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Sonntag, 21. Januar 2024, 22:53

AJS 7R 350ccm von Big Six Classic Replicas Weißmetall-Rarität in 1:8 - ein Remake

Hallo zusammen :)

Nach meinem Monster-Bike habe ich einen Zeitsprung
in die Vergangenheit unternommen: Ein seltener Weißmetallbausatz einer AJS 7R
350ccm im Maßstab 1:8. Den Kit hatte ich bereits vor einigen Jahren erworben -
in denkbar schlechtem Zustand. Neben schlechter Verarbeitung und einer
leidlichen Pinsellackierung war das Modell offensichtlich einmal abgeflogen.
Gabel und Rahmen waren verbogen, Kleinteile waren abgebrochen oder fehlten. War
die AJS überhaupt zu retten? Ok, für rund 30,-€ konnte ich das Experiment riskieren.
Original verpackte Kits liegen mittlerweile, falls überhaupt zu finden, bei
350,- bis zu 700,-€. Dafür kriegt man dann zumindest etwas fürs Auge, so hübsch
und fein säuberlich präsentiert:





Bei meinen Recherchen stieß ich auf einen
Baubericht von Peter "Plastinator", der dieses Modell schon vor über
10 Jahren akkurat vollendet hatte. Mit seinen wertvollen Tipps konnte ich mir
ein gutes Bild davon machen, worauf ich mich da einlassen würde. Um es gleich
vorwegzunehmen: Die Machart ist absolut plump im Vergleich zu modernen
Weißmetall-Kits oder auch der Norton von RAE Models, die Peter gerade begonnen
hat. Ob die Rahmengeometrie realitätskonform ist, darf zumindest bezweifelt
werden, auf Originalfotos sieht die Maschine ein wenig gestreckter aus. Also
musste ich mir schon etwas einfallen lassen, um diesem Schrotthaufen wieder
Leben einzuhauchen.

Hier zunächst die Ausgangssituation:





Auch der Rahmen hatte ziemlich gelitten. Nach
weiterer Zerlegung sah es so aus:



Hier sieht man die Krümmung der Standrohre, was
entweder auf einen Sturzschaden deutet, oder der Vorbesitzer hatte versucht,
die ursprünglich vorhandene Federung der Telegabel auszuprobieren. Dafür ist
jedoch die Legierung viel zu weich.



Hier der Motor mit dem klobigen Zylinder. Dazu später mehr.



Bis hierher konnte das Modell ohne große
Kraftanstrengung zerlegt werden. Bräunliche Klebereste weisen auf Uhu Plus oder
Ähnliches. Zunächst mussten die lackierten Teile von ihrem in die Jahre
gekommenen Kleid befreit werden. Mit dem Sandstrahler (Glasperlen /
Glanzstrahlen) konnte das recht gut und gründlich erledigt werden. Die Bilder
zeigen den Zustand vorher und nach dem Sandstrahlen.





Als Nächstes wurde der Rahmen gerichtet. Das Rückenteil ist im Bausatz plan,
auf Fotos von Originalmaschinen scheint jedoch der Heckrahmen mit seiner
Schleife einen leichten Schwung nach oben zu nehmen. Die Unterzüge wurden
begradigt und ausgerichtet, die Hälften des Gabelkopfes wurden vorsichtig
zurechtgebogen und adaptiert.



Was also tun mit dem Rahmen? Peter hatte in
seinem Bericht auf die Schwierigkeiten hingewiesen, wenn Motor, Öltank und
Schwinge - mit aufgefädelter Kette - gleichzeitig zwischen die Rahmenhälften
plaziert und fixiert werden sollen, dazu das Rückenrohr und die Querstrebe
unterhalb des Lenkkopfes. Das wollte ich mir nicht antun, ich habe nur 2 Hände.
Folglich mussten Motor und Schwinge zur nachträglichen Montage modifiziert
werden. Bei Tamiya und Co. funktioniert das ja auch nachträglich. Die Lösung
lag für mich auf der Hand: Die Rahmenhälften mit Rückenrohr und Querstrebe
wurden vorab verlötet. Das brachte wiederum eigene Herausforderungen mit sich:
Nehme ich einen zu starken Lötkolben, schmilzt der Rahmen weg. Mit dem 25W-
Kolben blieben einige Lötstellen erstmal kalt, und ich durfte nacharbeiten.
Vielleicht hätte ich das beim Kauf gesparte Geld in eine Lötstation mit
Temperatursteuerung investieren sollen ;) Das Lötzinn wollte auch nicht einfach in
den Lötspalt einschießen, die Lötstellen musste ich jeweils vorsichtig
anschmelzen. Am Ende hat's doch noch funktioniert. Der Lenkkopf mit seiner
dünnen Materialstärke musste natürlich besonders liebevoll behandelt werden.
Die Lösung: Niedrigschmelzendes Lot mit 138° Schmelztemperatur. So sah es vor
der Nachbearbeitung aus, Blick auf den Öltank und den Lenkkopf:





Der fertige Rahmen war jetzt stabil genug, um ihn für kleine Korrekturen z.B.
an den Motoraufnahmen zurechtzubiegen.



Damit sind wir wieder beim Thema
nachträgliche Montage des Motors. Dort waren zunächst vorne kleine Zapfen mit
angedeuteten Schrauben, die durch Löcher in den Halterungen am Rahmen gesteckt
werden. Die Löcher wurden mit Lötzinn gefüllt und verschliffen, danach kamen
neue, kleinere Bohrungen mit 2mm DM. Die Zapfen wurden entfernt. Dazu später
mehr.







Den merkwürdigen Grat am Öltank hatte ich schon bemerkt, aber auf Originalaufnahmen ist davon nichts zu sehen. Also entfernte ich ihn und glättete die Unterseite.



Der Anfang war gemacht. Als Nächstes war der Motor an der Reihe. Demnächst dann mehr.

Euer Modell-Retter Reinhard

2

Dienstag, 23. Januar 2024, 08:51

Oh, das ist ja hochinteressant. Die bist den harten Weg gegangen.
Freue mich auf die Fortsetzung ("gutes Gelingen" ist ja wohl schon Fakt :))
Beste Grüße vom Plastinator

3

Dienstag, 23. Januar 2024, 16:10

AJS

Servus Peter, vielen Dank für Deinen netten Kommentar.
Heute Abend kommt der Motor dran. Während der Restauration hatte ich mich schon gefragt, ob Du nicht den sinnvolleren Weg gewählt hattest, z.B. mit den klobigen Kühlrippen.
Grüße
Reinhard

4

Dienstag, 23. Januar 2024, 22:06

AJS Remake

Hallo zusammen,
hier kommt der nächste Teil der Restauration: Der Motor mit Vergaser. Wie schon beschrieben, ist der Motor, vor allem der Zylinder, ziemlich klobig ausgefallen und kann mit neueren Weißmetallentwicklungen nicht mithalten. Da stand ich vor der Entscheidung, möchte ich den ursprünglichen Charakter des Kits beibehalten, so wie es Peter tat (absolut legitim!), oder möchte ich den ganzen Metallhaufen etwas pimpen. Ich habe also versucht, dem Klotz etwas Leben einzuhauchen und die Säge angesetzt. Allerdings ist die Legierung so weich, dass sich nur mühsam ein gerader Schnitt setzen ließ. Außerdem waren die angedeuteten Kühlrippen nicht sauber ausgerichtet und gegossen. So fing es an:





Ein weiteres Problem war die geringe Wandstärke der Zylinderteile. An einer Stelle hatte ich tatsächlich durchgesägt, wie wir gleich sehen werden. Hier erst einmal die angesägten Zylinderteile. Da ist schon erkennbar, dass der Zylinderkopf nicht ganz im Lot ist, also links niedriger als rechts.



Zunächst verschliff ich die gegossenen Schraubenköpfe. Dann lackierte ich den Kopf mit der bekannten Rostschutzfarbe. Die Farbe mischte ich aus Gold und Kupfer im Verhältnis 2:1, dazu etwas Verdünner für einen gleichmäßigen Auftrag. Abschließend ergänzte ich kleine Messingschräubchen und Sechskantmuttern M1,0, oben und seitlich.







Wenn man genau hinschaut, sieht man schon das Desaster: Die unterste Kühlrippe ist im Paralleluniversum verschwunden, bei dem Versuch, den Zylinderkopf plan zu schleifen. Natürlich ein unhaltbarer Zustand! So ein Einzylinder ist auf jede Rippe angewiesen! Also kam wieder das niedrigschmelzende Lötzinn zum Einsatz. Danach wurde plan geschliffen und mein fast fertiger Zylinderkopf mit Schutzkleid nochmals sandgestrahlt.







Um den Abstand zwischen Zylinderfuß und -kopf wieder herzustellen, fügte ich ein Stück Blech ein.



Nun passte alles perfekt zusammen. Der Vergaser liegt schon bereit, der bedurfte natürlich dringend einer Optimierung :)



Der Vergaser braucht Luft zum Atmen, das war im Bausatz nicht vorgesehen. Ich fräste ihn daher hohl und verpasste ihm einen Kolben aus Messingrohr. Der Ansaugtrichter ließ sich nicht sauber ausfräsen, deshalb drehte ich kurzerhand einen neuen aus Alu, natürlich mit angemessener Luftzufuhr. Hier die Arbeitsschritte:







Somit waren die Motorkomponenten vollständig.



Ich hatte oben beschrieben, dass der Motor zur nachträglichen Montage modifiziert wurde, dazu hatte ich die erwähnten Zapfen entfernt und das Kurbelgehäuse quer durchgebohrt. Hier die An- / Durchsicht. Somit konnte ich den Motor mit einer Gewindestange M2,0 am Rahmen verschrauben.



Soviel für heute. Demnächst mehr :)

Euer Modell-Retter Reinard

5

Donnerstag, 25. Januar 2024, 22:14

AJS "Hochzeit"

Hallo zusammen :)

Nachdem der Rahmen lackiert und der Motor vorbereitet wurden, konnte die "Hochzeit" beginnen. Wie nicht anders zu erwarten, mündete auch dieser Bauabschnitt in einem partiellen Desaster. Aber am Ende wurde alles gut. Aber sehen wir uns das Ganze doch erst einmal in 1:1 an:



Im Internet finden sich eine Menge Fotos von unterschiedlich restaurierten AJS-Mopeds, geflickt, geschweißt, mit Replacement-Teilen geschmückt oder einfach nur verhunzt. Da konnte ich erst einmal nur nah am Bausatz bleiben, entschloss mich aber, einige Details zu pimpen. Beim Motor hatte ich ja schon begonnen. Hier noch eine Aufnahme vom Mock-Up der Rohteile. Die Hoffnung wuchs, soweit, so gut.



Hier also die "Hochzeit". Wie beschrieben, konnte ich den Motor vorne mit einer Gewindestange M2 am Rahmen verschrauben. Die hinteren oberen Motorhalterungen wurden mithilfe eines Messingstabes am Rahmen oberhalb der Schwingenlager fixiert. Dann gibt es noch zwei untere hintere Motorhalterungen, die ich mit Sekundenkleber an den Unterzügen verklebte. Kein guter Plan ...





Der Zylinderkopf wurde mit zwei Haltelaschen am Rückenrohr befestigt. Die Laschen waren natürlich auch ziemlich ruiniert, sie wurden zuvor nachgelötet, gebohrt und sauber verschliffen.





Nun konnten die Ölleitung und die zugehörige Überlaufleitung angeschlossen werden. Letztere ist bei einigen Restaurationen als Gewebeschlauch ausgeführt, das verlangte nach einer optisch ansprechenden Lösung: Coax-Kabel. Die Hülle passte perfekt! Die schwarze Leitung ist ein 2mm Vinylschlauch.





Die passenden Schlauchklemmen kamen von Autograph (leider nicht mehr lieferbar). Mit dem Vergaser-Mock-Up sah das schon ganz schick aus:



Allerding nur aus der Ferne :( Wieder einmal passten die Bausatzteile mehr schlecht als recht. Die Mütterchen unten am Vergaser kollidierten mit der Ölleitung, und der Vergaserflansch saß schief am Motor.



Ein Blick auf das Original zeigte schnell die Ursache: Hier sind die Muttern unterm Vergaser deutlich kompakter untergebracht.



Wenn doch alles so einfach wäre :) Mütterchen abgezwickt, und schon ging's!





Mittlerweile war mir ein weiteres Manko aufgefallen: Der Endschalldämpfer wird an einen simplen Zapfen am Rahmen angeklebt. Tatsächlich gibt es aber eine eigene Haltelasche am Rahmen, wo der Schalldämpfer verschraubt wird. Und die unteren hinteren Motorhalterungen, ja, die mit dem Sekundenkleber? Die waren natürlich längst wieder ab. Soviel zu dem partiellen Desaster :) Also Schlitz in den Rahmen gefräst, Lasche aus Messingblech angefertigt, Lötkolben angeworfen, die Lasche und gleich die renitenten Motorhalterungen mit verlötet. Voilá, jetzt hält's.









Nach den Ausarbeiten und Verschleifen der Lötstellen klebte ich den Rest ab und lackierte nach. An dieser Stelle muss ich etwas beichten: Ich habe keine Airbrush, und auch keinen blassen Schimmer, wie man damit umgeht. Ich nehme Autolacke in Spraydosen. Nachteil: Immer mit Lackiermaske und guter Belüftung. Vorteil aus meiner Sicht: Schnell verfügbar, praktisch unendliches Farbsortiment, etwas weniger Anspruch an die Oberflächenvorbereitung, sehr gut polierbar. Hier also die "Beilackierung":







Soweit dieser Abschnitt. Demnächst mehr.
Euer Modell-Retter Reinhard

6

Samstag, 27. Januar 2024, 14:05

AJS Remake Bremsankerplatten Räder Schwinge

Hallo zusammen,
jetzt mussten erstmal Detailarbeiten erledigt werden, damit die AJS auf eigene Füße kommt. Ich begann mit den Bremsankerplatten, die typisch klobig ausgeführt waren. Wenn man betrachtet, wie detailliert z.B. Peters gerade fertiggestellter Auto Union in 1:12 (MFH) mit Bremsbacken und vielen weiteren Kleinigkeiten ausgeführt wurde, war hier noch deutlich Luft nach oben. Hier der Ausgangszustand:





Die kleinen Lufthutzen wurden vorsichtig abgenommen und innen ausgeschliffen. Dann schnitt ich feines Messingnetz zurecht, um die Lufteinlässe abzudecken. Und die Bremsbacken? Nun, wir wollen mal nicht übertreiben :)





Ein weiteres Problem war die schlechte Passung der Hinterradnabenteile: Bremstrommel, Ritzel und Bremsankerplatte wiesen an den Passflächen unterschiedliche Durchmesser auf.





Wie im richtigen Leben drehte ich die Bremstrommel bei niedriger Drehzahl an der Drehbank aus und feilte die Ankerplatte außen etwas kleiner.



Die Bremsankerplatten wurden lackiert und mit dem Netz und den Lufthutzen versehen. Vor der weiteren Montage mussten jedoch zunächst die Räder wiederhergestellt werden.
Peter hatte in seinem Bericht bereits auf die schlechten Reifen und fehlenden Speichennippel hingewiesen. Bei meinem Metallhaufen saßen zudem die Naben schief in der Felge, alles war mit reichlich 2K-Kleber versiegelt. Eine komplette Zerlegung der Felgen kam nicht in Frage. Ich drückte die Felgen mit sanfter Gewalt in die richtige Richtung, bis sie beim Probedrehen einigermaßen zentriert liefen, Die Speichen wurden in ihrem 2K-Kleber-Bett etwas verschoben, und ich fixierte sie nochmals mit Sekundenkleber. Passt! Anschließend wurde mit einem feinen Drahtbürstchen poliert (Schutzbrille!!!)





Ein BMW-Reifen diente vorne als Spenderorgan, er wurde mit Styroporchips stabilisiert. Diese Methode wende ich übrigens auch bei all meinen 1:6 Tamiyas an, man vermeidet "Standschäden". Der Hinterreifen konnte weiter verwendet werden.



Eine gute Idee hatte ich von Peter geklaut: Vinylschlauchstücke als Speichennippel. Da die Speichen schon montiert waren, musste ich etwas tricksen: Ich trennte den Schlauch vorsichtig mit einer spitzen Klinge auf, schnitt 1,5mm-Stückchen ab und fieselte diese dann auf die Speichen. Die Schlauchstückchen schlossen sich durch ihre Elastizität um die Speichen. Ich schob sie etwas über die Felge, gab ein Tröpfchen dünnfließenden Sekundenkleber an den Übergang Felge - Speiche, und schob dann sofort den Schlauch an die Felge. Durch die Kapillarwirkung verschloss der Kleber gleich den Schnitt im Schlauch - perfekt! Etwas Silber mit dem 00-Pinsel, und die Speichennippel waren perfekt.





Mit den Speichennippeln habe ich etwas vorgegriffen. Hier zunächst die Anprobe der Bremsankerplatten bei bereits montierten Reifen:





Ein hübsches Pärchen, da habe ich mir auch die fehlenden Bremsbacken verziehen ;) Hier ist schon die Schwinge zu sehen:



Wie oben beschrieben, musste auch die Schwinge zur nachträglichen Montage am Rahmen modifiziert werden. Ich entfernte die seitlichen Zapfen, bohrte axial vor und schnitt Gewinde M2,0. Fürs Mock-Up setzte ich 2 Schrauben M2,0 ein.



Die Hinterradaufnahme war natürlich total verhunzt, ich bohrte sie vorsichtig auf 3,0mm zentrisch auf, setzte einen Messingstab ein und probierte die Teile an, noch nicht verklebt.



Nun konnte die Schwinge weiter detailliert werden. Peter hatte es mit den Kettenspannern vorgemacht, und ich hab's wieder geklaut :) Der Messingstab wurde auf der Drehbank hohlgebohrt, bekam ein Gewinde M2,0 und ich konnte nun das Hinterrad mit zwei kurzen Gewindestäben und zwei Muttern an der Schwinge aufnehmen.





Somit waren fast alle Teile für die Schwinge fertiggestellt. Drehsicherung und Stoßdämpfer folgen in Kürze.




Alles Gute
Euer Modell-Retter Reinhard

7

Sonntag, 28. Januar 2024, 07:56

Sehr schöne Lösungen, saubere Arbeit und sehr gut dokumentiert - in Wort und Bild. Klasse!
Beste Grüße vom Plastinator

8

Sonntag, 28. Januar 2024, 11:18

AJS Remake Bremsankerplatten Räder Schwinge

Hallo Peter, vielen Dank! Kann ja nur gut werden, wenn ich beim Besten abschaue :thumbup:
Demnächst geht's weiter mit den Dämpfern, der Gabel, Frontaufbau und die Ketten.
Bis dahin alles Gute!
Reinhard

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Montag, 29. Januar 2024, 06:01

Dasist sicher sehr freundschaftlich gemeint, aber so sehe ich mich wirklich nicht. Freue mich auf die Fortsetzung deines
Bauberichts.
Beste Grüße vom Plastinator

Beiträge: 180

Realname: Frank

Wohnort: Wilder Süden

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10

Montag, 29. Januar 2024, 18:12

Hallo Reinhard,

Deine Vorgehnsweise und Umsetzung gefällt mir sehr gut :ok: , auch die Erläuterungen im BB sind wirklich informativ. Bereits im BB Deiner Boss Hoss hat es sich gezeigt, dass es lohnenswert ist Deine BB's zu verfolgen.
Ich werde jedenfalls Deinen BB mitverfolgen.
Kannst Du vielleicht die Bezugsquelle des niedrig schmelzenden Lots mitteilen.

Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg
Frank
Grundlegende Konstruktionslehre gemäß Murphy / Bloch:
Mach es zu groß und hau solange drauf bis es passt!

11

Montag, 29. Januar 2024, 21:52

Lötzinn niedrigschmelzend

Servus Frank,

vielen Dank für Deine netten Worte und auch die Würdigung der "Hintergrund-Arbeiten". Bei den Bauberichten versuche ich mich auf das Wesentliche zu beschränken. Die Grund-Skills beherrscht denke ich, jeder hier im Forum, ich zeige lieber mal neue Ideen oder denke um die Ecke, meistens aber pragmatisch 8) Übrigens hatte ich bereits einen 4-teiligen BB sowie ein Präsentations-Video über die Boss Hoss "Berserker" erstellt, siehe nachfolgender Link: https://www.youtube.com/watch?v=ubA-2EK86aw&t=13s Da sind nochmal deutlich mehr Details zu sehen.

Das niedrigschmelzende Lötzinn habe ich auf ebay gefunden, Stichworte: Lötzinn Lötdraht niedriger Schmelzpunkt solder wire Zinn bleifrei Sn42Bi5. Der Verkäufer nennt sich "sator_story", Inhaber Alexander Pushin. Lieferung war problemlos. In der Anwendung zeigte sich nach der Politur ein geringfügig anderer, wärmerer Farbton als die Zinn-Blei-Legierung des Bausatzes, das sehen wir später noch bei der Reparatur des Auspuffrohres. Aber bei so einer Oldie-Restauration, da schimmern auch in echt die Auspüffe in allen Farben :)

Jetzt geht's gleich weiter mit den Dämpfern, der Gabel mit Frontmaske und den Ketten.
Viel Spaß weiterhin
Reinhard


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Montag, 29. Januar 2024, 23:40

AJS Dämpfer Ketten Gabel Frontmaske

So, meine Lieben,
jetzt geht's weiter mit vielen Kleinigkeiten, um die AJS auf eigene Füße zu stellen. Mit den Stoßdämpfern konnte die Schwinge am Rahmen fixiert werden, dann kamen die Halteplatten für die Bremsankerplatten und die Bremshebelwerke an die Reihe.
Die Dämpfer wurden gerade gerichtet und für die Befestigung mit Sechskantmuttern und -schrauben M1,2 vorbereitet.



Hier die Halteplatten für die Bremsankerplatten. Die originalen Platten waren verhunzt und klobig, ich fertigte neue aus Alublech.



Das hintere Bremshebelwerk verlangte nach einer Verbesserung. Einzig der Bremshebel ist noch original, mit seiner Befestigungsschraube in einem Stück gegossen. Die Seilzuglasche wurde wieder aus Alublech gefertigt, das echte Stahlseil ist 7-adrig mit 0,4mm Durchmesser. Ein Schräubchen und zwei Messingringe (Uhrmacher-Zeugs) ergänzen die kleine Gesellschaft.



Die Öse zur Aufnahme des Bremsseils ist am Modell zu weit unten, am Original verläuft das freie Drahtseil in etwa parallel zur Unterkante des Kettenspanners. Ich setzte eine neue Öse aus einem Messingröhrchen und montierte alles an seinen Platz.



Nun kamen die Ketten an die Reihe. Sie waren schon etwas aus der Form geraten und etwas steif geworden, ließen sich aber retten. Ich zog sie vorsichtig gerade und verschönerte sie farblich. Dann legte ich die hintere Kette an das Zahnrad an, um die Enden mit dem kleinen Metallhaken zu verbinden.





Die Primärkette war überdehnt, die Teilung passte nicht zum den Zahnrädern. Ich kürzte um ein Kettenglied und konnte sie schließlich überreden, ihren angestammten Platz einzunehmen. Der Kettenschutz wurde auf die beiden unteren Rahmenzapfen geklebt. Letztere feilte ich bündig und verpasste ihnen noch eine Sechskant-Deko.





Nun konnte auch der Fußbremshebel angebracht werden. Er bekam eine Rückholfeder aus 0,3mm Edelstahldraht spendiert, wurde in seine Lasche auf der linken Rahmenseite geklebt und mit Vinylschlauch an das Bremshebelwerk angeschlossen.



Also, die Engländer fahren ja links, kein Wunder, dass sie auch auf der falschen Seite bremsen ;) Hier die hintere Seitenansicht.



Nun ging es mit dem Vorderbau weiter. Die Standrohre hatte ich gerichtet und bereits die Faltenbälge übergestülpt. Zur Baugruppe gehörten auch das Gabeljoch, die Gabelbrücke, die Frontmaske mit Windschutzscheibe und Drehzahlmesser, und schon gab's wieder Arbeit. Hier die Rohlinge:





Ich versäuberte erst einmal die Fehlstellen und fräste den Rand der Frontmaske dünner. Optisch würde sie somit dem Original deutlich näher kommen. Am oberen Rand setzte ich Bohrungen zur Aufnahme der Windschutzscheibe. Peter hatte hier von der Herausforderung berichtet, das widerspenstige Teil in die Krümmung hineinzulegen.





Gabeljoch und -brücke sowie das kleine Armaturenblech wurden ebenfalls gerichtet, der Drehzahlmesser war nicht mehr zu retten. Er gefiel mir ohnehin nicht, diese mickrige flache Scheibe mit ihrer aufgepappten Skala. So ein alter Original-Drehzahlmesser ist ein richtiger Topf, mit Mechanik und Federwerk innen drin. Also drehte ich einen neuen aus Alu, mit Platz für die Skala, einen hübschen Zeiger und ein Deckglas. Hier der Vergleich:





Die Windschutzscheibe wurde ebenfalls neu angefertigt: Ich liebe diese netten Klarsicht-Blisterpackungen - rein modellbautechnisch natürlich :)



Aber zunächst musste noch das Vorderrad weitergebaut werden. Auch hier wurde das Bremshebelwerk überarbeitet, das Bremsseil bekam hübsche Aufnahmen aus Messingröhrchen. Ja, ich weiß, das geht schon noch präziser. Aber in der Bauphase vor Weihnachten musste sich die Bremse der Familie unterordnen :rolleyes:





Nun war erstmals das "Motorrad" zu erkennen, es sah schon nach Endspurt aus. Hier das Mock-Up mit zusammengesteckter Gabel:



Aaaaaber, irgendetwas stimmte noch nicht so ganz (nix verraten, Peter ;) ) Kleiner Hinweis: Schaut Euch nochmal die AJS auf der Bausatzverpackung an. Jedenfalls war ich zu diesem Zeitpunkt weiter von der Vollendung entfernt als gedacht.

Soviel für heute.
Herzliche Grüße vom Modell-Retter

Beiträge: 180

Realname: Frank

Wohnort: Wilder Süden

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13

Dienstag, 30. Januar 2024, 21:25

Hallo Reinhard,
danke für die Info. Ich habe mir mal überlegt es mit Indium-Lötdraht (Schmelzpunkt ca. 120 grd) zu versuchen. Allerdings ist es sehr teuer und ich habe leider auch noch keine Erfahrungsberichte gefunden.
VG
Frank
Grundlegende Konstruktionslehre gemäß Murphy / Bloch:
Mach es zu groß und hau solange drauf bis es passt!

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Dienstag, 30. Januar 2024, 22:23

Lötzinn niedrigschmelzend

Servus Frank,
das genannte Lötzinn schmilzt bei 138°C und kostet gerade mal 3 Eumels, da konnte ich nicht widerstehen.
Grüße, Reinhard

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Mittwoch, 31. Januar 2024, 22:53

AJS Remake Lenker Frontmaske Auspuff Montageständer

Hallo zusammen,
jetzt geht es weiter mit der Vollendung der Front, mit Lenker, Frontmaske mit Windschutzscheibe, danach dem Auspuff und einem hübschen Montageständer, damit die Lady nicht für den Rest ihres Lebens auf einer Pappschachtel ruhen muss. Zuerst wurde der Drehzahlmesser fertiggestellt. Das Deckglas wurde mit einem Kreisschneider ausgeschnitten. Die Einstellung ist etwas fummelig und allzu dick sollte das Material nicht sein. Dafür erhält man perfekt ausgeschnittene Scheiben.





Danach wurden die Lenker montiert. Das erfolgte nachträglich, um die Parallelität der Standrohre genau anpeilen zu können. Die Lenkerhalterungen wurden aufgesägt, angelegt und wieder vorsichtig zusammengedrückt. Die Handhebeleien kamen an ihren Platz und erhielten die zugehörigen Bowdenzüge. Dünnfließender Sekundenkleber hält alles gut zusammen.



Die Frontmaske bekam ein Lackkleid, dann konnte die Scheibe montiert werden. Peter hatte von der Schwierigkeit berichtet, die Scheibe an ihren Platz zu bringen, daher entschied ich mich für eine Verschraubung.



Hier sieht man die fertig montierte Frontmaske mit der verschraubten Scheibe: Erst die mittlere, dann die seitlichen und schließlich die äußeren, immer 1-2 Umdrehungen Stück für Stück, um die Scheibe nicht zu strapazieren. Ich verwendete Optiker-Schrauben M1,2 und passende Muttern mit Schlüsselweite 2,0mm. Danach konnte der Drehzahlmesser eingesetzt werden. Die Oberseiten der Standrohre wurden bündig plan gefeilt und erhielten später noch Sechskantschrauben als Abschluss.



Die Frontansicht zeigt die Maske am Platz. Hier sieht man noch ein weiteres Detail: Die Befestigung der Unterseite am Gabeljoch mithilfe zweier Metalllaschen auf der Rückseite, wiederum mit Sechskantschrauben M1,2 stilgerecht fixiert. Im Bausatz ist das nicht vorgesehen, in echt würde die Frontmaske dann wie ein Laken im Sommerwind herumflattern. Die Schlitze der Scheiben-Schräubchen wurden vorsichtig mit Sekundenkleber „verspachtelt“ und versilbert – damals gab es keine Kreuzschlitzschrauben.



Wenn man genau hinschaut, erkennt man, dass hier bereits ein weiteres Desaster behoben worden war – irgendetwas stimmte doch da nicht. Aber das kriegen wir später :smilie: Erst stellte ich den Fender fertig, bog alles passend zurecht und verzierte ihn mit den schon bekannten Messingschrauben M1,0. Allerdings wollte er nicht so recht zwischen die Faltenbälge passen, obwohl dieselben vom Vorbesitzer recht rabiat ausgedünnt worden waren. Wie Ihr Euch schon denken könnt, wurde der Fender zu einem Teil des Problems. Aber noch war ich nicht draufgekommen :(



Also machte ich erst mal mit der rechten Seite weiter. Der Ganghebel bekam einen klitzekleinen Bolzen.



Das Auspuffrohr war angeknackt, das Megaphon war etwas verbeult. Also Rohr gelötet und aufgearbeitet, das Megaphon wurde neu in einem Stück aus Alu gedreht.





Dazu kamen eine neue Rohrschelle anstelle der angedeutet angegossenen, selbstverständlich echt verschraubt, und die Rahmenhalterung. Hier ist das Ensemble:





Ich hatte ja oben beschrieben, wie ich nachträglich die Lasche am Rahmen anbrachte. Allerdings nutzte ich wie im Bausatz vorgesehen, den Zapfen am Rahmen, um das Megaphon zu befestigen. Die Halteschelle wurde an den Rahmen geschraubt und das untere Ende schließlich verklebt. Anders herum wäre es doch sehr mühsam geworden, das Ganze exakt zu justieren. Hier die Ansicht von unten:



Ich passte das Auspuffrohr vorsichtig an – schon wieder ein Riss an der Lötstelle. Das niedrigschmelzende Lötzinn scheint etwas spröde zu sein? Oder ich muss doch nochmal über eine vernünftige Lötstation nachdenken, um keine kalten Lötstellen zu bekommen ;) Also schmolz ich es gleich vor Ort nochmals an und versäuberte die Reparatur.



Je nach Licht fällt der Farbton des Lots etwas wärmer aus, allerdings schimmern die Auspüffe von Oldtimern bekanntlich sowieso in allen möglichen Farben ;) Gut zu sehen sind hier auch die Fußrasten. Sie sind wie beim Original die Verlängerung der Schwingenachse. Für das Modell hatte ich die Achse mit einem Gewinde versehen, siehe oben, und mit kurzen Gewindestäben und Muttern am Rahmen fixiert. Passende Aderendhülsen wurden über die Gewindestäbe geschoben und später lackiert - fertig waren die Fußrasten. Hier die rechte Seitenansicht:





Also, habt Ihr es gesehen, das nächste Desaster? Ich sage nur, baut keine Modelle in der Vorweihnachtszeit, ich hatte an diesem Tag offensichtlich den Kopf in den Wolken :whistling:

Nun sollte die AJS endlich auf eigenen Füßen stehen. Für die mitgelieferten Stützen hatte Peter eine recht dekorative Lösung gefunden, mit dem hübschen Holzsockel. Aber ich konnte ja nicht schon wieder Ideen klauen. Also musste etwas Anderes her. Eine Bildserie von restaurierten Maschinen zeigte einen grazilen Werkstatt-Montageständer, mit dem die Maschine an den Fußrasten aufgebockt werden konnte. Ich schnitt und bog einige Messingteile zurecht und verlötete alles:





Da ich in meinem Alter an die Bandscheiben denken muss, fügte ich noch eine Hebelstange hinzu, um den Montageständer schön geschmeidig anlupfen zu können. Hier ist das hübsche Kerlchen, erst die Anprobe und dann ausgearbeitet:





So, das war’s für heute. Im nächsten Kapitel geht’s in den Endspurt mit Tank und Sitzbank. Und ich löse das Desaster auf. Alles wird gut ;)

Euer
Modell-Retter Reinhard

16

Samstag, 3. Februar 2024, 20:52

Hallo Reinhard,

ich bin schwer beeindruckt von dem, was Du hier bezüglich Metallbearbeitung zeigst!
Klasse Arbeit und toller Baubericht !

Grüße
Wolfgang

17

Sonntag, 4. Februar 2024, 13:55

Metallarbeiten

Servus Wolfgang,
vielen Dank, freut mich sehr, das aus dem Munde des Meisters des 3D-Drucks zu hören ^^ Das Kompliment gebe ich gerne zurück. Den Peter hatte ich auch schon gewürdigt, auch wenn er es nicht so gerne hört ;) Aber man kann schon sagen, dass Metallarbeiten im (Scale-) Modellbau eine eigene Herausforderung darstellen. Das Fahrgestell für meine "Boss Hoss Berserker" war übrigens meine Erstlingswerk im Metallbau, damit das Moped nicht unter seinem Eigengewicht zusammenbricht.
Heute Abend geht's mit der AJS weiter.
Schönen Sonntag noch!
Reinhard

18

Sonntag, 4. Februar 2024, 15:46

Da hast Du wieder sehr schöne Lösungen gefunden und sauber ausgeführt; Reinhard. Kompliment.
An Besten gefällt mir das selbstgedrehte Megafon.
Beste Grüße vom Plastinator

19

Montag, 5. Februar 2024, 00:35

AJS Remake Tank Sitzbank

Vielen Dank, Peter :rot:

Hallo zusammen,

wir biegen allmählich auf die Zielgerade ein. Ein paar Herausforderungen mussten noch gemeistert werden: Der Tank mit seinen Accessoires, die Sitzbank, und natürlich die Beseitigung der erwähnten Desaster.

Ich begann mit dem Tank. Wie ganz am Anfang zu sehen, war dieser leidlich angepinselt und die Decals beschädigt. Außerdem fehlten die Benzinhähne, die Tankentlüftung und das Tankbefestigungsband, was ebenfalls nur angemalt war.

Nach der Lackierung benötigte ich zunächst neue Zierstreifen und Logos. Ich konnte keinen Betrieb auftun, der mir nach Vorlage neue Decals in matt gold druckt. Aber glücklicherweise besitzt mein Nachbar einen Silouette-Plotter, mit dem man recht einfach selbstklebende Vinylfolien plotten kann. Hier die Bilder von den neuen Zierstreifen:







Ein Vorteil der Vinylfolie ist die große Robustheit und Elastizität, sie lässt sich nach dem Aufbringen noch an den richtigen Platz schieben oder sogar nochmals abheben. Nachteilig ist – bei Betrachtung aus der Nähe – die Schichtdicke von bis zu 70my. Diese allerdings relativiert sich nach dem Auftrag des Klarlacks.

Nun war es an der Zeit, mal wieder einen Blick auf Peters AJS zu werfen: Die Benzinhähne fehlten, und so ein Tankband wäre doch eine echte Zierde. Lieber Peter, diese Ideen mussten einfach übernommen werden! Hier die Herstellung der Benzinhähne:





Hier die Hähne am Platz. Außerdem erhielt der Tank eine Querstrebe, damit er vorbildgetreu nicht direkt am Rahmen aufliegt. Bausatzseitig wird das hintere Ende einfach am Rahmen fixiert, ohne Abstand zum Sitz.



Das Tankband wurde aus Alublech ausgeschnitten und bekam eine weiche Echtleder-Unterlage. Wir wollen doch den Lack nicht ruinieren. Die Haltebolzen schnitt ich aus passenden Schrauben aus und kerbte sie ein zur Aufnahme der Haltefedern. Diese wurden aus 0,3mm Edelstahldraht um einen Bohrer gewickelt:





Hier der Tank mit dem Band und den Haltefedern. Die zugehörigen Haltelaschen für den Rahmen wurden ebenfalls aus Alublech gefertigt und an diejenigen Zapfen geklebt, wo sonst der Tank fixiert würde.



Damit keiner sagt, ich würde ja nur klauen, musste ich noch eins – oder besser zwei – oben drauf setzen: 1. Die vorderen Rahmenhalterungen für den Tank, unterhalb des Lenkkopfes, fehlten bei meinem Metallhaufen. Im Originalbausatz werden hierfür zwei Metallbügelchen angeklebt. Ich fertigte sie originalgetreu aus Alublech und Schräubchen:





2. Der Tankdeckel bekam einen Schnellverschluss mit zugehöriger Haltelasche. Ihr ahnt es schon – Alublech, sehr fummelig, der 2. Versuch klappte dann, dazu ein hübscher Federstift. Befestigt wurde erst der Tankdeckel, dann die Lasche mit dem Federstift angeklipst, und schließlich die Lasche seeeeehr vorsichtig mit einem winzigen Tropfen Sekundenkleber fixiert. Bemalung nach Montage mit einem 00-Pinsel.







Nun kam die Sitzbank an die Reihe. Sie wurde zunächst begradigt, da wo der Popo hinten anliegt, die Kanten wurden abgerundet, und dann mit Echtleder überzogen. Ich hab’s etwas einfacher als der Peter gemacht, mit zwei Teilen. Die Stöße wurden vorsichtig mit Sekundenkleber adaptiert, nach dem Aushärten konnten diese verschliffen und mit verdünntem Schwarz-seidenmatt angeglichen werden. Schwarze Schuhcreme sorgte für einen geschmeidigen Glanz.





Ich habe versprochen von meinen Desastern zu berichten. Ihr habt es sicher schon bemerkt – es geht um die Federungen. Ein Foto von der Montage des Auspuffs, oben im Bericht, zeigte Nummer 1: Ich hatte es tatsächlich geschafft, das hintere rechte Federbein auf den Kopf zu stellen! Schande über mein Haupt! Zum Glück ließ es sich leicht lösen und neu verschrauben, dieses Mal richtig herum.

Nummer 2 war schon schwieriger. Hätte ich doch lieber einmal mehr bei Peter nachgeschaut! Die Faltenbälge der Vordergabel saßen nicht richtig, sie hatten zu wenig Platz. Ich hatte von der ursprünglich installierten Federung berichtet, und dann meine beiden Standrohre bis zum Anschlag in die Tauchrohre versenkt! BIS ZUM ANSCHLAG! Deshalb fehlte der Konstruktion der Federweg, als Platz für die Faltenbälge. Aber wie heißt es doch so zutreffend: Jede Krise birgt auch eine Chance. Die Faltenbälge passten von Anfang an nicht so recht ins Bild, schaut Euch mal das Kartonbild ganz am Anfang an: Ganz genau, die Teilung der Falten hat überhaupt nix mit der Realität zu tun! Und der Durchmesser passte auch nicht, sodaß der Fender nicht mal mit Gewalt an seinen Platz manövriert werden konnte. Hier nun die Lösung: Organspende von der BMW, die Faltenbälge zurechtgefeilt, Standrohre nochmals abgetrennt und in der korrekten Länge fixiert. Hier der Vergleich, im übernächsten Bild rechts der angepasste BMW-Balg. Die Original-Bälge waren vom Vorbesitzer so verhunzt worden, er kämpfte offenbar auch schon mit dem Fender.





Der Fender passte allerdings immer noch nicht, er war mit 14mm schlichtweg zu breit für das Bausatzmaß. Die Organspenderin lag noch auf dem OP-Tisch: Nach 15min war der neue Fender vorbereitet, er bekam seine Lackierung und die Halteschellen wurden transplantiert:



Ein paar hübsche Schlauchschellen gaben den letzten Schliff, und es sah schon halbwegs wie ein richtiges Motorrad aus:



Willst Du den Engländer finden, folge der Ölspur 8) Ich hatte noch eine kleine Ölauffangwanne vorbereitet, die als Ersatzteillager diente.

Soviel für heute.

Euer Modell-Retter Reinhard

20

Mittwoch, 7. Februar 2024, 00:08

AJS Remake Fertigstellung mit Tank und Sitzbank

Hallo zusammen,

nun kommt die Fertigstellung der AJS. Natürlich ging auch das nicht ohne Blessuren, aber am Ende wurde alles gut. Hier erst einmal die übriggebliebenen Teile, beschädigt, verbogen, bausatzseitig falsch dimensioniert oder einfach unbrauchbar, wie die viel zu dicken Kabel.



Wir Modellbauer wissen ja: Es gibt Paralleluniversen. Kleine Teile und Schräubchen verschwinden dort. Dafür kommen andere Sachen zurück, niemand weiß, woher. Sekundenkleber zum Beispiel. Bei der Montage des Tanks zog ich eine Fahne Sekundenkleber über den Tank. Plötzlich war er da, wo ich es nicht erwartete – es gibt Tage, da sollte man morgens gar nicht erst aufstehen :wacko: Mit Tamiya Schleifschwamm 3000 und Lackpolitur wurde es wieder gut.



Und es ist ein ganz schöner Brocken geworden: 975 Gramm
Modellgewicht, ohne den Montageständer (Tara).




Schließlich war alles an seinem Platz, bis auf die Renn-Nummern. Beim Ausgangszustand des Bausatzes war an „fabrikneuen Auslieferungszustand“ nicht mehr zu denken, und so reifte recht bald die Idee eines in Würde gealterten, mit Blessuren und Macken gezeichneten, und doch gepflegten Oldies heran. Ganz wie im richtigen Leben. Die Rennen sind vorüber, die mit Rost überzogenen Nummern künden noch vom Ruhm vergangener Tage auf der Isle Of Man. Wer würde so eine alte Lady noch quälen? Stattdessen lieber noch eine Extra-Politur, dezentes Make-Up mit AK-Weathering-Farben, und als krönenden Abschluss eine Foto-Session. Hier die „Werksaufnahmen“ aus meinem Kreativ-Studio und schließlich noch ein paar „Studio-Aufnahmen“:























Ich hoffe, die Restauration der AJS hat Euch gefallen. Ich habe versucht, mich auf das Wesentliche und Neue zu beschränken, habe wieder Einiges ausprobiert, viele Scale-Details hinzugefügt und auch von meinen „Desastern“ berichtet – Ihr müsst ja nicht alles nachmachen ;) Herzlichen Dank auch an Peter „Plastinator“, der mit seinem ausführlichen Baubericht, seinen Tipps und den Bildern seines herrlichen Modells zum Gelingen meines Remake’s beigetragen hat.

Liebe Grüße, Euer Modell-Retter Reinhard

21

Mittwoch, 7. Februar 2024, 14:20

Sehr schön geworden, Reinhard. Kompliment und Anerkennung.
Auch die abschließende Präsentation mit den feinen Details ist Dir außerordentlich gut gelungen.

Bin schon sehr gespannt auf Dein nächstes Projekt.
Beste Grüße vom Plastinator

22

Donnerstag, 8. Februar 2024, 07:17

Moin Reinhard,

Weder Motorräder noch Weißmetall-Bausätze sind mein bevorzugtes Beuteschema, aber den Meistern bei der Arbeit zuschauen ... immer wieder gerne. Und was Du hier zeigst ist schon oberstes Modellbau-Niveau!

Glückwunsch zur Fertigstellung :five:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


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Wohnort: Am Rande des Nordharzes

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23

Donnerstag, 8. Februar 2024, 08:32

Moin Reinhard,

Wunderschönes Modell mit viel Liebe zum Detail von Dir gebaut.
Da kommen alte Erinnerungen auf.
Ich bin mit solchen Motorrädern groß geworden und habe deinen Baubericht im Stillen mit Freude verfolgt.
Nicht zu vergleichen mit den heutigen Dingern, wo der Dreh am Gasgriff den Zorn Gottes entfacht und
die Auspuffanlager die Symphonie der Vernichtung spielt.

Toll so ein schönes Modell eines historischen Motorrades zu sehen.
LGDirk

24

Donnerstag, 8. Februar 2024, 14:42

Meistermodelle

Hallo Peter, hallo Ingo, hallo Dirk,
vielen herzlichen Dank für Eure netten Kommentare! Und auch noch zum "Meister" befördert, da bin ich gleich nochmal 5cm gewachsen :) Wie schon im BB beschrieben, konnte ich dank Peters BB vom gleichen Modell einige Fallstricke vermeiden. Und da Peter schon ein wunderschönes "Original"-Modell gezeigt hatte, wollte ich eine Neuinterpretation liefern. Freut mich sehr, dass Euch die AJS gefällt ^^
Mal sehen, was als nächstes kommt. In meinem Garten warten einige Bäume vom letzten Schneebruch darauf, zu Brennholz verarbeitet zu werden. Aber die Ideen sind schon vorhanden.
LG Reinhard

25

Freitag, 9. Februar 2024, 21:14

Servus Wolfgang,
vielen Dank, freut mich sehr, das aus dem Munde des Meisters des 3D-Drucks zu hören ^^ Das Kompliment gebe ich gerne zurück. Den Peter hatte ich auch schon gewürdigt, auch wenn er es nicht so gerne hört ;) Aber man kann schon sagen, dass Metallarbeiten im (Scale-) Modellbau eine eigene Herausforderung darstellen. Das Fahrgestell für meine "Boss Hoss Berserker" war übrigens meine Erstlingswerk im Metallbau, damit das Moped nicht unter seinem Eigengewicht zusammenbricht.
Heute Abend geht's mit der AJS weiter.
Schönen Sonntag noch!
Reinhard


Hallo Reinhard,

vielen Dank für das Kompliment.
Wenn ich mich im Forum umschaue, stelle ich aber fest, dass es einige Meister des 3D-Drucks gibt.

Kaum zu glauben, dass die Boss Hoss dein Erstlingswerk im Metallbau war.
Bei der Lernkurve bin ich gespannt, was noch alles von dir kommt.

Das, was du aus der AJS gemacht hast, begeistert mich auf jeden Fall !!!

LG
Wolfgang

26

Freitag, 9. Februar 2024, 22:44

AJS

Servus Wolfgang,
ja, die Lernkurve, manchmal war sie schon steil ... Vielen Dank für deine netten Worte :) Wie schon gesagt, man findet generell sehr viel Talent auf diesem Forum. Die AJS ist ja auch nicht mein erstes Modell, aber jedenfalls der erste größere Metallhaufen. Aber Deine Skills im 3D-Druck sind schon bemerkenswert, ich hatte bisher noch nicht einmal die Geduld für einen Download, um etwas auszuprobieren.
Derzeit restauriere ich eine Tamiya Afrika Twin mit gebrochenen Speichen - was für ein Murks von Tamiya!!! Evtl. berichte ich davon, mit meiner eigens hergestellten Einspeichschablone - Einspeicheltoblerone :D
Demnächst wieder mehr
LG Reinhard




27

Sonntag, 11. Februar 2024, 00:08

Metallarbeiten Münch Mammut

Hallo meine Lieben,
ich muss mich nochmal korrigieren. Der Boss Hoss Rahmen war meine erste größere Freestyle-Metallarbeit, aber vor einigen Jahren hatte ich eine Münch Mammut in 1:8 restauriert. Da mussten etliche Teile ersetzt werden, die in schnödem Resinguss matt silber lackiert worden waren (Berliner Modellwerkstatt, es gab nur wenige Exemplare). Es gab neue Speichen, einen neuen Lenker aus Edelstahl, die Seiten- und Motordeckel wurden kopiert und in Edelstahl gegossen, ebenso der typische Scheinwerferring, und schließlich eine komplett neue Auspuffanlage. Sie wurde aus Messing kopiert, verlötet und abschließend glanzverchromt, ebenso die Sturzbügel. Und die Bosch-Hörner wurden aus Alu gedreht. Damals hatte ich noch geübt und ewig gebraucht, aber ich mag meine Münch :rolleyes: Selbstverständlich erhielt sie eine LED-Beleuchtung für Leuchten und Instrumente, wir wollen doch auch im Dunkeln nach Hause finden :)
Hier ein paar Bilder als Beleg meines Schaffensdrangs:






















Soweit meine Heavy-Metal-Skills.
LG Modell-Retter Reinhard

28

Sonntag, 11. Februar 2024, 10:29

Phantastisch, die Auspuffanlage. Ein kleines Meisterstück!
Beste Grüße vom Plastinator

29

Sonntag, 11. Februar 2024, 12:02

Vielen Dank, Peter ^^ Da hatte ich mir echt Mühe gegeben auf unbekanntem Terrain, das Kleinserien-Handarbeitsmodell verdiente nur das Beste. Jetzt stehen Münch und AJS einträchtig nebeneinander in der Vitrine.
Schönen Sonntag Euch allen
Reinhard

30

Sonntag, 25. Februar 2024, 12:29

Youtube-Link zum AJS-Baubericht

Hallo zusammen,
hier habe ich noch einen YT-Link zu meiner AJS. Viel Spaß!

https://www.youtube.com/watch?v=4_f12Kxd-Jk&t=4s

Euer Modell-Retter Reinhard

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