Liebe Freunde des Big Bikes, jetzt kommt der Endspurt. Wir brauchen einen Lenker und die Fußrastenanlagen nebst Hebelwerken, um das Moped ordnungsgemäß in Gang zu setzen.
Zunächst der Lenker. Dieser weist beim Original eine lichte Breite von ca. 1m auf, also etwa 125mm im Modell, und ist in unterschiedlichsten Ausführungen verfügbar. Die Rechnung ist einfach: Um an dem riesigen Tank vorbeizukommen, wird entweder ein stark gekröpfter Lenker mit kurzen Risern benötigt, oder um so längere Riser, je gerader der Lenker ausfallen soll. Hier wurde es Variante 2. Der Lenker wurde aus 4mm Messingstab gebogen und mit 2 langen Risern versehen. Da mir das natürlich gerade erst eingefallen war, bohrte ich nun passende Löcher in die fertige Gabelbrücke und verschraubte die Riser (nach einem Mock-Up, versteht sich) von der Unterseite her mit Sechskantschräubchen M1,2, mit einer Prise zähfließendem = langsam härtendem Sekundenkleber in den Schraublöchern. So blieb genügend Zeit, um alles sauber auszurichten. Unten im 3. Bild der fertig montierte Lenker. Die Riser bekamen Bohrungen für die Lenkerklemmen und natürlich Inbusschrauben, wie beim Original.
Nun waren die Lenkerarmaturen an der Reihe. Ich fertigte sie nach Originalmaßen an, schnitt die Gehäuse aus 5mm PS-Platten aus und legte die Bohrungen für die Lenkerdurchführungen und diverse Schräubchen an. Der Bremshebel und seine Halterung wurden feinsäuberlich zurechtgefeilt und an das Bremsflüssigkeitsreservoir geklebt. Kleine Messingzapfen (Uhrmacherdedarf) und die schon oben erwähnten Mini-Kreuzschlitzschrauben (Optikerbedarf) ergänzten die feine Gesellschaft.
Die Blinker sind immer so eine Sache. Eine Option sind Kellermann-Blinker, klein, unauffällig und TÜV-konform. Hier wurden es Lenkerendenblinker. Warum nicht, bei einer Schwalbe funktionieren sie ja auch
2 Stücke aus einem Rest klaren Kunststoffes zurechtgefeilt, auf doppelseitigem Klebeband fixiert und mit clear orange angepinselt - passt. Die Griffe wurden aus Evergreen-Rohren mit 4mm ID gefertigt und bekamen das schon bekannte Hitzeschutzband herumgewickelt. Die Rückspiegel wurden aus PS-Platten ausgeschnitten, erhielten Lack und Decals und eine selbstklebende Spiegelfolie. Letztere war auch so ein Versuch - wer von Euch hat sich nicht schon mit Rückspiegeln herumgeärgert?! Bare Metal: No-Go. Alu-Folie? Auch nicht. Massiv-Metall poliert? Immer Kratzer in der Vergrößerung. Diese Folie dient eigentlich als Ersatz für echte Spiegel, wenn z.B. die Wand das Gewicht nicht halten würde. Sie ist stabil, aber dünn genug, dass man jedes Stäubchen drunter als Wölbung wahrnimmt. Nach ein paar Versuchen hat's geklappt. Hier die vorbereiteten Teile zur Komplettierung des Lenkers.
Ein Detail fehlt noch: Gaszug und Bremsleitungen. Ich nahm dünnes Koax-Kabel und Aderendhülsen. Letztere gibt's als Sortimentsboxen im Internet. So sah das dann aus.
So sieht der Gaszug aus, es gibt nur einen.
Für die Bremsleitungsanschlüsse nahm ich Messingdraht, der eng um die hinlänglich bekannten Sechskantschräubchen M1,0 herumgebogen wurde. Ich hatte eine Alternative mit Messingperlen M2,0 versucht und diese mit zusätzlichen Löchern zur Aufnahme der Leitungen versehen. Nun ja, ich bin kein Schweizer Uhrmacher, und gut gehalten hat's auch nicht. Also Messingdraht, etwas nachgefeilt und zur richtigen Seite gedreht - passt
Hier der montierte Lenker mit seinen Armaturen. Fehlt da nicht der Kupplungshebel? Schlamperei
Nö. Keine Kupplung, kein Kupplungshebel. Boss Hoss Motorräder verfügen über ein halbautomatisches Getriebe mit 2 Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang. Reicht vollkommen.
Damit sind wir schon bei den Fußrastenanlagen angekommen. Diese sind bei Boss Hoss Bikes auf Slidern montiert und können mit wenig Aufwand an die Körpergröße des Fahrers angepasst werden. Hier das Bremsgestänge im Original:
Am Rahmen sieht man die halbrunden Klemmen mit Inbusschrauben, die die Slider halten. Selbst der Bremshebel ist 3-fach verstellbar. Ich konnte also nicht einfach ein paar schäbige Stangerl an den Rahmen pappen. Also Evergreen-Profile auf den Tisch, und los ging's. Am Anfang war das Rohr
Es wurde geteilt und mit Messing ergänzt - weil da gerade der Durchmesser passte. Ein kleines Stück M2,0-Gewinde hält die Anlage später am Rahmen fest.
Hier waren die Hebelwerke schon vorangeschritten. Der Bremshebel ist selbstverständlich 3-fach verstellbar, rein theoretisch. Die Fußpedale erhielten wieder eine Auflage aus Carbonfasergeflecht. Der Bremszylinder ist von einer 1:6 Tamiya Suzuki.
Da die Slider verstellbar sind, gilt das auch für das Schaltgestänge. An dessen Ende reicht ein gebogener Arm zum Getriebegehäuse.
Nach dem Lackieren und mit Unmengen an Inbusschrauben waren die Fußrastenanlagen endlich fertig.
Der Rahmen bekam passende Löcher, dann konnten die fertigen Anlagen montiert werden. Die kleinen Gewindestäbe bekamen wiederum den zähfließenden Sekundenkleber verpasst und konnten perfekt ausgerichtet werden.
Am Getriebe auf der linken Seite sitzt der Schalter für die Beleuchtung. Er kann später auch bei aufgesetztem Seitendeckel bedient werden. Hier noch ein erster Eindruck vom fertigen Modell, die Bremsleitungen waren noch beim Entlüften
So, das war's mit dem Scratchbau der Boss Hoss V8, Projektname "Berserker". Ich hoffe, es hat Euch gefallen und Ihr konntet vielleicht ein paar Ideen mitnehmen. Es war eine reine Ausgeburt meiner Kreativität und kann sicher nicht mit den feinmechanischen Meisterwerken der anderen Kreatoren mithalten. Das war aber auch nicht mein Anspruch. Ich habe ausprobiert, Materialien getestet und Reste verwertet. Herausgekommen ist das erste Modell seiner Art:
Eine Boss Hoss V8 Custom im Maßstab 1:8.
Ich schicke noch ein paar Bilder vom fertigen Zustand, in angemessener Begleitung, z.B. eine zierliche Kawasaki Z1300, oder auch eine zum Thema passende Kriegerin, die "Touch Of Ice" von Louis Royo.
Viel Spaß und alles Gute!