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Montag, 10. Oktober 2022, 18:01

Berliner Löwe

Vor einigen Jahren ersteigerte ich einen Graupner-Bausatz der „Brandenburgischen Fregatte Berlin“.




In der als „Kellerfund“ angepriesenen Wundertüte befanden sich ein unvollendet gebliebener Rumpf, ein paar Holzteile, Segelstoff, diverse Primitiv-Werkzeuge sowie eine Bauanleitung, nach deren Studium rasch klar war, dass mir zur Komplettierung des Modells sehr viel fehlte, insbesondere der von Graupner seinerzeit gesondert angebotene Beschlagsatz. Der war im Internet damals nicht zu finden, und so wurde der Bausatz erneut „eingekellert“.


Dort stach er mir nun bei jedem Weinholen ins Auge, und irgendwann nahm ich ihn wieder mit und fing an zu planen. Die „Berlin“ möchte ich nicht mehr bauen, denn den Beschlagsatz habe ich noch immer nicht und meine Schnitzkunst hält sich in engen Grenzen. Und außerdem gibt so wunderschön gearbeitete Exemplare im Netz, dass ein Vergleich mich nur traurig stimmen würde.


In der vorbarocken Zeit wurde ich fündig: Landström hat für das Buch „Das Schiff“ eine kleine Galeone gezeichnet (s. S. 310). Man findet sie auf diesem „Wimmelbild“ des Amsterdamer Hafens von 1606.


In „Risse von Schiffen des 16. und 17. Jahrhunderts“ stieß ich auf detailliertere Zeichnungen der „Fregatte Roter Löwe“ von Hoeckel, auch dies eine kleine Galeone, die aber deutlich größer als die „Berlin“ und
vor allem ein Zweidecker gewesen ist. Wenn man allerdings beide Schiffsrisse fotografisch auf dieselbe Größe bringt, ergeben sich viele Übereinstimmungen bei den Konturen und Abmessungen. Das Modell muss statt im
Maßstab 1:50 in 1:60 gebaut werden.


Ich möchte versuchen, den „Löwen“ nachzubauen. Dabei orientiere ich mich an den Hoeckelschen Zeichnungen. Hoeckel hat seinerzeit, mit großem Fachwissen, ein Fantasieschiff gezeichnet. Das macht es mir leicht, Dinge nach anderen Vorlagen, Tipps von euch oder meinem Geschmack und Können zu verändern.


Zwei Einschränkungen möchte ich noch anmerken: Wahrscheinlich werde ich aus Platzgründen nur ein Rumpfmodell bauen. Außerdem möchte ich meine Holzvorräte, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, abbauen. Da wird die eine oder andere Planke schon mal schmaler ausfallen als es dem Maßstabentspricht. Mal sehen, wie weit ich komme.

Beiträge: 3 458

Realname: Gustav Stefan

Wohnort: Groß Enzersdorf, Österreich

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2

Dienstag, 11. Oktober 2022, 08:57

Servus Klaus :hand:
... hast Dir ein schönes aber auch aufwendiges Projekt vorgenommen...
Wünsche Dir gutes Gelingen,
Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
Ausführung die Kunst! Wobei die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


Im Bau: U-505 Revell 1:72

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Samstag, 15. Oktober 2022, 13:44

Hallo 'Gustav, ja, dieser Weg wird kein leichter sein, das habe ich schon gemerkt. Ich hoffe, dass ich mich nicht übernommen habe.

Einen kleinen Fortschritt kann ich melden. Die Aufbauten für das Groß- und Kampagnedeck, die Hütte und die Back sind im Rohbau fertig.



4

Montag, 24. Oktober 2022, 18:44

Große Fortschritte gibt es nicht. Ich habe ein wenig an der Back geschnitzt und Grätings eingepasst..

Mich beschäftigt zurzeit die Frage, ob ich den "Roten Löwen" so baue, wie Hoeckel ihn in den 1950er Jahren gezeichnet hat oder ob ich mich mehr an der Interpretation einer frühen niederländischen Galeone von Landström orientiere. Zum Vergleich:

Man erkennt sofort einen wesentlichen Unterschied. Bei Hoeckel stehen der Fockmast innerhalb der Back und der Großmast inerhalb des Kampagnedecks, bei Landström jeweils davor. Lt.Anderson "Das Jh. des Sprietsegels" ist der Fockmast erst im Verlauf des 17. Jh. nach hinten gewandert. Das würde für Landström sprechen. Auf das Modell bezogen müssten der Fock- und Großmast etwa 2,5, cm weiter nach vorn. Die Kuhl müsste um ein paar cm verlängert resp. das Kampagnedeck verkürzt werden. Ich bin noch unentschlossen.

5

Montag, 31. Oktober 2022, 13:51

Neues vom Berliner Löwen. Der zu kurze Steven wurde
ersetzt. Dabei war es mir wichtig, eine Art Sponung zu erhalten.





Meine Modelle sind für mich immer auch Versuchsträger.
Für die Beplankung des Decks vor der Back habe ich mich erstmals an einer
Fischung versucht. Sie ist leider nicht ganz gleichmäßig geworden, obwohl ich
die Planken zuvor aufgezeichnet habe. Aber vielleicht entspricht das ja sogar
mehr der Realität im 16. Jh. als eine makellose Beplankung. Muss man Fischung
und Planken plan schleifen?



Für die Kalfaterung habe ich diesmal schwarzes Takelgarn
benutzt, das ich zuvor mit Klarlack getränkt habe. In der Draufsicht erkennt ihr
die Unterschiede zwischen der konventionell mit schwarz gefärbten Schmalseiten
beplankten Back und dem Vorderdeck. Mir gefällt die kräftigere und
unregelmäßigere Struktur mit dem Garn besser.

Beiträge: 943

Realname: Chris (Aubrey)

Wohnort: Wechselnd

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6

Montag, 31. Oktober 2022, 16:01

Die Fischung ist Dir toll gelungen, dito die Kalfaterung. Vielleicht magst Du da die "Dübel" noch machen? (Zahnstocher z.B.), wenn Du schon am Experimentieren bist?

Wo hast Du denn die schönen Grätings her?
Let go your shank painter, let go your cat stopper!
Haul up your clewgarnets, let tacks and sheets fly!

Beiträge: 917

Realname: Steffen

Wohnort: klostermansfeld

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7

Montag, 31. Oktober 2022, 16:06

Hallo Klaus
Wenn ich das so Richtig sehe Hastdu am Steven für die Sponung etwas Luft gelassen ich schätze mal in Plankenstärke.Sehr gute Idee ,muß man sich Unbedingt merken.Die Fischumg ist doch auch gut gelungen mitsamt Kalfaterung ,Zum Schleifen würde ich die Fischung schon ist ja eigendlich ein Blickfang ,wobei sie zur damaligen Zeit wenn Überhaupt nur durchs Putzen Glattgeschliffen wurden.
Gruß Steffen
DAS KANNSTE

SCHON SO MACHEN

ABER DANN ISSES HALT

KACKE




Fertig : Peregrine Galley /Sergal , Halifax /Constructo ,Astrolabe /Mantua
Im Bau: Golden Hind / Scratch nach Hoeckel

8

Montag, 31. Oktober 2022, 17:28

Da bin ich noch mal. Für die Nagelung wollte ich diesmal nicht Zahnstocher sondern Wachs ausprobieren. 0,5 mm Löchlein wurden mit schwarzem Wachskitt überstrichen, das Wachs danach mit dem Skalpell abgekratzt. Mit dem Ergebnis bin ich nicht ganz zufrieden, kleinere Wachsreste sind in der Maserung verblieben und lassen das Deck "schmutzig" aussehen, außerdem treten die "Nägel" zu dominant hervor. Ich werde mir für die Back und die übrigen Decks einen helleren Wachsstift besorgen.

Beiträge: 943

Realname: Chris (Aubrey)

Wohnort: Wechselnd

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9

Montag, 31. Oktober 2022, 20:35

Ehrlich gesagt... mir gefällt das mit dem Wachs, So ein Schiff war keine Yacht. Und aus meiner Sicht sieht das sehr stimiig aus!
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10

Dienstag, 1. November 2022, 12:23

Hallo Bibi, du hast recht, der Rote Löwe war sicher keine Yacht und etwas Verwitterung passt schon recht gut zum Modell. Ich hab's trotzdem geändert und einen "Käseigel" gebaut. Wahrscheinlich hab ich das Deck dadurch "verschlimmbessert", denn beim Abschleifen der Zahnstocher-Dübel kam ich nicht richtig in die Ecken des Bauteils. Ich werde es jetzt erstmal so lassen und mich anderen Dingen zuwenden.
Hallo Klaus

Wenn ich das so Richtig sehe Hastdu am Steven für die Sponung etwas Luft gelassen ich schätze mal in Plankenstärke.
Hallo Steffen, das hast du richtig gesehen. Der Steven ist aus einem 5 mm Massivholz und zwei etwas schmäler geschnittenen 1 mm Sperrholz-Teilen zusammengefügt.

Beste Grüße Klaus

11

Donnerstag, 3. November 2022, 18:50


Ein paar Kleinigkeiten an Tür und Fenster wurden ergänzt.


So soll's mal werden. Ich habe mich jetzt für die "Hoeckelsche Linie" entschieden, bin aber unsicher, ob ich die Aufbauten kraweel- oder geklinkert beplanken soll. Die Hoeckelsche Variante ist glatt, Landströms Amsterdamer Galeone hat eine Klinkerung. Galeonen waren Ende des 16. Jh. noch ein neuer Schiffstyp - hat da vielleicht die niederländische Bautradition noch nicht gegriffen?

12

Freitag, 4. November 2022, 22:05

Hallo Klaus,
das ist ein interessantes Projekt mit bereits schönen Detailarbeiten. :respekt:


Ich finde Hoeckels Berlin passt irgendwie nicht zu meinen Vorstellungen kleiner Dreimaster holländischer Bauart nach 1660. Die Bugform ist ja schon fast Wasa-ähnlich, lediglich das Heck ist bereits etwas breiter, ähnlich einem Pinassschiff der späten 1640er Jahre. Aber eine späte Galeone geht bestimmt auch, sicher gab es dazwischen Übergangsformen. Wenn ich mir die Abbildungen der von dir intendierten Vorbilder anschaue, so fällt mir auf, dass Stückpforten, Schanzkleid und Reling dem Verlauf der Berghölzer folgen, und diese sehr stark geschwungen sind. Da gibt es eigentlich nichts, was parallel zur Wasserlinie ist, und der Deckverlauf folgte erst bei Schiffen deutlich nach 1630 nicht mehr den Berghölzern (vorher gab es Stufen im Deck, um den Anstieg etwas zu kompensieren). Dann müsstest du Schanzkleid und Stückpforten später noch anpassen?


Achso, wegen des Schanzkleides: Ich denke mal mit Klinker machst du für ein kontinentales Schiff dieser Zeit nichts falsch.


Ich bin gespannt wie es weiter geht.


Liebe Grüße Oliver

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Samstag, 5. November 2022, 16:53

Hallo Oliver, vielen Dank für Deine Hinweise. Ich muss gestehen, dass ich den Verlauf der Stückpforten bisher nicht bedacht habe. Bei 'Hoeckel ist immerhin ein Sprung um 8 mm (Maßstab 1:60) zwischen der vordersten und der hintersten Pforte vorgesehen. Was ich mir schon "abgeschminkt" habe, ist, ganz einfach die vorhandenen Pforten mit Steckrohren zu bestücken, und zwar deshalb, weil die vorderste Pforte 10 mm zu weit vorn liegt. Ich muss die Linie also völlig ändern, und das geht mit dem ziemlich weichen Balsaholzrumpf nur, wenn ich die Löcher dicht mache und das Modell mit geschlossenen Luken baue. Da kommt Dein Hinweis gerade richtig.
Schanzkleid und Aufbauten werde ich wahrscheinlich klinkern. Das wird auch Auswirkungen auf die seitliche Bemalung haben. Mal sehen. Beste Grüße Klaus

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Dienstag, 15. November 2022, 18:58

Nach 30 Jahren Baustopp wird wieder am Heckspiegel gearbeitet. Nach alledem, was ich über den niederländischen Schiffbau gelesen habe, war ein "Plattgatt" keineswegs platt, sondern im unteren Bereich leicht gewölbt wie ein Hohlspiegel und im oberen Bereich walzenförmig. Ich vermute, dass man das nach der Beplankung kaum erkennen wird.

Das Scheg musste komplett erneuert werden. Ich hoffe, dass ich die richtige Linie gefunden habe.

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Mittwoch, 16. November 2022, 19:10

Heute habe ich mal wieder mit der Deck-Nagelung experimentiert.


Beim letzten Versuch habe ich schwarzen Wachsstift genommen. Das Ergebnis war nicht so, wie ich es erwartet hatte. Das Schwarz war mir zu dominant und konnte auch nicht vollständig aus den Holzporen entfernt werden. Um das Verschmieren zu vermeiden, habe ich die Decks erst mit Klarlack überstrichen, dann die Dübellöcher gebohrt und helles Wachs hinein gestrichen.

Wie man sieht, sieht man nichts. Das Ergebnis ist unbefriedigend.


Als weiteren Versuch habe ich die Bohrlöcher mit Sägemehl gefüllt und dieses mit Klarlack fixiert. Das Ergbnis war etwas besser, aber man sah die "Dübel" nur, wenn man sehr nah an das Modell heranging. Dann habe ich mich für eine Methode entschieden, die ich - zumindest bei diesem Modell - für alle weiteren Nagelungen anwenden möchte. Mit dem Skalpell habe ich eine winzige Spur schwarzes Wachs in die Bohrlöcher gestrichen und danach die Decks kräftig mit Stahlwolle abgerieben. Damit kann ich leben. Ich will aber demnächst noch ein dunkelbraunes Wachs ausprobieren.


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Donnerstag, 17. November 2022, 22:23

Der "Löwe" ist nun bald so weit vorbereitet, dass ich ans Spachteln und Schleifen denken kann. Die Schanzkleider über der Kuhl bekommen noch zwei Stückpforten, danach werden sie mit der Back endgültig eingepasst und verklebt. Ich stelle zum Vergleich mal ein Bild mit der aktuellen Seitenlinie neben das des vormaligen Modells "Berlin" ein.

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Sonntag, 27. November 2022, 18:49

Es war doch mehr Arbeit, den Rumpf für die Beplankung vorzubereiten, als ich erwartet hatte. Insbesondere der Übergang vom Heckspiegel zum Steven musste mit Füllstücken und Spachtelmasse "geschmeidiger" gestaltet werden.




Kiel und Steven habe ich mit "Moorbraun" gebeizt, um die verschiedenfarbigen Schichten zu kaschieren. Danach wurde alles mit Stahlwolle angeschliffen.


Der untere Heckspiegel wurde mit 0,5x4 mm Nussbaumleisten beplankt. Als Kalfaterung habe ich wieder 0,25 mm dickes schwarzes Takelgarn genommen. Ich find's nicht schlecht, habe aber den Plan, das auch für die Längsseiten anzuwenden, aufgegeben. Der Grund ist, dass ich dort 1 mm dicke Planken verbaue. Das dünne Takelgarn würde den Spalt zwischen den Planken nicht ausfüllen.

Die unteren Barkhölzer (2x6 mm) waren schwierig anzubringen. Die Planken mussten im Bugbereich horizontal und vertikal (nach unten) gebogen werden. Mit Wasser und Hitze hat es geklappt. Die nächsten zwei Planken waren problemlos. Die Sponung hat sich bewährt. Jetzt folgt das zweite Barkholz.


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Montag, 28. November 2022, 18:48

Nagelprobe

Die oberen Barkhölzer sind angebracht. Die "Nagelung" des Heckspiegels und der schmalen Planken wurde wieder mit schwarzem Wachskitt ausgeführt. Für die Barkhölzer mussten Messindnägel herhalten, die schon ewig bei mir im Fundus lagen. Alle Nagellöcher wurden vorgebohrt (Verlust: 4 Bohrer 0,5 mm X( X( X( ). Vielleichts ollte ich die Messingköpfe noch mit einem Tupfer schwarzer Farbe anmalen.


Ich nähere mich nunmehr dem Bereich der Stückpforten. Die Luken sollen geschlossen sein. Jetzt gibt's ja zwei Möglichkeiten: 1. Ich spare die Stückporten bei der Beplankung aus und setze die Lukendeckel nachträglich ein oder 2. ich planke durchgehend und schneide die Konturen der Luken mit dem Skalpell aus. Die letztere Methode (wenn sie denn funktioniert) hätte den Vorteil des einheitlichen Plankenverelaufs. Was meint Ihr?

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Montag, 5. Dezember 2022, 18:04

Weiter geht's. Das "Tote Werk" wurde so weit wie möglich kraweel beplankt. Darüber soll die Klinkerbeplankung ansetzen.

20

Dienstag, 6. Dezember 2022, 10:16

Ich vermute mal, du hast das genau ausgemessen. Aber rein nach den Bildern zu urteilen, sitzt das untere Barkholz ziemlich tief.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

21

Mittwoch, 7. Dezember 2022, 08:01

Ja, und zwar etwa 2 mm, ausgehend von den Hoeckel-Zeichnungen. Hier war es zunächst Absicht, denn ursprünglich wollte ich die am Rumpf vorhandenen Stückpforten weiter verwenden und habe deshalb die Wasserlinie um diese Spanne tiefer angesetzt. Später, als die Stückpforten geschlossen waren, habe ich nicht mehr daran gedacht. Dein Einwand ist also berechtigt. Diese 2 mm tauchen auch noch an anderen Stellen als zu viel oder zu wenig auf. Mit diesen Ungenauigkeiten muss ich entweder leben oder das mit dem Modell tun, was ihm von Rechts oder Links wegen gebührt:


Feurio und beste Grüße Klaus

22

Dienstag, 13. Dezember 2022, 16:42

Hallo Klaus,

mir gefällt der Rumpf ganz gut! Es stimmt, das untere Barkholz ist tief, aber nach meinem laienhaften Gefühl trifft das unter anderem auch auf das Dockyard-Modell der Prince Royal von 1670 zu, oder auf die Wasa von 1628.
Ich kann dir natürlich nicht garantieren, dass du irgendwann mal auf ein Kriterium stößt, das ergibt, dass das Barkholz so ganz und gar unmöglich ist. Wo ich mir aber ziemlich sicher bin ist, dass fast jedes Modell eine Macke hat, die dem Erbauer erst aufgefallen ist, als diese nicht mehr zu korrigieren war. Wenn es nicht das Barkholz ist, irgendwas ist immer...

Für mich wäre dein Rumpf authentisch genug im Sinne von "könnte es gegeben haben" und ich würde auf alle Fälle weiterbauen.

Achso, ich würde mich vielleicht nicht so sehr an der Zeichnung von Hoeckel orientieren, was im Kern ja eine Galeone der Jarhunderwende darstellt. Dein Rumpf wirkt auf mich vom Decksprung und der Bugform moderner, so etwa 1620 bis 1630, was unter anderem auf die Gestaltung von Galeon und Galerien Auswirkung hätte.

Liebe Grüße Oliver

23

Mittwoch, 14. Dezember 2022, 17:01

Hast du mal in Erwägung gezogen, das untere Barkholz einfach wegzulassen und die Wasserlinie etwas nach oben zu ziehen? löscht das
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

24

Mittwoch, 14. Dezember 2022, 18:41

Hallo Oliver, hallo Schmidt, danke für eure Hinweise. Ich komme gleich darauf zurück.
Ich orientiere mich ja mangels anderer Vorbilder im Wesentlichen an Hoeckel. Seine Zeichnung soll im Maßstab 1:100 sein. Darauf beträgt der Abstand der Unterkante des unteren Barkholzes bis zur Unterkante des Kiels genau 32 mm, also 3,2 m in der Realität. Im Maßstab 1:60 ergibt das 53 mm. Dies ist exakt die jetzt noch einmal gemessene Höhe an meinem Modell. Was eindeutig falsch ist: Die Höhe von der OK des unteren Barkholzes bis OK Schanzkleid Kuhl betägt bei Hoeckel 35 mm, das entspräche 58 mm bei meinem Modell. Hier habe ich 63 mm gemessen. Das wären beim richtigen Schiff immerhin 30 cm! Wahrscheinlich trägt das dazu bei, dass der Rumpf insgesamt zu hoch wirkt.

Bei den Aufbauten achtern bewege ich mich noch knapp im Rahmen der Zeichnung, müsste vorm Anbringen der Reling noch ein wenig abschleifen.

Ich könnte mir vorstellen, das Schanzkleid an der Kuhl etwas zu kürzen.
Hast du mal in Erwägung gezogen, das untere Barkholz einfach wegzulassen und die Wasserlinie etwas nach oben zu ziehen? löscht das
Schmidt
Ich glaube, das würde die gesamte Linie zu sehr verändern, jedenfalls wenn man die Hoeckel-Galeone zum Maßstab nimmt. Hier liegt die WL direkt unter dem Barkholz.Was ich tatsächlich in Erwägung gezogen aber verworfen habe, war eine Verlängerung des Unterwasserschiffs nach unten. Das war mir, ganz ehrlich, zu viel Aufwand, und entspräche im übrigen ja auch nicht dem Plan.
Achso, ich würde mich vielleicht nicht so sehr an der Zeichnung von Hoeckel orientieren, was im Kern ja eine Galeone der Jarhunderwende darstellt. Dein Rumpf wirkt auf mich vom Decksprung und der Bugform moderner, so etwa 1620 bis 1630, was unter anderem auf die Gestaltung von Galeon und Galerien Auswirkung hätte.
Leider verfüge ich über keine entsprechenden Quellen, an denen ich mich orientieren könnte. Ich mag die einfachen Formen der Tudor-Ära. Ins Barock möchte ich nicht ausweichen, weil ich mir die allfälligen Schnitzereien nicht zutraue.
Demnächst wieder mehr zum Fortgang des Modells. Beste Grüße Klaus

25

Mittwoch, 14. Dezember 2022, 21:53

Hallo Klaus,

alles gut, Hauptsache du wirfst den schönen Rumpf nicht weg :gegen: . Das Schanzkleid an der Kuhl wirst du nicht groß kürzen können, ein Mindestmaß an Arbeitssicherheit gab es auch damals. Ist auch nicht nötig, ich finde die Proportionen des Rumpfs sehr überzeugend. Also, versuche mal das untere Barkholz eine Plankenbreite nach oben zu versetzen, oder lasse es weg, oder lebe damit wie es ist.


Das Problem mit den Hoeckel-Rekonstruktionen ist ihr Alter, sie sind teils durch neuere Erkenntnisse überholt, was aber auch daran liegt, dass selbst damals verfügbare Quellen nur mit erheblichem Aufwand zugänglich waren. Aber Hoeckel hat auch sehr viel Pionierarbeit geleistet, sicher ist es keine Schande, nach seinen Plänen zu bauen. Lass dich nicht davon irritieren, was ich zufälligerweise gerade interessant finde ;) .


Trotzdem noch was zu möglichen Quellen: A.J. Hoving hat sehr viel über Pinassschiffe veröffentlicht, tolle Bücher und Pläne, aber eher für Schiffe so ab ca. 1650. Für deinen Rumpf in der jetzigen Form ist das ein Tick zu modern, hätte aber gut zum Unterwasserrumpf gepasst. Ansonsten gibt es natürlich sehr viele Bücher über die Vasa und über eine Galeone so um 1600 gibt es das Buch von Peter Kirsch. Beide Schiffe sind zu groß für dein Modell. Von Vroom gibt es zahlreiche Gemälde von Schiffen aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts. Diese geben einen guten Eindruck von den Überwasserlinien, der Bemalung und der Verzierung. Außerdem gibt es noch ein ebenfalls älteres, aber preiswertes Buch über das Pellermodell, was ebenfalls versucht, eine holländische Galeone des frühen 17. Jahrhunderts zu beschreiben. Von Model Shipyard gibt es, jeweils in 1:72 und 1:96, ein schönes Modell eines Pinassschiffs von angeblich ca. 1630, ich glaube jedoch, dass das Vorbild eher ein zeitgenössischer Plan der 1650er Jahre ist. Sehr viel über holländische Schiffe des 17. Jahrhunderts erfährt man auch in dem Buch "Segelkriegsschiffe" von Howard.

Aus diesen Quellen dann eine späte Galeone der 1620 Jahre, die dann zu deinem Rumpf passt, zu interpolieren, ist sicher keine leichte Aufgabe und dann soll das Ergebnis vielleicht auch überzeugender sein als nach dem Hoeckel-Plan zu bauen. Hmmm...


Also, ich freue mich, wenn du weiter baust, egal was du jetzt machen möchtest.


Liebe Grüße
Oliver


Edit: Tippfehler

26

Freitag, 16. Dezember 2022, 11:42

Nein, verbrannt habe ich das Modell dann lieber doch
nicht. Obwohl: Seit ich 1962 „Meuterei auf der Bounty“ gesehen habe, finde ich
brennende Segelschiffe gruselig-faszinierend. Danach wollte ich ein Piratenschiff
mit Schwarzpulver in die Luft sprengen, aber statt der erhofften Explosion gab‘s
nur ein paar Funken. Da besteht also noch Nachholbedarf…


In meinen bisherigen Bauberichten hadere ich vor allem
mit zwei Dingen: Erstens mit der mangelhaften Historizität meiner Vorlagen. Damit
gehe ich inzwischen pragmatisch um. Entscheidend ist, ob etwas so gewesen sein
könnte, wie Oliver es ausgedrückt hat. Deshalb orientiere ich mich zurzeit noch
an Hoeckel, bin aber bereit umzuschwenken, wenn ich bessere Vorlagen finde. Das
Buch“Galeonen“ von Kirsch ist bestellt.


Zweitens mit meinen mangelhaften handwerklichen
Fähigkeiten. Da muss ich meine Grenzen erkennen. Ich lerne nichts mehr dazu. Die
Beplankung des „lebenden Werks“ ist wieder so ein Beispiel dafür. Wo andere
makellose Plankengänge präsentieren, entstehen bei mir Dellen und Kanten, die
auch mit viel Schleifen nicht auszugleichen sind.


Inzwischen habe ich sechs Plankengänge am
Unterwasserschiff angebracht. Im vorderen Bereich, am „modernen“ Bug, wie Oliver
ihn genannt hat, hatte ich große Probleme. Die zuerst gesetzten, durchgehenden
Planken standen dort wie Treppenstufen übereinander und mussten abgetrennt

werden.


Die danach eingesetzten Plankenstücke mussten über ihre Schmalseitenach unten gebogen werden, was mit dem Plankenbieger von G.K. halbwegs gelang.


Die nächsten Plankengänge kommen „von unten“. Wo sie auf
die oberen Planken treffen, ist wahrscheinlich „Butten“ angesagt.


Beste Grüße Klaus

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Realname: Gustav Stefan

Wohnort: Groß Enzersdorf, Österreich

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27

Freitag, 16. Dezember 2022, 12:57

Servus Klaus
Da hast Du tolle Fortschritte gemacht :ok:
Hast beim Füllen deiner Dübellöcher mal an Holzkitt gedacht? Kriegt man in vielen Farben.
Wobei mir Dein Ergebnis mit Holzwachs auch gut gefällt :sabber:
Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
Ausführung die Kunst! Wobei die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


Im Bau: U-505 Revell 1:72

28

Freitag, 16. Dezember 2022, 13:19

Ich arbeite auch gern mit Wachsen, habe schon diverse Dübelimitat-Methoden versucht, Wachse ist meine favorisierte Variante. Auch Wachse gibt es in verschiedenen Farben. Wachse haben gegenüber Holzkitt u.a. die Vorteile: die erwärmten Wachse kann man ziemlich genau auf den gewünschten Farbton mischen, man nähert sich so im Modellmaßstab weiter dem Original, bei dem die "Pfropfen" nur (noch) im Nahbereich zu sehen und mit etwas Betrachtungsabstand weniger präsent sind. Es muss nicht geschliffen werden, Reste werden einfach mit einer Ziehklinge entfernt.

29

Freitag, 16. Dezember 2022, 14:52

Hallo Klaus,

ich finde, dass sieht toll aus :respekt: .

Ich erlaube mir noch ein paar Anmerkungen:
1. Die "Dellen" sehen überhaupt nicht schlimm aus und machen, wenn sie überhaupt auffallen, das Schiff lebendig. Die schönen Resinmodelle von Artitec haben z.B. absichtlich modellierte Unregelmäßigkeiten, und die Vasa sieht auch nicht gerade so aus, als käme sie frisch aus dem 3D-Drucker.
2. Der Bug des Modells ist gar nicht so modern und platt, wie ich zunächst dachte (und er für die "Berlin" meiner Meinung nach hätte sein müssen), das sieht man auf den neuen Fotos deutlich. Also ist alles gut so.
3. Wenn dein Modell eine Unterwasserbemalung haben soll, so würde die Wasserlinie mittschiffs meiner Meinung nach knapp über dem unteren Barkholz liegen. Du kannst die Bemalung des Unterwasserumpfs auch über oder unter der Wasserlinie ansetzen oder sie ganz weglassen, du kannst die Trennlinie parallel zur Wasserlinie oder parallel zum Barkholz führen, historisch wäre das für diese Zeit alles (anhand von Gemälden) belegbar. Dennoch wäre es für die Anordnung der Stückpforten sicher praktisch, die tatsächliche Lage von Decks, Deckhöhen und Wasserlinie gedanklich schon mal festzulegen.
4. Vielleicht ist folgende Beobachtung hilfreich: Das Kanonendeck und die Stückpforten verlaufen in deiner Epoche noch parallel zum Barkholz und schneiden dieses in der Regel nicht. Die rückwärtigen Stückpforten am Heck dürfen tiefer liegen und müssen nicht mit den seitlichen Stückpforten fluchten, dort war das Deck in der Regel abgestuft. Falls eine letzte seitliche Stückpforte so weit hinten liegt, dass die zugehörige Kanone auf dem abgestuften Deck stehen muss, muss diese eine Pforte die Stufe natürlich mitmachen. Oft waren nur entweder die Stückpforten am Heck oder die hinteren an der Seite belegt und die Geschütze wurden bei Bedarf umgestellt, daher war das abgestufte Deck auch parallel zur Wasserlinie ausgerichtet. Hoeckel hat diese abgestufte hintere seitliche Stückpforte weggelassen, ich würde sie machen, historisch waren sie praktisch und ich finde sie optisch interessant. Auch nach Verschwinden dieser Stufe so nach 1630 wurden die Geschützdecks für die letzten 1 oder 2 Geschütze (je Seite) parallel zur Wasserlinie geführt, was auf Zeichnungen dieser Zeit für mich machmal so aussieht, als hätte der Künstler einen (vermeintlichen) Fehler begangen.
5. Es ist gut, dass du den Unterwasserrumpf nicht erweitert hast, ich finde, das hätte den Proportionen geschadet.

Wie schön, dass du weiterbaust, ich denke, das wird gut :ok:

Liebe Grüße Oliver

30

Donnerstag, 22. Dezember 2022, 19:32

Hallo Gustav, hallo Nelson, ich probiere beides - Holzkitt und Wachs - gern weiter aus, wenn ich demnächst die Dübellöcher verschließe.


Mit der Beplankung des "Lebenden Werks" bin ich gerade noch rechtzeitig fertig geworden, um euch allen Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch zu wünschen.


Je näher ich dem Kiel kam, desto mehr musste ich kleine Holzstücke zuschneiden und einsetzen, "butten" heißt das wohl. Und eine kleine Abweichung (meine "ewigen" 2 mm) gab es auch wieder zwischen Steuer- und Backbord. Mein Trost ist, dass das auch den damaligen Schiffbaumeistern passiert ist, weil es exakt zugeschnittene Planken sicher nicht gegeben hat und eben alles Handarbeit war. Die Farbabweichungen der Planken stören mich nicht, denn sehr wahrscheinlich werde ich das Unterwasserschiff lackieren, ob weiß oder braun weiß ich noch nicht.

3. Wenn dein Modell eine Unterwasserbemalung haben soll, so würde die Wasserlinie mittschiffs meiner Meinung nach knapp über dem unteren Barkholz liegen. Du kannst die Bemalung des Unterwasserumpfs auch über oder unter der Wasserlinie ansetzen oder sie ganz weglassen, du kannst die Trennlinie parallel zur Wasserlinie oder parallel zum Barkholz führen, historisch wäre das für diese Zeit alles (anhand von Gemälden) belegbar. Dennoch wäre es für die Anordnung der Stückpforten sicher praktisch, die tatsächliche Lage von Decks, Deckhöhen und Wasserlinie gedanklich schon mal festzulegen.
4. Vielleicht ist folgende Beobachtung hilfreich: Das Kanonendeck und die Stückpforten verlaufen in deiner Epoche noch parallel zum Barkholz und schneiden dieses in der Regel nicht. Die rückwärtigen Stückpforten am Heck dürfen tiefer liegen und müssen nicht mit den seitlichen Stückpforten fluchten, dort war das Deck in der Regel abgestuft. Falls eine letzte seitliche Stückpforte so weit hinten liegt, dass die zugehörige Kanone auf dem abgestuften Deck stehen muss, muss diese eine Pforte die Stufe natürlich mitmachen. Oft waren nur entweder die Stückpforten am Heck oder die hinteren an der Seite belegt und die Geschütze wurden bei Bedarf umgestellt, daher war das abgestufte Deck auch parallel zur Wasserlinie ausgerichtet. Hoeckel hat diese abgestufte hintere seitliche Stückpforte weggelassen, ich würde sie machen, historisch waren sie praktisch und ich finde sie optisch interessant. Auch nach Verschwinden dieser Stufe so nach 1630 wurden die Geschützdecks für die letzten 1 oder 2 Geschütze (je Seite) parallel zur Wasserlinie geführt, was auf Zeichnungen dieser Zeit für mich machmal so aussieht, als hätte der Künstler einen (vermeintlichen) Fehler begangen.
Hallo Oliver, danke für deine sachdienlichen Hinweise. Ich spüre bei dir eine große Zuneigung zu Galeonen, und nachdem ich deinen Buchtipp "Kirsch - Die Galeonen - erhalten habe, meine ich auch zu wissen warum. Also: Ideen für die weitere Ausgestaltung des Rumpfes gibt es nach dieseer Lektüre genug, ich bin nur nicht sicher, ob ich alles so umsetzen kann, wie ich mir das vorstelle. Bei den Stückpforten bin ich, nachdem ich Hoeckel verlassen habe, etwas freier und könnte mehr als die bisher geplanten zwölf unterbringen. Wenn ich jedoch eine Kanone auf das abgestufte Deck stelle, muss ich das Bergholz dort durchschneiden. Evtl. käme eine Lösung wie bei der "Stockholmer Galeone" in Betracht. Was meinst Du? Beste Grüße Klaus

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