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Samstag, 6. Februar 2021, 19:42

US Frigate Constitution - Super Frigate of many Faces - Rekonstruktion um 1803 auf Basis des 1/96er Revell-Bausatzes - a tribute to the Basses

1. Ahoy there, what´s up, Doc?


Seit Jahren laufe ich mit dem Gedanken durch die Welt, eine 1803er Constitution auf Basis der Felice Corné Seitenansicht zu versuchen. .. Quasi auf den Spuren von William Bass´ "Constitution - Superfrigate of the many Faces" zu wandeln.



Ich habe ein Exemplar des schönen Büchleins - sogar handsigniert von ihm und seiner Frau (die offenbar bei den Studien sehr geholfen hat).

Bill und Ethel Bass haben die Corné Gemälde der frühen Constitution - seine Seitenansicht von 1803 und auch die Gemälde der Tripolis-Gefechte studiert und analysiert. Sogar eine Geometrische Untersuchung der möglichen Beobachtungsstandorte zu den Betrachtungswinkeln des Schiffes haben sie rekonstruiert - im Sinne des Wortes.


Hier die berühmte Seitenansicht - die wohl erste bekannte bildliche Darstellung des Schiffes:


Hier eins der Tripolis-Gemälde, die Old Ironsides mit dem Geschwader im Gefecht mit den "Barbary Pirates" vor Tripolis zeigen.



Hier Detailansichten der Seite (man beachte die gelb hervorgehobenen "Zierstreifen" oberhalb der Geschütze - und dass die Rüsten an den UNTEREN der beiden Streifen sitzen!




Hier der so wunderschöne Heckschmuck der "alten" Consti



Mit diesen Bildern also haben die Bass-Eheleute ein schöne Rekonstruktion in Bildern in ihrem schönen - leider nur privat verlegten - Büchlein präsentiert.

Sie waren dabei auch im Austauch mit Cmd. Tyrone Martin, dem ehemaligen Kommandanten des Schiffes während der 1970iger Umbauten und dem Autor vieler Bücher und Artikel über das Schiff - DEM Kenner der Materie.

Diese Rekonstruktion ist neben den Original-Plänen der Schiffklasse durch Humphrey, Fox und Doughtey mit die schöneste Erscheinung des Schiffes - flach, elegant, offen, ..



Das erstmal als Appetizer..


Mein Bericht wird sehr, sehr langsam vorankommen denke ich.. Ich habe ihn eigentlich auch in einem anderen Forum gestartet - aber ich denke, hier gibt es so viele Fan´s des schönen Bausatzes, dass ich ihn hier auch zeigen möchte.
Hoffe, Ihr habt Spaß daran.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

2

Sonntag, 7. Februar 2021, 12:35

Moin Marcus,

ein interessantes Projekt hast du dir ausgesucht. Freut mich!

Wünsche viel Erfolg und Freude bei der Umsetzung.

Grüße

Joerg

3

Sonntag, 7. Februar 2021, 14:03

Moin Marcus,

Hier dabei zu sein ist ein MUSS für mich. Ich wünsche dir gutes Gelingen und vor allem viel Spaß :hand:

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

4

Dienstag, 9. Februar 2021, 08:15

2. "Die Katze ist aus dem Sack, Mr. Turner!" .. oder "Pandorra´s Box ist geöffnet" .. halt.. nein: "Constitutions Box .."

Habt Dank, ihr Beiden. Hoffe, ich kann unterhalten...

Das Wochenende war nicht sehr ergiebig .. aber ich wollte hier nochmal die Box vorstellen, um die es gehen wird: Allerdings soll das keine Bausatzvorstellung werden - es gibt davon wohl einige im Netz - sondern eher eine kleine Zusammenfassung des eigentlichen Startes.


Wow.. was eine Box .. Obwohl ich eine fast fertig gebaute (billig erstanden in der E-Bucht) auf meinem Tisch stehen habe, ist die Kiste trotzdem noch wirklich eindrucksvoll groß.
Der erste Blick (seit Jahren) in die Kiste:

Nanu, wo ist denn das Schiff? .. Vor lauter Segeln nichts zu sehen! ..

Die werden wohl nicht Verwendung finden - jedenfalls nicht an den Rahen des Modells. Soviel steht fest!

"Gott sei dank, da isser ja!" .. Der Rumpf und auch der Rest .. hübsch übersichtlich in kleine Tütchen verpackt.





Oh, da hat sich doch ein Mannschaftsmitglied vom Rest weggestohlen?



Die Struktur der Revell-Schiffe ist ja bekannt. Die Treppenstufen finde ich eigentlich recht gelungen. Aber die Maserung und auch die Befestigungseisen der Rüsteisen wird wohl weichen müssen.
Davor fürchte ich mich ein wenig - denn danach gibt es ja kein Zurück mehr.. aber .. egal. Da muss ich jetzt halt durch!


Das Spardeck in seiner ganzen Länge.. leider geteilt.. wie auch das Gun-Deck.




Die Decksplanken sind übrigens kerzengerade - gerade so, wie sie auch auf vielen Modellen oft nachgebaut werden. Tatsächlich ist aber davon auszugehen, dass sich die Planken zum Heck und auch zum Bug hin verjüngt hatten. Das ist natürlich deutlich aufwendiger - aber gerade bei so einem Schiff wurde an dieser Stelle sicher nicht gespart, zumal die elektrische Kreissäge noch nicht zur Verfügung stand.

Noch ein bischen zur persönlichen Vorgeschichte:
das Kit ist ca. 15 Jahre alt.. Es war ein Geschenk meiner Einzigen zu meinem Geburtstag, an dem ich aufgrund einer mit Komplikationen verbundenen Meniskus-Operation zunächste mal bewegungsunfähig zuhause rumgammelte. Sie hatte keine Ahnung, dass ich

a) schon seit ich denken kann einen Faible für Fregatten - und nicht für die großen Mehrdecker - hatte und
b) gerade die Constitution sehr mochte, denn ich hatte das Vergnügen zweimal auf ihren Decks (nein, eigentlich leider nur dem Spardeck) spazieren durfte.

Noch ein paar Jahre früher als mein Knie-Missgeschick durfte ich als Student in Boston ein Praxissemester durchziehen - und der Besuch des alten Seglers war zweimal (leider nur) drin. Sie war damals noch viel "zugebauter" als heute - aber immerhin.. Leider durfte man damals nicht runter unter Deck. Aber es war auch so ein eindrucksvolles Erlebnis. Sie ist wirklich GROSS! .. und - ich bin sonst nicht so der Gefühlsduselige - aber .. als so die Flagge am Heck wehte, .. ich muss gestehen: das hat irgendwie mehr Emotionen hervorgebracht, als wenn ich unter unserem Bundesadler stehe (nichts gegen den.. aber die Ami´s verstehen einfach besser, Emotionen zu wecken. Oder vielleicht hatte ich damals einfach auch noch nicht begriffen, was Heimat eigentlich ist.. .. Egal.. off-topic!).

Also:
da war also dieser schöne Plastikbausatz.
Eigentlich hatte ich damals schon von Holz geträumt, aber das wusste meine Frau auch nicht. Und wie ich nun mal bin: bevor ich das Ding verhunze wie damals als Kind den 1/144er Cutty-Sark Kit.. und weil es ja mittlerweile Internet gibt .... .. und da finde ich also (ich hab´s schon mal erzählt) diesen Baubericht von einem BR06, der sich jetzt Annobium Punktatum nennt, weil er im Verlauf seiner Geschichte vom selbst Holz infiziert wurde, .. und wie der die dünnen Wände der Soleil aufdickte. Wow! .. das macht Sinn, das ist schön! Da war schon klar: einfach OOB zusammenklatschen, das hat der Bausatz nicht verdient! Der Pimp-Virus hatte mich. .. und ausserdem muss man sich natürlich erstmal mit dem WIRKLICHEN, dem HISTORISCHEN Aussehen beschäftigen. .. und so war ich vom Recherche-Virus befallen - der den Pimp-Virus sofort erstmal auf Eis legte.

Das mit dem Plastik zu Holz machen - das jagte mir (und tut es noch!) einen Heidenrespekt ein.

Also erstmal meterweise Bücher besorgt und nachgelesen.. Kontakte geknüpft, Informationen gesammelt, Klug-geschissen,.. später bemerkt, dass man Unsinn verbreitet hatte, weil man einfach noch mehr hätte lernen sollen.. Aber auch das machte - und macht - Spaß.

JETZT ABER.. Corona-Krise, Homeoffice, keine Autofahrt mehr, die Rush-Hour des Lebens verlangsamt sich langsam. Immer öfter ist wieder Zeit zwischen dem Bedienen der Bedürfnisse der "Vorgesetzten" - von den Kids über Ehefrau bis zum Management in dem Hühnerstall der sich Firma nennt .. Einen meiner Freunde vor 2 Jahren begraben ... Hm... Wenn nicht jetzt, wann dann?
Also vor 2 Wochen den Kasten aus dem Keller geholt .. und .. Material bestellt (Ölfarben, Evergreen-Leisten und Sheets.. Kleber, Werkzeuge.. ) .. den Platz ein wenig vorbereitet.. Und sich wieder in die Sammlung von Büchern und Artikel eingelesen.

Und da stehe ich nun und hoffe auf Eure Unterstützung .. denn das wird sicher lange dauern. Noch kann ich nicht täglich basteln. Es wird kaum wöchentlich gehen.. aber es wird gehen. Und darauf freue ich mich riesig.

Hoffe, Euch bereitet es auch ein wenig Vergnügen....
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

5

Dienstag, 9. Februar 2021, 08:50

Moin Marcus,

du kannst dir versichert sein, mein Vergnügen ist groß. Genieße ich schon das Fachsimpeln im BB meiner Yankee-Braut, so werde ich auch hier immer dabei sein...

Das mit dem Plastik zu Holz machen - das jagte mir (und tut es noch!) einen Heidenrespekt ein.
Nicht doch. Ist der Anfang mal gemacht, dann ist es leichter als befürchtet. Und wie heißt es nebenan bei den Franzosen? EInfach mal machen, könnte ja gut werden!

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
Lord Nelson


Liste meiner Modellbau-Projekte im Portfolio

6

Dienstag, 9. Februar 2021, 10:19

Ja, hier darf gefacht und gesimpelt werden...

Irgendwer hatte zuletzt geschrieben, er hätte schon viel über unsere Old Ironsides gelesen und dann begriffen, wie wenig er wüsste.
Da bin ich schon einen Schritt weiter: ich bemerke immer wieder, was ich schon alles wieder vergessen habe!! 8) :abhau:

PS. Seht ihr eigentlich die Smileys? Ich sehe immer nur den Code bei meinen Einträgen. Was mach ich falsch?
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

7

Dienstag, 9. Februar 2021, 12:34

Moin Marcus!!!

Deine Erzählung über die Constitution in Boston erinnert mich daran, als ich das erste mal auf der Götheborg war. Das kann
man nicht erklären. Das muss man erlebt haben. Die Gerüche. Die Art wie der Rumpf im Wasser liegt. Ich schweife mal wieder ab.


Hammer dass du die jetzt auch anfängst! Als der Karton damals ankam war ich auch erstmal absolut erschlagen von der Größe. Aber die Freude war
gigantisch. Vorallem dein Ansatz gefällt mir sehr. Da kann ich mir dann wieder Sachen anschauen, das wird spannend. Ich versuche ja grob
einen 1812-Status ANSATZWEISE darzustellen, da alles andere Größenwahnsinnig wäre, aber das ist bei dir was anderes.

Mensch, da sprichst du schon wieder die Aufdoppelungen an - das geht mir (ungelogen) bei meiner Constitution seit WOCHEN durch den Kopf..
Soll ich? Soll ich nicht... Soll ich? Soll ich nicht... Puh. Das Problem: Wenn, dann muss ich es jetzt noch machen, bevor die Kanonen getakelt werden.
Aber dann verschiebt sich die Indienststellung halt wieder 1 Jahr gefühlt nach hinten. ;(

Fragen über Fragen.


Irgendwer hatte zuletzt geschrieben, er hätte schon viel über unsere Old Ironsides gelesen und dann begriffen, wie wenig er wüsste.
Ja, das war ich. Das fällt mir mittlerweile tagtäglich auf. Das fängt ja, wie wir schon festgestellt haben, bei der Farbgebung der
Lafetten an.

Das mit den Rüsteisen ist Interessant, da muss ich mich direkt mal schlau machen und schauen. Ich spiele ja eh mit dem Gedanken den Rumpf nochmal abzuschleifen.
Ich kann dir nur raten: Halte dich an die ‘Yankee-Braut’ und:
Schleif. Den. Ab. :abhau: Ich ärgere mich dass ich es nicht gemacht habe. :D

Der Effekt ist wirklich gut.

Abo haste, ich schau dir gerne über die Schulter!!!!

LG,
Chris :ok:

8

Mittwoch, 17. Februar 2021, 18:32

Ich knall hier gleich mal ne Frage in den Raum:

Hast du genaue Quellen, wie die Innenseite der Stückpforten gestrichen war?
In meinen Constitution BB hast du n Gemälde reingesetzt, wo die Rot sind, Recherche ergab dass das zumindest bei den Engländern üblich war, aber kannst du ne Aussage zur Constitution treffen?

LG,
Chris

9

Mittwoch, 17. Februar 2021, 23:38

Ich habe leider keine Quellen gefunden, die die Farben der Stückpforten im Detail beschreiben.

Ich erinnere mich an einen langen Beitrag in einem englischsprachigen Forum (Finescale), der von einem dort als Fachmann angesehnen Schreiber - einem Ray Morton - geschrieben war. Der behauptet, dass die Deckel "immer" an allen Seiten - aussen, innen und den Stirnflächen - in Schwarz gehalten waren. Solche Statements ("immer") machen mich "immer" mistrauisch.

Fakt ist aber: am Isaac Hull Modell sind die beiden einzigen Stückpforten, die fest angeschlagen waren (das waren die beiden vordersten am Bug) überall schwarz.
Ich würde daher annehmen, dass alle - auch die ansonsten einsetzbaren (und am Modell daher nicht gezeigten) der übrigen Pforten komplett schwarz waren. 1803 ist übrigens der erste Logbuch-Eintrag, der von "Half ports over the guns" spricht.

Ich bin jetzt nicht sicher, welches Gemälde ich Dir gepostet hatte - vermutlich die Corné-Seitenansicht. Da sind aber keine Deckel zu sehen - sondern nur die Rahmen der Pforten - und die waren sehr wahrscheinlich - wie die Innenwände zu Beginn der Karriere des Schiffes - rot. Die Farbe Rot ist wohl in einigen "Bestelllisten" des frühen Schiffes zu finden. Für den August 1803 wurden schwarz, weiss, yellow , green and red ("vermillion") bestätigt. Im Jan 1804 wird der Eingang von Yellow Ochre, red paint, blak und black varnish bestätigt. August 1810: recieved a quantity of green paint"

Edit: gerade mal nachgesehen: Du meinst wahrscheinlich das "US Frigate President"-Roux Gemälde, dass ich bei Dir als Referenz eingestellt hatte. Aber auch DIE hatte keine Stückpfortendeckel angeschlagen - man sieht nur die Innenseite der Bordwand in den Trempelrahmen - und die waren auch bei ihr in diesem Zeitraum (ich glaube das Bild ist auch von 1804 ?) .. rot. Die Deckel könnten aber durchaus Schwarz gewesen sein. .. Innen wie Aussen..


Aber: man muss da aufpassen und sich immer wieder klar machen: welchen Zeitpunkt will man darstellen? Die Innenseite der Achterdecks-Bulkwards war 1804 wohl noch gelb - und wurde dann wohl unter Hull erst auf grün verändert. Das Hull-Modell zeigt das dann ja - und auch andere Features auf dem Spar Deck sind dann ja grün. Die Umrandung der Kuhl, die Kompasshäuschen, etc. etc...
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

10

Donnerstag, 18. Februar 2021, 11:57

Moin,
einen wunderschönen Vize-Freitag wünsche ich!

Da habe ich mich vermutlich unsauber ausgedrückt, ich meinte genau die Innenseiten der Bordwand, deswegen habe ich Stückpforten geschrieben. Der Stückpfortendeckel ist ja das Brett, was diese letztlich verschließt und abdichtet. :ok:

Genau aus dieser Diskussion bei FineScale mit Ray Morton war auch der Auslöser, dass ich mir darüber Gedanken gemacht habe.
Ich muss auch in diesem Forum immer wieder schmunzeln, wenn solche „immer“ Aussagen getroffen werden. Ich kann’s nachvollziehen, so isses nicht. Man liest was davon dass Stage oft links geschlagenes Tauwerk waren oder dass Wanten (ja, das alte Mondfeldbeispiel :D ) auf der einen Seite rechts- und auf der anderen Seite linksgeschlagenes Tauwerk waren... Und das wird dann mit einer Unverwüstlichen Sicherheit kommuniziert... Dabei gibt es gerade in der Seefahrt soviele Variablen. Launen von Kapitänen oder Bootsmännern. Da kann ein Bootsmann am Sonntag entschieden haben dass es mehr Sinn macht, Schot XYZ über Block XYZ zu legen, weil Grund XYZ... alles tausendfach erlebt. Klar, auf Plänen wird das dann anders gezeigt, aber Ingo hat das auch mal so treffend erzählt, über die Schnellbooten auf denen er fuhr und dann Reparaturen auf See (oder die Eigenheiten der Werften) dann dafür sorgten, dass eben dann Abweichungen von den Plänen stattfanden. Das ist ganz natürlich und normal. Schiffe leben. Und wie du schon sagtest: „Immer“ Aussagen sollten „immer“ misstrauisch machen.

Anyway, ich danke für deine Ausflug in die Historie, da halte ich mich dran und mach die Innenseiten der Pforten (und die Stückpfortendeckel vermutlich auch, nachträglich ) schwarz.

LG,
Chris :thumbsup:

11

Donnerstag, 18. Februar 2021, 12:23

Dabei gibt es gerade in der Seefahrt soviele Variablen. Launen von Kapitänen oder Bootsmännern.


Das hängt ungefähr so als Motto über meiner Werkstatt!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

12

Donnerstag, 18. Februar 2021, 19:24

Hallo Marcus,
....sogar in den Bestelllisten des Schiffes bist Du heimisch. TOLL!
Meinen Senf zu den Stückpforten gibts jetzt auch noch dazu:

Auch wenn die historischen Künstlern "Fehler" in der Darstellung der Schiffe in ihren Gemälden machten, würde doch keiner ein so auffälliges Detail - wie Innen ROT bemalte und geöffnete Stückpforten - in Ihren Gemälden einfach weglassen.
Also waren Sie ziemlich sicher Schwarz zu diesem Zeitpunkt.
DIe würden dann geschlossen auch Hammermäßig aussehen im Kontrast mit dem weißen, ähhh okker - hellbraun, nein auch nicht ...dem knallgelben Streifen...

Du kannst Dir ruhig noch ein klein wenig Zeit lassen mit dem Beginnen....die Vorfreude wird immer größer.
Schöne Grüße
Robert

13

Donnerstag, 18. Februar 2021, 20:32

Hihihi... "in den Bestelllisten" .. :-) ...ich mach´s mir da einfach und lese einfach, was Tyrone Martin gesammelt hatte .. und glaube ihm dann sklavisch.
Aber im Vergleich zu vielen Anderen, die über Old Ironsides geschrieben haben, macht er wenigstens eine halbwegs vernünftige Quellenangabe!
Das schafft Vertrauen :-)

Aber da nach Ami-Land zu fahren und die Archive zu durchstöbern.. das kann sich ja keiner leisten. Wenn ich morgen den Mega-Lottogewinn einfahre, die Zukunft meiner Kids und meine Altersvorsorge bequem gelöst sind .. dann würde ich tatsächlich auf die Reise gehen und Archive wälzen.

Tyrone Martin hat´s von Berufswegen begonnen .. und nach seinem Buch eben einfach auch Hinweise von hier und da - sogar aus Good Old Great Britain bekommen, die er danach nur einsortieren musste.
Na ja .. "nur"... was ich sagen will: ich möchte mich hier nicht mit fremden Federn schmücken! Ich hatte den leichtesten Teil der Sache :-)
Ein Scheck nach Ami-Land und den etwas unscheinbaren Ordner bekommen.
Beste Grüße
Marcus

Manners Maketh Man

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Realname: Gustav Stefan

Wohnort: Groß Enzersdorf, Österreich

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14

Donnerstag, 18. Februar 2021, 21:07

Servus Marcus :hand:
Bei deinem Projekt drängle ich auch noch in die erste Reihe :)
Wünsche Dir gutes Gelingen und freu mich schon auf Deine Posts
Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
Ausführung die Kunst! Wobei die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


Im Bau: U-505 Revell 1:72

15

Samstag, 20. Februar 2021, 13:53

Klasse ... mal ein anderer Ansatz ... ich such mir auch ein Plätzchen.

Ein paar kleine Gedanken zu der Farbgebung. Ich denke wir sind in unserer Gedankenwelt viel zu sehr gefangen wenn wir das Wort Ocker hören oder sehen.
Irgendwo ist da im Kopf immer der hellbraune Batz oder auch etwas dunkler ein erdfarbener Batz des gebrannten Ockers.
Das liegt vermutlich an unseren Schulmalkästen und wie wir tapfer mit mehr oder weniger viel Wasser damit unsere ersten bunten Malversuche unternommen haben.

Tatsächlich ist aber natürlich vorkommender Ocker, so wie er aus der Erde kommt, in einer ungeheuren Vielfalt von Rot bis Hellgelb. Das ist weitaus mehr als uns die kleine Welt des Schulmalkastens je träumen ließ. Tatsächlich ist damit auch auf Schiffen eine sehr attraktive Gestaltung von rötlich bis hellgelb möglich gewesen .
Noch viel mehr muß man davon ausgehen, daß ein Schiff nach jeder Bemalung alle paar Jahre anders ausgesehen hat weil man so gut wie nie exakt den gleichen Rot- oder Gelbton nachordern konnte ... ist halt ein Naturprodukt ohne RAL-Skala.

Bezüglich der Gestaltung der Planken und ihrer Verjüngung zu Bug und Heck denke ich nicht, daß das eine Frage der Abwesenheit von elektrischen Sägen und großzügigem Schiffbaubudget gewesen war.
Ganz im Gegenteil ist es seit dem Mittelalter eine gängige Technik Bretter in großen Mengen mittels Sägemühlen herzustellen. Zur Zeit des Baus der Constitution war diese Technik rund ein halbes Jahrtausend alt. Nachdem diese aber nicht so toll einzustellen waren wie heute waren die üblichen Schnitte aber nicht kurvig sondern einheitlich gerade. Gerade recht um große Mengen Planken für einen zügigen Baufortschritt liefern zu können. Eine Anpassung der Decksplanken in Kurven hätte nicht nur einen wesentlich höheren Zeitaufwand bedeutet sondern wäre damit auch noch wesentlich teurer gewesen.

Womit wir zum Kernpunkt der Finanzierung kommen. Du bemerkst, daß man zum Beispiel bei der Decksbeplankung wahrscheinlich nicht gespart habe. Sehe ich nicht ganz so.
Amerika war nach dem Unabhängigkeitskrieg derartig verschuldet gewesen, daß man noch nicht mal Mittel für Reparaturen verbliebener Schiffe hatte und sogar das letzte verbliebene Schiff verkaufen mußte. Mit der Marine war es aus und man überlegte ob es nicht billiger sei den nordafrikanischen Barbareskenstaaten einen Tribut zu zahlen als eigene Kriegsschiffe zu bauen. Die Folgekosten einer Marine mit Ministerien waren angesichts chronisch leerer Kassen gefürchtet.

Letztlich entschied man sich infolge diverser historischer Ereignisse letzendlich doch Schiffe zu bauen. Da war aber bei weitem nicht genug Geld da um sich irgendwelche Extravaganzen zu leisten. Amerika hatte im Gegensatz zu Europa eigentlich nur den riesigen Vorteil, daß es Bäume in riesigen Mengen zu minimalsten Kosten gab. Ständig gab es Budgetstreitigkeiten, Baustopps, unzureichende Budgeterweiterungen um die Schiffe überhaupt fertig zu bekommen ... obendrein auch noch Vorwürfe wegen Betrug oder Verschwendung. Kommt einem auch 250 Jahre später irgendwie sehr bekannt vor. Und darum gestritten wurde auch schon vor 250 Jahren. Letztendlich hatte der Bau der sechs Schiffe weitmehr als das Doppelte der ursprünglichen Kosten erreicht ... ohne luxuriose Extras. Eine massive und bodenständige Bauweise unter ständigem Kostendruck halte ich daher für weit wahrscheinlicher.

Lies dazu mal diese Zusammenfassung quer https://en.wikipedia.org/wiki/Original_s…ted_States_Navy
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

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16

Samstag, 20. Februar 2021, 15:25

Tatsächlich ist damit auch auf Schiffen eine sehr attraktive Gestaltung von rötlich bis hellgelb möglich gewesen
Das hört sich gut an. Würde aber auch bedeuten, daß das derzeitige Schweinchenrosa der Victory in Portsmouth historisch nicht richtiger ist als das vormalige Wespengelb.

17

Sonntag, 21. Februar 2021, 02:45

Aber sicher doch ... genau so ist das.
Auch falls das Gelb hinsichtlich einiger früherer historischer Epochen "falsch" gewesen sein sollte so ist es aber auch gleichzeitig vollkommen "richtig" ... bezogen auf die Neuzeit.
Es stellt auch dieses einen korrekten, vielfach dokumentierten , historischen Zustand über Jahrzehnte des ausgehenden 20. Jahrhunderts dar ... vermutlich einige Millionen Photos beweisen das und viele von uns konnten es mit eigenen Augen so sehen.
Das dazugehörige Modell sollte dann aber hinsichtlich der Takelage, Öffnungen in den Schiffsrumpf etc. auch den historischen Zeitraum der letzten Jahrzehnte darstellen.
Alles eine Frage aus welcher historischen Perspektive wir das betrachten.

Will damit sagen, daß die jeweilige Bemalung zum jeweiligen historischen Bauzustand der dargestellten Epoche passen sollte.
Und selbst dann kann man noch recht großzügig variieren. So sahen die Farben des originalen Schiffes direkt nach dem Anstreichen frisch und knackig aus ... nur einige Monate später nach einer größeren Fahrt aber schon recht verwaschen ... selbst ein fleckiger Zustand während des Anstreichens wäre denkbar. Man muß sich nur mal die diversen Museumsschiffe ein wenig anschauen, wie sich der Zustand eines Holzschiffes bei wenig Pflege in einen (fast) unrettbaren Pflegefall mit jeder Menge fauligem Holz verwandeln kann.
Gerade von der Victory wird mehr als nur einmal berichtet, daß der Zustand wiederholt bedauernswert, heruntergekommen, und vieles mehr war ... und es mehr als einmal schon fraglich war ob sich eine Wiederaufarbeitung lohnen würde.

Oder der Farbzustand vor und nach Nelsons berühmter Farbgebung. Es handelt sich technisch gesehen vorher und nachher um den gleichen Bauzustand ... wenige Wochen und ein paar Farbeimer später aber dennoch mit erkennbar unterschiedlichem Erscheinungsbild. Und beide Möglichkeiten der Darstellung im Modell wären historisch korrekt.

Letztendlich stellt auch das rosa tatsächlich nur einen gesicherten Stand dar. Einen von vielen, die durch diverse Farbproben, Gemälde, Berichte und Konstruktionszeichnungen dokumentiert sind.
Über die Jahrhunderte wurde sie seit ihrem Bau zigfach umgebaut, angepaßt, modernisiert, umgestrichen ... alle diese Daseinszustände sind im Laufe der Jahrhunderte nur Momentaufnahmen ... und alle sind zu einem bestimmten Zeitpunkt richtig.

Wenn du Dafis wundervolle Miniaturen der Victory-Bordwandausschnitte anschaust so scheinen sie in ihrer Unterschiedlichkeit alle von verschiedenen Schiffen zu stammen .. und sind dennoch nur Variationen ein und desselben Themas.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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18

Sonntag, 21. Februar 2021, 08:27

:hand:
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

19

Sonntag, 21. Februar 2021, 15:33

Das, werte Leser, ist einer der Hauptgründe, warum ich mich bei der Gestaltung meiner Interpretation des Themas auf zeitgenössische Gemälde oder Modelle verlassen werde, wissend, dass auch darin bereits eine Interpretation, eine Veränderung liegen wird.

Is mir awwer ejaaaal ... da stellemer uns janz dumm ...
Und wir nennen das Modell "US Frigate Constitution 1803 gemäss Corne Gemälde "

Denn in meinem Falle hier werde ich im Wesentlichen das Farbschema der Corne-Seitenansicht von 1803 (siehe erster Beitrag) verwenden, wie das die Basses bei ihrem schönen Buch gemacht hatten, denn das hat Corne mit grösster Wahrscheinlichkeit genau so gesehen. Vermutlich verpasse ich der schönen Fregatte dann aber doch noch den zweiten Zierstreifen, den man auf den 1805 und 07er Gemälden sieht, aber ohne das Backdeck oder den Kuhlbereich "einzumauern", wie das dann wohl 1804 im Mittelmeer so war. Also begebe ich mich da auf dünnstes Eis, einfach der Ästhetik wegen ... denn wir können bestenfalls annehmen, dass beides gleichzeitig da war, können aber nicht wissen ob und wenn ja welches zuerst gemacht wurde.

Aber hey, es ist eine Interpretation und keiner der Beteiligten wird mir (im Diesseits wenigstens) widersprechen.
Beste Grüße
Marcus

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20

Sonntag, 21. Februar 2021, 19:39

Hier gibt's ein schönes Revell Modell zu sehen, dessen Intention offenbar die Darstellung eines recht frühen Bauzustandes ist (mit Seitenstreifen in "ocker"). Der Heckspiegel wurde allerdings nicht verändert in Richtung des grandiosen Corné - Spiegels. Wie ich verstanden zu haben glaube, kann die See herausgenommen werden, so daß das Modell auch als Standmodell betrachtet werden kann.

https://modelshipworld.com/gallery/album…nstitution-196/


Der dazugehörige Baubericht ist irgendwo auf modelforum.cz zu finden.

21

Sonntag, 21. Februar 2021, 20:54

Ja, das ist Maros schöne Consti. Ein unglaublich gut gemachtes Modell auf Basis des Revell Bausatzes. Man sieht, was damit machbar ist! Ein Traum.
Und dennoch: auch da gibt es noch Dinge, die man anders lösen könnte. Er hat wenig von den Anachronismen des Bausatzes behoben. Aber das ist, zugegeben, auch nicht unbedingt jedermanns Ziel. Sein Ergebnis ist unbestritten mit eine der Schönsten, die es gibt.
Beste Grüße
Marcus

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22

Montag, 22. Februar 2021, 09:32

Er hat wenig von den Anachronismen des Bausatzes behoben. Aber das ist, zugegeben, auch nicht unbedingt jedermanns Ziel.
Nein. Seine Leistung ist eher die, zu zeigen, was aus dem Bausatz rein von der Wirkung her rausgeholt werden kann. Für mich war es damals, als ich das Modell vor Jahren entdeckt habe, in der Hinsicht eine Offenbarung.
Sein Ergebnis ist unbestritten mit eine der Schönsten, die es gibt.
Absolut!

23

Montag, 22. Februar 2021, 12:39

Hier gibt's ein schönes Revell Modell zu sehen, dessen Intention offenbar die Darstellung eines recht frühen Bauzustandes ist (mit Seitenstreifen in "ocker"). Der Heckspiegel wurde allerdings nicht verändert in Richtung des grandiosen Corné - Spiegels. Wie ich verstanden zu haben glaube, kann die See herausgenommen werden, so daß das Modell auch als Standmodell betrachtet werden kann.

https://modelshipworld.com/gallery/album…nstitution-196/


Der dazugehörige Baubericht ist irgendwo auf modelforum.cz zu finden.

In der Tat ein hervorragend gebautes Modell mit einer ansprechenden Bemalung
Es spricht aus meiner Sicht auch nichts dagegen ein Modell nicht zu modifizieren. In dem Fall der passenden Bauzustände zur Ocker Bemalung des Batteriestreifens kann man allerdings anmerken das für 1814 dieser ebenfalls dokumentiert ist.
Es gibt einerseits einen entsprechenden Logbucheintrag Captain Stewarts sowie 1814 die Sichtung der Constitution durch die britischen Fregatten Tenedos & Junon beim Anlaufen eines US-amerikanischen Hafens (erst Portsmouth dann nach Boston abgeändert) Von dem Kommandanten der Junon wird der "yellow streak" ausdrücklich beschrieben. Weil dieser das Schiff wohl kleiner wirken ließ, so dass man erst von einer kleineren US-Korvette ausging, bevor man das Schiff als große 44 Kanonen Fregatte erkannte.

Zitat

"Constitution’s unusual paint job initially perplexed the British crews. Junon‘s Captain Clotworthy Upton afterwards wrote to Vice Admiral Sir Edward Griffith Colpoys in Halifax, saying, “She was painted with a single Yellow Streak, black Stern, and her entire line so perfectly straight, that when her hull first rose above the Horizon, I could scarcely persuade myself she was more than a Corvette.” As they drew closer, however, he could see it was one of the large American frigates: “I know of no other Ship which would answer the description,” he wrote, “except President; that she is an American I have no doubt.”"

Quelle: https://ussconstitutionmuseum.org/2014/0…blehead-escape/
Edit: Der Yellow Streak" könnte möglicherweise. aber auch ein schmaler Streifen (1 Plankenbreite ) unterhalb des Batteriedecks gewesen sein. So scheinen nämlich einige US-Korvetten und auch die President 1815 farblich gestaltet gewesen zu sein.
Streak kann aber auch, wie am verlinkten Modell gezeigt, bedeuten das es ein gelber Streifen in voller Höhe der Stückpforten und über diese hinweg gewesen ist. So zeigen es z.B. auch die Gemälde von Corné über das Constitution vs Guerriere Gefecht.

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