Vorbereitung der finalen Takelung
So gut es ging machte ich meine kleine Kellerwerft staubfrei und holte die kleine Französin aus dem „Exil“ (Staubhülle). Sie wurde dann auf meiner höhenverstellbaren Plattform so in Position gebracht, soweit es die Räumlichkeit zuließ, dass sie von zwei Seiten zum Takeln zugänglich ist.
Die finale Takelung eines Schiffsmodells ist bei mir schon eine lange Zeit (über drei Jahrzehnte) her. Insofern habe ich versucht meine bescheidenen Kenntnisse bezüglich der Takelarbeiten für das laufende Gut von Segelschiffsmodellen aufzufrischen, mir neues Wissen dazu anzueignen und über den weiteren Ablauf Gedanken zu machen.
Dazu hatte ich in verschiedenen Foren bereits die Fragestellung aufgeworfen, in welcher Richtung und Reihenfolge man das Modell vorzugsweise takeln soll? Über den Beginn des Aufriggens, ob vorne oder hinten, herrschte ein uneinheitliches Bild. Einig war man sich jedoch, von unten nach oben zu takeln. In zeitgenössischen Werken ist vermerkt, dass man im üblichen Verlauf des Takelns mit dem Bugspriets begann.
Um möglicherweise weniger Störungen durch bereits gesetzte Taue zu haben, folge ich der Philosophie von vorne zu beginnen, um dann Rah für Rah von unten nach oben sowie Belegstelle für Belegstelle abzuarbeiten.
Für das Belegen von Nägeln und Klampen greife ich auf eine Belegnadel zurück, die ich schon als Junge beim Bau des Adlers von Lübeck verwendet hatte. Diese fertigte ich entsprechend der Graupnerschen Bauanleitung aus einer Stricknadel aus Stahl, die mit einem Griff versehen rd. 27 cm lang ist und am anderen Ende auf einer Länge von etwa 10 mm leicht abgewinkelt wurde. Das vordere Ende des abgewinkelten Teils habe ich ausgeschmiedet und mit einer Feile entsprechend in Form gebracht. Dicht an der befeilten Vorderkante habe ich ein Loch mit ø 0,5 mm gebohrt, ähnlich einem Nadelöhr.
Viele wissen sicherlich, dass für den „Adler von Lübeck“ von Graupner sich Karl Heinz Marquardt für die Planbearbeitung verantwortlich zeichnete und bei der Baukastenentwicklung mitwirkte. Insofern gehe ich davon aus, dass die Beschreibung zur Anfertigung dieser Belegnadel auch von Ihm stammt bzw. angeregt wurde. Er war ja auch ein hervorragender Modellbauer. Was ich häufig sehe, benutzen viele Modellbauer hauptsächlich Haken bzw. Pinzetten zum Belegen. Mit meiner selbstgemachten Belegnadel bin ich jedoch bisher sehr gut zurechtgekommen, da auch in schwer zugänglichen Bereichen die Tauführung sicher und stramm erfolgen kann. Daher werde ich sie weiterhin, auch für dieses Modell, benutzen.
Mit dem nächsten Bild will ich veranschaulichen, wie mit dieser Belegnadel prinzipiell gearbeitet wird.
Entsprechend den Empfehlungen von Modellbauerkollegen besorgte ich mir noch eine Mikroschere nach Castroviejo, um meine Takelgerätschaften sinnvoll zu erweitern.
Mit dem folgenden Bild zeige ich eine Zusammenstellung meiner wichtigsten Hilfsmittel zum Takeln (Takelbesteck):
-Belegnadel
-Ständer für Garnrollen
-Sekundenkleber mit Kanüle (ø 0,3 mm)
-Hohlspieker, ø 1,2 mm und ø 0,8 mm zum Spleißen
-Mikroschere nach Castroviejo
-Fadenscheren, gerade und gebogen
-Pinzetten, gerade, gebogen und gekröpft
-Skalpell
-Schusterwachs für „Schiemannsgarn“
Dieser Beitrag läutet das letzte Kapitel zum Modellbau der französischen Korvette „La Creole“ auf dem langen Weg zum Ziel auf. Hier nochmals ein herzlicher Dank an die vielen Wegbegleiter, mit der Hoffnung, dass sie auch die letzte Strecke mit mir durchstehen.
Also, bis demnächst …