Sorry - man sollte nicht nächtens im Tiefschlaf posten...
Top Gear, ab 17. Juli, jeweils samstags 18 Uhr, Kabel Eins.
«Top Gear»
PS-Wahnsinn am frühen Abend
Von news.de-Redakteur Konrad Rüdiger
Artikel vom 17.07.2010 Verrückt und abgefahren:
Die wohl sehenswerteste Auto-Show der Welt feiert mit acht Jahren Verspätung endlich im deutschen TV ihre Premiere. News.de empfiehlt: Einschalten und staunen, was man mit Autos so alles anstellen kann.
Ohne Deutsche wäre diese Serie nur halb so viel wert. Das wäre immer noch so viel, dass sich das Einschalten lohnen würde. Doch erst mit der Ingenieurskunst aus den deutschen Autofabriken wurde der Grundstein für dieses wunderbare Format gelegt, dass seit dem Neustart 2002 angeblich rund 150 Millionen Menschen im englischsprachigen Raum begeistert.
Das Erfolgsgeheimnis? Ganz einfach, aber doch so schwer: das perfekte Moderatoren-Casting. Die drei Presenter Jeremy Clarkson, Richard Hammond und James May ergeben ein Trio, das seinesgleichen sucht. Hier der rüpelige Konservative Clarkson, dort der Draufgänger Hammond und nicht zuletzt «Captain Slow» («Kapitän Langsam») James May mit seiner Vorliebe für Bentleys und einen eher gemächlichen Fahrstil. Witzig, schlagfertig und damit unschlagbar.
Dazu kommt eine wahnwitzig große Prise britischer Humor und ein verschärfter Sinn dafür, Dinge im Zweifelsfall kaputtgehen zu lassen. Vor allem Campingwagen. Und dazu verrückte Herausforderungen und Wettrennen, wie zum Beispiel der sagenhafte Zweikampf eines Kampfjets mit einem Bugatti Veyron mit seinen 1001 PS.
Immer wieder die Deutschen
Nicht von ungefähr wurde die Show von der BBC dazu angehalten, doch mehr Kleinwagen vorzustellen und Gebrauchtwagentipps zu geben. Das machen die drei natürlich gern, zumeist für drei bis fünf Sekunden. Dann geht es weiter mit den Bugattis, Ferraris, Porsches, Lamborghinis und Zondas. Und das mit den besten Kameraleuten und einem riesigen Aufwand für das schnöde Abfilmen von Fahrzeugen. Als deutscher Zuschauer stellt man sich angesichts dieser Bilder immer wieder die Frage, warum das im Autoland Deutschland nicht so oder ähnlich möglich sein sollte.
Kein Vergleich also zu deutschen Automagazinen, wo betont lässige Menschen hölzern etwas nachsprechen, was sie sich vorher auf Zetteln notiert haben. Zwar gibt es mittlerweile heftige Vorwürfe aus der Fangemeinde, dass die Gags zu vorhersehbar geworden sind. Doch das ficht Kabel Eins verständlicherweise nicht an. Sie zeigen vorerst zehn Folgen, mit einem deutschen Voice Over, das die englischsprachige Tonspur nicht ganz überdecken soll.
Bei allem Patriotismus, der für britische Marken wie Aston Martin mitschwingt, würdigen die Macher gern die Leistungen der Deutschen, unlängst zeigten sie sich mehrfach begeistert über die Fahrkünste von Sabine Schmitt, die im handelsüblichen Ford Transit über die Nordschleife des Nürburgrings düste. Und im vergangenen Jahr erlaubte man sich einen Gag mit einem gut bekinnten deutschen Formel-1-Rennfahrer, der sich demzufolge hinter dem verspiegelten Visier des Testfahrers The Stig verbirgt.
Fazit: Auto-Kult pur und Lacher in Serie. Fraglich ist nur, ob die deutsche Übersetzung das wirklich witzige Original gut wiedergibt. Besser als die meist langweiligen deutschen Magazine aber ist es allemal.