkreuzer war die Panzerung einfach zu schwer.
Der Antrieb war eine seltsame Mischung aus alt und neu, einerseits das traditionelle 3-Propeller-Design aus Kaisers Zeiten, andererseits eine hochmoderne und in der Praxis unerprobte Heißdampf-Hochdruckturbinenanlage. Dieser Typ wurde danach bei allen großen Neubauten der Kriegsmarine verwendet, weil er sehr leistungsfähig war, aber auch unter seinen Nachteilen hatten alle diese Schiffe immer zu leiden. Das war einerseits der ungewöhnlich hohe Brennstoffverbrauch, andererseits eine extreme Störanfälligkeit, die öfter zu brenzligen Situationen führte und die allgemeine Einsatzbereitschaft in Mitleidenschaft zog. Scharnhorst wurde wegen Antriebsproblemen erst ein Jahr nach dem später begonnenen Schwesterschiff Gneisenau in Dienst gestellt...
Stapellauf war 1936, Indienststellung erst Anfang 1939, und nach kurzer Erprobung ging es direkt wieder in die Werft zu einem großen Umbau. Der senkrechte Vordersteven wurde durch einen geschwungenen sogenannten Atlantikbug ersetzt, um überkommendes Wasser zu reduzieren. Das wurde auch erreicht, trotzdem blieb es ein „nasses“ Schiff, schon bei mittlerem Seegang wurde das Hauptdeck ständig überspült. Der Freibord war einfach zu niedrig, was später durch verschiedene Verstärkungen der Bewaffnung noch verschlimmert wurde. Weitere Umbauten waren ein großer Dreibeinmast hinter dem Flugzeughangar anstelle des kleineren Mastes auf der Schornsteinplattform, eine Vergrößerung des Hangar und diverse Kleinigkeiten. An Kriegsschiffen muss offenbar zwanghaft umgebaut werden, um späteren Modellbauern die Sache nicht zu einfach zu machen..
Rechtzeitig zu Kriegsbeginn waren die beiden Schiffe einsatzbereit und wurden, wenn möglich, auch zusammen eingesetzt. Erster Feindkontakt, von erfolglosen britischen Luftangriffen abgesehen, war die Versenkung eines britischen Hilfskreuzers in der Nordsee, eine sehr ungleiche Sache. 1940 Einsätze bei der Invasion Norwegens, dabei wurde der Flugzeugträger Glorious versenkt, der erste Treffer wurde auf eine Distanz von 24km erzielt. Aber auch Scharnhorst bekam einen Torpedotreffer und fiel für den Rest des Jahres aus.
Anfang 1941 eine recht erfolgreiche zweimonatige Unternehmung gegen Handelsschiffe im Atlantik, nach der die Schiffe Westfrankreich ansteuerten. Keine gute Idee...
Zwar war der Weg in den Atlantik kurz und einfach, man musste ja nicht mehr an den britischen Inseln vorbei, aber die Stützpunkte lagen in Reichweite der Royal Air Force, und so gab es häufig Luftangriffe. Also Flucht nach vorn: Februar 1942 durchbrachen Scharnhorst, Gneisenau und Prinz Eugen nach sorgfältiger Vorbereitung den Ärmelkanal, um die Schiffe zu neuen Basen in Norwegen zu verlegen. Ein kühnes Unternehmen, das überhaupt nur gelingen konnte, weil die Briten mit einer solchen Frechheit nie gerechnet hätten und deshalb auch nicht darauf vorbereitet waren. Die einzigen Schäden an den Schiffen waren zwei Minentreffer auf Scharnhorst und einer auf Gneisenau, und so feierte die deutsche Propaganda einen großen Erfolg. Es war ja auch eine Demütigung der Royal Navy, aber strategisch war es eben doch ein Rückzug, für die Briten entspannte sich die Lage im Atlantik dadurch deutlich. Und an den deutschen Schlachtschiffen waren wieder einmal monatelange Reparaturen nötig..
Gneisenau bekam dabei im Dock einen Bombentreffer und wurde außer Dienst gestellt, Scharnhorst konnte 1943 nach Norwegen verlegt werden. Zusammen mit der Tirpitz und einigen Zerstörern bildete sie dort eine eindrucksvolle Kampfgruppe, die allein durch ihre Anwesenheit die Briten nötigte, jeden ihrer Geleitzüge mit schweren Einheiten zu eskortieren. Eingesetzt wurde diese Streitmacht aber nur ein einziges mal, und nur gegen ein drittrangiges Ziel, nämlich die alliierte Wetterstation auf Spitzbergen. Das war das einzige mal überhaupt, dass die 38cm-Kanonen der Tirpitz eingesetzt wurden.
Im Dezember dann das verhängnisvolle Unternehmen Ostfront, ein Versuch, einen Nordmeergeleitzug nach Russland abzufangen. Natürlich wäre es klüger gewesen, die ganze Sache zu lassen, aber nachher ist man immer schlauer...
Tirpitz war nach diversen Angriffen durch Kleinstuboote und Flugzeuge nicht mehr einsatzfähig, Luftaufklärung wegen praktisch ununterbrochener Dunkelheit und stürmischem Wetter kaum möglich, die begleitenden Zerstörer waren dem Wetter nicht gewachsen und mussten umkehren, und so stand Scharnhorst allein gegen eine Übermacht von einem Schlachtschiff, vier Kreuzern und acht Zerstörern, von deren Anwesenheit man nicht einmal etwas ahnte. Keine Chance, ein klassischer Overkill. Von knapp 2000 Mann überlebten ganze 36.
Das Modell
Der Dragon-Bausatz von 2010 macht einen sehr guten Eindruck, auch diverse Besprechungen bei IPMS, Modellmarine und anderen sind durchweg positiv. Nur die Bauanleitung ist, soviel ist jetzt schon klar, eine Katastrophe..
Na ja, ich werde die 1300 Teile schon zusammengepuzzelt bekommen.
Dazu ein Echtholzdeck von Artwox.
Detailset von Flyhawk.
Von den sehr, sehr vielen Ätzteilen werde ich sicher nicht alle verwenden, vieles am Bausatz ist so gut gemacht, dass es kaum noch verbessert werden kann. Die Geschützrohre sind leider nur für die Option ohne Rohrhosen passend, ich werde aber mit bauen. Passende Rohre gibt es z.B. von Master, die werde ich aber nicht extra anschaffen, die Plastikteile des Bausatzes sehen sehr gut aus. Gleiches gilt für die Rohre der leichten Flak, 20 und 37mm, die Bausatzteile sehen sehr gut aus und haben sogar offene Rohrmündungen.
Normalerweise vermeide ich ja die Budgetstrapaze der Literaturanschaffung, weil der Tarnanstrich aber einerseits sehr anspruchsvoll, andererseits selten fotografiert und noch seltener im Netz zu finden ist habe ich mich dazu durchgerungen.
Ein wirklich gutes Buch, das kaum Fragen offen lässt.
Dieser Anstrich soll es werden!