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Freitag, 12. Mai 2023, 19:13

Stevenrohr Abdichtung

Moin
Möglicherweise wurde diese Frage bereits mehrmals gestellt und beantwortet. Dann könnt Ihr mir die Links zu geben und diesen Beitrag wieder löschen. Ich bitte deshalb um Entschuldigung.
Welche Techniken und Methoden wendet Ihr an, damit kein Wasser zwischen Welle und Stevenrohr eindringen kann?

Im Anhang befindet sich ein Foto von jenen, die ich einzubauen versuche. Auf der Innenseite befindet sich ein Kugellager.

Frohes Schaffen!
Daizy

2

Dienstag, 16. Mai 2023, 21:00

Hallo,

Ich habe meine immer mit Fett abgedichtet, also mit Schmierstellenanschluss an der Welle, wie bei Dir auf dem Foto. Die Variante ist eigentlich ganz gut. Bei meinen Rennbooten mit Flexwellen musste ich allerdings nach jedem Tag direkt alles zerlegen, reinigen und neu fetten. Bei meiner flower class corvette habe ich immer nach dem Fahren etwas frisches Fett reingedrückt. Aber ich habe auch keine Kugellager verwendet. Dafür gibt es aber Radialwellendichtringe, z.B. im U-Boot Modellbaubereich.
Schau mal hier im Forum bei den Bauberichten, wie das bei der Missouri gemacht wurde.
Schöne Grüße,
Simon

3

Dienstag, 16. Mai 2023, 21:27

Danke für die Antwort
Ich habe grob nach Bauberichten der Missouri gesucht und müsste das noch alles sichten.
Was genau meinst Du mit zerlegen? Werden die relevanten Teile des Bootes komplett auseinander genommen. So etwas wie Welle aus dem Stevenrohr ziehen? Ich kenne mich mit RC überhaupt nicht aus.
Können die Radialwellendichtringe auch auf der Ausgangsseite des Rohrs angebracht werden? Im Bezug auf das Bild auf der gegenüberliegenen Seite des Kugellagers.
-Daizy

4

Mittwoch, 17. Mai 2023, 00:13

Mit zerlegen meine ich, dass das Schiff beisammen bleibt, aber die Welle aus dem Rohr gezogen und komplett neu gefettet wird.
Das kann man sich bei normalen Wellen aber eigentlich sparen, wie gesagt, bei den Rennbooten mache ich das, da hat man ganz andere Drehzahlen und Kräfte.
Radialwellendichtringe würde ich ausdrücklich auf der Außenseite verbauen.
Ich will auch gar nicht sagen, dass es so sein muss, wie ich es handhabe, aber ich fahre ganz gut damit.
Vielleicht schreibt ja noch jemand von den richtigen Profis was dazu, dann kann ich vielleicht auch noch was dazulernen.
Schöne Grüße,
Simon

5

Mittwoch, 17. Mai 2023, 07:34

Moin,

bei meinen RC-Schnellbooten habe ich immer Kohlefaserrohre mit Bundbuchsen verwendet. Diese dann einfach durch das Loch mit Fett befüllt. Hält dicht und schmiert ;)
Dazu habe ich das Fett in eine Spritze gefüllt und diese im Wasserbad ganz leicht erwärmt. Dann kann man es ganz einfach in das Stevenrohr drücken.

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
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6

Mittwoch, 17. Mai 2023, 13:39

Moin Daizy, moin zusammen,

ich baue meine größeren Schiffsmodelle (1:100) ausschließlich fahrfähig auf und kann somit berichten, wie ich die Wellenrohre erfolgreich abdichte. Die Variante alles mit dick Fett auszufüllen kann man natürlich machen, aber der Motor wird dann auch einen Teil seiner Kraft für das durchwalgen des Fettes verbrauchen - besonders wenn dann noch eindringendes Wasser dazu kommt.

Ich baue meine Wellenrohre selbst, da für meine Modelle aus Maßstabsgründen käufliche nicht zu erwerben sind. Ich versuche dabei die Motorseite mit einem Kugellager und die Schraubenseite entweder ebenfalls mit einem Kugellager oder einem Gleitlager zu versehen. Oftmals ist kein Platz für ein weiteres Kugellager. Die dann benötigten Gleitlager drehe ich auf der Drehbank passend, baue sie in das Wellenrohr ein und reibe sie anschließend mit einer kleinen Reibahle auf das entsprechende Wellenmaß mit der Toleranz H7 auf.

Bei Gleitlagern ist wichtig, dass die Materialkombination mit der Welle stimmt. Die Welle sollte, alleine schon wegen der Korrosionsbeständigkeit aus Edelstahl sein. Die Gleitlager mache ich aus Sinter- oder Phosphorbronze. Dieses Material wird/wurde früher oft für die Ventilführungen in Auto- und Motorradmotoren verwendet. Reibt man nun das Lager und die Welle mit ein wenig Fett ein, so ergibt sich eine perfekte Dichtigkeit gegen Wasser, der Verschleiß ist so gering, dass ich in meinem bisherigen Modellbauerleben in dem ich Schiffsmodelle baue (rund 25Jahre) ein solches Lager noch nie wechseln musste. Natürlich werden diese Lager immer mal wieder gereinigt und nachgefettet.

Leider sind die Gleitlager käuflicher Wellen sehr häufig aus Messing. Man kann diesen Gleitlagern zuschauen, wie sie verschleißen. Entweder wechselt man diese dann (häufiger) oder man füllt soviel Fett in das Wellenrohr, bis kein Wasser mehr durch kann (siehe oben).

Bei einem Kugellager auf Schraubenseite bedarf es zur Abdichtung einen Wellendichtring, der auch unter der Bezeichnung "Simmerring" bekannt ist. Dabei sollte der Wellendichtring noch hinter dem Lager zur Wasserseite eingebaut werden, damit er auch dieses vor dem Wasser schützt. Wichtig bei der Montage des Wellendichtrings ist, dass die Welle und die im Wellendichtring vorhandene "Lippe" mit etwas Fett geschmiert wurden. Sonst läuft der Wellendichtring "trocken" und die abdichtende Lippe ist schnell zerstört. Die Kugellager kann man dann ggf. mit ein paar Tropfen Maschinenöl schmieren.

Der Vorteil einer kugelgelagerten Welle ist, dass sie einen geringen Losbrechmoment hat und die Reibung minimal ist. Somit kann man, bei richtiger Auslegung der Antriebe, sehr gefühlvoll anfahren. Gleitlager sind, alleine schon durch die größere Fläche zwischen Lager und Welle etwas schwerer loszubrechen, dennoch bei exaktem Bau und Montage ebenfalls sehr gut einsetzbar. Der Vorteil des Gleitlagers ist, dass es keine zusätzliche Abdichtung braucht.

Vielleicht konnte ich Dir damit ein wenig helfen.

LG


Armin

7

Mittwoch, 17. Mai 2023, 22:00

Moin

Auf jeden Fall. Darf ich Dich dann mit Fragen zu Details löchern, wenn ich soweit bin? Beispielsweise kann ich mit dem Begriff "Toleranz H7" nichts anfangen.

Cheers!

Beiträge: 79

Realname: Armin

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8

Donnerstag, 18. Mai 2023, 07:42

Moin

Auf jeden Fall. Darf ich Dich dann mit Fragen zu Details löchern, wenn ich soweit bin? Beispielsweise kann ich mit dem Begriff "Toleranz H7" nichts anfangen.


Darfst Du.

Zu den Toleranzen: Nehmen wir mal an, die Welle hat exakt den Durchmesser von 4mm. Wenn Du diese in ein Loch von ebenfalls exakt 4mm stecken würdest wäre kein Platz mehr für das Fett. Vermutlich könntest Du die Welle noch nicht einmal mehr drehen. Das Loch muss also etwas größer im Durchmesser als die Welle sein. Aber wieviel größer? Ist die Bohrung zu groß, schlackert die Welle in der Bohrung und, in unserem Fall, läuft das Wasser dann munter in das Wellenrohr. Um das zu vermeiden brauchst Du die Toleranzmaße, also wieviel größer muss die Bohrung sein, damit die Welle sich (mit Fett) gut drehen lässt aber eben nichts ins Wellenrohr eindringen kann. Hier z.B. sind die Toleranzmaße aufgeführt:

https://einspannzapfen.de/assets/toleranztabelle.pdf

Wenn Du in Google oder einer anderen Suchmaschine nach "Toleranz H7" suchst, findest Du jede Menge weitere Erklärungen dazu. Das große "H" ist die Toleranz für die Bohrung (also größer als der Nenndurchmesser), das kleine "h" die Toleranz für Wellen (also kleiner als der Nenndurchmesser). Bei mir hat sich eine Toleranz bei den Wellen von h8 (gibt es im gut sortierten Modellbauhandel zu kaufen) und H7 (hat jede preiswerte Reibahle) bei den Bohrungen sehr gut bewährt.

LG


Armin

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