Auf Bitten eines Forumsmitglieds gliederte ich den Bericht
über den Bau meines jüngsten Wasserbettes aus dem Baubericht des Phönix aus.
Zunächst ein paar Worte über Wellen und Wasser.
Nach meiner Erfahrung kann sich noch so viel Mühe mit der Gestaltung der Wasseroberfläche und der Auswahl der Farbe geben,
letztlich bleiben solche Versuche einer realistischen Gestaltung doch an einer gewissen Grenze stehen.
Ich versuche den Grund dafür so zu erklären: Wenn ein Maler auf einem zweidimensionalen Gemälde Wasser malt, dann malt er dessen Farbe als ein Resultat der Lichtverhältnisse,
die er mit seinem Bild darstellt. Man könnte sagen: Er malt Wasser, Himmel und Licht bzw. den Eindruck, den die drei im Zusammenspiel auf das Auge des Betrachters ausüben.
In einem dreidimensionalen Diorama aber wird man niemals das Licht und den Himmel mitgestalten können. Das Licht wird immer von außen hinzukommen, meistens in Form einer künstlichen Lichtquelle.
Man müsste also eigentlich die Beleuchtung fest mit in das Diorama einbauen, aber das ist ja schier unmöglich.
Und nun zu den Wellen: Bei früheren Wasserbetten habe ich in mehreren Foren lange engagierte Diskussionen darüber geführt, wie Wasser und Wellen eigentlich aussehen.
Und wie nicht. Ich habe stundenlang gemalte Wellen und gefilmte Wellen angesehen, und mein Resultat lautet, freimütig formuliert, so: Wellen können jede denkbare Gestalt annehmen!
Natürlich verläuft in der Regel eine Dünung nicht längst zum Strand, aber mitten auf dem Meer können die Beschaffenheit des Untergrunds,
die Strömung und der Wind das Wasser in jede denkbare Form bringen. In der Seefahrt kennt man sogar den Begriff der Kreuzsee, das sind, wenn ich das richtig verstanden habe,
einander in bestimmten Winkeln begegnende Wellen, hervorgerufen zum Beispiel dadurch, dass ein Wind aus Westen auf eine nördliche Strömung trifft.
Ich habe daher aufgehört, mir über die ozeanografische Richtigkeit meiner Wasserbetten noch Sorgen zu machen. Ich begreife mich eher als Maler,
der ein mehr oder weniger dramatisches Sujet gestalten will. Es mag ein paar Eckwerte der Gestaltung geben, wenn man ein Modellschiff ins Wasser setzt (kein Schraubenschaum bei Seglern,
Bugwelle als V etc.), aber darüber hinaus gilt: schön und richtig ist, was mir gefällt. Übrigens: Nach all meiner Erfahrung eine wichtige Voraussetzung dafür,
die engagierten Projekte auch zu Ende zu bringen oder wenigstens rechtzeitig aufzugeben.
Hier zunächst noch einmal die ersten beiden Fotos vom neuen, „dramatischen“ Wasserbett, in das ich eines meiner Phoenix-Modelle setzen möchte.
Auf dem ersten Bild ist zu sehen, wie ich das Modell auf Styropor-Klötzchen verschiedener Größe so arrangiert bzw. aufgebockt habe, wie es später einmal erscheinen soll.
Das Modell ist natürlich sorgfältig in dünne Folie eingepackt, um nicht beschädigt oder gar verklebt zu werden. Auf dem zweiten Fixieren ich das Styropor mit Küchenpapier.
Das Küchenpapier ist ziemlich reißfest und löst sich beim bestreichen mit einer Wasser/Leim-Mischung nicht auf. In diesem Zustand muss das Wasserbett mindestens eine Nacht lang trocknen.
Ich platziere es über einer Heizung. Allzu schnell trocknen sollte es nicht, obwohl die Gefahr, dass der Leim beim Eintrocknen die Styrodurplatte verzieht nicht sehr hoch ist; dafür ist die Platte einfach zu dick.
Nun geht es darum, die mittlere Sektion zu den Rändern hin auszuarbeiten.
Ich benutze auch hier wieder kleinere Styroporstücke, bis hinunter zu diesen unsäglichen Kügelchen, die beim Sägen von Styropor immer anfallen und aufgrund ihrer statischen Aufladung manchmal sogar dem Staubsauger widerstehen.
Die arrangiere ich und decke sie, damit sie an ihrem Platz bleiben, gleich wieder mit Küchenpapier ab und verklebe sie mit dem Untergrund. Die oberste Lage bildet nun gewöhnliches Toilettenpapier.
Im Gegensatz zum Küchenpapier löst es sich bei Berührung mit dem Leimwasser recht schnell auf, verliert seinen Zusammenhang und wird eine sehr bewegliche Masse oder auch Matsche.
Ich bearbeite sie mit einem größeren kräftigen Pinsel, um erste Oberflächenstrukturen anzulegen. Der Vorteil dieses Materials besteht darin,
dass es bei der Auflösung und schon bei leichter Pinselbearbeitung quasi automatisch die Form kleiner Wellen oder gekräuselten Wassers annimmt.
Allerdings ist die Bearbeitungszeit kurz, bevor es den Matschzustand erreicht und dann nicht mehr wirklich formbar ist.
Ich denke aber, man gewinnt schnell Erfahrung mit diesem Material. Die folgenden Bilder zeigen die schrittweise Erweiterung nach dem gleichen Muster: Styropor Klotz, Styropor Bröckchen, Küchenpapier, Toilettenpapier.
Und hier ein erster Blick aus der Rettungsbootperspektive.
Schmidt