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Samstag, 3. März 2018, 23:46

Angst vor dem versagen

Hallo Modellbaufreunde!

Mein Sohn, bald 10, hat mir jetzt bei mehreren Modellen geholfen.
Er hat die groben Pnselarbeiten gemacht und beim Zusammenbau auch mal was "verkleben" dürfen.
An Details und Decals hat er sich noch nicht getraut.
Er hat die Corvette Stingray von Revell angefangen und seit es an die Innenausstattung, Armaturen und Sitze usw. geht, hat er keine Lust mehr weiter zu machen. Er will nach Bauplan anmalen und ihm fehlt dazu noch die filigrane Motorik. Das ist eh seine Schwäche.
Soll ich ihn einfach mal machen lassen, ohne Vorlage, oder ihm lieber helfen es ordentlich hin zu bekommen.
Ich würde ihn ja einfach mal pinseln lassen aber sein Anspruch ist nach Bauplan zu arbeiten und besser.
Was meint ihr?
Nach vielen Jahren wieder Aktiv

Robert & Heiko

Beiträge: 584

Realname: Andreas

Wohnort: Nahe Leonberg bei Stuttgart

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2

Sonntag, 4. März 2018, 00:48

Moin,

ich blicke mal darauf zurück, wie das mit mir und diesem Hobby anfangs war:

Ich habe meine allerersten Automodelle gebaut, als ich 6 oder 7 war, also Mitte der 70er. Und das, was es damals als Kits gab, gilt heute überwiedend als unbaubar. Auch die damaligen Lacke waren nicht so der Brüller. Außer Revell und Humbrol Enamels und ein paar mehr oder weniger grobe Pinsel kannte ich nix.
Dementsprechend übel sahen meine ersten Modelle auch aus.

Wobei ich im Gegensatz zu deinem Sohn den Nachteil hatte, dass niemand sonst in meiner Familie, Verwandschaft oder Freundekreis Modlelle baute und alle das Hobby sowieso nur als Geldverschwendung und völligen Unsinn ansahen und mich daher auch keiner unterstützte oder motivierte. Also alles try and error bzw. learning by doing.

Mit 14 oder 15 hatte ich dann mal erste halbwegs ansehnliche Erfolge. Als ich nach dem Abi mit 19 in die Ausbildung ging konnte ich mir dann meine erste Airbrush leisten. Ein Meilenstein.

Von da ab ging es stetig bergauf. Aber selbst heute mit voll eingerichtetem Hobbyraum, Lackierkabine mit Abzug, Zero Paints Lacken und 40 Jahren Erfahrung gehen immer noch Sachen voll daneben. Ich weiß echt nicht (und will es auch nicht wissen) wie viele Bausätze ich über die Jahrzehnte schon als unrettbar versaut in die Tonne gekloppt habe.

Langer Rede kurzer Sinn: Ich würde deinen Sohn zwar anleiten und Tipps geben, ihn sonst aber machen lassen und ihn bestärken weiterzumachen auch wenn das eine oder andere danebengeht oder nicht so wird, wie er es will. Und gib ihm das Gefühl, dass auch nicht perfekte Ergebnisse gut sind und dass es nur durch Übung besser wird. Modellbau ist ein lebenslanger Lern- und Verbesserungsprozeß.

Und es ist natürlich wichtig, mit den richtigen Modellen anzufangen. Also z.B. vorlackierten Kits, die man auch schon ohne Lackierung und viel Detailbemalung zu ansehnichen Modellen zusammenbauen kann. Zudem ist es hilfeich, sich vorher nach der Qualität und der Schwierigkeit eines Bausatzes zu erkundigen. Dank des Internets gibt es dazu ja heute genug Quellen. Wenn er mit einem Jaguar E-Type oder Porsche 911 3.0 RS von Revell anfängt, ist das Scheitern bereits im Kauf des Bausatzes inbegriffen......

Und wenn das auch nicht hilft, folgende Überzeugung aus bitterer Erfahrung meinerseits:

Frustrationstoleranz war, ist und wird wohl auch immer - wie bei vielem anderen Dingen im Leben auch - ein Bestandteil dieses Hobbys sein. Da mussten wir (und müssen die meisten von uns immer noch) alle immer wieder mal durch. Uch die Fuß-, Hand- oder sonstige Ballmannschaft gewinnt nicht jedes Spiel.

Wenn dein Sohn aber gleich nach dem ersten Versuch hinschmeißt und keine Lust mehr hat oder sich gar nicht erst an den ersten Versuch herantraut, wird er an diesem Hobby keine Freude haben. Ein Bausatz ist halt kein Computerspiel, das man einfach wieder neu startet, sobald man bei "game over" angekommen ist.

Harte Worte vielleicht, aber so sind meine Erfahrungen. Entweder er lernt, mit Mißerfolgen umzugehen und sich dann umso mehr an den Erfolgen zu freuen, oder das wird nix.

Sorry, aber so isses meiner Meinung nach. Ich bin gespannt auf die Ansichten der anderen Foristen.

Ich wünsche euch beiden aber dennoch viel Erfolg und viel Spaß am Hobby. Gerade im Automodellbereich wird Nachwuchs dringend gebraucht.

Gruß, Andi

Beiträge: 1 050

Realname: Paul

Wohnort: Landkreis SAD, Oberpfalz

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3

Sonntag, 4. März 2018, 04:02

Hallo zusammen,

Andreas, da bin ich ganz deiner Meinung!

Wenn er das Modell nicht fertig bauen will, dann kann er sich auch beim nächsten Modell - wenn es denn soweit kommt - nicht steigern!

Am besten wandelt er den Drang vom perfekten Modell in Motivation um. Außerdem darf beim bemalen keine Hektik herschen.

Vielleicht erklärst du ihm, wie es bei dir war. Ich denke du hast am Anfang deiner "Modellbaukarriere" auch keine perfekten Modelle gebaut.

Auch wenn ich in dieser Hinsicht keine Erfahrung habe, würde ich es wohl so angehen.

MfG Paul
"Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." (Henry Ford)
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Meine bisherigen und aktuellen Arbeiten findet Ihr HIER.

4

Sonntag, 4. März 2018, 18:01

Danke Leute!

Meine Modelle sind ja auch nicht perfekt, bei weitem nicht.
Ich werde ihm bei der Innenausstattung ein wenig helfen und den Rest soll er wieder selbst machen.
Er hat ja bei den vorherigen Modellen auch schon einiges machen dürfen.
Ich habe für ihn erstmal nur vorlackierte Modelle gekauft.
Die Corvette, den Challenger und den Ford Fusion Nascar als SnapKit.
Man ist dann halt auf das Farbschema eher begrenzt.
Den Motor hat er schon echt gut hin bekommen nur die Farbkanten bei der Innenausstattung sind nicht wirklich leicht zu treffen.
Ich finde es ein tolles Hobby, er eigentlich auch.
Mal sehen wann er sein erstes Modell alleine baut.
Und wenn er wirklich keine Lust mehr hat, dann habe ich es wenigstens versucht.
Nach vielen Jahren wieder Aktiv

Robert & Heiko

5

Sonntag, 4. März 2018, 18:16

Hey,

ich habe den Beitrag meiner Freundin gezeigt, welche eine Kinderpflegerin ist und derzeit die Ausbildung zur Erzieherin macht.
Wichtig ist, mit dem Kind zu sprechen, was es sich vorstellt wie das Ergebnis aussehen soll, also welche Farben usw.
Und dann ihn einfach mal versuchen lassen. Wenn es nicht klappt, lernt er daraus auch (wie du ja auch schon geschrieben hast).
Und dann ist es wichtig, ihm nach Möglichkeit Hilfestellungen zu geben. Beispielsweise gibt es für Pinsel so Aufsätze, die den Griff dicker machen. Dies erleichtert Kindern das halten (man kann auch einfach Kreppband nehmen und um den Griff wickeln).
Eine weitere Möglichkeit wäre, das man den Innenraum abklebt (was ich bspw. bei meinen Modellen auch mache, da ich mit der Airbrush alles lackiere). Ist zwar mehr Arbeit, aber die Ergebnisse werden besser und das Kind tut sich leichter :)
Ich wünsche gutes Gelingen :)

6

Sonntag, 4. März 2018, 18:31

Seine Motivation ist ihn so zu bauen wie auf der Verpackung.
Er kann sich da halt leichter orientieren.
Abkleben werde ich mal versuchen, Tape habe ich ja da.
Da kann man immer noch mal korrigieren.
Ich baue meine Modelle eher selten nach Anleitung.
Da kam er irgendwie besser zurecht.
Nach vielen Jahren wieder Aktiv

Robert & Heiko

7

Montag, 5. März 2018, 10:48

Da ich weder Dich noch Deinen Sohn persönlich kenne, kann ich da keine psychologisch wertvollen Tipps geben.
Aber ich kann erzählen, wie es bei mir angefangen hat. Soweit ich mich erinnern kann, war ich damals auch in etwa 10 Jahre alt. Ich hatte kein Vorbild in der Familie, aber mit meinem Opa immer einen Unterstützer.
Erstes Modell: Ohne jegliche Bemalung zusammengeklebt. Kein Glue-Bomb. Gut geklebt. Nur eben nicht bemalt. Das Modell existiert heute noch und ich erinnere mich gern zurück.
Zweites Modell: Pinselbemalung, wie übrigens viele weitere Modelle. Weit weg von Perfektion. Ich war einigermaßen zufrieden.
Mein Opa hat mir damals viel geholfen. Was genau er gemacht hat, kann ich gar nicht mehr sagen. Ich würde jederzeit behaupten, ich habe alles selbst gemacht :D
Mir ist es nie schwergefallen mir helfen zu lassen.

Was den Perfektionsanspruch angeht, kenn ich das Problem. Das hatte mir später total die Motivation verhagelt. Mir hat geholfen, dass ich ein preisgünstiges, einfach zu bauendes (Curbside), unbeliebtes Modell zum üben gebaut habe. Unbeliebt heißt nicht verhasst. Je mehr ich ein Modell mag, desto mehr will ich, dass es perfekt wird. Alles läuft dann unter dem Motto "Übungsmodell", damit mein nächstes Modell besser wird. Dann ist es auch nicht so schlimm, wenn was schief geht und ich kann daraus lernen.

Ich sehe die Crux darin, dass er Deine Modelle sieht und auf Anhieb so gut sein will wie Du.

Da ich gerade erst Vater geworden bin, frage ich mich dezeit noch, wie das mal sein wird. Lass uns wissen, wie es weiter geht. :)
Grüße Vinc

8

Montag, 5. März 2018, 18:51

Der NASCAR ist glaube ich so gut wie fertig bemalt.
Den bekommt er demnächst zum 10 ten Geburtstag.
Vielleicht kickt es ihn dann wieder mehr wenn er den alleine zusammengebaut hat.
Bauen nach Anleitung findet er total super.
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Robert & Heiko

dagmar bumper

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9

Montag, 5. März 2018, 23:03

Howdy Heiko & son:

ich finde es grosse klasse, wenn sich jemand ausserhalb von "GTA ..." usw. einer Sache widmet, die etwas von einem verlangt, ausser eine Rolle zu übernehmen. Sondern für etwas "gerade " zu stehen, was einem vielleicht nicht von Anfang an gepasst hat. Sowas zeugt von Grösse.Bleib am Ball !!!

Matze

10

Freitag, 9. März 2018, 20:08

Mein Sohn schaute mir bei den zahllosen Arbeiten im ganzen Haus zu. Irgendwann kam ich nach Hause und hörte es in der Werkstatt hämmern, feilen und sägen. Heraus kam ein über sich sehr stolzer Junge, der seinem PC ein neues Gehäuse gegeben hatte. Aus Holz im Stil einer Mikrowelle.

Ich habe als Kind auch viele Modelle von Revell zusammengeklebt. Viel Kleb hält gut! Jahre später dann wieder die Modelle zerlegt und Räder oder Propeller drehbar gemacht. Mit 25 meine letzten drei Plastikmodelle gebaut, aber nie angemalt, weil mir dann die Zeit fehlte.

Also ich würde sagen, lass deinen Sohn machen, wie er will und wie er kann. Motiviere ihn, weiter zu machen und bestärke ihn darin, dass man oft schlechte Sachen später mit mehr Übung besser machen kann. Und manchmal kauft man sich das selbe Modell noch einmal, um es dann besser zusammen zu bauen.

So hart es klingt, er muss auch selber an seine Grenzen kommen und mit Niederlagen umgehen lernen. Und dann braucht er Trost und Motivation!

Das wird schon! 8)

Stefan
Die Intelligenz auf einem Planeten ist eine Konstante. Nur die Zahl der Bevölkerung wächst!

Jean-Luc Picard

11

Samstag, 10. März 2018, 19:19

Ich finde, mit 10 Jahren ist man für dieses Hobby einfach noch zu jung. Es fehlen in diesem Alter einfach noch die die nötigen Fähigkeiten.
Sicher gibt es Kinder die die nötigen Fähigkeiten schon haben, aber wohl die wenigsten.
Ab 12-13 Jahren sieht es schon vielversprechender aus.

Ein Problem sehe ich da bei Autmodellen was die Karosserien betrifft, die bei Bausätzen ja idR aus weißem oder grauen Plastik sind.
In meiner Jugend waren die Karosserien noch aus farbigem Plastik, und mit Glück aus hochdichtem farbigem Kunststoff. Da war es nicht unbedingt nötig die Karosserien zu lackieren.

Ich habe mal vor zig Jahren bei einem Ex-Chef gesehen was dessen damaliger 14-jähriger Sohn aus einem Ferrari-Bausatz machte, dessen Kunststoff schon in rot war. Dieser Jugendliche lackierte das Modell mit roter Farbe.
Das Ergebnis war eine einzige Katastrophe - absolut nur noch für die Tonne.
Model versaut, dieses Hobby ist sche***!
Ich habe stets mehrere Modelle im Bau, oft gibt es längere Pausen. Aktuell im Bau, bzw. in den letzten Monaten immer mal etwas dran gemacht: die hier gezeigten Modelle im Thread "Querbeet". --- Ansonsten viel Gartenarbeit beim Erstellen eines neuen Gartens auf einem komplett runtergekommenen Geröll- und Müll-Grundstückes. usw ........ :wink:

12

Samstag, 10. März 2018, 19:45

Erstmal vielen Dank für die tolle Unterstützung!
@Automodellbauer: Ich bin auch nicht der tolle Lackierer, habe jetzt auf Airbrush umgestellt und übe auch damit erstmal.
Darum hat er sich auch selbst schon die vorlackierten Modelle ausgesucht, und weil ihm die Modelle gefallen.
Ansonsten fehlen ihm sicher die motorischen Fähigkeiten, dass soll er ja dabei lernen.
Er könnte auch zeichnen, aber das liegt ihm nicht so sehr.
Ich sage ihm ja auch immer dass man viele Sachen am fertigen Modell gar nicht sieht.
Ich male auch immer die Instrumente mit dem Pinsel und bei den meisten Modellen sieht man davon nichts.
Ich weiß, dass es da ist.
Ich werde nicht aufgeben ihn zu motivieren.
Vielen Dank an das Forum, dass jedem eine Chance gibt.
Nach vielen Jahren wieder Aktiv

Robert & Heiko

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