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Sonntag, 17. Juni 2018, 16:38

SS Berlin, ein Flohmarktfund

Diese nicht mehr ganz junge Lady ist mir gestern auf dem Flohmarkt zugelaufen.









Sie ist knapp 40 cm lang, der Rumpf ein Holzblock, die Aufbauten allerdings aus Blech und Messing, mit dem Rumpfblock verschraubt. Auch Lüfter und Davids stecken mit Schraubenfortsätzen entweder im Holz oder in Muttern. Der Zustand geht aus den Bildern, so denke ich, ziemlich deutlich hervor. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist die Takelage bereits einmal repariert worden, mittlerweile aber wieder recht ramponiert.
Das Modell erinnert sehr stark an gewerblich hergestellte Schiffsmodelle aus dieser Zeit, insbesondere durch die dramatische Verkürzung der Proportionen. Googelt man Blechspielzeug aus der Zeit um 1900 findet man sehr ähnliche Silhouetten.
Auf dem Bild nicht so deutlich zu erkennen: drei geprägte Namensschilder mit dem Text „Berlin. Harwich".
Mit diesen Anhaltspunkten ergibt sich folgender Hintergrund: SS Berlin wurde 1897 für ein englisches Fährunternehmen gebaut und pendelte zwischen Harwich und Hoek van Holland. 1907 lief das Schiff vor der holländischen Küste auf Grund und brach auseinander. Der Bug versank, ca. 140 Passagiere und Besatzungsmitglieder starben, einige andere wurden in einem Aufsehen erregenden Rettungsunternehmen vom Heck geborgen.
Meine Fragen: Steht das semiprofessionell gebaute Modell mit diesem Ereignis in einer Verbindung?
Und natürlich: Restaurieren oder nicht restaurieren?
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

2

Montag, 18. Juni 2018, 06:48

Moin,
also ich denke, daß Modell steht nicht direkt mit dem Untergang zusammen. Entweder wurde es als Spielzeug für die sich allmählich durch den Kaiser "geförderte" Marinebegeisterung gebaut, oder es handelt sich um ein Unikat, welches jemand als "Verehrer" der Berlin gebaut hat.
Was die Restauration angeht, gehen natürlich die Meinungen auseinander. Bei so alten Modellen würde ich persönlich lediglich die Takelage erneuern. Wobei es hier auch wieder zwei Wege gibt. Entweder mit unbearbeiten neuen Garn, oder gealtert. Für eine richtige Restauration müssen zwingend Erfahrung mit verwendeten Materialien, speziel Farbe vorhanden sein. Eine Restauration könnte möglicherweise sogar den Wert solch eines Modell erheblich verringern.
Gruß
Jürgen

3

Montag, 18. Juni 2018, 07:48

Ich denke, der Kaiser ist diesmal nicht beteiligt. Es ist ja ein englisches Schiff, und da ich das Modell von einem englischen Flohmarkthändler gekauft habe, nehme ich an, es stammt auch aus England.
Den Hinweis auf eine "behutsame" Restaurierung werde ich sehr ernst nehmen. Was meine Erfahrung mit solchen Arbeiten angeht, verweise ich auf den Link in meiner Signatur.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
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4

Montag, 18. Juni 2018, 14:31

Mahlzeit!

Der Unterschied zum Kaiser (also Franz Josef, nicht Wilhelm) ist nur, daß der ein "richtiges" Modell ist, während es sich hier eher um ein historisches Spielzeug handelt. Meiner Meinung nach darf ein Spielzeug auch bespielt aussehen.
Übrigens eine sehr interessante Mischung, einerseits die kinderzimmergerecht geschrumpfte Länge, andererseits liebevoll und aufwändig gestaltete Details wie Ankerwinde und Reling. Als Kind wäre ich darauf jedenfalls sehr stolz gewesen.
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

Beiträge: 1 082

Realname: Björn

Wohnort: Da, wo Gude als Begrüßung reicht.

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5

Montag, 18. Juni 2018, 16:20

Hm, ein interessantes Modell.
Ich weiß ja nicht...ich für meinen Fall würde das Schiffchen restaurieren. Da spricht wohl der Oldtimer-Besitzer...

Wie wär´s denn mit Reinigen und die schlimmsten Macken (Takelage...) reparieren, aber eben nicht "werftneu", so wie dein Kaiser, sondern eher so ein bisschen Mittelweg?

Beste Grüße,
Björn
Im Bau: Royal Louis; Fletcher-Klasse (Platinum Edition); Jeep Willys

Fertig: Lamborghini Countach (Abo); La Montanes; Astrolabe; Bounty; Lanz-Bulldog D8506 (Abo); Bismarck (Platinum Edition)

6

Montag, 18. Juni 2018, 19:44

Ich denke tatsächlich, das bietet sich an, und darauf sollte es hinauslaufen.
Was mich nebenbei noch interessiert: Wie kommt es zu einem solchen Modell? Nach 1907, also nach dem Untergang des Vorbilds, sollte es als Spielzeug für Kinder doch eher tabu sein. Dann müsste es also vor 1907 entstanden sein. Ich könnte mich irgendwohin beißen, den Flohmarkt-Händler nicht nach der Herkunft gefragt zu haben. Aber da hatte ich den Schriftzug zwar bemerkt, konnte jedoch mit dem Namen noch nichts anfangen.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

7

Montag, 18. Juni 2018, 19:49

Nachtrag. Die Ähnlichkeiten zwischen den Dampferchen und der historischen Berlin sind übrigens minimal. Womöglich sind die Plättchen mit den Schriftzügen aus irgendwelchen Gründen später hinzugefügt worden, um aus dem vorbildlosen Spielzeug ein Erinnerungsstück oder dergleichen zu machen.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

8

Montag, 25. Juni 2018, 23:08

Vorhin habe ich ein wenig quer gesucht ...
1894 liefen für die Great Eastern Railway mit nur wenigen Monaten Abstand drei Schwesterschiffe von Stapel ... alle in der gleichen Werft Earle's Shipbuilding Company ... die Berlin, die Amsterdam und die Vienna.

Das ist die Vienna: ( edit Vienna II, wie ich jetzt weiß )



Und ich muß sagen, daß Dein Modell der S.S. Vienna, wenn auch in der damals üblichen, stark verkürzten Form , wie aus dem Gesicht geschnitten scheint.
Wie eine gute Karikatur (ohne das abwertend zu meinen) gibt sie wirklich alle wesentlichen Merkmale wieder ... so wie das auch bei den Modellen von BING oder Märklin zu beobachten ist.

höher auflösend:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/c…_%281894%29.jpg
https://en.wikipedia.org/wiki/SS_Vienna_(1894)

Daß die S.S. Berlin 1907, zur Zeit des Unglücks, ziemlich anders aussah ist mit Bildern belegt.
Wieder ein wenig Raum für Spekulationen ... sahen sie alle drei zu Beginn 1894 so aus ? Wurden dann teilweise umgebaut ?
Oder hat sich der Modellbauer schlichtweg geirrt ?

Edit
As time goes by ...
nur wenige Stunden später muß ich zumindest das obige Photo und dessen zeitliche Einordnung auf der Wikiseite in Frage stellen ... und damit auch die zeitliche Einordnung des Modells ... nach jetzigem Stand sah auch die Vienna 1 nicht so aus wie auf obigem Photo.

In folgendem Link bitte ich um genaueres Betrachten der Vienna II ... speziell die Photos drum herum ... stimmt dann noch das obige Photo auf Wiki ?
https://www.simplonpc.co.uk/LNER_Harwich.html#anchor1642811

Mal angenommen die ganze Gruppe im Design ähnlicher Schiffe gehört tatsächlich statt der Jahrhundertwende in die 30er ...
nach meiner jetzigen Einschätzung handelt es sich bei dem Photo um die Vienna II ( 1929-1941 ) und zwischen ihr und dem Modell gibt es eine große Übereinstimmung ...

was bedeutet das dann für das Modell und dessen Beschriftung ?
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

9

Montag, 16. Juli 2018, 10:44

Ich bin mittlerweile vollkommen überzeugt davon, dass die semiprofessionell wirkenden Namensschilder am Rumpf des Modells (Berlin) eine (nachträgliche?) Umbenennung darstellen, deren Gründe wir wohl nie erfahren werden. Der Hinweis auf die Vienna scheint mir absolut zutreffend zu sein. Später mehr zur „historischen Forschung“.
Was habe ich in der Zwischenzeit gemacht? Zuerst wurde das Modell gesäubert. Das ging ganz hervorragend, da es sich durch das Lösen weniger Schrauben weitgehend demontieren ließ. Leider kam unter dem Säuberungsstrahl der Airbrush eine Erstlackierung zum Vorschein, deren Qualität man nur verstehen kann, wenn man davon ausgeht, dass der Erbauer zur Bemalung nur den Backpinsel seiner Ehefrau und eine alte Zahnbürste zur Verfügung hatte. Ich kenne das Phänomen von anderen Modellen: ein ganz ambitionierter Bastler schreitet nach Fertigstellung zum „Lackiermord“ an seiner Arbeit. Tatsächlich sah das Modell mit seiner Schmutzschicht ein bisschen besser aus als ohne.
Ich habe also alle Farben aus Enamels angerührt und das ganze Modell exklusive Bordwand neu gestrichen. Ich zeige davon keine Bilder, um mir hier nicht den Vorwurf der Schändung einer Antiquität zuzuziehen. Nach gründlicher Abtrocknung habe ich das Modell mit verdünnter Ölfarbe lasiert. Für mein Empfinden sieht es jetzt so aus, als wäre die erste Lackierung vor achtzig oder neunzig Jahren gelungen und hätte das Modell die Folgezeit an einer einigermaßen geschützten Stelle zugebracht. Die folgenden Bilder machen vielleicht einen Vergleich möglich.









Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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