Weder nur vorher oder nachher ... immer nach Erfordernis
die Bemalung erfolgt so früh wie nötig um an später nicht mehr erreichbare und deshalb nicht mehr bemalbare Teile noch Farbe zu bekommen ... und so spät wie möglich um zum Beispiel das Abkleben zu minimieren. Ganz vermeidbar ist es wohl nie. Klebestellen sind vorher vorsichtig von Farbe zu befreien.
Die spätere gute Passung ist wichtiger als jede Bemalung ... die tollste Farbe hilft nichts wenn's von der Passung nicht stimmt.
Nachträgliches Schleifen oder Schneiden sieht gerade bei stählernen Objekten schlecht aus ... egal ob Auto, Flugzeug oder Schiff ... bei kleinteiligeren Objekten, die zum Beispiel Holzplanken darstellen sollen, geht das eher.
Wir müssen uns immer vor Augen halten, daß Bausätze von Menschen gemacht sind und deshalb grundsätzlich auch fehlerhaft sein können.
Ein sehr großer Teil unserer Bausätze ist zwischen den 1950er und 1980er Jahren entstanden ... fast immer als eine sehr komplizierte Arbeit per Hand ... oft noch in dicke, sehr hochwertige Stahlplatten aus ehemaligen WKII Kriegsschiffen geschnitten.
Das waren echte Künstler, die sehr komplizierte Formen noch ohne jede Hilfe von Computern mit teilweise extrem feinen Details geschnitten haben.
Bei aller Perfektion muß man da grundsätzlich immer mit der einen oder anderen Problemstelle rechnen ... Nobody is Perfect !
Das ist Modellbau und deshalb ist da zwingend die Zusatzarbeit des Modellbauers erforderlich.
Aber auch in modernen CNC-unterstützt gefertigten Kits sitzen Menschen am Computer ... irren ist menschlich ... auch bei den modernsten Kits muß man mit Fehlern rechnen.
Auch in unserer "echten" 1:1 Welt gibt es wohl kein Haus, Schiff, Flugzeug oder Auto bei dem im Produktionsprozess nicht Anpassungs-und Verbesserungsarbeiten erforderlich sind .
Was hilft es beispielsweise bei einem historischen "hölzernen "Schiff einen Heckspiegel mit goldenen Verzierungen noch am Gießast bis in die kleinsten Einzelheiten perfekt zu bemalen wenn ich erst nachher feststelle, daß er nur mit diversen Anpassungsarbeiten zwischen die Rumpfhälften paßt ?
Das ist dann nur teilweise Schuld des Herstellers sondern auch Versagen des Modellbauers ... da hätte er sich zeitig drum kümmern sollen ... wer nur Teilchen zusammenpappen möchte ist vielleicht mit Lego besser dran.
Gerade bei solch komplexen dreidimensionalen Objekten muß man bei jedem Hersteller ausnahmslos immer davon ausgehen, daß Nacharbeiten erforderlich sind und diese deshalb sehr frühzeitig selbst vornehmen .
Im Holzmodellbau kommt man niemals drum herum und auch im Plastikmodell ist die Prüfung auf Passung eine Aufgabe des Modellbauers.
Ich baue, wenn es geht, immer in zusammengehörigen Baugruppen ... auch wenn das bedeutet Teile aus späteren Baustufen schon früher zu integrieren.
Oft erfordert das eine sehr weitgehende Vorausplanung und Prüfung der Teile ... manchmal eine fast schon eine komplette virtuelle Montage im Kopf.
Das ist oft auch nötig weil viele Bauanleitung nach der "Schritt für Schritt-Methode" nicht immer ganz schlüssig sind und schon mal das eine oder andere Teil vergessen ... oder viel zu spät einbauen. Die wenigsten sind perfekt ... ist ganz einfach so ... damit muß ich als Modellbauer einfach rechnen.
Und dann gibt's noch andere Anleitungen, die nicht viel mehr als eine bessere Explosionszeichnung sind ... ( zB. ältere Airfix und Heller) ... da muß man sowieso ohne jede Hilfe selbständig sehr gut und weit vorausplanen.
So kann ich noch im unbemalten Zustand diese Baugruppen aufeinander abstimmen und schon sehr frühzeitig Korrekturen durch Schleifen und Schneiden vornehmen.
Auch in sich komplette Einzelteile würde ich immer zuerst auf Passung prüfen und nach Erfordernis bearbeiten ... sie dann aber getrennt bemalen weil es leichter geht und in der Regel viel sauberer aussieht ... erst dann montieren.
Manchmal trenne ich sogar bausatzseitige Bauteilkonglomerate in ihre größeren Bauteile sinngemäß auf um sie leichter bemalen zu können.
Bei einem Autobausatz kann das beispielsweise bedeuten die Multipiece-Karosserieteile anders und frühzeitig zu zerschneiden und zusammenzusetzen um eine bessere Lackierung zu ermöglichen.
Bei einem Schiff zerschneide ich schon mal komplette Deckseinsätze in Wand- und Bodenelemente um sie getrennt bemalen und montieren zu können.
Im Grunde muß man das bei jedem Kit ein wenig anders machen ... Keiner ist gleich ... es sind einfach Erfahrungswerte aus Jahrzehnten
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus
"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )
Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )