Nabend...
Nachdem mein letztes Diorama so problemlos geklappt hat, dachte ich mir, mich mal an etwas komplizierteres ranzuwagen. Normalerweise baue ich solche Dinger lediglich in 3D am Computer, in den meisten Fällen dann als Gebäude oder allgemein Szenen fürs Spiel Sim City 4. Aber da ich momentan aufgrund gewisser (Rücken-)Problemchen nicht allzu lange Sitzen kann und das ganze dann auch relativ wenig Spass macht, wenn ich nicht am Stück stundenlang durcharbeiten kann... Mache ichs eben auf diese Art und Weise - und bastel mir ein Diorama aus den Ideen.
Kleines Vorwort
Es gibt so viele 1:35er-Dioramen auf dieser Welt... Und trotzdem fällt es auf, dass ein Grossteil dieser Dioramen als Hauptthema den zweiten Weltkrieg haben. Kriegshandlungen, überall Trümmer, Wehrmachtssoldaten und Frontkämpfe. Sicher, es gibt auch einfach am meisten Material genau dafür. So ist es kein Wunder, dass der Mainstream sich in genau diese Richtung entwickelt hat. Ich will damit auch nicht sagen, dass mich solche Dioramen langweilen oder gar zum Halse raushängen. Überhaupt nicht. Die eingesetzten Techniken, die Einflüsse der Künstler (und so muss man sie nun mal nennen, denn schlussendlich ist es nichts anderes als eine wirklich bewundernswerte Kunst, Chaos feinsäuberlich darzustellen), etc... All das macht jedes Diorama zu einem Gesamtkunstwerk, ganz egal ob da jetzt wieder einmal ein paar Wehrmachtssoldaten umherrennen und haufenweise Gebäude eingestürzt sind.
Und trotzdem wollte ich diesem langanhaltenden Trend nicht ebenfalls verfallen und... Etwas unüblicheres, bekannteres basteln. Ich neige schon seit Jahren dazu, ekelhaft perfektionistisch zu handeln und gewisse Lücken aufzuspüren, die ich dann zu füllen versuche. Und so verhält es sich auch jetzt wieder.
Vor einigen Wochen fuhr ich in einem westschweizer Städtchen an einem alten, beinah' vergammelt wirkenden Café vorbei. Das bin ich vorher schon etliche male, aber diesmal fiel es mir irgendwie ungewöhnlich heftig auf und stach förmlich aus der graugelb-dreckigen Einheits-Häuserpampe hervor. Und sofort entstand dieses gewisse Kribbeln in mir. "Das musst du bauen - egal wie!"
Die Idee
Tja. Die Tage vergingen... Nach und nach lichtete sich der gedankliche Nebel um dieses Café und es entstand aus noch relativ diffusen und unzusammenhängenden Gedanken eine mehr oder weniger konkrete Idee.
Dieses Café wirkte sehr alt und ich konnte mir sehr gut vorstellen, wie dieses Gebäude vor etlichen Jahrzehnten ausgesehen haben muss. Und... Da war sie, die Idee. Das geistige Bild eines Dioramas.
Und so entschloss ich mich, ein Szenario um dieses Café zu basteln.
Ansiedeln möchte ich es durchaus in der Zeit der 40er-Jahre, also noch während des zweiten Weltkriegs. Da es sich aber in der französischsprachigen Westschweiz befindet, wird weit und breit kein Soldat zu sehen sein, geschweige denn zerstörte Häuser oder gar Kampfhandlungen. Viel mehr möchte ich das thematisieren, was in meinen Augen weit bedeutender war in dieser Zeit und in dieser Gegend. Das Inseldasein ohne direkte Kampfhandlungen. Als relativ friedliche Insel inmitten eines rasenden und zerstörten Europas, welche durchaus die sekundären und dennoch heftigen Auswirkungen davon zu spüren bekommt. Nicht Krieg, Geschützlärm und Tod wird allgegenwärtig sein, sondern wenn, dann lediglich die Versorgungsengpässe und der Versuch, das normale Leben möglichst aufrecht zu erhalten.
Vorgehensweise
Ich habe einen alten Bilderrahmen gefunden, der ungefähr 55x47cm misst. Eine recht beachtliche Grösse für ein 1:35er-Diorama, wie ich finde. Aber kleiner möchte ich es auf keinen Fall machen. Da wäre ich einerseits zu schnell ferig, und andererseits hätte ich dann echt meine Schwierigkeiten, diese Atmosphäre einigermassen so rüberzubringen, wie ich es gerne möchte.
Ich werde es von der Architektur und der Atmosphäre an Payerne anlehnen - die Stadt, in der auch dieses oben angesprochene Café steht. So wird dieses Café schlussendlich auch der Mittelpunkt darstellen, auch wenns nur am Rande stehen wird und nur etwa ein Viertel davon zu sehen sein wird.
Direkt davor befindet sich eine Brücke und ein kleiner Kanal, welchen ich ebenfalls - hier mal ein Hoch auf die künstlerische Interpretationsfreiheit - etwas abgewandelt mit einbringen werde.
Das ganze Spielchen wird hauptsächlich auf PS-Hartschaumplatten basieren. Bis auf all die Details, die nun mal nicht damit machbar sind. Aber ich werde versuchen, möglichst viel genau mit diesem Material herzustellen. Bisher habe ich äusserst gute Erfahrungen damit gemacht.. Und hey, immerhin kann man es auch einfach mal mit einem Bunsenbrenner niederschmelzen, wenn einem danach ist. Oder man eine Vertiefung für einen Flusslauf nachbauen muss. Und das wird zwangsläufig der Fall sein.
Ansonsten werde ich vor allem auf bereits vorhandene Materialien zurückgreifen und so weit wie nur möglich improvisieren und selber bauen. Bis auf die Figuren. Da... Wirds wohl (noch) nicht so weit sein, dass ich das
auch noch selbst herstellen kann. Aber ich werd mich auch im Bereich des Modellierens mal weiterbilden und bisschen herumspielen. Vielleicht wird sogar etwas draus... Man weiss ja nie.
Bisherige Entwicklung
Was habe ich bisher gemacht? Nun... Ich habe schonmal den Bilderrahmen aus dem Keller geholt.

Na gut... Das ist nicht alles. Hab dann überall im Haus Styrodurplatten-Reste zusammengesucht und die Stücke zurechtgeschnitten, angepasst und aufgeklebt/festgeschraubt (jou.. Mit Unterlegscheibe und Holzschraube direkt an den Rahmen geschraubt. Hält bombenfest, verrutscht nicht, benötigt keinen Leim dem ich nich wirklich traue und ist folglich auch gegen Verzug geschützt, der z.B. beim Aufheizen durchaus mal entstehn kann und dann echt unangenehm wird).
Anschliessend habe ich die Erhöhungen der beiden Flussufer als hohle Gebilde gebaut, erstmal nur draufgelegt und eine zweite Schicht 2cm-Styrodur mittig hingeklebt und mit kleinen Spiesschen festgesteckt, worauf dann der zukünftige Flusslauf entstehn wird.
Tja.. Der Flusslauf. Vertiefungen... Möglichst organischförmige, weiche Vertiefungen. Wie kriegt man das am besten hin? Ich habe mal für einen Bekannten ein Diorama eines Winterdorfs gebastelt, da er das für eine Vorstellung benötigte. Und da benutzte ich teilw. einen Bunsenbrenner, um eine Vertiefung für einen Teich zu schaffen. Also - wenns bei Styropor klappt, muss es auch bei Styrodur klappen.
Soweit so gut... Ich fand keinen Bunsenbrenner (mehr) im Keller. Weder den aufschraubbaren Brennerdingen, noch eine funktionierende Gaskartusche. Also musste ich wieder einmal improvisieren... Und fand mich kurze Zeit später kniehend vorm Küchentisch vor... In den Händen das Dioramagrundbaugerüstdingen... Darunter ein Teelicht... Und ich hielt es darüber und schmolz die Vertiefungen rein. Ja, es ist umständlich. Ja, es geht extrem in die Arme, wenn man da über zehn Minuten drüberhängt und das Dingen hin und her bewegt. Aber ja, es funktioniert sogar so und lohnt sich, da das Ergebnis genau so war, wie ich es haben wollte.