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  • »fzholzwurm« ist der Autor dieses Themas

Beiträge: 196

Realname: Frank Zöllner

Wohnort: Berlin

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Freitag, 15. Dezember 2017, 00:31

Leistenbiegen, wie und womit kann ich das bewerkstelligen ...

Hallo liebe Modellbauergemeinde und Freizeitkapitäne,

ich dachte mir, ich lass mal was für Euch hier "fallen" und geb nochmal zum Thema >Plankenbiegen< etwas zum "Besten".

Eigentlich sollte ein Modellbauer und Miniaturwerkstattleiter einige Standardarbeitsweisen und passende Hilfsmittel sowie die ein oder andere Vorrichtung in seinem Geräteportfolio integriert haben.
Auch sollten sich über die Jahre des Modellbauens so mancher Handgriff und manche Arbeitsweise als die "eierlegende Wollmilchlösung", im individuellen Sinn, heraus kristallisiert haben,
ohne hierbei den Fortschritt und die Entwicklungen neuerer Verfahren und Techniken außer Acht gelassen zu haben. So hat es der Ein oder Andere zu meisterlicher Handwerkskunst im Modellbau gebracht, die uns schlussendlich maßlos zum Staunen bringt.

Oft, gerade auch von Neueinsteigern, wird die Frage in den Raum gestellt: "Müssen die Planken gewässert werden und wie bekomme ich diese Leisten in die erforderliche Form?"

Wässern: JA, ab einer Leistendicke von 0,5 mm
(am besten einen Versuch im trockenem Zustand machen und auf die Faserung (nicht Maserung...grins) achten, kurz- und oder schrägfaserige Hölzer brechen schneller als Leisten mit langen Holzfasern)


Der gut bestückte Fachhandel bietet für das Biegen von Holzleisten diverse Werkzeuge und Hilfsmittel zum Kauf an. Die Preise schwanken hier von 10 Euro bis zu 35 Euro (Schnäppchenmärkte unberücksichtigt!). Die teureren Werkzeuge bieten einigen Komfort in ihrer Handhabung, stellen aber die einfacheren Gerätschaften oder gute Eigenbauten kaum in den Schatten.
Billig oder Preiswert muss dabei nicht immer mit den Begriffen "Schund oder Murks" einhergehen. Sehr entscheidend ist stets der jeweilige Einsatzzweck und ob die zu bearbeitenden Leisten im Sichtbereich (vordergründig optischer Aspekt) liegen oder für verdeckte Bereiche, wie beispielsweise die Erstbeplankung am Schiffsrumpf verwendet werden.

Für die teureren Biegehilfen sollen nachfolgende Hilfswerkzeuge als Beispielhaft genannt werden:
der Plankenbieger (Firma Steingräber) für 35 Euro...


die Biegevorrichtung (Firma Krick) für ca. 18,50 Euro...


Für diejenigen, die eher auf das zur Verfügung stehende Gesamtbudget achten müssen, den Schiffsmodellbau im Einsteigermodus und/oder neben weiteren Modellbauaktivitäten betreiben, ist die im Handel angebotene Biegezange (Firma Krick) für etwa 10 - 15 Euro (Händler-/ Shop abhängig) durchaus gut geeignet.

Leistenbiegezange mit austauschbaren Biegebacken


Nachteilig beim Einsatz dieses Hilfsmittels ist jedoch, dass, unabhängig ob die betreffenden Leisten gewässert wurden oder nicht, stets an der Kneifstelle unschöne Druck- und Quetschmarken auftreten (siehe Bild A und B).

Bild A

Bild B

Gerade bei dünnen Leisten mit etwas Übung noch vertretbar, wirken sich diese Oberflächendeformationen bei Leistendicken ab ca. 1,0 mm (+) und vor allem bei sichtbaren Zierflächen mehr als
nachteilig aus. Beim notwendigen nachträgliches Schleifen muss zu viel Material abgetragen werden, was wiederum die gewünschte Endstärke der Leisten nachteilig beeinflusst. Das kann, unter
Umständen, zu unschönen und ungewollten optischen Effekten führen und das Gesamtbild sehr beeinträchtigen.

Neben diesen handelsüblichen Biegevorrichtungen, gibt es eine Vielfalt an meisterlichen Eigenbauten. Angefangen vom "einfachen" Nagelbrettchen, bis hin zu (siehe Bild C / D und E) ausgeklügelten
Vorrichtungen, die unter Umständen dem jeweiligem Erfordernis angepasst oder passend abgeändert werden können.

Bild C (Quelle: Forum der lustigen Modellbauer / 2011 / JürgenM)
Bild D (Quelle: Forum des historischen Schiffsmodellbaues / 2011)


Sehr wegen ihrer Einfachheit beliebt ist die Büchsen-Methode. Alles was rund ist kann hierbei verwendet werden, wie etwa Keksdosen, Gemüsedosen, Cremedosen u.v.m.,
so kann auch ei Einweckglas als Biegevorrichtung bedingt herhalten.
Bild E (Quelle: Forum "Der Modellbauer" / 2011)

Ich selbst habe lange Zeit die "Nagelbrettchen-Methode" verwendet und greife auch heute noch teilweise darauf zurück. Da im allgemeinen der Modellbauer über geschickte Hände verfügt
und ER die handwerklichen Fertigkeiten mit nutzbringendem Ingenieurswissen vereint, sollten entsprechende Nachbauten solcher Vorrichtungen kein Problem darstellen.

Bei Recherchen im WWW habe ich eine sehr praktische Leistenbiegevorrichtung (Firma MVM) für ca. 29 Euro gefunden. Da die Ausführung > genial einfach < ist, habe ich für mich entschieden das Geld
zu sparen und mein Reste- Sammelsurium (Der geübte Modellbauer wirft ja nichts weg..) nach geeignetem Rohmaterial durchforstet und schnell fündig geworden.

Als Material benötigt man lediglich folgende Dinge:
1 Sperrholz- (besser) Hartholzbrett ca. 180 bis 200 mm lang und mindestens 1 cm dick
1 Metall- oder Rohrstück, Eisen (besser) Messing Durchmesser 10 mm x 20 mm,
(Innendurchmesser < Durchmesser der Lötkolbenspitze)

Als Werkzeug wird gebraucht: 1 Kurvenlineal (groß), 1 Kurvenlineal (klein), Bleistift, mittelgrobe Halbrundraspel oder Feile und Schleifpapier.
Für den Nachbau stehen die folgenden Bilder (Arbeitsschritte) als Anschauungshilfe.


Man kann, so wie in meinem Fall, diese Biegehilfe mit einer eigenen Tischklemme (so wie hier) ausrüsten, oder aber den Schraubstock der Werkstatt als Halteelement verwenden.


Das Metallrohrstück wurde, nach dem ich die Innenbohrung 2/10tel enger als den Durchmesser der Lötkolbenspitze gebohrt habe, mit einem Hammer auf die Kolbenspitze aufgepresst. Wichtig
hierbei ist, dass sich dieses Metallrohr nicht auf der Lötkolbenspitze bewegen kann und fest aufgesetzt ist. Alternativ kann man auch ein kleines Gewinde in das Röhrchen einarbeiten und
mittels einer Schraube festklemmen.


Hier die Gegenüberstellung: Vorrichtung aus dem Handel vs. Eigenbau (Nachbau)

Das Original:

Mein Nachbau:

Der weiter ausschweifende Bogen der Vorrichtung wird für weite Radien verwendet, für enge Radien erst die gewässerte Leiste am großen Bogen vorbiegen und hiernach im engen Kurvenbereich auf den benötigten Radius verengen.
Den Lötkolben während der Biegearbeit ständig unter leichtem Druck über die Leistenoberfläche führen und immer vom flacheren Kurvenbereich in Richtung Bogen arbeiten!
Gegebenenfalls muss die betreffende Leiste mehrmals kurz erneut angefeuchtet werden...
Die Ergebnisse sind verblüffend und es geht kaum besser... meiner Meinung nach.

Da mich der Material- und Werkstattaufwand (etwa 2 "Bastelstunden", wenn einem nicht gerade 10 Laubsägeblätter beim Brettbearbeiten verlassen, keinen Penny gekostet hat und dem "Schwierigkeitsgrad" nicht unbedingt eine Konsultation bei einem Diplomingenieur vorausgehen muss, ist dieses Hilfsmittel mehr als nur ein "Schnäppchen".

Nachtrag für Bastler und Elektroversierte: (Achtung 230V!)
Wer nicht ständig den Lötkolben unter Strom und somit unter permanenter Hitze halten möchte, was ja logischer Weise dem Teil nicht gerade gut tut, sollte auf eine abschaltbare Schukodose zurückgreifen, oder den vormontierten Schükostecker gegen einen Stecker mit Ausschalter austauschen.

So muss der Lötkolben nicht ständig aus der Dose gezogen werden und ist bei Bedarf schnell wieder einsatzbereit.

Aber immer schön auf die eigene Sicherheit und den Brandschutz achten beim Arbeiten!!!

Wer also mag.... ruhig nachbauen (nicht verkaufen an Dritte... dann wird das Teil ganz schnell zum Plagiat und man bekommt Besuch
von Menschen, die zumal nicht freiwillig eingeladen, man nicht unbedingt soooo kennenlernen möchte!!!).

Gruß
der Holzwurm
»fzholzwurm« hat folgendes Bild angehängt:
  • Compressed_0666.jpg
:ahoi:
Kaptai`n
Holzwurm

Derzeit im Bau:
Fregatte Berlin 1674, M 1:50, Holz / Panzer IV Ausf. H, (+passendes Dio),M 1:35, PVC / Tiger I, Berge-Kfz, M 1:35, PVC, (+passendes Dio)

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Und wenn dann mal garnig's mehr geht ---> "Steuerung - Alt - Schwamm drüwwer"

2

Freitag, 15. Dezember 2017, 08:08

Schöner Bericht :ok:

"Alles, was ein Mensch sich heute vorstellen kann, werden andere Menschen einst verwirklichen." - Jules Verne


Eine großartige Modellbauzeit wünscht
Ray

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