Das kleine Modell mit Großsegel und der voluminösen Fock. Fock und Rute mit Großsegel sind nur provisorisch befestigt. Fallen, Halsen und Schoten werden an ihren Belegpunkten durch provisorische Blöcke etc. geführt und außerhalb des Rumpfes in schmalen Sägeschlitzen in der Grundplatte „belegt“. Die Takelage ist damit gewissermaßen von außen steuerbar. Ich habe dieses Verfahren selbstverständlich nicht erfunden, komme mir aber manchmal wie der Erfinder vor. (Im Hintergrund übrigens der Wellen Phoenix, bei dem die Wanten ähnlich belegt sind.)
Und nun tritt der Fö(h)n auf den Plan, um Sturm zu spielen. Es ist höchst interessant zu sehen, wie die Segel verschiedene Positionen einnehmen, je nachdem aus welchem Winkel der Wind einfällt. In jedem Fall aber ergeben sich realistische Formen. Wind ist nun mal Wind. Ich habe als Test das erste, zu gerade Focksegel verwendet.
Bevor der Sturm in Aktion tritt, habe ich das Segel mit einem Gemisch aus Wasser, Holzleim (Ponal Express) und Earl Grey Tee eingesprüht. British Breakfast Tea war gerade nicht greifbar, der ist ein wenig dunkler. Dabei sollte ich nicht vergessen zu erwähnen, dass die Segel selbst schon eingefärbt sind, weil vor dem Laminieren die Seide in Tee hat baden dürfen. Sehr wichtig ist nach meiner Erfahrung, die Segel erst am Modell einzusprühen, denn so vermeidet man zuverlässig Berührungen des feuchten Materials. Mein Auftrag mit Pinseln hat bislang immer Streifen und Flecken ergeben, die allerdings gar nicht mal so unattraktiv waren. Jetzt habe ich mit kleinen Sprühflaschen gearbeitet, die das Gemisch wesentlich gleichmäßiger verteilen. Man muss aber Sorge tragen, dass das heruntertropfende Leimteewasser aufgefangen wird. Ein Stück Toilettenpapier reicht. Ansonsten ist die Substanz auch nicht besonders färbend, was Kunststoffoberflächen angeht, und kann leicht weggewischt werden.
Der Luftstrahl aus dem Föhn bringt das Segel nicht nur in eine natürliche Position, er lässt es auch in kürzester Zeit in dieser Position erstarren. Ich wiederhole: in kürzester Zeit! Wenn man anschließend das Schot durch einen Draht (der natürlich auf Seil getrimmt werden muss) ersetzt, bleibt das Segel in seiner Position.
Abschließend zwei Aufnahmen vor dem morgendlichen Himmel, die vielleicht etwas besser die dynamische Segelstellung vermitteln. Mir war besonders daran gelegen, zu zeigen, dass die große Fock fliegend (also nicht an einem Stag) gefahren wurde. Solche Segel nehmen ähnlich wie die modernen Spinnaker je nach Windstellung sehr verschiedene Positionen ein. In diesem Test war eine stärkere Streckung der Oberkante des Segels nicht möglich, weil der Bugspriet aus Plastik da nicht mitgespielt hätte. Er sollte unbedingt durch ein Teil aus Holz ersetzt werden.
Schmidt