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Donnerstag, 9. Juni 2022, 21:29

1958 Cadillac Eldorado Seville / Biarritz

Bausatzvorstellung: 1958 Cadillac Eldorado Seville / Biarritz





Modell: 1958 Cadillac Eldorado Seville / Biarritz
Hersteller: ARII/IMEX
Modellnr.: 31001-2400 und 31003-2400
Masstab: 1:24
Teile: 98, wenn ich mich nicht verzählt hab
Spritzlinge: 4, Einzeln: Karosse und Unterbau, 4 Gummireifen, 4 Stahlfedern, 4 Polycaps, Stoßstangeneinsatz hi.
Preis: wird um 15$ gekostet haben
Herstellungsjahr: vermutlich späte 70er/frühe 80er
Verfügbarkeit:gelegentlich auf ebay US
Besonderheiten:

Nachdem ich bisher hier nur Cadillac V16’s der Dreißiger abgeliefert hab, beschäftige ich mich zur Abwechslung mal mit was anderem. Die öffnenden Türen meines Jo-Han 1930 Town Cars bringen mich gerade mal wieder schon allein in der Planung in Verzweiflung. Vielleicht mache ich so lange einfach mal was anderes: die einzigen Kits, die es meines Wissens je zum 1958 Cadillac gab.
Wieso ausgerechnet die?
Na ja, ich habe selbst ein 1:1-Modell des Baujahrs in einem Heustadel stehen und sowohl Werkstatthandbuch als auch alle anderen Infoquellen dazu, insofern sollte auch ein Eldo nicht DAS Problem sein.
Sollte..... :D

Feierliche Worte zum Original:
1958 war nicht das beste Jahr für die amerikanische Autoindustrie überhaupt und für Cadillac schon gar nicht. Das 1958er Modelljahr bestand im Wesentlichen aus optischen Retuschen am 1957er, abgesehen von der Umstellung der Hinterradfederung von Blatt- auf Schraubenfeder. Das optische Design allerdings war schon deutlich verändert. Natürlich befanden wir uns mitten in der Hochphase der Flossenfahrzeuge, und so verpasste man dem 1958er auffällige Fortsetzungen am hinteren Ende – monströse „Chromfressen“ hatten diese Autos eh schon seit zehn Jahren. Äußerlich gab es die Series 60, 62 und 75, bei denen die Heckflossen organisch aus der Seitenwand emporwuchsen, und die hier nachgebildeten Eldorados, deren Flossen auf eine abfallende Hecklinie „aufgesetzt“ waren.
Der mit weitem Abstand teuerste Cadillac war in 1958 der Eldorado Brougham, der aber ein seit 1957 unverändertes, völlig anderes Styling hatte als die übrigen 1958er.
Darunter residierte die Eldorado-Modellreihe, und darunter dann die übrigen Serien (und das Series 86 Commercial Chassis...das lassen wir aber jetzt mal...).
Die Eldorados, gebaut als Style 6237SDX Seville Coupé und 6267SX Biarritz Convertible unterschieden sich nicht nur durch die Karosserieflossen von den „unteren“ Serien, sondern auch durch einige technische Gimmicks. Abgesehen vom höheren Automatisierungsgrad an allem möglichen Komfortkrempel gab es sie nur in besonderen Farben, mit einigen nur für Eldorados bestellbaren Zubehör-Kinkerlitzchen, und mit einigen technischen Zusatzdetails. Sie hatten dieselbe 5972-cm³-Basismaschine (365 cui) wie die übrigen Cadillacs, aber zauberten dank dreier Registervergaser („TriPower“) 345 SAE-PS aus dem Motor statt der Standardversion mit einteiligem Doppelregistervergaser (314 SAE-PS) – der aber auch schon Kochtopfgröße hat.
Die Werte sind, wie die ganze SAE-Norm, viel zu optimistisch, weil der Motor kein einziges Zusatzaggregat trug – Ölschmierung, Stromerzeugung, Kühlung und was so alles dazugehört wurden durch externe Aggregate gefördert und dazu noch wurde die Leistung direkt am Kurbelwellenstumpf abgegriffen. So kamen Mondwerte zustande, aber wie man so hört, werden gut laufende 1958er mit um 240 PS an der Hinterachse (!) gemessen – das ist schon ordentlich!
Beide Eldorados gab es zum damals stratosphärischen Preis von $7.410, zwar nur knapp mehr als halb so teuer wie der Eldorado Brougham ($13.000), aber fast doppelt so viel wie der einfachste Kandidat des Baujahrs, das zweitürige Series 62 Coupé ($4.700). Im Modelljahr 1958 wurden nur etwa 121.000 Autos ausgeliefert, davon gingen 1670 an Eldorado-Kunden: 815 Biarritz und 855 Sevilles.

Exkurs: mein eigenes 1:1-Kit ist der „Cadillac des kleinen Mannes“ der Zeit: ein Style 6239 Standard Deck Sedan. Er hat den einfachen Motor und ist der „kleinste“ in allen Baureihen: er ist „nur“ 5,53 m lang und trägt den Kofferraumdeckel des 1957er-Modells mit einer angeschraubten Griffleiste. Sogar das Coupé und das Convertible hatten 5,61 m, alle anderen Limousinen sogar mindestens 5,72 m – zu einer Zeit, in der „bigger is better“ galt, war meiner bestimmt ziemlich poplig und wird auch heute noch „Shortie“ geschimpft. Er war damals dementsprechend nicht allzu beliebt: es gab nur 13.300 solcher Kurzmodelle. Erstaunlich ist, dass heute neben den Eldos aber überproportional viele Shorties erhalten sind. Sie waren nicht das Spielzeug von Reichen, die das Auto dann im Folgejahr wegwarfen und durch das aktuellere Modell ersetzten, sondern von Leuten, die sich das Geld (meiner wird mit allem Zubehör aus dem Laden heraus ziemlich genau $5000 gekostet haben) zusammengespart hatten und dementsprechend pfleglich damit umgegangen sind. Die Eldos allerdings machen heute das Geld: gut erhaltene Exemplare gehen für 100-150.000 Euro weg, während ein guter Shortie mit Mühe 35.000 bringt.



Die Bausätze:

Beide bestehen eigentlich aus exakt demselben Kit – es sind nur verschiedene Dachversionen beigelegt. Dadurch sind einige kleine Unterschiede zwischen Seville und Biarritz geglättet, aber das GM-Baukastenprinzip bewährt sich auch hier ;) – wir werden bestimmt noch der ein oder anderen Maßnahme beim Zusammenbau begegnen.





Beide Kits unterscheiden sich minimal im Karton (der ARII_Biarritz scheint ein bisschen aufwendiger), der Verpackung der Einzelteile und dem Guß: der ARII-Biarritz ist komplett in weiß und hat ein paar winzig kleine Fischhäutchen. Der IMEX-Seville hingegen ist dreifarbig und ziemlich exakt ausgeführt. Meine Vermutung wäre: dieses Kit ist entweder älter oder hat frischere Werkzeuge gesehen.







Den Biarritz habe ich schon neun Jahre, den Seville erst kürzlich gekauft. Das spiegelt sich im Preis wieder: während es den Biarritz damals mit Zoll und Versand für weniger als 50 EUR gab, bin ich mit dem Seville satt beim Doppelten.

Beiden Sätzen liegt dieselbe Body-Frame-Gruppe bei. Ich würde die Detaillierung sehr gut nennen, denn es ist das Wesentliche herausgearbeitet, was den 1958er ausmacht. Auch die Gußqualität scheint gut, obwohl der ARII hier etwas abfällt.







In der Karosse ist die Austrennung der Motorhaube bereits vorgeschnitten. Ich werde mal sehen, wie ich hier ein brauchbares Scharnier drankriege.

In der Bodengruppe sieht man übrigens den X-Frame gut. Diese neuartige Rahmenführung mit zusammenlaufenden Mittelträgern erlaubte es, die Karosse deutlich tiefer zu legen als mit den Leiterrahmen bis 1956, wodurch die Linienführung weniger pausbäckig und weniger hochschultrig geriet. Man schalt Cadillac damals aber auch hinsichtlich der Anfälligkeit bei Seitenaufprall ausgerechnet in der Passagierkabine – irgendwie verständlich. Das Zeug war weich wie Butter, und ein Unfallverursacher fuhr einfach bis zur Fahrzeugmitte durch, wenn er einen Cadillac seitlich traf. Leiden für’s Design halt... ;) .

Der schwarze Spritzling: Motor- und Fahrwerksteile.....





Ich seh schon: sehr schön gemacht, aber reichlich Optimierungspotential :D

Der blaue Spritzling: Interior.....





...hier für Seville und Biarritz identisch, ich glaub aber, im Original gab es da kleinste Unterschiede.

Der Chromspritzling......





...sieht toll aus, aber wir werden sehen, was sich beim Bauen ergibt. Der vom Seville scheint eigentümlicherweise auf roter Basisplaste entstanden zu sein, der vom Biarritz auf weißer. Beim Seville ist die Sichtseite des Grills nicht so gut, beim Biarritz sind die Doppelscheinwerfer schlecht. Ein Fall für Alclad? Well..... :idee:

Die Gummireifen.....





...da stehen Beschriftungen drauf. Das scheint das Original zu reflektieren, muss ich mir mal mit der Lupe ansehen. Interessant wird der Aufbau der White Sidewall – das Kit hilft hier nicht.

Der Klarglasspritzling ist schlicht.....





...hier dürfte ja beim Biarritz nichts anderes gefragt sein als die Frontscheibe, und eine der übrigen Panoramascheiben ist schon in der Bauanleitung als „not required“ ausgegraut.

Und hier die Blechbüchsen-Deckelbeilage....





Dies ist das Top des Seville. Beim offenen Biarritz gibt es da halt das übliche Cabrio-U wie auf dem Bausatzbild

Und in diesem Beutel sind ein paar Kleinteile drin:.....





....vier Stahlschraubenfedern, vier kleine Drehhülsen für die Räder („Polycaps“), und das Unterteil der Heckstoßstange.

Sieht gut aus, Herr Doktor! :thumbsup:

Nun gehen wir mal an die Fertigung. Das erste, was mir so nebenher ins Auge fiel, war übrigens die Zweikolben-Vakuumpumpe für die Luftfederung am Chromspritzling. Die war sogar am Eldo aufpreispflichtig (.... und in späteren Jahren ersetzten viele den ständig undichten Luftbalgschrott durch stählerne Schraubenfedern.... :cracy: ). Die Kits scheinen jedenfalls echt interessant zu werden :ok: .
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Freitag, 31. März 2023, 10:57

Nun ärgere ich mich schon fast ein Jahr mit den zwei Kits rum, und ich muss sagen: die zwei würde ich nie wieder bauen - obwohl ich mit einem davon noch nicht mal fertig bin. 8|

Gründe:

- die Dächer, Scheibenrahmen und Scheiben passen nicht. Das fällt insbesondere bei den Panoramascheiben auf, die alle möglichen Krümmungsradien haben, die man niemals ordentlich mit anderem Material hinbekommen würde. Man ist also auf das Gelump angewiesen, was mit dem Kit kommt. Das Dach des Seville passt GAR nicht zum Rest - bloss Finger weg! X( Die Verdeckabdeckung des Biarritz ist auch nicht richtig ausgeformt, das bekommt man aber wahrscheinlich irgendwie einigermaßen vernünftig hin. Mich würde mal interessieren, wie das Dach des geschlossenen Biarritz klappt - der war ein eigenes, offensichtlich sehr seltenes Kit (31002 - 2400), und seine flache Heckscheibe ist an allen Klarglasspritzlingen dran.

- die künstlerische Freiheit ist schon manchmal mit den Zeichnern des Kit durchgegangen. Die Spritzwand enthält offensichtlich Komponenten, die da nun mal GAR nicht hingehören. Beim Innenraum hätte man auch etwas genauer sein können: das Armaturenbrett ist eigentlich sehr schön, aber das Lenkrad ist zu klobig und die Speichen sitzen nicht richtig. Die Türöffner sind zu klotzig, und die Inneneinrichtung des Modells ist unabhängig von der Typenreihe definitiv von einem Biarritz mit einfarbiger Lederausstattung abgeleitet. :|

- vieles kann mit "Spiel" eingesetzt werden, bestimmt aber hinterher den passgenauen Sitz anderer Teile mit. Die schweren Chromteile an Gesicht und Popo zum Beispiel, oder die Innenwanne. Dabei fiel mir dann auch der nervigste Punkt so richtig auf:

- die Proportionen stimmen nicht ganz. Mein Modell (das eine ist fertig) ist 232.0 x 85.8 mm L x B und hat einen Radstand von 129.7 mm. Das entspräche im angegebenen Maßstab 1:24 Maßen von 5568 x 2059 mm mit einem Radstand von 3113 mm. Das Original aber war 5674 x 2032 mm mit 3289 mm Radstand (223.4 x 80 in, 129.5 in Wheelbase). Er ist also zu kurz und zu breit - was ja nicht so auffallen würde. Der Radstand, der GENAU dem Maßstab 1:25 entspricht, ist aber unangenehm, denn die Vorderachse liegt sichtbar zu weit hinten im Radhaus, oder die Chromschleppe der Außenwand kommt zu dicht an die Hinterräder. Beides sieht ziemlich gehauen aus. Bei meinem Erstling, dem Seville, fiel das nicht so auf, denn hier hatte ich die Räder nach rechts eingeschlagen fixiert, da merkt man es nicht. Jetzt aber steht der Biarritz an, mit geradegestellten Rädern - und da sieht es echt blöd aus. :thumbdown:

Ihr seht schon - heute ist Meckertag :motz: ...... :D . Ich hab nämlich gerade den Biarritz zum fünften oder sechsten Mal in die Entlackung geschmissen - andauernd geht irgendwas schief :wacko: , und jetzt ist die Farbe alle, aber die Inneneinrichtung schon fertig - mal sehen, wie ich das wieder hinbieg..... :idee:
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Freitag, 31. März 2023, 21:32

Sehr interessant deine Ausführungen. Das muss ich mir nochmal genauer durchlesen.
Ich getraue mich gar nicht den Bausatz aus dem Keller zu holen, sonst vertiefe ich mich zu sehr darin und alle anderen Projekte bleiben liegen.
.
Ich habe stets mehrere Modelle im Bau, oft gibt es längere Pausen. Aktuell im Bau, bzw. in den letzten Monaten immer mal etwas dran gemacht: die hier gezeigten Modelle im Thread "Querbeet". --- Ansonsten viel Gartenarbeit beim Erstellen eines neuen Gartens auf einem komplett runtergekommenen Geröll- und Müll-Grundstückes. usw ........ :wink:

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Sonntag, 7. Mai 2023, 19:13

Gut, jetzt hab ich mir diese ganze Maßekiste nochmal genau angesehen.

Meine beiden Caddys haben Radstände von irgendwas zwischen 130 und 131 mm, je nach Seite und Modell. Beim Ex-Seville mit den rechts eingeschlagenen Rädern habe ich zwischen rechtem und linkem Radstand gemittelt, wobei aber dasselbe rauskam.
Für den Maßstab 1:25 wäre das so etwa 1mm zu lang, für den Maßstab 1/24 zu kurz – es müssten 137 mm sein.

Das wäre aber nicht das Problem :du:

Das eigentliche Problem: der Radstand des Kit-Chassis passt nicht zur Karosse.
Die Radzentren müssten in der Mitte der „geraden“ Strecke der Radhäuser stehen – beim Modell sind das 134 mm. Der Radstand des Chassis ist also 3-4 mm zu kurz. 8|
Ich hab das hier am Bild eines Originals mal rausmarkiert:......



Je nach Positionierung der Karo steht also entweder die Vorderachse zu weit hinten oder die Hinterachse zu weit vorne. Das Kit scheint so ausgelegt, dass es eher die Vorderachse erwischt. Man sieht das auch auf den Bildern der zwei fertigen 58er von Findus und ThomasB gut.

Puh. :nixweis:

Man kann also machen, was man will: diese Kits werden nie wirklich gut. Mal ganz abgesehen von dem Zirkus mit den geschlossenen Dächern beim Biarritz 31002 oder ganz zu schweigen vom Seville 31003. Der einzige, der einigermaßen geht, ist der offene Biarritz 31001.
Unter dem Strich würde ich sagen: ganz lustig zum Erfahrung sammeln, aber nochmal würde ich die nie bauen.
NIE. X(
Finger weg.
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