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Samstag, 12. August 2017, 19:40

Marinemuseum Karlskrona - Schiffsmodelle und Museumsschiffe

Hallo Leute!

Mein diesjähriger Sommerurlaub (der leider schon wieder vorbei ist :( ) hatte mal wieder Schweden zum Ziel. So hatte ich die Möglichkeit, dem Marinemuseum in Karlskrona mal einen Besuch abzustatten. Die Stadt hat an sich schon eine interessante maritime Vergangenheit - Aber wen es dort mal hin verschlägt, der sollte unbedingt das Marinemuseum aufsuchen! :) Der moderne Bau ist sehr großzügig und kann mit zahlreichen interessanten Exponaten aufwarten: Es werden u.a. historische Schiffsmodelle der königlichen Modellkammer ausgestellt, es gibt eine Galionsfigurensammlung, einen sehr coolen Ausstellungsteil zur schwedischen U-Boot-Krise , diverse Museumsschiffe, eine U-Boot-Halle, in der die U-Boot-Entwicklung dargestellt wird und sich Schwedens allererstes U-Boot (nicht begehbar) sowie die HMS Neptun aus Zeiten des Kalten Krieges (begehbar!) befindet. Außerdem gibt es neben dem eigentlichen Museumsbau eine riesige Halle, in der historische Marinekutter, -barkassen, -slups usw. ausgestellt - Zu all diesen Dingen Stück für Stück mehr in diesem Thread.

Sehr positiv überrascht hat mich auch, dass der Eintritt für jedermann kostenlos ist und man kann sich eine ebenfalls kostenlose App herunterladen kann, die Audiotexte zu einzelnen Exponaten enthält (verschiedene Sprachen sind einstellbar). Das coolste an dieser App ist aber aus meiner Sicht, dass sie Zeitzeugeninterviews, die in der Ausstellung zur U-Boot-Krise projiziert werden, immer automatisch synchron in der gewählten Sprache bereitstellt. Also einfach vor den Bildschirm setzen, Kopfhörer ins Smartphone und zuhören. Das habe ich so bisher noch nirgendwo gesehen…

So werden die Zeitzeugeninterviews dort eingespielt:



Natürlich hab ich das eine oder andere Foto geschossen und will euch in den nächsten Tagen, je nachdem, wie meine Zeit es zulässt, hier einen kleinen Überblick über die Exponate geben…

Los geht es mit dem Modell eines Branders. Das Modell diente früher zur Demonstration der Funktionsweise eines solchen Schiffes.





Schön zu erkennen sind die Rinnen, die Pech gefüllt wurde, das sich so im ganzen Schiff verteilte und dann angezündet wurde.















Die Pforte achtern diente laut Erläuterung als Fluchtweg für die Besatzung, nach dem Entzünden des Feuers.

Zum Schluss noch ein Close-Up des sehr schön gearbeiteten Decks:


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Samstag, 12. August 2017, 19:56

Weiter geht es mit Schiffsmodellen der königlichen Modellkammer...

Schwedische Fregatte Jarramas von 1759:











Bestückungspram aus dem 18. Jahrhundert:







Die Askedunder, eine Bomb Vessel von 1698:










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Samstag, 12. August 2017, 20:06

Ein sehr schönes Modell des Linienschiffs Wasa (nein, nicht die berühmte Namensvetterin aus Stockholm ;) ):
























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Samstag, 12. August 2017, 20:24

Modell einer Fregatte, die von Henrik af Chapman speziell für die schwedischen Schärengewässer entworfen wurde:









Diverse Modelle von Schebecken. Der Erläuterung nach interessierte sich die Admiralität einst wegen ihres geringen Tiefgangs, der in den Gewässern um die Schäreninseln von Vorteil war, für diesen Schiffstyp. Daher gab es in der Modellkammer so einige Modelle dieses Typs. Einige der Fotos sind nicht so gut, da sich durch das Glas häufig Lichtreflexionen ergaben…



























Modell eines Wassertenders:


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Samstag, 12. August 2017, 20:46

Modell einer 30-Kanonen-Fregatte aus dem 17. Jahrhundert - Laut Beschreibung war das Modell einstmals vollständig getakelt…











Modell des 96-Kanonen-Schiffs Enigheten. Das Original lief 1696 in Karlskrona vom Stapel:













Ein riesiges Schnittmodell eines Linienschiffs - Das Ding war bestimmt 3m lang, aber trotzdem noch nicht das größte Modell dort…













So, das soll es für heute erstmal gewesen sein - der jpg-compressor hat keine Lust mehr! :cursing:

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Samstag, 12. August 2017, 20:47

Wunderbare Bilder von Schiffsmodellbau par exellence!

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Samstag, 12. August 2017, 21:34

Mahlzeit!

Wirklich hochinteressant, danke für´s zeigen!
Besonders die ganz speziellen Sachen...Bestückungspram, logisch, muß es ja gegeben haben, habe ich nur noch nie drüber nachgedacht, war mir völlig neu.
Und der Brander - bislang dachte ich, man habe dafür einfach die ältesten, entbehrlichsten Schiffe letztverwendet, daß es eigens dafür gebaute oder zumindest umgebaute Spezialschiffe gab, finde ich faszinierend.
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

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Sonntag, 13. August 2017, 08:46

Guten Morgen zusammen!

@Jochen: Genau diese ganzen speziellen Schiffe fand ich auch hoch interessant! Was den Brander angeht, weiß ich allerdings nicht genau, ob es den in dieser Art (sprich: speziell dafür gebaute Schiffe) wirklich gab - Wie die Beschreibung am Modell erläutert hat, diente es in der Marine wohl zur Demonstration der Funktionsweise eines solchen Schiffes und stellt so vielleicht nur einen Idealtypus dar… Aber auf diesem Gebiet bin ich kein Experte :nixweis:

Weiter geht’s:

Ein Umstand, den ich besonders faszinierend fand, war, dass bereits im 18. Jahrhundert (erstmals wohl von Charles Sheldon) Schlepptank-Versuche mit neuen Schiffsentwürfen durchgeführt wurden! Bisher dachte ich immer, dieses Verfahren sei jüngeren Datums…
Im Museum gab es auch ein Modell eines solchen Schlepptanks, um dessen Funktionsweise zu verdeutlichen:







Der Begleittext erläuterte dazu, dass der originale, von Chapman in den 1770er Jahren eingesetzte Holztank 20mx4,5m maß, also deutlich größer war.

Eine Ecke weiter gab es dann noch weitere historische Schiffsmodelle zu sehen, von denen einige möglicherweise in Schlepptankversuchen zum Einsatz gekommen sind, da sie innen und außen mit
einer Art Spachtel- oder Dichtmasse versehen worden sind:










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Sonntag, 13. August 2017, 09:05

Ein paar Meter weiter gab es zwei riesige Modelle von einem im Bau befindlichen Linienschiff zu sehen - Die beiden Modelle zeigen, wie auch das gestern gezeigte Schnittmodell, alle das Linienschiff Kronprins Gustav Adolf in verschiedenen Bauphasen im Maßstab 1:16:













Zu dieser Serie gehörte auch ein viertes Modell, das die Kronprins Gustav Adolf im gleichen Maßstab mit voller Takelung zeigt. Dies muss wohl das größte Schiffsmodell sein, das dort ausgestellt ist - wirklich beeindruckend und gar nicht so einfach zu fotografieren:


















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Sonntag, 13. August 2017, 09:22

Auch ein paar Dioramen gab es zu sehen…

Einmal ein Diorama des Karlskronaer Hafens:



Dann noch ein Diorama der Schlacht im Svensksund, wo 1790 die schwedische und die russische Flotte aufeinandertrafen:







Und die Darstellung eines Zeughauses:





Ein weiterer Clou des Museums ist, dass man 1997 einen Tunnel über einem im Hafen (unter dem Museumsbau) befindlichen Wrack versenkt hat. Hier mal ein Modell des ganzen:





Den Tunnel kann man über eine Treppe erreichen. Theoretisch kann man dort unten also die Perspektive eines Unterwasserarchäologen einnehmen - Allerdings war das Wasser bei meinem Besuch so trüb, dass ich lediglich einen Fisch ausmachen konnte, der direkt an einem Sichtfenster vorbeischwamm :S

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Sonntag, 13. August 2017, 09:46

Auch einige Modelle von Vorbildern jüngeren Datums gibt es im Marinemuseum zu sehen…

So eines der SMS König:



Ein Modell der HMS Norrköping:







Ein recht großes Modell der HMS Neptun, die man keine 3m weiter in voller Größe bewundern und begehen kann - später dazu mehr:





Ein Modell der HMS Hajen - Das Original von 1904 gibt es ebenfalls in der U-Boot-Halle zu sehen:



Weitere Modelle schwedischer U-Boote (ich hab nicht alle fotografiert):













Und, aus meiner Sicht ebenfalls sehr interessant, Designstudien von U-Booten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Modell aus dem 18. Jahrundert - Der Begleittext erläuterte, dass es sich wahrscheinlich um das weltweit älteste Modell eines U-Boots
handelt:







Modell von 1897:





So, das soll es vorerst wieder gewesen sein :wink:

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Sonntag, 13. August 2017, 16:26

Weiter geht’s mit der Galionsfigurensammlung des Museums - Hier hab ich nicht alle fotografiert, denn die Lichtverhältnisse waren schlecht (Gegenlicht):











Andere Zierobjekte von Schiffen hingen hier und da im Museum verstreut:





Im 2. Stock gab es ein paar Torpedos zu sehen nebst einer nachgebauten Ecke einer Torpedowerkstatt:









Schnitt durch einen Geschützturm:



Ein Schnitt durch die Panzerung des ersten schwedischen Panzerbootes Svea von 1885:



Flank Array Sonar Kabel der HMS Neptun:





Speziell für unsere U-Boot-Freunde ein paar Fotos eines Schnorchels. Es war der erste, der von der schwedischen Marine benutzt wurde. Er basiert auf dem Modell der Kriegsmarine, ist also vielleicht für den einen oder anderen interessant:






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Sonntag, 13. August 2017, 16:31

Kommen wir zu den Museumsschiffen - Los geht's mit dem Torpedoboot T38:
















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Sonntag, 13. August 2017, 16:37

HMS Västervik - 1997 außer Dienst gestellt. Man durfte drauf, aber leider nicht rein :S
























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Sonntag, 13. August 2017, 16:46

HMS Bremön - Minensucher und -leger aus den 1930ern. Teilweise begehbar, aber als ich an Bord war, hat es so geschüttet, dass ich meine Kamera lieber in ihrer Tasche gelassen hab...































Nochmal zwei Detailfotos zur Vernietung der Platten:




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Sonntag, 13. August 2017, 16:52

Das ehemalige Segelschulschiff Jarramas:















Als ich folgendes sah, musste ich direkt an unsere Segelschiffsmodellbauer denken, die immer sehr darauf bedacht sind, die Jungfern für die Wanten alle einheitlich auf einer Höhe zu haben ;)




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Sonntag, 13. August 2017, 17:01

HMS Hajen - Schwedens erstes U-Boot, 1904 vom Stapel gelaufen. Nur von außen zu bewundern :)














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Sonntag, 13. August 2017, 17:05

Mini-U-Boot R2 oder Storklas - Die schwedische Marine hat es als Konsequenz aus den U-Boot-Vorfällen 1984 von Jugoslawien gekauft und Tests damit in den Scherengewässern angestellt...








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Sonntag, 13. August 2017, 17:21

Zum Abschluss meiner Fotoserie aus dem Marinemuseum gibt es nun noch Bilder der HMS Neptun - Das U-Boot scheint der Star des Museums zu sein. An meinem ersten Besuchstag zog sich eine riesige Schlange durch die U-Boot-Halle und alle warteten auf Einlass in den Kahn. Da hatte ich keine Lust drauf, also bin ich am nächsten morgen direkt nach Öffnung des Museums nochmal hin und hatte die Neptun fast für mich allein. Das Boot wurde 1978 gebaut und 1998 ausgemustert...





Was für ein Anblick - wann steht man schon mal so vor einem modernen U-Boot?













Neptun und Hajen nebeneinander - dazwischen liegen 75 Jahre U-Boot-Bau...
























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Sonntag, 13. August 2017, 17:24































So, und das war's mit meinem Rundgang durch das Marinemuseum Karlskrona - ein kleines Extra gibt's aber noch ;)

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Sonntag, 13. August 2017, 17:45

Zur Zeit meines Besuches in Karlskrona fand dort auch das Schärengartenfest statt. Zu diesem Anlass präsentierte die schwedische Heimwehr eines ihrer Stridsbåt 90. Man konnte an Bord gehen und sich alles anschauen - Leider herrschte im Steuerstand permanentes Kindergedränge, deshalb konnte ich nur ein paar andere Fotos schießen:

















Auf jeden Fall mal cool, so ein Ding aus der Nähe gesehen zu haben 8)

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Sonntag, 13. August 2017, 18:02

Exkurs - Bunkerführung in Karlskrona

Kommen wir zum wirklich allerletzten Teil meiner Tour, einer Bunkerführung in Karlskrona.

Die Stadt war schon immer eine Militärstadt und ist es bis heute - Das zeigt sich nicht nur an den Korvetten und U-Booten im Hafen, sondern auch daran, dass dort im militärischen Bereich Fotoverbot herrscht... Die Stadt liegt zudem auf einer felsigen Erhebung (Schweden halt), und als man irgendwann eine Eisenbahnstrecke zum Hafen brauchte, musste dafür folglich ein Tunnel mitten unter der Stadt gebaut werden. In den 1930er Jahren wurde der Tunnel durch verschiedene Bunker-"Anbauten" erweitert. Immer mehr militärische und zivile Bunker kamen über die Jahrzehnte hinzu, so dass es unter der Stadt eigentlich aussieht wie in dem viel zitierten Schweizer Käse. Einige der Bunker sind inzwischen obsolet geworden. Michael Helgesson und seine Kulturkompaniet kümmern sich seit mehreren Jahren um den Erhalt ein paar dieser Bunker und veranstalten Führungen durch Karlskronas Unterwelt. Tickets kann man im örtlichen Turistenbüro kaufen - Ich kann die Tour "Die Russen kommen!" nur empfehlen, sie war sehr lehrreich und spannend. :ok: Hier ein paar Bildeindrücke, mit denen ich meine Urlaubsberichterstattung dann auch abschließe...


Der alte Eisenbahntunnel unter dem Stortorget:



Karte der angrenzenden Bunker:







Eingang zu einem (immer noch aktiven) Zivilschutzbunker, 30m tief. Insgesamt gibt es in Karlskrona 420 Zivilschutzbunker, jedoch nicht unbedingt so groß wie dieser, in dem 6000 Leute Platz finden sollten.

















Romantische Toiletten für den Atomschlag:



Beste Grüße,

Alex :wink:

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