Hallo Franz!
ich weiß, bei Dir geht es mehr um Spaß am bauen und am Schaffen einer kleinen Welt mit vielen Details. Das soll auch so sein. Hier nur mal mein Rechercheergebnis, woraus die Proviantierung wirklich bestand. Es gibt darüber sehr akurate und erhaltene Katalogisierungen in den Archiven. Obst dürfte allerdings bereits aus dem Grunde ausscheiden, da man es weder haltbar lagern noch so stauen konnte, dass es nicht sofort zu Kompottmatsch verdarb. Außerdem war bis dahin wenig bekannt, dass Obst einen wichtigen Nährwert hat, vor allem auch als Skorbutprophylaxe...
Hier ein Ausschnitt aus einem entsprechenden Text für Dich:
"Magellan geht von Schiff zu Schiff, um vor allem die Fracht und
Ladung zu prüfen. Wie oft zwar ist er jede Leiter schon hinauf- und
hinabgeklettert, immer und immer wieder hat er das Inventar genauest
aufgenommen, und noch heute können wir dank der erhaltenen
Archivdokumente uns von der Peinlichkeit und Präzision überzeugen, mit
der hier eines der phantastischesten Abenteuer der Weltgeschichte im
winzigsten Detail berechnet und durchgerechnet war. Bis auf einen halben
Maravedi ist in den umfangreichen Akten verzeichnet, was jeder Hammer,
jedes Seil, jedes Säckchen Salz, jedes Ries Papier gekostet hat, und
diese kalten, korrekten, von irgendeiner gleichgültigen Schreiberhand
hingeschriebenen Zahlenkolonnen mit allen ihren Spezifizierungen und
Bruchteilen bekunden vielleicht noch überzeugender als alle pathetischen
Worte das Geduldgenie dieses Mannes. Magellan wußte als erprobter
Seemann um die ungeheure Verantwortlichkeit einer Reise ins völlig
Unbekannte. Er wußte, daß auch das winzigste Objekt, das bei der Abfahrt
durch Leichtsinn oder Gedankenlosigkeit vergessen würde, unwiderruflich
für die ganze Dauer der Reise vergessen blieb; in diesem besonderen
Fall gab es für ein einmal gemachtes Versehen oder Übersehen keine
Korrektur
mehr, keinen Ersatz, keine Sühne. Jeder einzelne Nagel, jeder Ballen
Werg, jedes Stück Blei, jeder Tropfen Öl, jedes Blatt Papier stellt in
jenen unbekannten Zonen, denen er zustrebt, einen Wert dar, der mit
keiner Summe Geldes und nicht mit dem eigenen Blut mehr zu erkaufen
wäre: an einem einzigen vergessenen Ersatzstück kann ein Schiff
unbrauchbar werden, an einer einzigen falschen Kalkulation das ganze
Unternehmen zugrunde gehen.
Darum gilt der strengste, der sorglichste Blick dieser letzten
Heerschau dem Proviant. Was verzehren zweihundertfünfundsechzig Menschen
auf einer Reise, deren Dauer auch annähernd nicht zu erraten ist?
Schwierigste Rechnung dies, weil der eine Nenner – die Dauer der Reise –
unbekannt ist. Nur Magellan und nur er allein ahnt – er wird es
vorsichtigerweise der Mannschaft nicht sagen –, daß es viele Monate, daß
es wahrscheinlich sogar Jahre dauern wird, ehe zulänglicher Mundvorrat
wieder nachbeschafft werden kann: lieber mehr als weniger wird er darum
mitnehmen müssen, und die Mengen sind – in Anbetracht des kleinen
Schiffsraums – wirklich imposant. Das Alpha und Omega aller Ernährung
bildet der Schiffszwieback: einundzwanzigtausenddreihundertachtzig Pfund
hat Magellan an Bord schaffen lassen und sie kosten mit den Säcken
dreihundertzweiundsiebzigtausendfünfhundertzehn Maravedis; soweit
menschliche Voraussicht etwas berechnen kann, müßte diese riesige Ration
sogar für zwei Jahre ausreichen. Auch sonst denkt man bei der
Proviantliste Magellans eher an einen modernen Transatlantikdampfer von
zwanzigtausend Tonnen als an fünf Fischkutter von zusammen etwa
fünfhundert bis sechshundert Tonnen (zehn Tonnen von damals entsprechen
elf von heute). Was alles ist da im engen, dumpfigen Schiffsraum
zusammengestaut! Neben den Säcken mit Mehl, Bohnen und Linsen und Reis
und allen
denkbaren
Hülsenfrüchten lagern fünftausendsiebenhundert Pfund eingepökeltes
Schweinefleisch, zweihundert Fässer Sardellen, neunhundertvierundachtzig
Laibe Käse, vierhundertfünfzig Schnüre Knoblauch und Zwiebeln; ihnen
hinzugefügt sind allerhand schmackhafte Dinge wie fünfzehnhundertzwölf
Pfund Honig, dreitausendzweihundert Pfund Malagatrauben, Rosinen und
Mandeln, reichlich Zucker, Essig und Senf. Sieben lebende Kühe (aber die
braven Vierbeiner werden nicht lange leben) treibt man noch in letzter
Stunde an Bord; damit ist für die erste Zeit Milch und für die spätere
frisches Fleisch gesichert. Aber wichtiger als Milch dürfte den robusten
Gesellen auf die Dauer doch der Wein sein. Um die Mannschaft in guter
Stimmung zu halten, hat Magellan den besten und allerbesten in Xerez
einkaufen lassen, und zwar nicht weniger als vierhundertsiebzehn
Schläuche sowie zweihundertdreiundfünfzig Fässer; auch hier ist
theoretisch auf zwei Jahre hinaus für jeden Matrosen sowohl Mittags- als
Abendtrunk sichergestellt."
Hier aber noch weitere katalogisierte Gegenstände, die auf die Schiffe verladen wurden. Du kannst Deiner Kreativität also alternativ freien lauf lassen, es gibt grundsätzlich viel darzustellen, wenn Du magst:
"Die Liste in der Hand, wandert Magellan von Schiff zu Schiff, von
Gegenstand zu Gegenstand. Welche Mühe, erinnert er sich, hat es
gekostet, all dies zusammenzubringen, zu prüfen, zu berechnen, zu
bezahlen! Welche Kämpfe bei Tag mit den Ämtern, den Händlern, und welche
Angst dann in den Nächten, etwas vergessen, etwas falsch verteilt zu
haben! Aber nun scheint endlich alles vorhanden, was
zweihundertfünfundsechzig Mägen auf dieser Fahrt benötigen werden. Für
die Menschen, für die Matrosen ist gesorgt. Doch auch Schiffe sind
lebende, sind sterbliche Wesen, und jedes verbraucht im Kampf mit den
Elementen viel von seiner Widerstandskraft. Der Sturm zerreißt die
Segel, zerzerrt und zerfetzt die Taue, das Seewasser frißt am Holz und
rostet das Eisen, die Sonne brennt die Farben aus, die Dunkelheit
verbraucht Öl und Kerzen. Jedes einzelne Ausrüstungsstück
muß also
zweifach und mehrfach vorhanden sein, Anker und Tauwerk, Holz und Eisen
und Blei, Stämme für neue Mäste, Sackleinwand für frische Segel. Nicht
weniger als vierzig Wagenladungen Holz führen die Schiffe mit, um jeden
Schaden sofort ausflicken, jede Planke, jede Rippe erneuern zu können,
dazu ganze Tonnen voll Teer und Pech und Wachs und Werg, um die Fugen zu
dichten; selbstverständlich fehlt nicht das nötige Arsenal von Zangen
und Sägen und Bohrern und Schrauben und Schaufeln und Hämmern und Nägeln
und Piken. Tausende von Angelhaken, Dutzende Harpunen und ein
reichlicher Vorrat an Fischernetzen liegen gehäuft, um unterwegs Fische
zu fangen, die neben dem mitgenommenen Brot die Hauptnahrung der
Mannschaft sein müssen. Für die Beleuchtung des Nachts ist durch
neunundachtzig kleine Laternen und vierzehntausend Pfund Kerzen auf
längste Zeit gesorgt, nicht eingerechnet dabei die großen schweren
Wachskerzen für die Messe. Auch für den nautischen Dienst ist alles auf
weite Frist berechnet: Kompasse und Kompaßnadeln, Stundengläser,
Astrolaben, Quadranten und Planisphären, unersetzlich jedes Stück, und
für die Rechenbeamten fünfzehn leere Bücher (denn wie außer in China ein
einziges Blatt Papier sich nachschaffen auf dieser Reise?).
Unerfreuliche Zwischenfälle werden gleichfalls vorausbedacht:
Medizinkasten für die Apotheke, Schröpfzangen für die Bader,
Handschellen und Ketten für Unbotmäßige; aber ebenso ist für
Unterhaltsamkeit gesorgt durch fünf große Trommeln und zwanzig
Tambourine, zu denen wohl auch ein paar Fiedeln, Pfeifen und Dudelsäcke
sich gefunden haben mögen."
Schöne Grüße und... Weitermachen!
Chris