Meine zarte Liebe zu den frühen Schiffsmodell-Bausätzen der Firma Pyro habe ich ja schon an anderer Stelle (holländische Staatenyacht) bekundet. Mittlerweile bin ich in der Welt (d.h. im Netz) unterwegs, um mir die ehemalige Produktpalette der seligen amerikanischen Firma ins Haus zu holen. Dank dramatisch steigender Transportkosten bei Käufen aus den USA ist das Unternehmen nicht gar so einfach, wenngleich immer noch preiswerter als Golfen oder Segeln in 1:1.
Pyro war damals offenbar unterwegs, eine Art dreidimensionaler Enzyklopädie des Welt-Schiffsbaus aufzulegen. Neben den bekannten Klassikern von Sandra Maria bis Cutty Sark gibt es auch ein burmesisches Fluss Piratenschiff, ein (gut gelungenes) römisches Handelsschiff (immer noch mein Desiderat), einen amerikanischen Austernfischer etc. etc. Die meisten Modelle sind doch recht spielzeughaft, es gibt aber Ausnahmen, so zum Beispiel eine kleine (ca 1:200) Revenge, die ich demnächst einmal vorstellen werde. Unlängst traf nun bei mir ein (aus England) das polynesische Ausleger Kanu im Maßstab von ca. 1:35. ich war so angetan davon, dass ich es gleich zusammengesetzt habe. Natürlich konnte ich meine Schmidt-Pfoten nicht von den Teilen lassen, habe deshalb eine Plastikmaserung herunter- und eine neue eingeschliffen. Das voluminöse Plastiksegel habe ich nicht verwendet, d.h. doch, in dem ich es als Form gebraucht habe, um darauf einen dünnen Stoff mit Leimwasser in Form zu bringen. Das Resultat habe ich in vier Bahnen geschnitten, die knapp überlappend wieder zurück auf die Form gelegt und neu verklebt.
Die Fotos unten zeigen das fast fertige Modell mit zwei verschiedenen Segeln, von denen das eine durch die Einwirkung von Kaffee stärker strukturiert ist. Ich weiß noch nicht, für welches ich mich entscheiden werde. Voten werden gerne entgegengenommen.
Ansonsten stellte der Zusammenbau keine besondere Herausforderung dar. Beim Bemalen galt es allerdings, die verwendeten Bambusstöcke realistisch darzustellen. Ich hoffe, das ist mir gelungen.
Schließlich das Modell noch einmal mit den zwei verschiedenen Segeln in etwas polynesischerem Licht.
Zum Bausatz gehörten ursprünglich zwei Besatzungsmitglieder, die bei einer realistischen Darstellung nicht fehlen dürfen, zumal der eine das Ruder frei in der Hand hält und der andere unter ganzem Körpereinsatz seinen Job auf dem Ausleger macht. Ich fürchte, die beiden sind in einer englischen Hafenkneipe versackt. Sollte jemand den Bausatz besitzen, bitte ich hiermit herzlich, mir zwei Ersatzleute zum Abformen zur Verfügung zu stellen. Danke!
Wie gesagt, ist die Takelage noch nicht fertig. Ich werde den bescheidenen Hinweisen in der Bauanleitung folgen und mich nicht in die Geschichte des polynesischen Schiffsbaus einarbeiten. Nur so viel als Arbeitsgrundlage: ich vermute, dass mit Schiffen dieser Art nicht gewendet wurde, sondern der Ausleger immer auf der Luvseite blieb und nur das Segel gedreht wurde. Aber wie gesagt: eine Vermutung.
Vielen Dank für das Interesse an dieser Petitesse!
Schmidt